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Bedingung gestellt hatte, daß der wohlgewachsene Mann in sorgsamer Kleidung täglich zu Reklame­zwecken einige Stunden vor dem Geschäftslokal einherwandeln müsse, in dem die Frau ihr Geld angelegt hatte. Getreulich erfüllte der Wackere seine Pflicht, und wenn man auch nicht erfahren hat, ob er sonst ein glücklicher Gatte war: seine Reklamemission hatte vollen Erfolg. Schmerz­licherwar das Schicksal eines anderen amerikanischen Ehegatten, der sich vor kurzem in seines Herzens Nöten an das Scheidungsgericht von Boston wandte. Er beschuldigte seine Frau der Körper­verletzung : täglich flößte sie ihm allerlei Medizinen, Drogen und seltsame Mixturen ein, die seinem körperlichen Wohlbefinden durchaus entgegen­wirkten. Die Gattin leugnet nicht, aber sie be­gründete ihr Vorgehen durch den Umstand, daß sie ihren Gatten ausdrücklich unter der Bedingung geheiratet habe, an ihm gewisse medizinische Kuren praktisch auszuproben, deren Heilkraft sie bewiesen sehen wollte. Doch es sind nicht nur Ameri­kanerinnen, die mit der Ehe bisweilen so absurde Bedingungen verknüpfen. Auch Albions streng gesittete Töchter schrecken vor Exzentrizitäten nicht zurück. Eine angesehene Dame der Gesellschaft von Birmingham heiratete vor einiger Zeit einen Zirkusclown einzig allein aus dem Grunde, weil die lustigen Scherze und die groteske Bewegungs­komik des Artisten bei einer Vorstellung ihre Neigung zur Melancholie zu zerstören vermocht hatte. DerMerry Andrew" wurde ihr Gatte, allerdings unter der Bedingung, täglich mindestens eine Stunde zu Hause zu trainieren und seine Lebensgefährtin so angenehm zu erheitern. Der lustige Andrew" konnte in der Ehe wenigstens er selbst bleiben; härter war die Bedingung, die eine wohlhabende schottische Witwe, die in Leeds wohnt, ihrem zweiten Gatten auferlegte. Sie heiratete den zweiten Mann einzig und allein wegen seiner Ähnlichkeit mit ihrem verstorbenen Gatten. Der Lebensinhalt des zweiten Gemahls sollte der liebevollen Erinnerung an den teuren Toten ge­weiht sein. Er mußte die Kleider des Verstor­benen tragen, aber damit noch nicht genug, auch die Lebensgewohnheiten des ersten Gatten mußte er kopieren, seine eigenen Neigungen zu Gunsten der seines Vorgängers verläugnen, die gleichen Lieblingsgerichte genießen, kurz, sein Leben als auferstandener Toter" verbringen. Anderer Art, aber darum kaum weniger schmerzlich, waren die Leiden eines Wiener Kaufmanns, dessen Gattin eine wahre Manie für das Tätowieren besaß. Sie selbst ließ sich nach allen Regeln der Kunst und wo es nur anging, tätowieren. So lange sie nur ihre eigene Körperlichkeit zum Tummel­platz ihrer seltsamen Liebhaberei machte fügte sich der Ehemann, der offenbar philosophischen Ge­mütes war, schweigend in die Launen seiner bester tätowierten Ehehälfte. Erst als sie ihren Tätowierungseifer auch auf ihn übertragen wollte, wurde er rebellisch und protestierte gegen alle Experimente mit Nadel und Faden. Aber die Frau war wohl die stärkere Persönlichkeit, denn sie überwand schließlich allen Widerstand, alle Bitten und Verhandlungen blieben fruchtlos; der geduldige Ehemann wurde ausgiebig und gründ­lich tätowiert und endlich ward sein Schicksal, vor allen Freundinnen und Freunden des Hauses als ein Meisterstück der Tätowierungskunst aus­gestellt zu werden.

Roosevelts erstes Rhinozeros. Expräsident Roosevelt, der in den Urwäldern und Steppen Afrikas als ein kühner Held des Waidwerks bereits Löwen und Büffel getötet hat, steht jetzt am Ziele seines Jägerehrgeizes: -er hat sein erstes Rhinozeros zur Strecke ge­bracht. In einem englischen Blatte gibt er selbst eine Schilderung des großen Augenblicks. Neun Meilen waren wir vom Lager entfernt, als ein Wkambakrieger im eiligen Laufe zu uns stürzte mit der Meldung, er habe jenseits des Hügels, kaum eine Viertelstunde von uns ent­fernt, ein Rhinozeros gesehen." Die Jäger­leidenschaft erwacht, ohne ein Wort der Erwi­derung folgte Roosevelt mit seinem Jagdgenosten Slatter hastig dem voraufeilendcn Führer.In fünf Minuten halten wir den Hügel erreicht und überschritten und hier zeigte uns ein zur Beobachtung ausgestellter Wächter unfern Feind. Das gewaltige Tier stand auf völlig freiem

Felde in der Nähe einiger kleiner vereinzelter Bäume. Wir springen aus dem Sattel und pürschen uns heran. Ich kann nicht einmal sagen, daß dies Mühe kostete, die Annäherung war leicht. Der Wind wehte von dem Rhino­zeros zu uns und die Sehkraft des Tieres ist schwach. Einige 25 Meter von ihm entfernt war ein 45 Fuß hohes Gebüsch; so dünn war es, daß wir durch das Laub hindurch die kleinen schweinsähnlichen Augen deutlich sahen. Das riesige Tier stand starr wie eine grob behauene Statue; wie ein Ungeheuer aus einer längst vergangenen Welt, aus Tagen, da die rohe Kraft noch herrschte und die Menschen noch nicht mistend und erfahren waren. So wenig merkte das Tier von unserer Nähe, daß es sich nun ruhig hinlegte. Vorsichtig näherten wir uns dem Busche und dann trat ich hervor und legte mein zweiläufiges Hollandgewehr an, das nun zum erstenmale gegen großes Wild er­probt werden sollte. Als ich hervortrat, sah das Rhinozeros mich sofort und sprang mit der Gewandtheit eines Poloponnys empor. Ich zielte und feuerte, die Kugel ging durch beide Lungen. Das Tier schwankte, aus seinen Nüstern strömte Blut; dann aber stürzte es schon in wildem Galopp auf uns zu. Doch ehe es nahekam, hatte ich meinen linken Lauf abgefeuert; die Kugel drang zwischen Genick und Schulter ein und traf ins Herz. Slatter hatte im selben Augen­blicke Feuer gegeben und die Halsader getroffen. Mit dem Horn und den Füßen den Boden auf­wühlend, stand das Riesentier einen Augenblick, das mächtige Haupt uns zugewandt; dann fiel es 12 Meter von uns entfernt schwer zur Erde." Nach dieser ersten glücklichen Erfahrung will Roosevelt dem Urteil der anderen Jäger sich nicht beugen, die das Nashorn für das gefähr­lichste Wild des schwarzen Erdteils halten. Den Löwen und den Büffel hält er für gefahrvoller, aber schließlich läßt ein definitives Urteil sich ja nicht fällen, denn stets sind es die besonderen Umstände die entscheiden.

DieKatzen sollen zu neuen Ehren kommen so haben sich nämlich Versuche mit Katzen zur Vernichtung der Ratten in pestverseuchten und pestbedrohten Hafenplätzen, wie Robert Koch nach einem Erlaß des Reichskolonialamts berichtete, erfolgreich erwiesen. In Hongkong wurden bereits Verfügungen erlasten, in jedem Haus müsse eine Katze, in größeren Gebäuden mindestens drei gehalten werden. Und in den von der Pr st besonders bedrohten Küstenstädten, ferner in Ho, Kpandu und Palime hat das Gouvernement angeordnet, daß in öffentlichen Gebäuden, wo Eingeborene sich dauernd in größerer Zahl aushalten, wie in Schulen, Kranken­häusern und Gefängnissen, Katzen von Amts wegen gehalten werden, und empfiehlt allen Europäern und Eingeborenen zur Abwehr der Pestgefahr ebenfalls möglichst viele Katzen zu halten.

Literarisches.

vie simirt sein Volke!" so lautet eine der vielen Forderungen unserer Zeit, und manchem dürfte es unbekannt sein, daß Wilhelm Lübke schon vor beinahe 5 Jahrzehnten diesen Kampfruf erklingen ließ und durch Herausgabe seinesGrundriß der Kunstgeschichte" in vorderster Reihe zeitlebens dafür gewirkt hat, Sinn und Liebe zur Kunst zu fördern, Verständnis und Urteil zu bilden. Trotz aller hämischen Anfechtungen von seiten solcher, die künst­lerische Dinge als eine Domäne der Fachwelt betrachtet wissen wollen, ist Lübkes Grundriß der Kunstgeschichte die Kunstgeschichte für unser deutsches Volk geworden und hat in vielen Auflagen Tausende und Aber­tausende zur Erkenntnis des Schönen und Wahren in der Kunst geführt. Als Lübkes Hand die Feder ent­fiel, nahmen sie geistesverwandte jüngere Gelehrte auf, Professor Dr. Max Semrau in Breslau (jetzt in Greifswald) und Professor Dr. Friedrich Haack in Erlangen, und nach langjähriger Arbeit liegt nunmehr das schöne Werk von 630 Seiten, entsprechend dem gewaltigen zu Tage geförderten neuen Material auf 2600 Seiten angewachsen in fünf stattlichen Bänden zu dem mäßigen Preise von ^ 48. als Quint­essenz der jetzigen Kunstforschung vor uns. Jeder Band bildet ein für sich abgeschlossenes Ganzes. Die aufs höchste verfeinerte Reproduktionstechnik hat es ermöglicht, dem Auge früher in dieser Form un­erreichbare Genüsse zu bieten durch mehr als 2300 Abbildungen im Text und 65 großenteils farbige Kunstbeilagen.

Wir leben wieder in einer Zeit, wo infolge der Früchte großer, durch langen Frieden geförderter, er­

folgreicher gewerblicher Tätigkeit die bildenden Künste allgemein gewürdigt werden, wo das Kunstgewerbe in einer Blüte steht, wie seit Jahrhunderten nicht mehr und wo viele. Berufene und Unberufene sich drängen, künstlerisch tätig zu sein, mitzuraten und mit- zutaten. Will man aber das, dann braucht man eine gute Grundlage, einen tüchtigen Führer, der mit be­geistertem Herzen und reifem künstlerischem Können lehrt, wie sie entstand die heilige Kunst, und wie sie seit Jahrtausenden ein Gradmesser für die Kultur und geistige Kraft der Völker war. Da gibt es kein besseres Buch als Lübke-Semrau-Haack, Grundriß der Kunst­geschichte. In ausdrucksvoller, nur das Notwendigste berücksichtigender und alle Perioden gleichmäßig behandelnder Darstellung zieht die Welt der Kunst von dem ersten Stammeln der vorgeschichtlichen Völker bis zu den eigenartigsten modernen Naturalisten an uns vorüber, das künstlerische Schaffen aller Zeiten wird mit großer Liebe und wissenschaftlicher Sachlichkeit berücksichtigt.

Mit hohem Geschick haben die Verfasser das gewaltige Material verwertet und man hat immer den Eindruck, daß sie in die Tiefe drangen und des ganzen Stoffes Meister sind. Ein hoher Vor­zug des ganzen Werkes ist die überquellende Fülle charakteristischer und technisch wohlgelungener Repro­duktionen und ein sicheres, persönliches Urteil, das bescheiden hinter dem Kunstwerk zurücktritt. Die Künstler bleiben nicht nur leere Namen, sondern sie werden lebendig vor uns in dem ganzen Zauber ihrer Eigenart als Menschen und Künstler.

Standesamt Calw.

Geborene.

14 Nov. Ludwig, S. d. Johann Gottlieb Kek, Fuhrmanns.

16. Albert Friedrich, S. d. Ma:t!n Hammann,

Deckcnfaknikarbeiters.

23. Georg Friedrich, S. d. Johannes Böckle,

Taglötzners.

26. Wolfgar g, S- d. Christian Samuel

Strudle, Prof siois.

Getraute.

20 Ncv. Gust. Adolf Weiß, Htlfepostmiterbeamter und Elisabeth Henncfarth, T d. Michael Hennefarth, Taglöhners, hier.

20. Johannes Traub, Fabrikarbeiter und

Anna Maria Ehnis, Spulerin, hier.

23. Erwin Friedrich Gengenbach. Metzger­

gehilfe von hier und Christiane Broun von Trömbach OA. Freudcnstadt.

G estorbene.

20. Nov. Marie Elisakeihe Kleinbnb, 78 Jahre 7 Monate alt.

26 Auguste Karolu e peb. Waidelich, Witwe

des Jokob wsick, Steinhouers, 72 Jahre 2 Monate alt.

Reklameteil.

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