277. Amtr- und Anzeigeblatt für den Gberamkbezirk Calw. 81. Ich,«,.
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Srscheinunyrtag«: Montan. DienStaa. Mittwoch, Bonn «rltya. Frritag und SamStag. Jnsortisnrpreis !4 Bfz. pro Keil« für 8tadt u. BezIrkSort«; außer Bezirk 12 Pfg.
Freitag, den 26. November 1909.
dezuarpr.t.d.Stadt'/^LHrl.ni.LrLgerl.Mk. I.2b. Postbezugipr. .d. Orts- u. NachbarortSoerk. >/.iährl. Ml. 1 . 2 ». tin Fernverkehr Ml. I.S». Bestell?. in Württ. so Psg., in Bayern u. Reich «2 Vs».
Amtliche BekK«tttmachtt»gerr.
Die Schuttheitzenämter
werden auf den Erlaß des K Ministeriums des Innern vom 3 April d. I., M n.-A.-öl S. 152, betr. den Vogelschutz, nachdruck.ich htngewiesen.
Insbesondere ist das Polizeipersonal unter Eintrag in das Schultheißrnamts-Protokoll mit den neuen Vorschriften, betr. den Vogelschutz, eingehend bekannt zu machen und zu beauftragen, deren Einhaltung strenge zu überwachen.
Sodann sind bezüglich der Erlegung der schädlichen Tiere und Hegung der nützlichen Vögel insbesondere im Winter die Voisch.iften des eingangs erwähnten Erlasses genau zu beachten; auch die Gemeindejagdpächter durch die Aufnahme einer entsprechenden Bestimmung in die Jagdpachtverträge zur Erlegung der schädlichen Vögel zu verpflichten. , Calw, 26. November 1909.
K. Oberamt.
Vo elter.
Die Ortsbehörden
werden beauftragt, u >ter Bezeichnung als portopfl. D.-L., binnen 4 Tage« zu berichten, wie die Gperrzeite« für die Tanbe« während der Saat und Ernte festgesetzt sind.
, Calw, 26. November 1909.
K. Oberamt. Voelter.
Die Ortsbehörden
werden auf den Mtn.-Erl. v. 21. Okt. 1909, Mtn.- Amtsbl. S. 351, betr. die VereinAschießstände zur genauen Nachachtung aufmerksam gemacht.
Calw, 25. November 1909 ^ K. Oberamt.
Voelter.
Bekanntmachung.
Oberamtsbaumwart Widman» wird in nächster Zeit die Orte des Bezirks bereisen und den Baumsatz an den Nachbarschaftsstraßen visitieren. Hiebet
haben ihn die Gemeindebaumwärter und Straßenwärter zu beglciten.
Diejenigen Gemeinden, welche wünschen, daß Widmanu Abendversammlungen oder praktische Belehrungen in der Fortbildungsschule abhält, wollen ihm direkt Mitteilung zugehen lassen.
Calw, 25. November 1909.
K. Oberamt.
Vo elter.
Lasesnenigleites.
* Calw 25. Nov. Die heurige Gemeinderatswahl findet am 2. Dezember statt. Aus dem Gemeinderat haben 5 Mitglieder auszutreten, so daß 5 neue Mitglieder zu wählen sind. Die austretenden Mitglieder können wieder gewählt werden. Wie man vernimmt, sollen auch in diesem Jahr wie früher zwischen dem Volks- und dem Bürgerverein wieder einige Namen von Kandidaten auf beiden Wahlzetteln ausgetauscht werden, so daß die Wahl voraussichtlich ruhig verlaufen wird.
T Calw 25. Nov. Am Sonntag den 5. Dezember d. I. gibt der seit 16 Jahren bestehende und über sehr gute Kräfte verfügende Stuttgarter Zitherverein Echo im Saale des Gasthofs zum „Badischen Hof" ein Konzert, welchem ein sehr gut gewähltes Programm zu Grunde liegt.
Zuffenhausen 25. Nov. Dieser Tage wurden einem hiesigen Rosenfreunde, der die Rosenkultur als Liebhaberei betreibt, im Gewand „Wanne" etwa 100 hochstämmige Rosen- bäumchen gestohlen. Vom Täter fehlt bis jetzt jede Spur.
Stuttgärt 25. Nov. Wie die Generaldirektion der Staatseisenbahnen mitteilt, beabsichtigt die Eisenbahnverwaltung, bei günstigen Schneeverhältnissen und genügender Beteiligung auch Heuer von Mitte
Dezember ab an Sonntagen Wintersportzüge mit Wagen 4. Klasse zur allgemeinen Benützung und zwar abwechslungswsise — je nach den sportlichen Veranstaltungen — von Stuttgart Hbf. nach Weißenstein, Oberlenningen, Urach, Lichtenstein, Baiers- bronn, sowie nach Wildbad über Calw und zurück auszuführen. Die Abfahrt dieser Sonderzüge in Stuttgart Hbf. erfolgt zwischen 6 und 7 Uhr vormittags, die Rückfahrt nach Stuttgart gart Hbf. je zwischen 6V- und 7 Uhr abends. Das Nähere über die Ausführung dieser Sonderzüge wird jeweils am vorhergehenden Freitag bekannt gegeben werden.
Stuttgart 25. Nov. Am Abend des 27. September wurde hier in der Seestraße einer Ladnerin auf dem Heimweg ihr Handtäschchen, das sie um den Arm gehängt hatte, von einem Mann gewaltsam entrissen. Auf die Hilferufe des Mädchens verfolgten mehrere Personen den Räuber und holten ihn ein. Es war der schon vielfach vorbestrafte ledige Kellner Friedrich Schneider von St. Martin. Das Handtäschchen in dem sich ein Geldbeutel mit 13 M. Inhalt befand, warf der Räuber auf der Flucht weg. Es wurde auf der Straße ungeöffnet gefunden, in der Nähe lag ein Stemmeisen, das Schneider gleichfalls weggeworfen hatte. Schneider ist 22 mal wegen Landstreicherei bestraft, er hat außerdem schwere Zuchthausstrafen. Bei Begehung des Raubs trug er eine Waffe bei sich. Die Geschworenen sprachen ihn des erschwerten Straßenraubs schuldig und versagten ihm mildernde Umstände. Das Gericht erkannte hierauf dem Antrag des Staatsanwalts gemäß auf 5 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust, außerdem auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht.
Heilbronn 24. Nov. (Schwurgericht.) Eine eigenartige Totschlagsaffäre kam heute
Im Klosterhof.
Roman von B. v. Lancken.
(Fortsetzung.)
Inge verharrte regungslos, es wäre ihr auch nicht möglich gewesen, einen Schritt zu gehen. — Aber plötzlich stürzte sie wie gejagt aus dem Zimmer, floh die Treppe hinauf in ihr Stübchen und verriegelte die Tür. Als Gräfin Lie nach einiger Zeit schickte und sie zum Frühstück rufen ließ, entschuldigte sie ihr Nichterscheinen mit Kopfschmerz und blieb oben; so saßen sich die Gräfin und Markus allein gegenüber, nachdem der Diener nach dem Servieren des ersten warmen Ganges das Zimmer verlassen.
„Ich weiß nicht, was eigentlich in Euch alle gefahren", bemerkte die Gräfin, während sie Callein forschend ansah. „Inge sieht zum Erbarmen aus, schläft nicht und leidet an Stimmungen, Du, Mark, machst auch den Eindruck eines Menschen, der seines Lebens nicht satt noch froh wird, und Armand gefällt mir schon längst nicht mehr.
„Inge fand ich gestern auch sehr elend aussehend, ich komme eben mich nach ihr zu erkundigen, sage ihr das, Tante Lie — oder willst Du nicht lieber einmal zu ihr hinaufgehen? Sie war wirklich jammervoll gestern. Geh doch mal zu ihr, Tante Lie", schloß er bittend. Gräfin Lie versprach es, und es entging ihr nicht, wie Callein von diesem Zeitpunkt an nur noch mit einer gewissen Unruhe aß und das Ende der Tafel herbeizuführen schien. In Gräfin Lie regten sich Vermutungen, die sie mit Besorgnis erfüllten. — Während dann Callein eine Zigarre rauchte, ging die Gräfin nach oben; und erst nach zweimaligem Klopfen öffnete Inge.
„Was bedeutet denn das, Inge?" fragte Gräfin Lie eintretend.
„Ist Dir denn gar so schlecht? Markus ist gekommen, eigens um sich nach Dir zu erkundigen, Du solltest ihm doch wenigstens die Freundschaft erzeugen und ihm „Guten Tag" sagen."
Inge fühlte, wie ihr wieder das Blut in die Wangen stieg, und sie wandte sich ab, um es vor der Gräfin nicht merken zu lasten.
„Ich habe wirklich sehr arge Kopfschmerzen — ich möchte lieber nicht herunterkommen, Tante Lie, sage ihm, wie sehr ich für seine Teilnahme dankbar bin, es ist so gut von ihm. Aber ich denke, wenn ich jetzt noch ruhe, bin ich nachher frisch; ich erwarte Armand und möchte ihm nicht mit einem solchen Leidensgesicht gegenüber treten."
„Das lasse ich allerdings gelten — ich werde also Deine Bestellung ausrichten. Jst'S auch wirklich nichts Ernstliches?"
„Gewiß nicht, Tante Lie."
„Arme Kleine, leg Dich nur wieder hin." Sie streichelte zärtlich die Wangen des jungen Mädchens und kehrte ziemlich niedergeschlagen zu Callein zurück. —
„Nun?" rief er ihr entgegen, Unruhe und Besorgnis in Ton und Blick.
„Sie läßt Dir danken für Deine Teilnahme, herzlich danken, aber herunterkommen möchte sie nicht, sie will noch ruhen, da sie Armand erwartet und dann gerne frisch sein möchte."
Callein lachte laut auf; ein so kurzes, hartes Lachen, daß Gräfin Lie ihn erschrocken ansah. —
„Sie erwartet Armand, nun, da mag sie lange warten. Als ich über den Berg kam, sah ich ihn gerade am See-Ufer nach Solitüde hinaufreiten. Die schöne Evelin wird ihn nicht sobald hergeben."
„Hältst Du die Sache für bedenklich, Mark? Ich fange beinahe an, deswegen unruhig zu werden und fürchte, Du hast am Ende recht, was Du meinst, Armand und Inge paffen nicht für einander. Aber was soll daraus werden?" setzte sie ganz bekümmert hinzu.