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Amts- und Anzrigeblatt skr de» Gberamtsbrzlrk Calw

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Erschitnun»«ta»i: Montaz. Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und GamStag. ZnsertiouSpretS r» Hsg.pro ZeU« sürLtadtu.BrzirkSorte; außer Bezirkt» Bfg.

Amtliche Bekanntmachttugen.

Waudrrallsstellutlg von Kleiumchkug.

Die gewerblichen Vereinigungen werden ctn- geladen, sich zur Teilnahme an einer Wander­ausstellung von Kleinwerkzeug anzu­melden, deren Durchführung vorlänfig in folgender Weise gedacht ist: In mehreren Kisten sind 12 Schau­kästen veipackt, die etwa 500 beachtenswerte neuere Weikzeuge für mehrere Sewerbezweige enthalten. Die Schaukästen (flache Pulte) sind zur sofortigen Ausstellung in einem Schuisaal oder einem ähnlichen geeigneten Raume ohne weitere Vorbereitungen fertig. Jeder Gegenstand kann zur näheren Be­sichtigung aus dem Kasten genommen werden. Es wird angenommen, daß der Verein einen Vertrauens­mann bezeichnet, der die Aufstellung besorgt und der Zentralstelle für die Ueberwachung und Instand­haltung des Ausstellungsguts verantwort.ich ist. Nach Schluß der Ausstellung au einen Ort find die Kisten regelrecht verpackt dem Vertrauensmann des nächsten Ortes zuzustellen. Die Reihenfolge bestimmt die Zentralstelle so, daß die vom einzelnen Verein zu tragenden Versendungskosten möglichst gering ausfallen. Außer der Verschickung hat der Verein die Üeberlassung eines passenden Ausstellungs­raumes, die Ucb.rwachung der Ausstellung und deren wirksame Bekanntgabe in den gewerblichen Kreisen zu übernehmen.

Die gewerblichen Vereinigungen, die an dieser für sie nur mit geringfügigen Kosten verbundenen Einrichtung teilzunehmen beabsichtigen, werden er­sucht, sich unter Angabe des Vertrauensmanns an dasLandesgewerbemuseum, technische Abteilung", zu w nden, von wo aus das Wettere besorgt weiden w'rd.

Stuttgart, 24. November 1909.

Mosthaf.

rrzesuerrtskeiteu.

* Calw 1. Dez. Mit dem heutigen Tage ist eine Erhöhung verschiedener Eisen­

Donnerstag, den 2. Dezember 1909.

bahntarife in Kraft getreten. Bekanntlich haben die württ. Landstände den Tarif für die 4. Wagenklasse erhöht. Bisher kostete das km in der 4. Klasse 2 von heute an aber 2,3 ^; der Preis hat somit eine Erhöhung von 15°/° erfahren. Wenn man mit der Verteurung der 4. Klasse noch weiter gegangen wäre, so wäre der Unterschied zwischen 3. und 4. Klasse ganz unbedeutend gewesen und es wäre wohl nichts anderes übrig geblieben, als die 3. und 4. Klasse wieder zu einer Klasse zusammenzulegen. Da in andern deutschen Staaten die Tariferhöhung nicht eingeführt haben, so nimmt Württemberg nun wieder eine Ausnahmestellung ein. Die Mindestfahrpreise betragen künftig für eine Fahrkarte 1. Kl. 25 A 2. Kl. 20 A 3. Kl. 15 §) und 4. Kl. 10 /); der Fahrpreis 3. Kl. für 5 km beträgt 20 Im allgemeinen ist die Tariferhöhung als mäßig zu bezeichnen. Empfindlich wirkt sie allerdings für einen großen Teil des Publikums, das durch seinen Beruf ge­zwungen ist, oft und viel dir Eisenbahn zu benützen. Der Tarif der Monatskarten wird ebenfalls er­höht und zwar für die Karten 1. Klaffe um 31°/«, 2. und 3. Kl. um 12,5°/° und 4. Klasse um 3,3°/°. Endlich findet eine Erhöhung des Expreßguttarifs statt. An Stelle der bisherigen Mindestbeförderungsgebühr von 20 ^ tritt eine solche von 25 ^ auf Entfernungen bis zu 74 km und eine solche von 40 L) auf über 74 km Entfernung. Da bei Expreßbesörderung auch noch Bestellungsgebühren zu bezahlen sind, so werden wohl manche Expreßstücke wieder der Post zur Beförderung übergeben werden.

l?. Calw 1. Dez. Die Generalversamm­lung des landwirtschaftlichen Bezirks- Vereins fand gestern im Waldhorn unter zahl­reicher Beteiligung statt. Der Vereinsvorstand Hr. Regierungsrat Voelter teilte nach Er­

BezugSpr.I.d.8tadt-/^iihrl.m.LrLg«rl.Mk. I.2b. BostbezugSpr s, d. Orts- u. NachbarortSverk. '/^ithrl. Mk. 1.2°, tm Jernv-rk-h: Wk. 1 .S». Bestell», in Württ. so Psg., t« Bayern u. Reich 12 Ps»

öffnung und Begrüßung der Versammlung mit, daß am 28. Oktober ein Bezirksziegen- zuchtverein für den Bezirk Calw gegründet worden sei und der Ausschuß diesem Verein einen Jahresbeitrag von 100 ^ verwilligt habe, er erbitte hiezu die Genehmigung der General­versammlung. Nachdem Hr. Landwirtschafts­inspektor Stroebele von Leonberg den Zweck eines Ziegenzuchtvereins kurz darlegt und der Vorstand des neuen Vereins Hr. Gemeinderat Michel von Liebenzell, Bericht über die Tä­tigkeit des Vereins seit seiner Gründung erstattet hatte, wurde der Jahresbeitrag von 100 ^ genehmigt. Sodann hielt Hr. Landwirtschafts- inspekkor Stroebele einen Vortrag über Orts­viehversicherungsvereine. An die Aus­führungen desselben schloß sich eine lebhafte Debatte an. Eine ganze Reihe von Rednern gaben ihre Ansichten und Erfahrungen über die schon im Bezirk bestehenden Ortsviehversicherungs­vereine kund. Alle waren darin einig, daß der­artige Vereine nützlich und notwendig und auch in den kleinsten Gemeinden durchführbar sind, vom landw. Verein soll daher die Gründung von Ortsviehversicherungsvereinen in allen Ge­meinden des Bezirks angestrebt werden und es wurde zu diesem Zweck eine Kommission gewählt, welche Mustersatzungen für die Gemeinden auf­zustellen hat. Bezüglich eines von Hrn. Schultheiß Braun in Althengstett gestellten Antrags aus Gründung eines Bezirkspferdeversicherungsvereins waren die Meinungen über die Durchführbarkeit geteilt, es wurde aber beschlossen, auf die Tages­ordnung der nächsten Generalversammlung einen Vortrag über Bezirkspferdeversicherungsvereine zu setzen und dann eventuell näher auf die Sache einzugehen. Der vom Vereinssekretär vorgetragene Rechenschaftsbericht pr. 1. April 1908/09 weist einen Mitgliederstand von 1371

Im Mosterhos.

Roman von B. v. Lancken.

(Fortsetzung.)

Als Gräfin Lie einige Minuten später ins Zimmer trat, fand sie Inge allein. Das junge Mädchen stand am Fenster und sah in den sonnenbeschienenen Park hinaus; auf ihrem Gesicht lag ein stiller Ernst, etwas Hoheitsvolles, wie man es auf dem Antlitz von Menschen findet, die aus innerlichem Kampf zum Siege gelangt sind.

Nun, habt Ihr geplaudert? Hat Markus Dir von seinen Reisen und Jagdabenteuern erzählt?" fragte die Gräfin.

Wir haben über alles Mögliche gesprochen," erwiderte Inge aus­weichend, und als sie nachher in Calleins Zimmer Tee tranken, besorgte Inge das Eingießen, und Tante Lie und Callein saßen vor dem Kamin. Da schwebte es wie heimliches Behagen über dem Raum und den drei Menschen. Inge und Markus sprachen ruhig zusammen, und doch lag in dem Ton, in der Art und Weise, wie sie es taten, etwas Besonderes, so wie zwischen zwei Menschen, wo einer vom andern weiß, wie lieb er ihm ist; es war, als ob sie zusammengehörten, und sie spürte die Zusammen­gehörigkeit, und sie wollten es doch vor niemand zeigen. Es ist beiden wie etwas Heiliges, das unausgesprochen nur ihnen bekannt ist. Wie oft, wie unzählig oft dachte Markus Callein noch später an diese Teestunde die Inge damals unter seinem Dach verlebt.--

13.

Der Winter war ins Land gegangen und hatte seine Herrschaft mit Eis und Schnee angetreten. Ueber die weiten Felder hatte er die weiße, schimmernde Schneedecke gebreitet, die Gewässer bargen ihr plätscherndes,

bewegliches Leben unter glitzerndem Eis und barmherzige Menschen streuten den Vögeln Futter. Besonders mitleidige Seelen dachten auch an die Stiefkinder der Vogelwelt, an die Krähen, und hoben ihnen Speisereste und Knochen auf, während der Waidmann Futterplätze für das darbende Wild Herrichten ließ. In den Landhäusern und Schlössern wurde das Leben auch auf den Winter eingestellt. Die Sommerhausgäste waren fort, und die nachbarlichen Beziehungen traten wieder mehr in den Vordergrund man besuchte sich zu kleineren gemütlichen Mittagessen, Jagdeinladungen brachten für die Herren willkommene Abwechslung, Musik und Lektüre nahmen die alten Ehrenplätze wieder ein, von denen sie so lange durch Ten­nisspiel, Bootfahrten und allerlei sommerliche Amüsements verdrängt waren.

Es war seit vielen Jahren das erstemal, daß Graf Callein sich nicht zu einer Abreise rüstete. Dies erregte allgemein Erstaunen, da man daran gewöhnt war, ihn auf Neudeck nur alsZugvogel" rasten zu sehen, der mit dem Sommer kam und beim Fallen der ersten Blätter wieder fortzog. Auch Gräfin Volgers war gewissermaßen aus verwandtschaftlichen Rück­sichten gezwungen zu bleiben, denn nach dem Klosterhof konnte Inge nicht, und nähere Angehörige besaß sie nicht. Das Weihnachtsfest wollte man aber doch zusammen verleben; so dachte niemand daran, dem nordischen Frost, dem Schneegestöber und scharfen Winden aus dem Wege zu gehen, und es entwickelte sich um den See herum ein still-beschauliches Winter­leben. Die Pastorin hatte die Nähschule, die Marianne v. Ferni einst ins Leben gerufen, wieder eingerichtet, und zweimal in der Woche versammelten sich die Mädchen im Alter von-neun bis vierzehn Jahren in der großen Konfirmandenstube des Pfarrhauses, um dort mit allerlei Handarbeiten beschäftigt zu werden. Mathilde Berner, Inge und Anna wechselten sich im Vorlesen harmloser, Zucht und Frömmigkeit fördernder Bücher ab, und die Frau Pastorin mit dem junonischen Haarknoten und dem resoluten Willen stand jeder dabei zur Seite, indem sie sozusagen diepolizeiliche"