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SrschiinungrtLg«: Montag, Dienstag, Mittwoch, t »anerStag, Freitag und TainStag. AnsertionSpreis BIS ?to Zeile für vtadt u. BezirkSorte; außer Bezirk iS Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen

Mag, den 31. Januar 1910

Lezugipr.i. d. ?tadt>/,jiihrl. m. DrSgerl. Mk. I.ss. Postbezugtpr '.d. Orte- u. Nachbarortsverk. >/,jährl. Mk. I.2U, im Fernverkehr k. I.SV. Bestellg, In Württ. So Pfg., In Bayern u. Reich IS Pfg.

Bekanntmachung.

Einstellung von Drei- und Merjährig- Areiwillige« für die Matrosenartillerie- Abteilung Kiantschou (KSstenartillerie) in Tsingtau (China).

Einstellung: Oktober 1910, Ausreise nach Tsingtau: Januar 1911 bczw. 1912, Heimreise: Frühjahr 1913 bezw. 1914. Bedingungen: Min­destens 164 Mir. groß, kräftig, vor dem 1. Oktober 1891 geboren (jüngere Leute nur bei besonders guter körperlicher Entwicklung).

In Tsingtau wird außer Löhnung und Ver­pflegung täglich 0,50 ^ Teuerungszulage gewährt.

Meldungen mit genauer Adresse sind unter Beifügung eines vom Ziviloorsitzenden der Ersatz­kommisston ausgestellten Meldescheins zum freiwilligen Diensteintritt auf drei be;w. vier Jahre zu richten an: Kommando der Stammabteilung der Matrosen- artillerte Kiantschou, Cuxhaven.

Tagesueuigkeiten.

Stuttgart 29. Jan. Die heute im Hotel Marquardt zusammengekommenen 20 ba­dischen und 27 württembergischenAbge- ordneten (Zentrum und Konservative waren nicht vertreten) faßten einen Beschluß in dem als übereinstimmende Meinung festgestellt wurde, daß eine Kanalisation des Neckars eine not­wendige, nicht aufschiebbare wirtschaft­liche Maßregel und daß ein Zusammenwirken der Regierungen von Baden und Württemberg zu diesem Zweck geboten sei. Die württemb. Handelskammern haben zur selben Frage an den Bundesrat eine Eingabe gerichtet, in der sie sich für einen zu errichtenden Zweckverband aus­sprechen, aber namentlich unter dem Vorbehalt,

daß die Abgaben stets reine Zweckabgaben bleiben und daß den Interessenten ein Mitbestimmungs­recht bei Festsetzung und Verwaltung der Abgaben eingeräumt werde. Sie erklären sich ausdrücklich mit der Einführung von Schiffahrtsabgaben unter diesem Vorbehalte einverstanden.

Stuttgart 29. Jan. (Schöffengericht.) Der frühere Predigergehilfe Karl Wörner von Schorndorf stand wegen Kreditbetrugs in 6 Fällen vor dem Schöffengericht. Er erschwindelte von einer Reihe hiesiger Buchhändler wertvolle theo­logische Bücher. Er stellte sich als amerikanischer Pastor vor und flößte auch dadurch Vertrauen ein, daß er in der theologischen Literatur große Kennt­nis an den Tag legte. In einem Fall erschwindelte er Bücher im Wert von 112 in einem anderen Fall wurden ihm einige Bücher ohne Bezahlung überlassen, weil er zugleich Bücher im Wert von 90 ^ auf Nachnahme bestellte. Auch des Einmietbetrugs machte er sich schuldig. In 2 Fällen mietete er als angeblicher Student der Theologie und Pastor ein Zimmer und ver­schwand nach einiger Zeit ohne zu bezahlen. Der Angeklagte war früher Predigergehilfe bei den Methodisten und später bei den Baptisten und will zuletzt Pastor in Amerika gewesen sein. Er wurde zu einem Monat 15 Tagen Gefängnis verurteilt. Es liegen noch weitere Anzeigen gegen ihn vor.

Gmünd 29. Jan. Einem Konditor in der vorderen Schmidgaffe ist die Geldkasse mit 155 Inhalt gestohlen worden. Die Staatsanwaltschaft fahndet nach dem Täter.

Maulbronn 30. Jan. Beim Transport von zwei Strafgefangenen zum Bahnhof ist der eine der beiden dem Landjäger entwischt. Seine Flucht wurde dadurch begünstigt, daß der

! Weg durch den Wald führte und Dunkelheit herrschte.

! Heilbronn 29. Jan. Wegen gemein- j schastlich verübten schweren Raubs hatten sich ! im letzten Fall der diesmaligen SchwurgerichtS- ! Periode der 29 Jahre alte verheiratete Wagner- meister Karl Burkhardt von Sindringen OA. Oehringen und der 25 Jahre alte verheiratete Bauer und Fuhrmann Wilhelm Hitzler von Möckmühl OA. Neckarsulm, beide wohnhaft in Neckarsulm, zu verantworten. Es wird den An­geklagten zur Last gelegt, sie hätten in der Nacht vom 4. auf 5. November 1907 auf der Srraße von Möckmühl nach Roigheim in der Nähe des Friedhofs von Möckmühl den Kaufmann Karl Ulrich von Roigheim (der zeitweise in Amerika lebt) von hinten überfallen, mit Faustschlägen traktiert, zu Bodeu geworfen und ihm den Geld­beutel mit 160 Mark Inhalt geraubt. Das Geld sollen die beiden dann unter sich verteilt haben. In der Sache waren schon zwei Straf­verhandlungen anhängig, die aber jedesmal zur Einstellung des Verfahrens führten, weil nichts herauskam. Nunmehr aber hat Hitzler ein Ge­ständnis abgelegt, daß er an der Schlägerei teil- genommen hat; das Geld habe Burkhardt dem Ulrich entrissen, ihm aber später einen Teil ge­geben. Auch Burkhardt ist im wesentlichen geständig. Das Gericht erkannte wegen Körper­verletzung und Diebstahl bezw. Hehlerei gegen beide Angeklagte je auf 5 Monate Gefängnis und Tragung der Kosten.

Sontheim OA. Heilbronn 29. Jan. In der Lehmgrube wurden gestern in der Tiefe von etwa IV- Meter einige Reihengräber aus der alemanischen Zeit aufgedeckt. In einem der Gräber wurde noch ein vollständiges Skelett

Die Leute vom Uleekamphos.

Roman von Erich Ebenstein.

(Fortsetzung.)

Der Mond steht schon am Himmel und tausend Sterne blitzen über der Wiesenalm, als Viktl sich endlich auf den Heimweg macht. Die Kalbin ist durch Tränke und Einreibungen so weit gekommen, daß sie wieder fressen mag, und damit ist die Gefahr vorüber.

Auf einmal, als Viktl, die keine Furcht kennt, zur ersten Wegbiegung kommt, an der ein Brunnen steht, sieht sie im lichten Mondenschein einen Mann am Brunnenrohr lehnen.

Ein wenig fährt ihr doch der Schreck in die Glieder. Die paar männlichen Bewohner der Wiesenalm, Gregor und den alten Bastl, hat sie hinter sich gelaffen, für Besucher ist's schier ein wenig spät, was macht also der dort am Brunnen?

Sie tut, als sähe sie ihn nicht, und geht ruhig weiter. Da sagt die Stimme des Kleekamp Friedl neben ihr:Wart ein bissel, Dirndl, heut kommst mir nicht mehr aus. Nachgegangen bin ich Dir von Friedau herauf heimlicherweis' und drei Stunden wart ich jetzt da auf Dich . .."

Viktl wirst ihm einen halb finsteren, halb geringschätzigen Blick zu.

Die Müh' hättest Dir ersparen können. Wir zwei haben nichts mehr zu reden miteinander.

Meinst?" sagt er unsicher und setzt dann fast weich hinzu:Einmal hast gern mit mir geredet, Viktl! Denkst denn gar nimmer dran?"

Die Zeiten find vorüber,"

Mir nicht, Viktl! Heut hat'S mich auf einmal wieder gepackt . . . eingefallen ist mir, wie ich Dir vor'm Jahre einen Buschen Almrausch von der Wiesenalm gebracht Hab und mitten drin war ein weißes Sterndl, da« ich extra für Dich vom Mitterboden herunter geholt Hab . . . wär

beinahe abgestürzt dabei ... da hast mich bei der Hand genommen und gesagt:Friedl, das Sterndl da heb ich mir auf mein Lebtag. Und mein Lebtag vergeh ich's nicht, daß Du wegen meiner in einer so großen Gefahr warst." So hast damals geredet. Und heut sagst, wir hätten nichts mehr zu schaffen miteinander!"

Viktl antwortet nicht. Sie geht rascher und der Atem kommt ihr schneller aus der Brust. Erst als der Weg die Alpenmatten hinter sich gelassen und im Schatten des Waldes hinführt, lacht sie plötzlich hart auf und sagt kalt:Seitdem ist halt manches dazwischen gekommen. Wenn Du heut Edelweiß suchen gehst, dann bring die Sterndl nur der Florus Susanns ... die wird Dir's schon bester danken wie ich."

Das glaubst ja selber nicht, Viktl!"

Und ob ich's glaub!"

Viktl ... die Sanna Hab ich nicht mehr gesehen seit Lichtmeß! Und damals schon Hab ich nur nach Dir ausgeschaut. Du liegst mir im Sinn und Dich such ich, wo ich kann ..."

Wieder ein kurzes spöttisches Lachen aus Viktls Mund.

Dafür laßt Dich gar nicht blicken bei uns, gelt? Und treibst Dich mit dem schlechten Volk herum in der Kunz'schen Wirtschaft!

Weil Du mich vertrieben hast mit Deiner Kälten! Vergessen Hab ich Dich wollen .... Nimmer ertragen Hab ich's können, daß Du so bist gegen mich!"

Jetzt wär nachher ich vielleicht noch schuld, daß Du so ein Lotter geworden ist? So, schön! Aber das muß ich Dir sagen, Friedl: ein Bub, der wegen einem Dirndl das Arbeiten verlernt und so ein Lotterleben führt wie Du, das ist keiner, vor dem eins Respekt haben kann. Das Maul voll nehmen im Wirtshaus, wenn'S zum Raufen kommt, das trifft bald einer, aber ein richtiges Mannsbild muß mehr können. Misten muß er, was er will, und das auch durchsetzen. Wenn Dir die Sanna lieber war als ich"