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Amtliche Bekanntmachungen.
Aa die Gemeirtde-ehördeu, betr. den Schutz gegen Hochwasser und Eisgang.
Durch Erlaß dcs K. Ministeriums d:S Innern vom 16. Dezember 1909 Nc. 20551 (Minist.- Amtsbl. S. 467) sind die Bestimmungen über die Vorkehrungen znm Schutz gegen Hochwasser uud Ei-gaug neu geregelt. Die O.tsvorsteher der Gemeinden mit im Tal gelegenen oder ins Tal reichenden Markungen werden angewiesen, die Bestimmungen dieses Erlasses genau zu beachten und die hienach gebotenen Maßnahmen und Vorkehrungen pünktlich zu treffen.
Der Lagerung von Holzvorräten in der Nähe der Flüsse und Bäche und der Befolgung der die Sicherung der Flöße und des aufgepolterten Flößholzes bezweckenden Brstimmungen (zu vergl. die Floßordnang für die Enz und Nagold, Reg-Bl. 1883, S. 47. 88 7, 9, 34, 35. 37) ist besondere Aufmerksamkeit zu widmen, insbesondere ist auch auf gefahrlose Aufbewahrung der Bcettervor.äte, Sägeklötze usw. bet den Sägewerken das Augenmerk zu richten. Im übrigen stad gegebenenfalls nach Maßgabe der erteilten Vorschriften alle diejenigen Vorkehrungen zu treffen, welche nach den örtlichen Verhältnissen zum Schutz gegen schädigendes Hochwasser und für den möglichst gefahrlosen Abgang des E ses notwendig find und ev. die nötigen Rettungsgerätschaften zu beschaffen.
Calw, 22. Januar 1910.
K. Oberamt.
Boelter.
TagesAenigkeiteu.
* Calw 24. Jan. Das neue Gewerbeschulgesetz, das bereits in einigen Städten des Landes zur Durchführung gekommen ist, wird hier am 1. April des laufenden Jahres in Kraft
Montag, den 24. Januar 1910.
treten. Eine Hinausschiebung des Gesetzes auf das Jahr 1911 hat der Gewerbeoberschulrat abgelehnt. Die gelernten Arbeitslehrlinge werden nach Alter und Beruf in 3 Klassen eingeteilt; in der vierten oder gemischten Klasse befinden sich die ungelernten Arbeiter und sonstige Berufe, für die eine weiter gehobene Schulbildung nicht unbedingt notwendig erscheint. Die Schüler der drei ersten Klaffen erhalten wöchentlich 7 Stunden, die der gemischten Klaffe wöchentlich 5 Stunden Unterricht. Die Fabrikarbeiter werden der allgemeinen Fortbildungsschule zugewiesen. Die neue Organisation wird sofort teilweise den Tagunterricht bringen. An der gewerblichen Fortbildungsschule wird auf den oben genannten Termin ein Gewerbelehrer im Hauptamt angestellt werden.
* Calw 21. Jan. Die reichen Niederschläge in den vergangenen Wochen sind in hohem Maße unseren Obstbäumen zu gute gekommen; eine richtige Winterseuchte bildet für die Obstbäume eine reiche Vorratskammer für die trockene Zeit des Frühlings und Sommers. Der Obsjzüchter kann daher mit dem Verlauf des Winters bis jetzt sehr zufrieden sein. Im laufenden Monat sind die Edelreiser für die Frühjahrsveredlungen zu besorgen; die Reiser werden am besten an einem geschützten, schattigen Ort im Freien oder im Keller in Sand eingeschlagen und bis zum Gebrauch aufbewahrt. Vielfach wurde behauptet, man müsse die Edelreiser von den Mutterbäumen abbrechen, nicht abschneiden, wenn sie bei ihrer Verwendung gut gedeihen sollen; es ist dies nichts als einfältiger Aberglaube. Wenn die Reiser kunstgerecht verwendet werden, dann werden sie anwachsen, ob sie abgebrochen oder abgeschnitten sind. Das Wichtigste ist, daß man beim Sammeln der Edelreiser auf gute > Zuchtwahl Rücksicht nimmt. Nur von Bäumen,
BezugSpr.I.d. Stadt-/PLHrl.m.TrSaerl.Mk. t.LS. PostbezugSpr. s.ü. OrtS- u. NachbarortSverk. -/.jährl. Mk. 1 .20, im Fernverkehr Mk. I.so. Bestell-, in Württ. so Pfg., in Bayern u. Reich 42 Pfz.
die man als reichtragend und widerstandsfähig kennt, sollen die Veredlungsreiser genommen werden, nur dann kann auf einen lohnenden Erfolg der Arbeit mit Sicherheit gerechnet werden.
Stuttgart 22. Jan. Die Eisenbahnbetriebskrankenkasse Stuttgart schließt das vergangene Jahr mit einem voraussichtlichen Defizit von rund 60 000 ^ ab. Die Ursachen dieses Aufsehen erregenden Ausfalls sind der Hauptsache nach in dem am 1. Januar 1909 in Kraft getretenen Arztvertrag zu suchen. Im alten Vertrag mußten sich die Aerzte mit einer Pauschalsumme absinden, während im neuen Arztvertrag nach Einzelleistung bezahlt werden muß, wozu allerdings der Kaffe eine Vergünstigung von 20°/° Rabatt zusteht. Nach den Vorschlägen des Kassenvorstandes soll aber das Defizit schon im laufenden Jahr seine Deckung finden.
Stuttgart 21. Jan. Ein Aufsehen erregender Konkurs. Schon seit Monaten sind hier, vornehmlich in Bankkreisen, Gerüchte im Umlauf über Differenzen, welche zwischen den Inhabern der alten Juwelierfirma Eduard Föhr auf der Königsstraße wegen finanzieller Schwierigkeiten ausgebrochen sind. Nach dem Tode des vor einigen Jahren verstorbenen Kommerzienrat Eduard Föhr, der das Geschäft zu einem der größten und renommiertesten in Süddeutschland heraufgebracht hatte und der als Landesschützenmeister und Stuttgarter Oberschützenmeister eine in den weitesten Kreisen bekannte Persönlichkeit war, haben seine Söhne, Emil und Albert Föhr das Geschäft weitergeführt. Der ältere Teilnehmer Emil Föhr, der als Haupt- mann der Reserve im gesellschaftlichen Leben Stuttgarts eine nicht unbedeutende Rolle spielte,
vk Leute vom ttleekamphos.
Roman von Erich Ebenst ein.
(Fortsetzung.)
„Der Bub ist also da geboren. Im Kirchenbuch müßt er stehen und militärpflichtig wär er auch. Hast nie darüber nachgedacht, daß es spaßig ist, daß er keinen Taufschein hat und nie einberufen worden ist zur Stellung?"
„Meiner Seel, Du hast recht, Cenz! Wie geht denn das zu?"
„Ja und siehst, ich Hab überall herumgefragt bei den Leuten — kein Mensch weiß von einer Liebschaft des Ambros. In Frieda» hat er gelebt mit seine Leut' und auf einmal ist er fort nach Amerika. Niemand, nicht einmal seine Eltern wissen, warum. Verheiratet war er nicht und fort ist er allein. Dann hat er auf einmal einen Buben bei sich, der in Friedau geboren ist. Woher denn? Den Buben adoptiert er drüben und vermacht ihm zuletzt alles, was er hat. Warum? Auch die Mutter von dem Buben hat er bei sich, bis sie stirbt. Wer war sie? Wenn ihr Bub in Friedau auf die Welt gekommen ist, muß sie zu der Zeit in Friedau gelebt haben. Und verschwinden kann eins doch nicht so mir nichts dir nichts? Es weiß aber kein Mensch hier, daß vor- oder nachher eine mit ihrem Kind nach Amerika ausgewandert wäre ..."
Bibiana starrt die Sprecherin aus weit aufgeriffenen Augen an.
„Ja, was meinst denn nachher — Du?" stammelt sie betroffen.
„Ich könnt mir nur eins denken, aber das sag' ich nicht, eh' ich's gewiß weiß. Vor der Hand Hab ich Dir bloß wollen zu verstehen geben, daß es mit dem Buben doch eine Bewandtnis haben muß."
„Bäurin!" ruft jemand unten im Haus, Bäurin? Wo seid Ihr denn?"
Bibiana erhebt sich rasch.
„Jesses, die Leute sind schon zurück, und ich Hab' noch kein Esten.
Wie im Traum steigt sie die Treppe hinab. Unten wartet der alte Andres! auf sie.
„Bäurin", sagt er, „wo ist denn der Franz? Ich muß ihn was fragen wegen dem Anbau morgen."
„Der Franz ist fort und kommt nicht mehr wieder," sagt die Hobeinin kurz, „willst was wissen, so frag mich."
Andres! gerät in große Aufregung. Er starrt die Bäurin finster an und stößt fast drohend heraus: „Warum habt Ihr ihn fort lasten, Bäurin? Oder war's etwa gar Euer Willen, daß er vertrieben werden sollt von seines Vaters Hof?"
„Geht's Dich was an? An die Arbeit geh!"
Aber Andres! tritt noch einen Schritt näher an die Bäurin heran. Sein Runzelgesicht ist kupferrot worden und die Augen funkeln zornig unter den büschelartigen weißen Brauen.
„Nehmt Euch in Acht, Bäurin . . . treibt's nicht zu weit! Ich misch mich nicht gern ein, aber wenn Ihr den Buben so traktiert, dann könnt mich auch einmal das Reden ankommen."
Er dreht sich um und geht in den Hof hinaus. Bleich und erschrocken starrt ihm die Bäurin nach. Wär's möglich, daß der etwas von dem letzten Testament wüßte? Aber nein — weshalb hätte er dann alles ruhig bis heute geschehen lassen, ohne sich einzumengen? Eine leere Drohung war's, nichts weiter. Die Hobeinin holt tief Atem. Gedenken würde fie's dem Alten schon. Der würde nicht das Ableben haben auf dem Habererhof.
Wie ein Lauffeuer ging die Kunde in Friedau von Haus zu Haus: Der Hobein Franz ist fort vom Habererhof. Er hat's neben der Stiefmutter nicht mehr aushalten können länger. Wohin er ist weiß niemand.
Nach Feierabend, als Knechte und Mägde am Habererhof schwatzend im Hof herumlungern, tritt in die Stube, wo die Hobeinin sitzt, der Kleekamp.
Er tritt herein ohne Anklopfen und grüßte die Bäurin nicht einmal. Breitspurig tritt er vor sie hin, läßt seine scharfen Augen über ihr neugierig erstauntes Gesicht gleiten und fragt kurz: „Fragen möcht ich Dich,