W 19. Amtr- und Anzeigeblatt für den Gberanttrbezkk Calw. 85.

2^?

MM;

'»LL

MM

SrlchiinungStay«: Montag, Dienstag, Mittwoch, «onner<'taa, Freitag und Samstag. Anserttontpretr :0 yfg. pro L«il« ?ür Stadt u. BezirtSorre; außer Bezirk IS ysg.

Amtliche Bekanntmachungen.

A« die Ortsbkhördeu.

Auch für das Iah: 1909 sind über die Ver­hältnisse des Güterhandels und di: vo gekommenen

Güterzertrümmerungen im Oberam'sbezük Ec- hebungen anzustellen

ES ist daser bis 15. Febr. ISlO portopflichtig zu berichten:

1. Ob in der Zeit vom l Januar b s 81. Dezember 1909 in der Gemeindemarkung gewerbs­mäßige Güterhändler oder Vermittlungsagrnte« tätig waren, zutreffenden Falls ist deren Namen und Wohnsitz aazugeben.

2. Ob in der genannten Zeit Fälle von Güterjertrümmerungeu vorgekomm n sind, wer bis zur Zerstückelung der Anwesen Eigentümer und wer der Zertrüwnnrer war, sowie ob derselbe ge­werbsmäßiger Güierhändler ist.

Zu Z ffsr 2 wird bemerk!, daß als Güter­zertrümmerungen nur solche Fälle in Betracht kommen, in welchen ein bisher wirtschaftlich zusammengehöriges landwirtschaftliches Besitztum auf dem Wege der Veräußerung in zwei oder mehr Teile mit der Wirkung zerschlagen wurde, daß das Anwesen als solches nicht m;hr fortbesteht oder aber durch Ab­trennung von Grundstücken so wesentlich verkleinert worden ist, daß sich hieraus nachteilige Folgen für den Fortbestand und die gedeihliche Foriführung der betreffenden Wirtschaft ergeben.

Anzugeben sind nur diejenigen Güterzertrüm­merungen, wrlche im Jahre 1909 vollständig dnrch- geführt worden sind. Fehlanzeige ist nicht er­forderlich.

Calw, 22. Januar 1910. K. Oberamt.

V o e l t e r.

Tages« entgleite«.

Stamm he im 23. Jan. Der neue Komet (nicht der Halley'sche) welcher schon von

Dienstag, den 25. Januar 1910.

verschiedenen Orten beobachtet wurde, war heute A'end von 6 Uhr an deutlich am Himmel zu sehen. Er erschien etwa 30° nördl. von dem Planet Venus und etwa in derselben Höhe wie diese über dem Horizont in rötlichem Lichte. Sein stattlicher Schweif, welcher dem Zenith zu­gekehrt war, mochte etwa 20° messen. Er be­wegte sich offenbar mit großer Geschwindigkeit denn bis 7 Uhr verschwand er unter dem Horizonte.

Stuttgart 24. Jan. Der neue Komet war gestern am Abendhimmel von etwa Vs6 Uhr bis 6 Uhr 20 Min. gut sichtbar rechts unterhalb der helleuchtenden Venus mit dem Kopf nach unten, dem Schweif, der etwa 5 Mond­breiten lang und eine halbe Mondbreite breit erschien, senkrecht nach oben. Die Farbe ist stark gelblich, die Helligkeit nicht ganz wie ein Stern 2. Größe, also nicht ganz so leuchtend wie die Hauptsterne des großen Bären.

Stuttgart 24. Jan. Eine auffallende Naturerscheinung konnte am Samstag und Sonntag abend gegen 7 Uhr beobachtet werden. Der Mond bot ein ganz ungewohntes Bild: Er zeigte sich von mehrfarbigen Ringen eng umzogen, die einem doppelten Regenbogen glichen. Die Erscheinung deutet wohl auf besondere, aber doch noch durchsichtige Feuchtigkeit in den höheren Regionen hin.

Stuttgart 24.Jan. (Strafkammer.) Ein Bauer in Möhringen, dessen Sohn zur Marine ausgehoben worden war, erhielt eines Tags von einem angeblichen Werbeoffizier von Hiller einen Brief in dem ihm dieser mitteilte, daß bei der Marine 60 Mann überzählig seien und daß er, der Briefschreiber, es machen könne, daß der Sohn als überzählig entlassen werde,

BezuaSpr. i. l>. Stabt'/^Lhrl.m. Träger!. Mk. 1.2b. Postbezuglpr. I. d. OrtS- u. NachbarortSverk. >/,ILyrI. Mk. 1.2a, im Fernnerkrh r Mk. I.. Bestellg. in Württ. So Pfg., in Bayern u. Reich 42 Psy.

wenn 50 ^ zumSchmieren" postlagernd ein­geschickt würden. Der Bauersmann übergab den Brief der Polizei und als derHerr Werbe­offizier" am andern Tag das Geld auf der Post abholen wollte, wurde er verhaftet. Der Schwindler entpuppte sich als der vorbestrafte Maurer Wilhelm Heubach von Möhringen. Die Strafkammer verurteilte ihn wegen versuchten Be­trugs und Urkundenfälschung zu 6 Monaten.

Stuttgart 24. Jan. (Strafkammer.) Am 3. August nachts 10 Uhr wurde auf dem Charlottenplatz ein verheirateter 34 Jahre alter Stadttaglöhner beim Ueberschreiten der Straße von einem Automobil angefahren. Der Mann hielt sich vorn am Automobil fest und sprang eine Strecke weit rückwärts mit dem Automobil. Schließlich konnte sich der Mann nicht mehr halten, er kam unter das Automobil und wurde überfahren; er erlitt schwere innere Verletzungen, die seinen Tod am 30. November herbeiführten. Gegen den Lenker des Automobils, den Chauffeur Th. Merk wurde nun Anklage wegen fahrlässiger Tötung erhoben. Es wurde ihm zur Last gelegt, daß er nicht rechtzeitig anhielt. Er machte bei der Verhandlung geltend, seine Bremse habe versagt. Nach den Zeugenaussagen hatte der Getötete den Kopf verloren, er wußte nicht, nach welcher Seite er ausweichen sollte. Auch der Angeklagte war ganz bestürzt. Er war erst acht Tage zuvor geprüft worden. Die Straf­kammer konnte sich nicht davon überzeugen, daß den Angeklagten ein Verschulden an dem Unfall treffe und erkannte auf Freisprechung.

Gmünd 24. Jan. Gestern mittag zwischen 11 und 12 Uhr hat sich das 2'/2 Jahre alte Töchterchen des Kaufmanns Hugo Zimmer mann in der Hinteren Schmidgaffe

vie reute vom Aleekaniphof.

Roman von Erich Ebenst ein.

(Fortsetzung.)

Der Atem des Kleekamp geht schwer und zitternd über die Lippen. Dann flüstert er heiser:Nicht unterstehen wirst Dich und ein Wort davon reden zu jemand! Hörst Du? Ich verbiete Dirs. Ich leid's nicht . . . Ich . . ."

Du und alleweil Du," höhnt die Hobeinin, die sich mit einem Male obenauf fühlt,möcht wissen, was Du mir zu verbieten hast? Und weil ich seh, wie nah Dir die Geschichte geht, so solls jetzt justament jeder in Friedau wissen. Justament."

Weiter kommt sie nicht. Der Kleekamp hat sich mit einem Ruck auf sie geworfen und würgt sie am Hals, daß ihr der Atem vergeht.

Reden wirst?" keucht er.Kein Wort mehr wirst reden, sag ich Dir! Lieber sollen sie mich einsperren, als daß Dein giftiges Maul mich umtragt in alle Häuser und den Buben dazu ..."

Jesus Maria, Kleekamp . . . was macht Ihr denn da?" ruft plötzlich die Stimme des Andres! von der Tür her. Der Kleekamp zuckt zusammen und läßt die Hobeinin aus, die sich röchelnd und zitternd an den Tisch klammert, die entsetzten Augen auf den Bauer gerichtet.

Der fährt sich mit der Hand über die Stirn, an der große Schweiß­perlen stehen. Unsicher blickt er den Knecht an.

Ja siehst ... so weit bringen sie einen, die Weibsleut . . . ." murmelt er und macht ein paar Schritte vorwärts. An der Tür wendet er sich noch einmal um und droht der Bäurin.

Du, gib acht ... . ein Wort, wenn Du redest, dann ist's aus mit Dir!"

Sie blickt ihn stier an und lallt wütend:An die Stund . . . . sollst . . . denken ... D . . . Teufel . . . .!"

12 .

Im Tal unten glüht schon der Sommer und dörrt das Gras von der ersten Mahd, während oben auf der Wiesenalm die Schwätzerinnen noch kaum heimisch in ihren Hütten geworden sind, und abends ströstelnd die Hände ins Schürzentuch wickeln, wenn sie die Kühe zum Melken in den Stall locken gehen.

Und doch liegen die Wiesenalmhütten windgeschützt und mollig ein­genestelt in einer Grasmattenmulde und die Friedauer sagen stolz, es gäbe landauf landab keine schönere Alm, als ihre. Nämlich keine mit fetteren Weiden und in geschützterer Lage.

Zu Sankt Veit ist aufgetrieben worden. Die Schwaigerinnen besonders die, welche das erstemal auf der Wiesenalm sind, haben die Hände voll zu tun.

Der Eva in der Habererhofhütte will die Zeit völlig nicht reichen. Da soll eins früh melken und abends wieder, nachdem man sich erst mit allerhand Lockrufen die Kühe von weiß Gott woher in den Stall geholt hat. Schweine sind auch da zum Versorgen. Butter rühren soll man, Rindschmalz auslafsen und dazu noch mit Lebensgefahr von schier un­zugänglichen Abhängen jeden Tag einen Pückel Gras, das mit der Sichel mühsam zwischen Felstrümmern ausgeschnitten werden muß, holen. Denn wenn das Vieh nicht während des Melkens Futter vorgeworfen bekommt, ist es schon gar nicht in den Stall zu bringen.

Lustiger hat sich Eva das Almleben vorgestellt. Freilich kommt der Felix alle Samstag hinauf und bringt Mehl und Salz in die Kleekamp- hütte worauf er dann in der Habererhofhütte abrastet. Aber so eine Woche ist lang. Besonders wenn man einen Stein auf der Brust liegen hat, wie die Eva, den sie sich vor niemand abzuwerfen traut. Nicht einmal vor dem alten Felix, so gern ihr der die Last tragen hülfe.

Aber es ist so eine Sache mit dieser Last. Die Eva weiß nicht recht ob sie am Ende dafür ausgelacht würde, oder gescholten? So schlevpt