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»r'-heinunMas«: Montag, Dienstag, Mittwoch, tonnerStaa, Freitag und Samstag. ZiFertionsprels td Pfg.pro Zeile für Stadtu. «ezirksorte; außer Bezirk 1» Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bkkarrntmgchimg.
Die Herrn Ortsvorsteher n. OrtSschnlanfseher
werden hiemit darauf aufmerksam gemacht, daß gemäß Z 4 Abs. 1 der Verf. der Ministerien des Innern und des Kirchen- und Schulwesens, betr. die fortlaufende Staristik der Taubstummen, vom 10. Mai 1902 (Reg.-BI. S. 153) für jedes in der Geme nde vorhandene nicht in einer Taubstummenanstalt befindliche taubstumme oder der Taubstummheit verdächtige Kind am Anfang des Kalenderjahres, in dem es das 7. Lebensjahr vollendet, ein Fragebogen gemäß 8 3 Abs. 1 der gen Min.-Verf. in Zfacher Ansfertigung anzulegen und bis 18. dS. MtS. dem Herrn OberamtSarzt zu übersenden ist.
Zugleich wird darauf htngeviesen, daß für diejenigen taubstummen Kinder, welche in diesem Jahr in eine staatliche Taubstummenanstalt ausgenommen werden sollen, dem Fragebogen ein besonderes Ausnahmegesuch der Eltern oder der Stellvertreter nebst einem Taufschein, Impfschein, Staatsangehörigkeitsnachweis und einem VermögenS- zeugniS anzuschließsn ist (8 Abs. 2 u. a. O.)
Fragebogen können vom Oberamt bezogen werden.
Calw, 4. Januar 1910.
K. gem. Oberamt in Schulsachen.
Voelter. Schmid.
Die Ortsbehörde»
werden darauf hingewiesen, daß von jeder Feld- bereiniguug oder Feldwegaulage, welche durch freiwillige Ueberetnkm ft der beteiligten Grundbesitzer zu Stande gekommen ist, in Gemäßheit des 8 1 der Min.-Verf vom 19. Juli 1886 Regbl. S. 253 der K Zentralstelle für die Landwirtschaft, Abteilung für Feldbereinigung, durch Vermittlung des Oberamts Anzeige zu erstatten ist.
Freitag, den 7. Januar 1910.
In diesen Anzeigen ist über nachstehende Punkte Auskunft zu geben:
1) Name des betreffenden Markung Steil?,
2) Art des Unternehmens, ob Feldwegaulage oder Feldbereiligung, letzterenfalls ob ohne oder mit Zusammenlegung,
3) Zeit der Ausführung,
4) Größe der bereinigten oder mit Wegen versehenen Fläche,
5) Fläche der neuangslegten Wege,
6) Kosten des Unternehmens s) für die Beteiligten, b) für die Gemeinde.
Bemerkt wird, daß nach Art. 1 des Ges. über die Feldbereinigung von 30. Mürz 1886 (Reg.-Bl. S. 111) unter Feldüereinigung jede Aendernug bezw. Neuanlegnng oo« Feldwege» behufs besserer landwirtschaftlicher Benützung des Grund und Bodens oder jede »e«e Feldeinteilung zu verstehen ist.
Die Ortsbehörden, in deren Gemeinden im Jahre 1909 derartige Feldbereinigungen aus geführt worden find, werden nun beauflagt, hierüber bis 18. Januar Bericht zu erstatten unter Bezeichnung als portopfl. D.-S.
Fehlanzeige« find nicht erforderlich.
Calw, 5. Januar 1910.
K. Oberamt.
Voelter.
Die Ortsbehörde»
werden beauftragt, dafür Sorge zu tragen, daß während des Winters bei Schneesälle« nicht nur die Straßen rechtzeitig gebahnt werden, sondern auch innerhalb der Orte der Schnee in entsprechender Breite auf den öffentlichen Wegen und Straßen weggeschafft wird, die letzteren bet Glatteis gehörig bestreut werden und dem Wasser durch Hauen einer Rinne im Kandel ein Ablauf verschafft wird.
Auch sollte das Augenmerk auf die Fütterung der Vögel gerichtet werden.
Calw, 4. Januar 1910.
K. Oberamt.
Voelter.
vejugspr.i.d.Stadt >/^SHrl.m.Lritgerl.Mk. 1.28. PostbczugSpr. s.d. Ort«- u. Nachbarortsverk. >/,j!ihrl. Mk. 1.2». im Fernverkehr Mk. 1.SV. Bestell», in Württ. 80 Pfg., in Bayern u. Reich 42 Pfg.
Tagesueuigkeitev.
X Hirsau 6. Jan. Ein Trauergeleite so anteilnehmend und zahlreich von hoch und nieder, fern und nab, wie heute, dürfte wohl selten unser Hirsau durchwogt haven. Es galt aber auch einem der Besten seiner Bürger, dem leider so unerwartet rasch im Alter von kaum 68 Jahren entschlafenen, ob seines leutseligen Wesens weithin und allgemein beliebten „Herrn Privatier Gottlieb Be eri" einem Biedermanne, von dem mit Recht gesagt werden darf: „Er hatte keinen Feind."
Vor etlichen Tagen noch rüstig im gewohnten Gesellschaftskreise, warde er zu Hause am Altjahr- obend vom Schlage gerührt, von dessen Folgen er sich nicht mehr erholen sollte.
Mit dem Verewigten ist ein braver Familienvater, ein lieber stets freundlicher Berater und Wohltäter, ein angenehmer Gesellschafter, ja ein groß Stück „Hirsau" zu Grabe getragen worden.
Jahrzehntelang bekleidete der teure Entschlafene mit v'el Hingabe, aber auch Anerkennung fast alle öffentlichen Ehrenämter und entledigte sich deren erst, als vor kurzem Rücksichten auf Alter und Gesundheit dringend hiezu mahnten.
Auf der von altehrbaren Voreltern übernommenen, erfolgreich wettergeführten „Löffel- fabrikation" erfreute sich der Verstorbene, verehrt von seinen Arbeitern und der gesamten Einwohnerschaft, geliebt und gepflegt von braven Kindern und einer treubesorgten Gattin, eines angenehmen Wohlstands und glücklichen Familienlebens. Letzteres war noch verschönt, durch das innig harmonische Zusammenwohnen mit einer verwitweten Schwester und dem ledig gebliebenen ehmalS geschäftSteil- habenden Bruder.
Die unzertrennliche Anhänglichkeit der beiden äußerlich wie in edler Gesinnung auf's Haar sich gleichenden Brüder war sprichwörtlich und so recht erfüllend das schöne Bibelwort: „Siehe wie sein und lieblich ist eS u. s. f.", dessen verheißener Segen aber auch dem „einträchtigen Bruderpaar" nicht versagt blieb.
Die Leute osm «leetamphos.
Roman von Erich Eben st ein.
(Fortsetzung.)
7.
In schwüler Stille geht der Neujahrstag über den Kleekamphof hin. Zweimal ist der Bader von Friedau den halbstündigen Weg hinaufgestiegen und auch der Stini hat sich eingefunden mit Kräutern und Salben. Und obwohl einer von der Kunst des anderen nicht viel hält, darüber sind sie diesmal einig: Wenn der Fried! davonkommt, dann kann's nur durch ein Wunder sein!
Drei Rippen sind ihm gebrochen, zwei tiefe Löcher hat er im Kopf und Beulen die Menge. Schier eisern muß die Hand des Habererbuben gewesen sein.
Gegen Abend erst schlägt er die Augen auf. Aber sein Blick ist fremd und wirr, er sieht weder den Stini noch die Viktl, die angstvoll an seinem Bett sitzen und erleichtert aufatmen über dieses erste Zeichen wiederkehrenden Lebens in dem regungslosen Körper.
Gleich darauf zuckt aber die Viktl zusammen. Ihre Hand ist unwillkürlich zärtlich über Friedls Arm geglitten, da stiegt ein Schimmer über das zerschlagene Gesicht, und er murmelt leise: „Sanna . . ." vor sich hin.
Stini schaut verlegen zu Boden.
„Er kennt Dich halt nicht . . .", flüstert er verlegen. „Die Fieber- hitz' hat ihn gepackt, so glaubt er, sie wäre bei ihm."
Viktl autwortet nicht. Ihr ist in diesem Augenblick weher zu Mut, als da sie ihn für tot in ihres Vaters Gaststube am Boden liegen sah.
Um ein kleines später tritt der Kleekamp in die Kammer. Er war mit den anderen dabei, wie der Pfarrer dem Fried! die letzte Oelung
gab, hat sich erzählen lassen, wie das Unglück geschah, und schloß sich dann in seine Stube ein. Den Tag über hat ihn niemand gesehen.
Jetzt winkt er der Viktl mit finsterem Blick. Als sie draußen im Flur vor ihm steht, fragt er barsch: „Was ist's mit Dir, Dirndl!" — willst endlich heim gehen?"
„Ich?" schüttelt sie verwundert den Kopf. „Nein, Bauer. So lang er so daliegt, geh' ich nicht von ihm." Dann setzt sie halb entschuldigend hinzu: „Es muß ihn doch eins pflegen!"
„Sind Leute genug im Haus!"
„Aber lauter Männer! Und so ein Kranker braucht ein Frauenzimmer zur Pflege."
„Was Du Dir einbildest! Und kurz und gut, ich will'« nicht! Ganz Friedau weiß es, daß ich keinen Weiberrock duld' am Hof!"
„Dasmal werdet Ihr schon eine Ausnahme machen müssen, Kleekamphofer. Den Friedl verlaß ich nicht in seiner Krankheit."
„Du redest ja grad, als ob . . . als ob Du was zu sagen hättest dabei? Du bist mir eine Saubere! Denkst nicht, was die Leute sagen werden von Dir?"
„Darnach frag ich jetzt nicht."
„Aber ich!" braust der Kleekamp auf. „Und ich leid'S nicht. Geh' nach Haus, sag ich Dir!"
„Ich bleib", gibt die Viktl resolut zurück und blitzt den Bauer an mit ihren schwarzen Augen, daß er den Blick abweudet.
„Hast leicht eine Liebschaft mit dem Buben gehabt?" fragt er nach einer Weile.
„Nein. Ihr wißt's ja, daß . . . daß er wegen einer andern so zugerichtet ist worden."
„Dann versteh ich nicht . . . bist denn ganz verrückt?"
„Kann sein. Aber fort bringt Ihr mich nicht von da, eh' der Friedl aus der Gefahr ist."