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Amtr- und Anzrigeblatl für den GberamtrbeM Law.

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Srsch«inun-4ta-ei Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag. Jnsertiontpreis io Pfg. pro Zell« für Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk lg Psg.

Amtliche Bekanntmachuttgen.

Bekanntmachung.

Zufolge höherer Weisung werden auf Grund des Ergebnisse der Nachprüfung der Farrenhaltung im Oberamtsbezirk Calw durch die Oberfarrenschau- behörde die Gemeindebehörden ermahnt, künftig darauf zu achten, daß die Farren III. Klasse in Bälde wieder abgeschafft werden; falls die Farren vom Farrenhalter und nicht von der Gemeinde angekuuft werden, so hat dies unbedingt sofort zu geschehen, wie bei Farren. welch: gar keinen Zu­lassungsschein erhalten haben.

Die Gemeinden Altbulach, Altheugstett, Ostel-Heim, Simmorhei«, Sommeuhardt und Stammheim, welche je 4 Farren und mehr halten, werden veranlaßt, zur Selbstverwaltung der Farren­haltung überzugehen.

Den Octsbehörden wird aufgegeben, alle VerSuderuuge« in der Farrenhaltung durch Ver­kauf, Eingehen von Farren rc dem Oberamt unter genauer Bezeichnung des TagS, an welchem ein Farre abgegangen ist, zu berichte«, da-nil solches dem Vorsitzenden der Bezirksfarcenschanbehöcde zur Berichtigung des Farrenschauprotokolls und zur Kontrolle darüber mitgeteilt werden kann, ob jeder­zeit in den Gemeinden die nötige Anzahl von Farren vorhanden ist.

Da vielfach über die schlechte Klauenpflege der Farcen geklagt wurde, so ist seitens des landw. BezirksveretnS eine sehr praktische Klaueuscheere angeschafft worden. Dieselbe hat Vereinssekretäc Fechter in Verwahrung und kann von dort jederzeit bezogen werden.

Hievon ist den Farrenhaltern unter Eintrag

in das SchultheitzeuamtS-Protololl Eröffnung zu machen.

Calw, 11. Januar 1910.

K. Oberamt.

Voelter.

Mittwoch, den 12. Januar 1910.

Wtldbad.

Anmeldungen für das K. Landesbad- fpital Katharinenstift.

In dem K. Landesbadspital Katharinenstift in Wildbad kann vom Mai bis September an bedürftige Kraule von württembergischer StaatSaugehörigleit auf vorschriftsmäßiges An­suchen, soweit die verfügbaren Mittel und Ein­richtungen zureichen, gewährt werden:

1) freies Bad mit «»entgeltlicher Aufnahme »ud Berpfleguug tu dem Katharineustift.

2) freies Bad

a. mit einem Gratial von 25

b. ohue Gratial.

3) Aufnahme i« da» Kathariuenstift gegen Entschädigung.

Diese kann sowohl Solchen, die in den Genuß von Ziff. 2 eingesetzt sind, als auch anderen bedürftige« Kraule» bewilligt wer­den, deren Leiden die Unterbringung in dem Katharinenstift besonder» wünschens­wert macht. Die Entschädigung beträgt für den Verpflequngstag 2 75 und, sofern

nicht Freibäder bewilligt sind, für jedes Bad 70 N Hiefür ist auf die ganze Badezeit (bei Männern 24, bei Frauen 28 Tage) vor dem Eintritt Vorausbezahlung oder Sicher­heit zu leisten.

AnSgeschloffeu von obigen Vergünstigungen

find:

s. Personen, welche mit ansteckenden Krank­heiten behaftet stad,

b. solche, die an Krankheiten leiden, zu deren Linderung Badekuren erfahrungsgemäß nicht beitragen, vor Allem also mit fieberhaften oder KonsumttonSkrankheiten, hochgrcdigen organischen Herzleiden, chronischen Haut­ausschlägen u. a. Behaftete.

c. solch: Kranke, für deren Leiden eine mehr­malige Benützung des Landesbades einen günstigen Erfolg nicht gehabt hat.

Bezuaspr.i.d. Stadt-/^Lhrl. in. DrLaerl.Mk. l.SS. Postbezugspr. s.d. Orts- u. Nachbarortsverk. '/^Shrl. Mk. 1.20, im Fernoerkehr Mk. I.SV. Bestell-, in Württ. SO Pfg., in Bayern u. Reich 4L Psg.

Die Einsetzung in die bezeichneten Vergün­stigungen lau« nnr erlangt wer deu ans Grund von Gesuchen, welche unter genauer Beachtung nachsteh mder Bestimmungen durch die Ortsbehörden spätesten» bi» zum IS. März dS. IS. bet der K. Badverwaltuag Wildbad einzureichen find.

Im übrigen ist hinsichtlich der Gesuche fol­gendes bestimmt:

1) sie sind zu belegen mit einem gemeiude- rätlichen Zeugnisse, welches zu ent­halten hat:

s. den vollständigen Namen und Wohnort, das Alter, Famtlienverhältniffe und Gewerbe des Bittstellers,

b. dessen Prädikat, erstandene Strafen, Ver­mögens- und Erwerbsverhältnifse. namentlich auch Auskunft darüber, ob der Kranke eine Unfall-, Invaliden- oder Altersrente bezieht oder ob von einer BernfSgenoffeuschaft, Kranlenlafse re. die Koste« der Badelnr ganz oder teilweise getragen werden,

c. eine Nachweisung darüber, daß die zur Unterstützung verpflichteten Gemeinde- und Stiftungskassen den Bittsteller für den Ge­brauch der Badekur nicht oder nicht voll­ständig unterstützen können,

ci. die Erllärnug, daß die Armenbehörde oder eine andere zahlungsfähige Be­hörde oder Privatperson Sicherheit leiste für die Deckung derjenigen Kosten, welche nicht von dem Katharinenstift bezahlt wer­den, z. B. für Her- und Heimreise, für längeren Aufenthalt, für Sterbfall usw.

Formulare für die gemeinderätlichen Zeug­nisse können bei der W Kohlhammer'schen Buchdruckerei in Stuttgart bezogm werden.

2) Dem Gesuch ist ferner beiznlegen ein eingehender ärztlicher Kranleubericht. Dieser mutz von einem approbierten Arzte ausgestellt sein und ist den Gemeindebehörde« stet» verschlossen zuznstelle».

Die Leute vom Uleekamphss.

Roman von Erich Ebenstein.

(Fortsetzung.)

Der Kleekamp durchschreitet die dunkle Stube, ohne Stini zu beachten. Vielleicht hat er über all dem, was ihn bewegt, dessen Anwesenheit ganz vergessen. Als er die Flurtür öffnet, stößt er fast an einen, der sich just hereindrücken will. Es ist der Franz. Blaß, mit verwirrtem Haar und schneenaffen Kleidern steht er da. Als er den Kleekamp erkennt, zuckt er zusammen. Aber er senkt den Blick nicht. Es steht ihm im Gesicht geschrieben:Für das, was ich getan, steh' ich auch ein. Und fürchten tu ich mich nicht, wenn du auch zehnmal der reiche Kleekamp bist."

Eine Mnute stehen sie so einander gegenüber und blicken sich schweigend an, dann geht der Kleekamp mit großen Schritten aus dem Haus.

8 .

Die Lori aus dem Höllgraben liegt nicht bloß krank darnieder an dem Schuß, der sie getroffen. Ein sonderbarer Zustand ist über sie gekommen, mit dem Moment, wo sie hinstürzte und das Blut aus ihrer Brust quoll.

Anfangs kennt sich weder der Bader, noch der Stini aus. Elfterer schüttelt bedenklich den Kopf, als er den mageren, sehnigen Leib, der wenig Weibliches an sich hat, sieht. In dem sonnverbrannten, knochigen Gesicht scheint kein Tropfen Blut zu kreisen. Die Züge erinnern eher an einen Jungen, wozu das kurzgeschnittene Haar nicht wenig beiträgt, schmale Lippen, kleine, muskelstarke Hände und ein harter Ausdruck im Gesicht machen die Epeseder Lori wenig anziehend.

Wenigstens denkt der Bader dies, als er sie mit geschloffenen Augen so vor sich liegen sieht und die Kugel sucht.

Stini, der daneben steht, liest seine Gedanken.

Aber ein mordsbraves Weibsbild ist sie, die Lori," sagt er,müßt wenige da herum, die das Leben so couragiert angepackt haben, wie sie. Wäre schad', wenn Ihr sie nicht aufbringen könntet!"

Pah," lacht der Bader spöttisch,die ist bei aller Magerkeit zäh wie Krummholz. Wenn ich nur erst die Kugel heraus habe, dann ist sie so gut wie gesund. In acht Tagen springt sie wieder herum und steckt sich das Pfeifl an, das wir in ihrer Rocktasche gefunden haben. Die ist nicht verzärtelt gar kein richtiges Frauenzimmer ist die!"

Stini lächelt.

Na ja Ihr seht sie heut' zum ersten Mal, Bader, und habt Ihr noch nicht in die Augen geschaut. . . . Wenn sie die erst einmal

auftut könnt sein, daß Ihr dann anders redet."

Ach was ein Frauenzimmer, das mit dem Revolver herum­spaziert und tagaus tagein die Pfeife nicht aus dem Mund bringt, wie Ihr sagt, das ist einmal kein richtiges Frauenzimmer. Dabei bleib ich."

Wenn Ihr zwanzig Jahr im Höllgraben-Gewüst mit halbwilden Holzknechten leben müßtet und jahraus, jahrein nicht unter Menschen kämet, dann möchtet Ihr vieles Begreifen, Bader!"

Wer zwingt sie denn dazu? So gut sie sich da drin die Lizenz

für eine Wirtschaft geben ließ, hätte sie's ja auch Heraußen im Friedauer

Tal können."

Das ist ihre Sache. Wird wohl wissen, die Lori, warum sie die Einschicht sucht. Manchmal ist's besser für eins, wenn es nicht hören und sehen muß, was rundum vorgeht."

Der Bader sagte nichts mehr. Er hatte die Kugel gefunden und entfernte sie triumphierend.

So in ein paar Tagen ist sie pumperlgesund."

Aber die Lori war auch drei Wochen später noch nichtpumperl­gesund". Ja, sie war nicht einmal um einen Schritt weiter als zu Anfang.