16 . Amtr- und Anzeigeblatt für den Gberamtsbezlrk Lalw. 8 S. Zichq,««.
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Erschetnunztlage: Montag, Dt-nStaa, Mittwoch, Doan-cstag, Freitag und Samstag. Jnseriionlpr«» re-fg. pro Zeit« für Stadt u-BrzirkSorte; außer Bezirk IS Psg.
Ircitag, dm 21. Januar 1910.
«ezuarpr.i.d.Stadt>/^LHrI.m.r-Sg-rl.Mk. 1.2». Postbezugs-. s.d. Orte- u. NachbarortSoerk. '/.jährl. Mk. 1.20. im Fernoerkeh r Mk. I.so. Bestellg. in Württ. so Pfg., in Bagern u. Reich 4 L Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekalmtrnachrmg.
Amtskörperschafts-Umlage pro 19V9.
Der Bedarf der Antskörp erschüft zur Deckung ihrer voranschlcusmäßigm Ausgaben beläuft sich im Rechnungsjahr 1. April 1909/10 aüf 63000
Dieser Betrag ist in Gemäßheit des Art. 55 deS Gesetzes betreffend die Besteuecungsrechte der Gemeinde» und Amtskörperschaften vom 8 August 1903 und des ß 65 der Vollzugsverfügung hiezu vom 22. September 1904 auf sämtliche Gemeinden umzulegen.
Auf 1 der als Grundlage für die Amtskörperschaftsumlage festgestellten Summe entfallen 44,83 ^ Amtsköcperschaftsumlage und trifft es sonach die Gemeinde:
Calw 21922. 73. Agevbach 835. 58. Mchhalden 695. 09. Altbulach 993. 06. Altburg 1070. 06. Althengstett 1961. 92. Alzenberg 645. 10 Bergorte 2144. 65. Breitenberg 805. 31. Dachtel 850. 59 Deckenpfronn 2056. 97. Dennjächt 246. 93. Einberg 394. 02 Ernstmühl 125. 38 Gechingen 2357. 05. Hirsau 3176 37. Holzbronn 575 67 Hornberg 592. 23. Ltebelsberg 736 39 Liebenzell 2965. 02. Martinsmoos 653. 46. Monakam 506. 81.
Möttlingen 1049. 42. Neubalach 818. 76 Neuhengftett 427. 37. Neuweiler 1105. 02. Oderhaugstett 699. 77. Oberkollbach 415. 70. Oberkollwangen 720. 12. Oberreichenbach 956. 05. Ostelsheim 1275. 94. Oltenbronn 461. 69.
Röthenbach 497. 91.
Schmieh 519. 88.
Simmozheim 1585. 95. Sommcnhardt 787. 50. Stammheim 3838. 57. Temach 2014. 89. Unterhaugstett 545. 46. Unterreichenbach 1516. 49. Würzbach 1427 85. Aavelstein 346 79.
Zwerenberg 678. 47.
Die Gemeindebehörden haben dafür Sorge zu tragen, daß diese Beträge, welche mit jedem
Monat zu '/--tel v:ifallen sind, gemäß Art. 69 Abs. 3 der Best ksordnunz in Monats aten und zwar je vor Ablauf des betr. Monats an die Oireramtspflege abgeliefert werden.
Calw, 19. Januar 1910.
K. Oberamt. Voelter.
Au die Schuttheitzeuiimter.
Die Vorlage der Stammrollen wird in Erinnerung gebracht.
Calw, 21. Januar 1910.
K. Oberamt.
I. V.: Amtm Rippmann.
Tagesueuigkeiteu.
- Infolge der an dem Seminar in Nürtingen abgehaltenen Dienstprüfung für Volksschullehrer sind u. and. nachfolgende Zöglinge zur Versetzung von unständigen Lehrstellen für befähigt erklärt worden: Anwärter, Konrad, von Monakam OA. Calw, Bohnet, Albert, von Deckenpfronn OA. Calw,
Neuhausen a. F., 19. Jan. Wie verhängnisvoll das Schießen mit sogenannten Schlüsselbüchsen werden kann, zeigt wiederum ein Fall, der hier passierte. Der 13 Jahre alte Hugo Bolz hantierte mit einer solchen trotz strengsten Verbots in den Schulen. Der Schlüssel zersprang und zerfetzte dem Unvorsichtigen die Hand derart, daß er sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte.
Freudenstadt. — Die Landtags - ersatzwahl ist auf Samstag 19. Februar anberaumt. — Es stehen sich nunmehr drei Kandidaten gegenüber: Schultheiß Walter von Aach (Deutsche Partei), Bauwerkmeister Kaiser von Baiersbronn (Volkspartei) und Gauleiter Jakob Harder von Stuttgart (Soz.-Dem.)
Reutlingen 20. Jan. Der Gemeinderat hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen,
für die ständigen städtischen Arbeiter, die seither im Sommer noch 11 Stunden beschäftigt waren, die zehnstündige Arbeitszeit einzuführen, wie dies mit Ausnahme von Tuttlingen und allen anderen mittleren Städten des Landes der Fall ist. Ein von sozialdemokratischer Seite gestellter Antrag, die seither bezahlten Taglöhne auch künftig zu belassen, wurde abgelehnt, weil dies einer Lohnerhöhung von 10°/» gleichgekommen wäre und die am Platze bezahlten Taglöhne in dieser Richtung beeinflußt hätte. Die ständigen städtischen Arbeiter erhalten einen Minimalstundenlohn von 34 Pfennig.
Göppingen 20. Jan.ADa die Namen der Stationen Eislingen und Geislingen öfters zu Verwechslungen geführt haben, hat man sich in letzter Zeit mehrfach den Kopf darüber zerbrochen, wie diesem Uebelstand abgeholfen werden kann. Der Generaldirektion wurde vor- geschlagen zwischen Geislingen, sowie Kleineislingen und Großeislingen zu unterscheiden. Diese Vorschläge wurden aber nicht akzeptiert und es soll nun, dem Vernehmen nach, der Station Eislingen ihr Name bleiben, die Station Geislingen aber durch Hinzufügen des Wortes Steig, also Geislingen-Steig bezeichnet werden.
Vom Lande 20. Jan. jJn einer Gemeinde des Oberlandes fand in den letzten Tagen die Beeidigung der neugewählten Gemeinderatsmitglieder statt. Als man nach derselben auch auf die Bierpreiserhöhung zu sprechen kam, zogen sämtliche Kollegialmitglieder in den Bierkrieg und tranken, da sämtliche Wirte der Gemeinde den Bieraufschlag eingeführt hatten, den an der Beeidigung sich an-
Die Leute vom Ukekamphof.
Roman von Erich Ebenst ein.
(Fortsetzung.)
Es fällt Kleekamp nicht einmal auf, daß Fried! manchen Tag ein wüstes, blasses Aussehen hat, daß er nächtelang sich in den Wirtshäusern der Umgegend herumtreibt und unten in Friedau beim lustigen Steirer besser Bescheid weiß als auf dem Kleekamphof.
So geht's in den April hinein. Da klopft nach langer Pause der Stini wieder einmal an des Kleekamps Stubentür.
Der Bauer sitzt allein zu Haus. Als er den Stini erblickt, kommt Leben in sein Gesicht.
„Ist schön, daß Du Dich wieder einmal anschauen läßt! Hast Dich selten gemacht!" sagt er leutselig und holt einen Krug Most, den er vor Stini hinsetzt.
Stini bedankt sich fein und läßt dann die Augen in der Stube herumspazieren. Auch der Kleekamp schweigt. Es ist, wie wenn etwas Unsichtbares zwischen ihnen läge, über das keiner hinüber findet. Endlich beginnt Stini, vielleicht nur, um etwas zu sagen: „Schön hast es halt, Kleekamp, auf Deinem Hof. Alles proper und so aus dem Vollen . . . schier neidisch könnt' Dir eins sein!"
Der Kleekamp sieht gerade vor sich nieder auf die weißgescheuerte Tischplatte.
„Meinst? Ja — das schon."
Wieder schweigen sie eine Weile. Dann beginnt der Stini von neuem: „Und ich, wenn ich Du wär' . . . froh sein tät' ich, daß kein Weib im Haus ist. Ich sag' Dir, Kleekamp, Herr ist der Bauer nur, wo keine Bäuerin ist . . . Schon gar keiner tät ich Nachfragen an Deiner Stelle."
Der Kleekamp ist blaß geworden und sieht den Alten unsicher an. Auf einmal poltert er grob heraus: „Wer hat Dir denn gesagt, daß ich einer nachfrag' ? Glaubst leicht, ich wollt' mir auf meine alten Tage eine Bäuerin suchen, weil Du so dumm daher redest?"
„Gar nicht, gar nicht!" beeilt sich der Stini lächelnd zu versichern. „Nur weil Du neulich hast wissen wollen, wo die Ebeseder Lori auf einmal hin ist ..."
„So deswegen! Und da hast Dir gleich so was gedacht. Du . . . Du . . . man weiß wirklich nicht, wie man Dich heißen soll?"
„Na, schau Kleekamp, mußt nicht gleich so aufbrausen! Es wäre ja nicht das dümmste, was Du in Deinem Leben gemacht hast... und von alten Tagen kannst Du mit 46 Jahren grad auch nicht reden. Aber, daß ich Dir's frei heraus sag': sie ist gar nimmer im Höllgraben, die Lori. Die Wirtschaft hat sie verkauft, schon lang, und dann ist sie fort — kein Mensch kann Dir sagen, wohin und . . . warum?"
Der Kleekamp blickt zum Fenster hinaus auf den Wiesenanger, über dem die Frühlingssonne liegt, lange und aufmerksam, als müßte er die Himmelschlüssel zählen in dem jungen Rasen.
Dann sagt er gleichgültig: „Ist mir umso lieber, wenn ich das unbändige Weibsbild nimmer sehen muß um Friedau herum. Ganz was anderes liegt mir am Herzen."
„So? Und was wär' denn das?"
„Wissen möcht' ich, wie lang die da drüben noch Habererbäuerin spielen will? Den Buben druckt sie nieder zum Knecht und sie selber..."
Stini rückt plötzlich unruhig auf der Bank herum.
»Ja, gelt? Und siehst, deswegen bin ich eigentlich zu Dir kommen, Kleekamp. Ich kenn' mich schier nimmer aus. Die Leute in Friedau sagen, es wäre im Testament gestanden, daß alles, was da ist, der Bäuerin verschrieben ist."
„Das ist gelogen!"