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Amts- und Anzrlgeblatt für den Vberaintrbezirk Calw
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Sr>ch«inungrtaze: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag. Freitag und Samstag, Jnsertionspreis U> P'g, pro Zeile für Stadt u. Bezirks orte; außer Bezirk tü Pfg.
Mittwoch, -rn 2Z. Dezember 1909.
Bezugspr. i, d. Stadt'/.jührl.m.Trägerl. Mk. I.SS, Postbezugspr. f.d. Orts- u, Nachbarortsverk. '/.jiihrl, Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. I.S0. Bestellg. in Württ. so Psg., in Bayern u. Reich 42 Pfg.
Amtliche Bekarmtmachimgerr
An die Schultheitzeuämter.
Die Protokolle über d e Oberfeuerscha«, ^Wegvifi tatton, Fenerwehrvifitatton und über die 4 . Baukontrollen sind, insofern sie noch auSstehen, spätestens bis 25. ds. Mts. dem Oberamt mit dem erforderlichen Erledigungsnachweis vorzulegen. Calw, 20. Dezember 1909
K. Oberamt. Amtmann Ripp mann.
Tagesnenigkeite«.
- Se. König!. Majestät haben am 20. Dez. ds. Js. dem Oberregierungsrat von Supper bei dem Verwaltungsrat der Gebäudebrandversicherungsanstalt den Titel und Rang eines Regierungsdirektors verliehen.
Stuttgart 21. Nov. Am 1. Januar tritt folgende, für die Angehörigen des Beurlaubtenstandes wichtige Neuerung in Kraft: Die zu Hebungen einberufenen Mannschaften, die sich vor Beginn der Uebung beim Bezirkskommando zur ärztlichen Untersuchung auf UebungSfähigkeit stellen wollen, sind gegen Vorzeigung des Gestellungsbefehls und sofortige Bezahlung zur Entnahme von Militärfahrkarten nach dem Ort des Bezirkskommandos berechtigt. Wird der Uebungspflichtige als übungsunfähig befunden, so erhält er einen besonderen Ausweis für die Rückreise zum Heimatort, bei festgestellter UebungSfähigkeit wird der Gestellungsbefehl mit einem Vermerk versehen, durch den er für die Rückreise und für den Gestellungsort Gültigkeit erhält. Früher mußten die Mannschaften für derartige Reisen die volle Ziviltaxe bezahlen.
Asperg OA. Ludwigsburg 21. Dez. Heute Nacht halb 1 Uhr brach in dem Kesselhaus der Eisschrankfabrik vonKarlFink hier Feuer aus. Polizeidiener Seitz von hier wurde auf
seinem Patrouillengang zuerst aufmerksam und machte sofort Alarm. Die hiesige Freiwillige Feuerwehr mar rasch zur Stelle. Ihrem energischen Eingreifen gelang es, das Feuer in kurzer Zeit auf seinen Herd zu beschränken, so daß nur der Dachstuhl des Kesselhauses niederbrannte.
Hall 21. Dez. Nach Mitteilung von zuständiger Seite haben sich die Gerüchte über die grausame Handlungsweise hiesiger Schülerinnen gegenüber einem ihnen anvertrauten Kinde fast durchweg als falsch erwiesen. Die sofort eingeleitete Untersuchung gab weder Anlaß zu einem gerichtlichen Einschreiten, noch auch nur zum Ausschluß der Mädchen aus der Schule.
Rottweil 21. Dez. Schon vor längerer Zeit sind achtbare hiesige Bürger durch einen anonymen Brief und falsche Angebereien aufs schwerste in ihrer Ehre gekränkt worden. Dieser Vorgang hat sich vor kurzem wiederholt. Den unausgesetzten Nachforschungen ist es gelungen, den Briefschreiber in der Person eines hiesigen Einwohners zu ermitteln, der sicherem Vernehmen nach bereits ein Geständnis abgelegt hat.
Duningen OA. Rottweil 20. Dez. Die Ehefrau des Jakob Aigeldinger, Anwalts in Hochwald schenkte Drillingen das Leben. Die Mutter befindet sich wohl. Die drei Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen, sind gesund und munter.
Tuttlingen 21. Dez. Gestern früh wurde ein vermutlich in der Nacht vom Sonntag auf Montag verübter Einbruch auf der Güterstelle am hiesigen Bahnhof entdeckt. Das Pult des Sekretärs war erbrochen und 70 -z ihm entnommen. Einen größeren in dem Pult enthaltenen Betrag hatte der Dieb nicht entdeckt. Zweifellos zu gleicher Zeit und von demselben Täter wurde im Güterschuppen ein Korb ge
öffnet und aus ihm Fleisch, Back- und Spielwaren gestohlen. Vom Dieb hat man noch keine Spur.
Biber ach 21. Dez. Bei der Treibjagd des Barons Schenk von Geyern kam der Bauer Durst in die Schußlinie eines Jagdteilnehmers. Die ganze Schrotladung drang ihm in den Kopf, was den augenblicklichen Tod zur Folge hatte. Die Jagd wurde sofort abgebrochen.
Ravensburg 21. Dez. Die Leiche der seit Freitag Abend vermißten Witwe Geyer hier ist gestern Mittag unterhalb der Mühlbruck in der Schüssen aufgefunden worden.
Aus Hohenzollern 21. Dez. In Langenenslingen wurden wiederholt im Baumgarten desselben Besitzers Baumfrevel verübt, ohne daß der Täter festgenommen werden konnte. In vergangener Woche nun wurden ebenfalls wieder vier schöne, stärkere Bäume durchsägt. Der Besitzer entschloß sich nun, auf seine Kosten einen Polizeihund aus Frankfurt zu requirierest, und so fand das hochinteressante Experiment mit Zusammenlauf der ganzen Einwohnerschaft am 16. ds. Mts. statt, drei Tage nach Begehung des Frevels. Mit frappanter Sicherheit verfolgte das Tier durch Schneefeld und Wege im weiten Bogen um den Ort seine Spur, um endlich vor dem Hause eines längst Verdächtigen zu halten. Als dann dem begleitenden Wachtmeister heimlich beigebracht wurde, daß der Verdächtige sich ebenfalls unter der Menge der Zuschauer befinde, mußte das Tier auch diese Suche aufnehmen, bis es vor dem Verdächtigen laut bellend parierte.
Berlin 21. Dez. Das neue Militärluftschiff Ll 111 konnte gestern des starken
Die Leute vom Mekamphos.
Roman von Erich Ebenstein.
(Fortsetzung.)
Der Kleekamp geht, nachdem seine Gäste ihn verlassen haben, ins Haus, wo Gregor schon für die Abendmahlzeit rüstet.
Eine Stunde später kehren die Knechte von Friedau heim. Das Tischgebet wird gesprochen, man beginnt zu essen. Neben dem Bauer sitzt der alte Fabian, der schon unter des Kleekamp Vater auf dem Hof gedient hat und nach dem Bauer das erste Wort hat im Haus.
Als er seinen Hunger gestillt hat, wendet er sich an den Kleekamp.
„Hat's Euch der Pfarrer schon gesagt, Bauer, daß wir neue Nachbarsleut bekommen haben, am Habererhof? Der Hobein Ambros ist zurück aus Amerika!"
Wäre ein Blitz in den Tisch gefahren, an dem der Kleekamp saß, er hätte nicht jäher zurückfahren können, als bei diesen Worten des Fabian. Der Löffel entfiel seiner Hand. Tiefe Bläffe deckte seine Züge, und die Augen starrten förmlich entsetzt auf den Knecht.
„Der ... der Ambros ist zurück?" stammelte er dann, und der stumme, gierige Blick, der den Fabian trifft, ergänzt die Worte: „Sag mehr! Sag alles auf einmal, was Du weißt!"
„Ja, der Ambros", fährt Fabian fort, „ist wieder zurück mit Weib und Kind —"
„Mit — Weib — und — Kind —" lallt der Kleekamp, und die Hand, welche unwillkürlich den Löffel wieder ergriffen hat, schließt sich mit so jähem, gewaltigem Griffe, daß das dünne Blech sich in Falten biegt.
„Und eine saubere, rasche soll sie sein, die Bibiana Hobein," fällt der Felix ein, der schon brennt, die Neuigkeiten auszukramen, die er
gesammelt. „In Amerika hat er sie geheiratet, sagen sie. Sie ist seine zweite Frau. Die erste, von der er den Sohn hat, ist tot. Die Eva vom Habererhof hat mir alles erzählt. Der Ambros ist ein alter Mann geworden, soll immer kränklich sein. . ." Er lacht leise auf, „und die Frau blutjung und blitzsauber . . . kein Wunder, daß sie das Regiment führt. Die Weibsleut' sind froh, daß der Andres! ausgespielt hat am Habererhof."
Bei der Rede des Felix tut der Kleekamp einen tiefen Seufzer, als fiele eine Last von ihm ab.
„Wie lang' ist er denn eigentlich fort gewesen von Friedau?" fragt ein anderer Knecht, und der Fabian wendet sich wieder an den Kleekamp, der starr und blaß wie ein Steinbild dasitzt.
„Wie lang' ist's her, Bauer? An die 20 Jahre, nicht wahr? Damals, als Euer Weib vom Göll abstürzte mit Eurem Aeltesten, ist er fort, nicht wahr?"
Der Kleekamp nickt bloß.
Felix fährt fort: „Sein Aeltester und Einziger, der Franz, soll nicht gut stehen mit der Stiefmutter, sagt die Eva. Und wenn der Alte heute die Augen zutut, dann wird's wohl nicht glatt abgehen mit der Erbschaft."
Der Kleekamp stand schwerfällig auf und wandte sich zur Tür.
„Bauer — Ihr habt ja noch das ganze Essen stehen!" erinnerte ihn der Fabian. Aber der Bauer schüttelt bloß den Kopf und sieht seltsam leer vor sich hin.
„Mir ist nicht recht extra . . . will mich niederlegen," murmelt er und tastet nach der Klinke. Dann fragte er plötzlich: „Wo ist denn der Friede!?"
„Bei der Trautwein Viktl," lachte der Felix. „Dem wird nicht zeitlang — muß immer noch einmal in der ihre schwarzen Augen schauen."