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Amts- und Auzrigeblatt für den Gberamtrbezirk Calw
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Srsch«inun»«ta»e: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag, Jnsertionsprei» U> Psg. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorte: außer Bezirk iS Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung betr. die Lchafrände in Schmieh.
Un!er den Schafoeständen des Ulrich Kusterer, Bauer, und der Karh. Rentschler Witwe in Schmieh ist die SchafrSnde amtl'ch festgestellt worden, was htemit öffentlich bekannt gegeben wird.
Calw, 4 Januar 1910,
K. Oberamt. Amtmann Rippmann,
Die Ortsbehörden
derjenigen Gemeinde», in welchen im ab gelaufenen Kalenderjahr Neubauten an Schulhäuser«, Lehrer- «ohuunge», Turnhallen und Ncbengebäaden zu denselben erstellt, oder Umbauten und Anbauten an solchen Gebäuden ausgeführt worden sind, werden beauftragt, bis spätestens 18. dS. MtS. zu berichten, welcher Art diese Bauten sind, auf welche Räumlichkeiten sich dieselben erstrecken und welchen Aufwand jedes der einzelnen Bauwesen verursacht hat. Bauten mit einem Aufwand von weniger als 1000 find hiebei außer Betracht zu lassen.
Fehlanzeigen stad nicht zu erstatten.
Calw, 3. Januar 1910.
K. gem. Oberamt in Schulsachen.
Voelter. Schmid.
Tagesueuigkeite«.
Calw 4. Jan. (Besitzwechsel.) Das Dr. Zahn'sche Haus in der Bischoffstraße (früher Schill'sche Haus) kam heute durch Kauf zum Preis von 36 000 Mk. in den Besitz von Privatier Karl Reichert hier.
— Auf Grund bestandener zweiter Dienstprüfung für kath. Volksschullehrerinnen wurde zur Anstellung auf ständige Schulstellen für befähigt erkannt: Magdalena Pfänder von Weilderstadt.
Stuttgart 4. Jan. In einer hiesigen
Mittwoch, den 5. Januar 1910.
Tageszeitung wurde die Polizeiverwaltung wegen der Beschaffenheit des Lokals der neuerrichteten B ahnhofkriminalpolizeiwache angegriffen. Demgegenüber ist darauf hinzuweisen, daß der Raum in entgegenkommender Weise von der Bahnhofverwaltung zur Verfügung gestellt wurde, ein geeignet gelegener anderer nicht zu bekommen war und bauliche Veränderungen ohne Zustimmung des Eigentümers nicht vorgenommen werden können. — Heute vormittag ll'/< Uhr hat auf dem Ostendplatz ein Zusammenstoß zwischen einem Straßenbahnwagen und einem Metzgersfuhrwerk stattgefunden. Dies wurde dadurch verursacht, daß das Fuhrwerk hinter dem Straßenbahnwagen vorfuhr, während dieser mit einem anderen kreuzte. Personen wurden nicht verletzt. An dem Straßenbahnwagen wurde die Laterne zertrümmert. Das Fuhrwerk blieb unbeschädigt.
Tübingen 4. Jan. Die tolle Neujahrsschießerei fordert alle Jahre ihre Opfer. In die hiesige chirurgische Klinik wurden verschiedene schwerverletzte Personen eingeliefert, so ein 35jähr. Mann aus Neufra, der schwere Brandwunden im Gesicht erlitten hatte, ein 15jähriger Knabe aus Rottweil, der durch einen Revolverschuß am Rückgrat verletzt wurde. Einem Burschen aus Oberdigisheim wurde die linke Hand, einem 20jährigen jungen Mann aus Heselwangen wurden vier Finger der linken Hand zerschmettert.
Freudenstadt 4. Jan. Wie der „Grenzer" hört, hat Ratsschreiber Wagner- Stuttgart der Leitung der hies. Volkspartei mitgeteilt, daß er für die durch den Tod des Abgeord. Schmid notwendig gewordene Ersatzwahl nicht kandidiere, Wagner war im Jahre 1906 gleichzeitig mit dem verstorbenen Abgeordneten Schmid volksparteilicher Kandidat, ist aber damals unterlegen.
BezugSpr. t.d, Stadt'/ptthrl.m.Trügcrl.Mk. i.LS. Postbezugspr. s.d. Orts- u. Nachbarortsverk. VüLhrl. Mk. I.LO, tm Fernverkehr Wk. 1 .SV. Bestell», in Württ. so Pfg., in Bayern u. Reich 4L Ps»,
Oberndorf 4. Jan. Anläßlich des 75- jährigen Bestehens des „Schwarzwälder Boten" ist den Beamten und Arbeitern der Firma eine freudige Ueberraschung zu Teil geworden. Den Beamten wurde je ein Monatsgehalt, den Arbeitern je eine Gratifikation in Höhe von zwei Wochenlöhnen ausbezahlt. Außerdem wurde den im Geschäft bestehenden Wohlfahrtseinrichtungen ansehnliche Summen überwiesen.
Brucken OA. Kirchheim u. T. 4. Jan. Als' in der Neujahrsnacht der Scharwächter Hirsch den ledigen Friedrich Ensinger wegen unerlaubten Schießens verfolgte, wendete sich dieser plötzlich außerhalb des Ortes um und jagte seinem Verfolger die ganze Schrotladung seines Gewehrs ins Gesicht. Hirsch erlitt im Gesicht erh bliche Verletzungen, auch wurde ihm das linke Ohr vollständig weggerissen. Der Täter ist verhaftet.
Gmünd 4. Jan. Gestern nachmittag schlug ein hiesiger Handwerksmeister nach vorausgegangenen Streitigkeiten einen Gesellen mit einem Stück Holz einigemale auf den Kopf, so daß der Getroffene sich, aus mehreren Wunden blutend, in ärztliche Behandlung begeben mußte. Die Sache wird nun eine gerichtliche Verhandlung wegen Körperverletzung zur Folge haben.
Ulm 4. Jan. Die hiesige Schranne hatte im Jahre 1909 eine Zufuhr von insgesamt 144149 Ztrn. aufzuweisen, für die 1397 685 vereinnahmt wurden. Die Jahresdurchschnittspreise betrugen bei Kernen 11,61^, bei Weizen 10,72 bei Einkorn 10,52 bei Roggen 8,44 ^ bei Gerste 8,36 bei Haber 8,26 bei Reps 12,25 bei Saatdinkel 9,58 bei Linsen 9,88 bei Linsengerste 8,02 bei Erbsen 9,54 und bei Wicken 9,05
vir reut« vom lklertamphof.
Roman von Erich Ebenst ein.
(Fortsetzung.)
Einen Moment starrt Franz betroffen vor sich hin, dann stürzt er das letzte Glas Wein hinunter, steht auf und tritt an den Tisch, wo der Friedl mit seinen Genoffen sitzt.
„Hat da nicht einer von der Florus Susanna geredet?" fragt er.
Die Burschen blicken ihn höhnisch an, Friedl aber lehnt sich breitspurig zurück, spreizt die Arme vor sich an den Tisch und blinzelt den Hobeinbuben frech an.
„Müßt' ich 'leicht um Erlaubnis fragen, wenn ich von meinem Dirndl rede?" sagt er spöttisch.
Da hat ihn Franz schon am Kragen und schüttelt ihn wie einen Sack hin und her.
„Dein Dirndl?" zischt er. „Sags noch einmal, daß sie Dein Dirndl ist, wenn Du Courage hast!"
Die anderen sind aufgesprungen und stürzen sich auf Franz. In einem Nu ist Friedl frei. Aber die Wut hat ihn gepackt wie nie zuvor. Außer sich, ergreift er ein leerstehendes Bierkrügel und schleudert es Franz an den Kopf.
„Zehnmal sag' ich's . . . tausendmal . . . ." kreischt er, „glaubst ich fürcht' Dich?"
Das Blut läuft dem jungen Hobein über das Gesicht. Das Blut rauscht ihm in den Adern, steigt ihm ins Hirn und legt ihm einen roten Nebel vor die Augen. Ein Aechzen kommt über seine fahlen Lippen, dann stürzt er sich von neuem auf Friedl.
Jetzt hilft es nichts, daß ihm die andern in die Arme fallen. Wie Fliegen schüttelt er sie ab, eine ungeheure, fast unmenschliche Kraft schwellt
ihm die Muskeln. Er weiß nicht mehr, was er tut, nicht mehr, wohin er schlägt, nicht mehr, daß rings um ihn sich die Stube mit Leuten füllt. Er hört nichts und sieht nichts.
Erst dann kommt er zu sich, als er von starken Armen in die Höhe gehoben wird, und in weitem Bogen hinaus auf den Schnee fliegt. Das letzte, was er sieht, ist die regungslos daliegende Gestalt des Friedls, das letzte, was er hört, ein gellender Schrei der Trautwein Viktl.
Dann vergehen ihm die Sinne. Als er nach wenigen Minuten
wieder zu sich kommt, steht der Stini, bleich bis in die Lippen, vor ihm
und wischt ihm schweigend das Blut aus dem Gesicht.
Kein Wort sagt der Alte und hält ihn auch nicht, als er sich aufrafft und schwankend gegen den Wald hin geht. Er ist selber wie erstarrt,
der Stini.
Mit einem Lacher ist der Fabian vom Kleekamphof am Neujahrsmorgen in die Stube getreten, wo der Felix eben die Morgensuppe aufträgt.
„Jetzt Hab' ich richtig ein ganzes Jahr verschlafen! Na ja, im vorigen Hab ich mich niedergelegt und Heuer erst bin ich aufgestanden!"
Alle lachen, obwohl der Witz jedes Jahr gemacht wird vom Fabian. Der blickt sich suchend um. „Wo ist denn der Bub, der Friedl?"
„Im „lustigen Steirer" zu Frieda» unten," sagt Gregor, „Dem steht's Heimgehen gar nicht mehr dafür von Silvester auf Neujahr!"
Der Kleekamp ist in die Stube getreten und hat die letzten Worte gehört. Er zieht die Stirn in Falten, sagt aber nichts, und läßt sich gratulieren von seinen Leuten.
Nachdem das erledigt ist, setzt man sich an den Tisch. Grad als der Bauer als erster den Löffel in die Schüssel stecken will, wird es draußen vor dem Haus lebendig.
Allerhand armselige Männer stehen vor der Haustür und tuscheln