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den Leichenteilen jeden Menschengeruch zu nehmen. Die bisherige Untersuchung läßt darauf schließen, daß die Ermordete eine Arbeiterin war.

Berlin 7. Dez. Ueber das Befinden der Zarin, das in den letzten Tagen Ver­anlassung zu beunruhigenden Nachrichten bot, meldet der Berichterstatter desLokalanzeigers" aus Petersburg: Der russische Kriegsminister, der jüngst in Livadia war, sprach seine Freude aus über das vortreffliche Aussehen der Zarin, die in Begleitung des Zaren oder der Kinder täglich Spaziergänge unternehme. Infolge ihres schlechten Magens vermeide sie alle Fleischspeisen und halte sich an eine leichte Kost. Ende Dezember kehre die Zarenfamilie zurück und zwar zunächst für kurze Zeit nach Zarskoje Selo, da­rauf ins Petersburger Winterpalais, wo ver­schiedene Hoffestlichkeiten stattfinden. Der Kriegs­ministerwar mehrmals zur Familientafel zugezogen, wobei er Gelegenheit hatte, das gute Aussehen der Zarin und ihre anregenden Gespräche fest- stellsn zu können.

Hamburg?. Dez. (Schwerer Unglücks­fall.) Auf den Gaswerken im Freihafen explo­dierte heute nachmittag ein Gasometer. Das Dach eines zweiten Gasometers geriet dadurch in Brand. Das Dach stürzte in sich zusammen. Auch dieser zweite Gasometer explodierte. Bisher sind 6 gänzlich entstellte Leichen geborgen und 40 Schwerverletzte nach dem Krankenhaus ge­bracht worden, von denen mehrere bereits gestorben sind. Die Zahl der Opfer ist noch unbestimmt, da sich noch mehrere unter den Trümmern be­finden sollen. Eine weitere Explosionsgefahr ist ausgeschlossen.

Hamburg 7. Dez. Gleich nach der ersten Explosion begann man, die Verletzten ins Kranken­haus zu schaffen. Inzwischen erfolgte durch Ueber- springen der FlammM die zweite Explosion. Erst darnach konnte die Feuerwehr, die bis dahin dem Element gegenüber-völlig machtlos gewesen war, erfolgreich eingreisi n. ? Die Flammen schnitten den flüchtenden Arbeitern den Landweg ab und ließen ihnen nur den Weg ins Wasser offen. Bei der zweiten Explosion wurden brennende Holzscheite in die umliegenden Straßen geschleudert. Die Bergungsarbeiten werden fortgesetzt, da man noch Tote unter den Trümmern zu finden glaubt. Die Zahl der Getöteten wird auf wenigstens 20 geschätzt. Das Feuer ist scweit gelöscht, daß man zur Zeit an die Löschung im Innern des Gebäudes gehen kann. Für den noch nicht vollendeten Umbau dieses Gaswerkes hatte die Bürgerschaft im vorigen Jahr 14 Millionen bewilligt.

Paris 7. Dez. Der Aviatiker Latham ordnet gegenwärtig in Mourmelon auf seinem Antoinette-Eindecker Maschinengewehre ein, um im Einvernehmen mit dem Kriegsminister

Schießversuche während des Fluges anzustellen. Weiter verlautet, Hauptmann Gerardville erprobe in Meudon mit bestem Erfolge einen Aeroplan ganz neuer Konstruktion. Der Apparat steigt angeblich mit zwei Personen ganz leicht in die Höhe.

Paris 7. Dez. Ein Blatt hatte vor­gestern gemeldet: Graf Zeppelin sei hier an­gekommen. Infolgedessen begann ein Laufen der Zeitungsberichterstatter nach allen größeren Gasthöfen und der deutschen Botschaft, das indessen ergebnislos verlief. Graf Zeppelin war nirgends zu entdecken. Jetzt stellt es sich heraus, daß er nicht hier ist. Man hatte einen deutschen Reisenden, der zwar Zeppelin heißt, jedoch weder Graf noch Luftschiffer ist, wegen seines Namens in dem Gasthofe, in dem er abstieg, für den berühmten Grafen Zeppelin gehalten.

Vermischtes.

(Fürsten in freien Berufen.) Wenige Fürsten sind nach ihrem Hinscheiden so tief und so allgemein betrauert worden, wie der kürzlich aus dem Leben abberufene Herzog Karl Theodor in Bayern, der doch auf die Geschicke seines Vater­landes niemals einen Einfluß geübt, sondern sich mit dem bescheideneren Lose begnügte, im Süllen ein Wohltäter und Helfer der leidenden Menschheit zu sein. Vielleicht hat sich aber gerade darum die Oeffentlichkeit so gern und mit aufrichtiger Sym­pathie seiner Persönlichkeit zugewendet, so oft sich dazu der Anlaß bot wie es jetzt zum letzten Male der Fall ist. Wir sind es nicht gewohnt, daß die Söhne regierender Häuser Europas sich anderen, als staatlichen Berufen zuwenden und höheren Ehrgeiz empfinden, als auf der Stufenleiter militärischer Würden mit der Schnelligkeit und der Gewißheit aufzusteigen, die ihnen durch ihre Geburt gesichert ist. Es gibt heutzutage imGotha" nur sehr wenige Prinzen aus souveränen Familien, die sich einer der sogenanntenfreien Professionen" gewidmet haben. Im Hause Wittelsbach, in der königlichen Linie, finden wir noch den Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern, der wie sein Oheim den Titel eines Dr. med. führt, eine ärztliche Praxis ausübt und in Spanien, der Heimat seiner Ge­mahlin, der Infantin Maria de la Paz, zum Ehrenchirurgen der königlichen Akademie ernannt wurde. Im sächsischen Königshause ist der Prinz Max von Sachsen, der jüngere Bruder des re­gierenden Königs Friedrich August 111, Dr. theol. et jur. und Professor für kanonisches Recht und Liturgie an der Universität Freiburg in der Schweiz. Er ist, wie man weiß, geistlichen Standes und man darf wohl in ihm einen der künftigen Kardinale der römischen Kirche sehen. Dann wäre noch der Prinz Oskar von Schweden, ein Bruder des regierenden Königs Gustav V,

zu nennen, der sich seit seiner morganatischen Vermählung mit dem Fräulein Ebba Munck Prinz Bernadotte, Graf von Wisborg nennt und Maler geworden ist. Dieser führt uns aber schon zu den fürstlichen Dilletanten hinüber, die den schönen Künsten nur ihre Mußestunden reservieren. Der Doktor-Grad ist imGotha" ziemlich häufig vertreten. Aber nur der Prinz August Wilhelm von Preußen, Doktor der Staats- wisimschasten, Prinz Max von Baden, Dr. jur., Prinz Julius Ernst zur Lippe, Dr. jur., und Prinz Heinrich XXXIII Reuß jüngerer Linie, Dr. phil., haben ihn auf Grund eines vollendeten akademischen Studiums erworben. Alle übrigen

darunter einige europäische Souveräne, wie Kaiser Wilhelm II, König Viktor Emanuel III von Italien, König Friedrich VIII von Däne­mark, Herzog Georg II von Sachsen-Meinigen

sind mit dem Doktortitel nurhonoris causa" geschmückt worden.

Die Entstehung des Erdöls führt in interessanten Forschungen Hans Höfer jetzt in den Mitteilungen der Wiener Geologischen Gesellschaft auf eine Unterscheidung in den Lagerstätten zurück. Die primären Oelträger sind Sedimentlagerstätten, wo die ölführenden Nachbar­schichten meist marine und brakische Petrefakten einschließen, die der Küstenfauna angehören. Oellagerstätten sind meist Meerbildungen. Der Massenmord der Fauna ist auf eine rasche Aenderung der Lebensbedingungen zurückzuführen, so daß die Fauna sich diesen weder anpassen noch entfliehen konnte. Wenn etwa äolischer Staub in eine bevölkerte Bai weht, so wird er einen Massenmord bedingen, untersinken und seine Opfer mit zu Boden ziehen. Oft spielt der erste Akt für Erdöllagerstätten in einer größeren oder kleineren Meeresbucht sich ab. Durch wiederholte Aenderungen der Lebensbedingungen häuft sich Leichenfeld auf Leichenfeld, und das Sinken des Meeresgrundes trägt mit zur Bildung der Oellager bei. Das Ausgangsmaterial für das Erdöl ist dann die Anhäufung von vorwiegend pflanzlichen Resten. Etwa angehäufte Pilze ver­fallen in ihrem Eiweiß der Zersetzung, dann werden die stickstofhaltigen Eiweißkörper ausgefüllt und schließlich die Fettkörper zu Erdöl umgebildet. Die Gase müssen dann schon in reichlicher Menge vorhanden gewesen sein. Eine Wanderung des Erdöls ist zweifellos, da es ja unter hohem Gas­druck steht, und in Spalten kann daher das Erdöl immer steigen.

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Rk. 8s«rk», vorm. (iostsridLiisr,

AnrLliche und prwatanzeigen.

Zw a«B-Versteigermtg.

Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die auf Markung Aichelberg belegenen, im Grundbuch von Bergorte,

Heft 66 , Abteilung I Nr. 1 und 2 ,

.. 63, I Nr. 1,

zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes auf den Namen des Georg Volz, Wagners in Aichelberg, eingetragenen Grundstücke:

die unabgeteilte Hälfte an:

Geb. Nr. 30 Wohnhaus 70 qm,

Scheuer 35 qm,

Holzremise 25 qm,

Hofraum 94 qm, Z n 24 qm

mitten im Dorf, gemeinderätlicher Schätzungswert 2380

Parz. Nr. 29/13 Gemüsegarten 13 28 qm,

Acker 11 s 74 qm,

Brunnenhaus 05 qm, ^ g 07 ^m

mitten im Dorf, gemeinderätlicher Schätzungswert 350

ganz:

Parz. Nr. 29/8 gebautes Wechselfeld 61 s 48 qm,

Laubholzgebüsch 1 3 33 qm, ^ g 81 qm, in Hausäckern, gemeinderätlicher Schätzungswe rt 2800 ^

5530

am Mittwoch, den 2. Marz 1910, nachmittags 1 Uhr,

auf dem Rathause in Bergorte versteigert werden.

Der Versteigerungsvermerk ist am 5. November 1909 in das Grundbuch eingetragen.

Es ergeht die Aufforderung, Rechte, soweit sie zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerks aus dem Grundbuch nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten an­zumelden, und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigen­falls sie bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden.

Diejenigen, welche ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt.

Bad Teinach, den 3. Dezember 1909.

Kommissär:

Franz.

K. Forstamt Langenbrand.

AldrlholMiiM-Nttkiiiif

am Dienstag, den 21. Dezember 1909, vorm. 9',- Uhr, im Gasthof z. Ochsen" in Höfen a. d. Enz aus Staalswalddistrikt Grösselberg, Sock­berg, Hundstal, Hengstberg, Eulenloch und Rippberg:

10420 Baustangen I./1II., 8060 Hagstangen I./Ill , 26700 Hopfen­stangen I/V., 24540 Rebstecken I/H., 6770 Bohnenstecken; 50°/° Fichten, 50°/° Tannen, meist sehr schönes Material,

insbes. 2100 Ficht.-Baustg. 13. Durch­weg günstige Abfuhr; 26 km Bahn­entfernung (CalmbachNeuenbürg im Enztal), (Unterreicheobach im Nagold­tal). Losverzeichnisse unentgeltlich vom Forstamt, welches jede weitere Auskunft erteilt. Fernsprecher Nr. 1 Langen­brand (Württ.).

Is. Kieler Bücklinge

empfiehlt

Kr. Lamparter

am Markt.