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i! tzsg. pro ZeÜe für Stad? u. Nezirlsorte; außer Bezirk I» ysg.

Ireiiag, -en 28. Januar 1910.

Bezugspr.i.d. Stadt-/^LHrl.m.Lriiaerl.Mk. 1.2». Postbczugspr. ',d. Orts- u. Nachbarortsverk.-/^LHrl.Mk. 1.20,>m Fernverkehr -- 'iPfg., I "

»k. i.S». Bestell,, in Württ. so f

, in Bayern u. Reich 4L Pfg.

TagesAeuigkeiteN

Stuttgart 27. Jan. Der Staats- Anzeiger nimmt zur Frage der Erhöhung der Bierpreise einedenBcauern günstige Stellung und schreibt: Durch die am 1. Oktober v. I. eingetretene Erhöhung der Biersteuer ist eine steuerliche Mehrbelastung des Bieres eingetreten, die auf einen Doppelzentner Malz etwa 8 bis 9,50 und auf ein Hektoliter Bier ungefähr 1,601,70 beträgt. Infolge dieser Stei­gerung der Produktionskosten ist den Bierbrauern zwar in den meisten Bezirken des Landes all­mählich eine entsprechende Erhöhung des Bier­preises von den Abnehmern zugestanden worden, in einzelnen Bezirken aber stößt die Ueberwäl- zung der Biersteuererhöhung immer noch auf hartnäckigen Wiederstand. Dieser Wiederstand ist nach Lage der Verhältnisse nicht begründet. Daß bisher die Bierpreise im Verhältnis zu den Produktionskosten nicht zu hoch waren, geht aus den in letzter Zeit veröffentlichten Ausweisen der Brauerei-Aktiengesellschaften zur Genüge hervor. Soweit daher die steuerliche Mehrbe­lastung des Bieres nicht durch eine entsprechende Ermäßigung der übrigen Produktionskosten, z. B. durch Verbilligung der Rohmaterialien, der Arbeitslöhne und dergleichen ausgeglichen wird und dies trifft nicht, jedenfalls nur in geringem Maße zu muß die Erhöhung der Biersteuer eine entsprechende Erhöhung der Verkaufspreise zu Folge haben, sonst entsteht ein Mißverhältniß zwischen den Produktionskosten und den Verkaufspreisen die bei längerer Dauer geeignet ist, die schwächeren Existenzen ernstlich zu gefährden. Eine angemessene Erhöhung der bisherigen Bierpreise ist unter diesen Umständen durchaus gerechtfertigt und wirtschaftlich not­wendig. Es ist auch gar nicht daran zu zweifeln,

daß sich diese Preisregulierung mit der Zeit durchsetzen wird, aber gerade in der auf die Steuererhöhung erfolgten Uebergangszeit, in der erfahrungsmäßig der Rückgang im Bierabsatz am stärksten ist, ist die Erzielung auskömmlicher Bierpreise von besonderer Wichtigkeit, da mancher Brauer dem gleichzeitigen Druck dieser beiden Uebel nicht gewachsen ist. Zu bedauern ist da­her, wenn einzelne größere Abnehmer, wie große gewerbliche Etablissements und dergleichen ins­besondere kleineren und schwächeren Bierbrauern jede Preiserhöhung unter Androhung der Ent­ziehung ihrer Kundschaft versagen und diese damit vor die Wahl stellen, entweder einen für die gedeihliche Weiterführung ihres Betriebes vielleicht wesentlichen Abnehmer zu verlieren oder ohne Verdienst zu arbeiten.

Stuttgart 27. Jan. Bei der Ver­handlung über die Neckarkanalisierung, die am 24. ds. Mts. in Heilbronn stattfand, wurden teils technische, teils finanzielle Fragen behandelt. In ersterer Hinsicht wurden ins­besondere die Führung der Schiffahrtsstraße durch die Stadt Heilbronn und die dortigen Hafen­verhältnisse besprochen. Bei der Erörterung der Frage der Beitragsleistung der Stadtgemeinde zu den Kanalkosten beschränkten sich die städtischen Vertreter darauf, die Erklärungen der Regie­rungsbeamten entgegenzunehmen und die vom Standpunkt der Gemeindeinteressen aus in Be­tracht zu ziehenden Verhältnisse eingehend dar­zulegen.

Aidlingen O.A. Böblingen 27. Jan. Hier glitt unlängst der Landwirt Gottl. Zwei­gart in der Frühe am Brunnen mit dem vollen Kübel auf dem Kopfe aus; er fiel dabei rück­wärts und der volle Kübel ihm auf den Leib, was eine Verletzung der Gedärme zur Folge hatte.

Der bedauernswerte Mann ist nach fünf Tagen seinen Leiden erlegen.

Mühlacker 27.Jan. Das hiesige Ge­meind e-Elekrizitätswerk ist an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angelangt und muß erweitert werden, oder Kraft von einem anderen Werk beziehen. Die hiesigen Gemeindekollegien berieten deshalb soeben über den Anschluß an das Elektrizitätswerk Enzberg. Das Ergebnis ist, daß wahrscheinlich ein solcher Anschluß erfolgt. Unterhandlungen sind bereits im Gange.

Balingen 27. Jan. Ein tödlicher Unglücks fall hat sich vorgestern abend auf dem hiesigen Zementwerk zugetragen. Der 20 Jahre alte Arbeiter Ferdinand Krohmer aus Dotternhausen, der an der Trockentrommel be­schäftigt war, geriet zwischen die Laufrollev und wurde zu Tode gequetscht. Auf welche Weise der Verunglückte in die Maschinerie geraten ist, kann nicht festgestellt werden, da Augenzeugen nicht zugegen waren. Ohne Zweifel liegt aber eigenes Verschulden vor, denn bei einiger Vor­sicht kann an der fraglichen Stelle kein Unglück passieren, zumal auch alle Sicherheitsvorrichtungen angebracht sind. Als man den Toten fand, war sein Körper bereits erkaltet. Der Tod war auf der Stelle eingetreten.

Schramberg 27. Jan. Aus seinem Kontrollgang bemerkte gestern nacht ^/»4 Uhr H. Reff (Wach- und Schließgesellschaft), daß in der Nähe desBadischen Hofes" unterhalb der Brücke Fußspuren die Böschung hinabgingen. Nichts Gutes ahnend, sah er beim näheren Nach­forschen einen Mann im Bach mit den Wellen kämpfend, der sich nicht mehr helfen konnte. Es war ein Metzgergeselle von hier, der an­scheinend in angeheitertem Zustand die Böschung hinabgestürzt war. Neff rettete den Hilflosen

Die Lest« vom Uleetamphos.

Roman von Erich Ebenst ein.

(Fortsetzung.)

13.

He Du, Dimdl, wart' ein bissel auf mich, ist kurzweiliger der Weg zu Zweien!" schreit der Felix vom Kleekamphof, als er am Samstag Nachmittag zur Wiesenalm ansteigt und bei einer Wegbiegung vor sich eine Mädchengestalt erblickt.

Sie sind ein gutes Stück auseinander, aber das Dirndl hat den Ruf doch gehört, bleibt stehen und läßt Felix herankommen. Bald erkennt er sie.

Du bist's, Viktl?" fragt er verwundert. Was machst denn Du auf der Alm?"

Die Resi, unsere Schwaigerin hat Post geschickt, daß die Kalben krank ist, da hat der Vater gemeint, es wäre am besten, wenn ich selber nachschauen ging. Ist halt ein Kreuz mit so jungen Dirndln ... so einen wie Euren Gregor, wenn wir hätten! Der versteht seine Sach'!"

Ja, rechtschaffen brav ist er."

Sie gehen eine Weile schweigend nebeneinander hin. Endlich fragt Viktl:Wie geht'S denn sonst bei Euch daheim? Ist der Bauer wohlauf??

Felix seufzt.

Du mein! Die guten Zeiten sind vorüber am Kleekamphof . . . der Bauer ist wie ausgewechselt, man weiß oft nicht, wie man reden soll mit ihm, und ob er einen überhaupt hört oder nicht?"

Aber geh' Du", sagt die Viktl interessiert,wie ist denn das so gekommen? Ist er vielleicht gar krank?"

Selbst glaub ich's nicht. Aber ich mein' halt immer, er nimmt sich was recht zu Herren und das bringt ihn so langsam herunter."

Was könnt' denn aber das nachher sein?"

Etwa gar, daß sein Bub so ein Lotter geworden ist. Du, Dirndl, das ist hart für einen, dem Zucht und Ehr' über alles geht!"

Viktl ist bleich geworden und erst nach einer langen Weile kommt es stockend über ihre Lippen:

Treibt er's denn gar so arg, der Friedl? Bei uns hat er sich in der letzten Zeit selten gemacht ..."

Dafür sitzt er desto mehr in der Kunzischen Wirtschaft."

Was, in dem elenden Straßenwirtshaus, wo bloß Wegarbeiter, Fuhrleute und Vagabunden verkehren? Dorthin geht er?"

Ja. Dort gibt er den Ton an und spielt sich auf als reicher Kleekampsohn. Oesters schon haben sie ihn uns des Nacht sternhagelvoll betrunken vor die Haustür gelegt. Wenn er einmal zu Haus bleibt, dann räkelt er sich nur so herum auf dem Rasen, pfeift und raucht Zigarren wie ein Herrischer . . . sagt ihm der Bauer was vom Arbeiten, dann gähnt er und gibt grob zurück:Mich freut die Arbeit nimmer. Gar nichts auf der verhüllten Welt freut mich mehr ..."

Und das nimmt der Kleekamp so hin? Und redet nicht im Ernst mit ihm und verbietet's ihm, daß er so ist?"

»Ick sag' Dir'S ja, Viktl: Der Bauer ist nimmer der Alte! Er tut, als ob er den Buben überhaupt nicht gewahr würde. Einmal Hab ich ihn zum Fabian sagen hören:So weit Hab' ich's gebracht, siehst, Fabi, daß ich jetzt auf meine alten Tag' allein da hocken kann und zu­schauen muß, wie der Bub langsam den Hof versauft. Und fragst, warum, ich könnt's Dir nicht sagen."

Sagt der Fabi drauf:Ich an Euerer Stelle würd' halt nicht zuschauen, sondern dreinfahren! Ehvor war't Ihr anders . . ." Der Bauer aber schüttelt nur den Kopf.Das verstehst halt nicht, wie weit eins inwendig kommen kann . . . Der Stini hat recht, wenn er sagt: