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Schwadron des dortigen 8. Husarenregiments ein Vergiftungsanschlag verübt worden sei. Der Schwadron sei von einem Verbrecher eine große Menge Cyankali in die Suppe geschüttet worden; doch habe das Gift einen so heftigen Geruch entwickelt, daß die Soldaten die Suppe nicht anrührten. Die Suppe wurde untersucht und die Aerzte erklärten, daß sämtliche 80 Soldaten, wenn sie die Suppe verzehrt hätten, innerhalb weniger Minuten gestorben wären. Nach dem bisherigen Ergebnis der Untersuchung richtet sich der Verdacht hauptsächlich gegen einen Unteroffizier, in dessen Beinkleidern Spuren von Cyankali gefunden wurden, und dessen Vater als Vergolder häufig Cyankali benutzt. Ein Soldat hatte diesem Unteroffizier vor einiger Zeit 150 Frs. geliehen und ihn wiederholt Mr Rückzahlung gedrängt. Man hält es für möglich, daß der Unteroffizier, in dessen Tasche auch eine kostbare von einem Diebstahl herrührende Zigarettentasche gefunden worden ist, sich durch den Anschlag seines Gläubigers entledigen wollte.
Paris 30. Nov. Drei vermummte Räuber drangen gestern Abend in einen Postwagen auf dem Nordbahnhofe und entwendeten ein Colli mit Wertsachen. Der genaue Wert des Inhalts ist noch nicht bekannt, dürfte sich jedoch auf über 300 000 Francs beziffern.
Paris 30. Nov. Die Polizei verhaftete eine Bande internationaler Diebe, welche bei verschiedenen Juwelieren in Europa bedeutende Diebstähle ausgeführt haben. In ihrer Wohnung wurden Schmucksachen im Werte von 75 000 Francs aufgefunden.
Wien 30. Nov. Gestern ist der erste in Oesterreich erbaute Aero plan mit Erfolg aufgeflogen. Es ist der Aeroplan Etrich, der in Wienerneustadt 4'/- Kilometer in der Luft zurücklegte bei einer Höhe von etwa 2Meter. Die Stundengeschwindigkeit betrug 70 Kilometer. — Heute findet der erste der vier Abnahmeflüge des neuen Parseval-Ballons statt. Die Fahrt geht nach Budapest und von dort zum Ausgangspunkt zurück.
Wien 30. Nov. Oberleutnant Hofrichter wurde heute im Garnisonsgericht wieder einem Verhör unterzogen. Wie verlautet, beteuert er immer noch seine Unschuld. Der auf ihm ruhende Verdacht sei lediglich einer unglücklichen Verkettung von Umständen zuzuschreiben. — Die Arbeiterzeitung veröffentlicht eine Unterredung mit Frau Hofrichter. Nach der Darstellung der Frau würden sich manche Verdachtsmomente in harmloser Weise ausklären. Ihr Mann habe gewußt, daß er keine Aussicht mehr hatte, an den Generalstab berufen zu werden und damit falle auch jeder Beweggrund zur Sendung der Giftbriefe. Frau Hofrichter ist durchaus nicht gebrochen, sondern im Gegenteil vollkommen gefaßt und sieht mit Zuversicht den «eiteren Ereignissen entgegen.
W i en 30. Nov. Der Osfiziersbursche Hofrichters wurde gestern Abend in Linz zum Regiments-Kommando berufen und verhört. In der Nacht wurde er nach Wien geschickt und dort einem erneuten Verhör unterzogen. Der Linzer Drogist Ritzberger sagte nachträglich aus, der Offiziersbursche, den er fragte, zu was er so viel Cyankali brauche, habe geantwortet, er brauche es um einen Hund zu vergiften.
Athen 30. Nov. Die Untersuchung in der Angelegenheit der Meuterei des Typaldos und seiner Genoffen ist abgeschloffen. Die Haupträdelsführer werden teils vor das Schwurgericht und teils vor das Zuchtpolizeigericht gestellt werden.
Mailand 30. Nov. Hier haben der Ingenieur Forlanini und der Geniehauptmann del Fabro ein neues lenkbares Luftschiff konstruiert. Das Luftschiff unternahm gestern seinen ersten Probeflug, der vollständig gelang. Der Lenkballon legte 40 Kilometer zurück, wobei er dem Steuer vollkommen gehorchte.
New-Uork 30. Nov. Der Dampfer Brewster, der Rhederei Schmidt in H amburg gehörend, strandete auf einer Untiefe bei Cap Hatteras. Die Mannschaft sprang mit Rettungsgürteln ins Meer. Es ist wahrscheinlich, daß alle umgekommen sind.
Vermischtes.
„20 reeller Nebenverdienst!" Unter dieser Spitzmarke tauchen von Zeit zu Zeit in Zeitungen Angebote auf und „gegen Einsendung von 1 in Briefmarken wird näheres mitgeteilt." Ein Beamter, der sich einen solchen Verdienst verschaffen wollte, sandte den verlangten Betrag ein und erhielt nach einigen Tagen in einem Kuvert als Muster ohne Wert für ungefähr 5 Goldstaub. In dem gedruckten Begleitschreiben wird nahegelegt, aus diesem Goldstaub mit heißem Wasser Tinte herzustellen, damit Gratulationskarten zu schreiben und diese in den Wirschaften zu verkaufen, die Karten gingen riesig ab. Selbstverständlich verzichtete der Beamte auf eine solche Art Nebenbeschäftigung.
Im Ballon aufs Meer. Der in Kopenhagen zu einem Wettflug mit dem deutschen Ballon „Harburg" aufgestiegene dänische Ballon „Dänemark" wurde durch starken Schneefall niedergedrückt und fiel südlich der Insel Hoen ins Wasser. Die Insassen Ingenieur Krebs und Premierleutnant Ramm suchten im Ballonring Zuflucht und konnten sich, da sie von der See gegen die Küste der Insel getrieben wurden, an Land retten. Der Ballon wurde von den Wellen fortgespült. Der deutsche Ballon, der von Dr. Sticker geführt wurde, landete glatt an der Nordküste der Insel.
(EinChinesenviertel inBerlin.) Die Reichshauptstadt wird immer internationaler.
Seit kurzem besitzt sie auch ein Chinesenviertel in der Umgebung des Schlesischen Bahnhofs. In einem Hause der Breslauerstraße wohnen nicht weniger als neun Söhne des himmlischen Reiches, aber auch in den anderen Straßen, die am Bahnhof liegen, sind sie in größerer Zahl zu finden. Sietreiben Hausierhandel mit Erzeugnissen ihrer Heimat, die sie teils mitgebracht haben, teils hier aus heimischen Rohstoffen selbst anfertigen. Sie besuchen Läden und Gastwirtschaften, gehen auch in die Häuser, um dort ihre Waren abzusetzen. Diese bestehen in Marmorsachen aller Art, in Schnitzereien, Stickereien und Holzsachen, die mit Malereien in der bekannten chinesischen Manier bedeckt sind. Sie tragen durchweg europäische Kleidung und haben bis auf einen, der ihr Führer und Oberhaupt ist, den Zopf abgelegt. Ihr Essen bereiten sie sich selbst und holen Fleisch, Gemüse und andere Naturalien aus den Läden und Kellern der Gegend selbst ein. Der deutschen Sprache sind sie ziemlich mächtig.
Marktberichte.
Herrenberg 30. Nov. Auf den heutigen Vieh markt waren zugeführt: 143 St. Ochsen, 230 St. Kühe und Kalbinnen, 106 St. Jungvieh, was gegen letzten Markt ein Mehr bedeutet bei den Ochsen um 96 St., bei den Kühen um 92 St., bei dem Jungvieh um 14 St. Von Händlern waren zugeführt 104 St., gegen letzten Markt 11 St. mehr. Es waren ziemlich viele Käufer am Platze; der Verkauf ging ziemlich gut. Begehrt war besonders fettes und trächtiges Vieh. Die Preise waren gegen letzten Markt gleichbleibend. Erlöst wurde für ein Paar Ochsen 800—1200 für ein träch
tige Kuh 250—400 für eine Milchkuh 250 bis 400 für eine Schlachtkuh 178—300 für eine Kalbin 280—450 °^, für ein Jungrind oder Stier 120—250 ^7. Auf dem Sckweinemarkt waren zugeführt: 480 St. Milchschweine; Erlös pro Paar 30—45 ^7, 252 St. Läuferschweine 50—108 Verkauf: gut.
Reklameteil.
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prwatanzeigen.
Liebelsberg.
Danksagung.
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme während der Krankheit und beim Hinscheiden unserer l. Pflegetochter
Maria, geb. Krauß,
für die trostreichen Worte des Herrn Pfarrers, dem Herrn Lehrer, ihren Mitschülern und Mitkonfirman- . ^ den für den erhebenden Gesang, für die ehren- volle Begleitung zu ihrer letzten Ruhestätte und die vielen Kranzspenden, sagen wir den herzlichsten Dank
Smlsöiener Sraun mit Frau.
Zr
Sämtliche LackaiMel
empfiehlt
ahlvorschlag
des Bürgervereins zur Gemeinderatswahl.
Ernst Hippeleiu, Fabrikant. Friedrich Kleiubnb, Tierarzt. Hermann Marquardt, Conditor. Wilhelm Stickel, Uhrmachermeister. Georg Wagner, Fabrikant.
Die Wahl findet am Donnerstag, den 2. Dezember, von vormittags 9 Uhr bis 2 Uhr statt.
Wahlvorschlag
des Volksvereins zur Gemeinderatswahl.
Gehriug, Friedr., Privatier.
Hippelei», Ernst, Fabrikant.
Stickel, Wilh., Uhrmacher.
Kleiubnb, Fr , Stadttierarzt.
Wagner, Georg, Fabrikant.
Die Wahl findet am Donnerstag, den 2. Dezember, von morgens 9 Uhr bis nachmittags 2 Uhr statt.