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ihr Haupt streichen; der letzte verglimmende Schein der gesunkenen Sonne fing sich in dem weichen Goldblond. Es war ganz still in dem Boot und in der Natur, nur das leise, gleichmäßige Einschlagen der Ruder und das Abtropfen des Masters hörte man, eine frische Brise strich über den weiten, dunklen Spiegel des Sees und bewegte ihn in kaum wahrnehmbarem Kräuseln. —
Der zusammengesunkenen Tante Carolin schien diese Stille etwas Unheimliches zu haben; mit einem hörbar kräftigen Räuspern richtete sie sich auf, ließ ihre runden, glänzenden Eulenaugen nach allen Seiten herumschauen und sagte dann mit noch etwas verschlafener Stimme:
„Wir sind gleich da — mein Gott, ich war so müde, ich habe wahrhaftig ein Nickerchen gemacht."
Baronin Evelin und Armand fanden es überflüssig, auf diese Bemerkung etwas zu erwidern, und die Tante schien auch keine Antwort erwartet zu haben, sie wickelte sich fester in ihren Mantel und sank wieder wie ein Häufchen Unglück in sich zusammen.
Ein schmaler, gewundener Pfad führte vom Ufer zu dem Schlößchen empor durch Blumenanlagen und große Rasenplätze mit künstlich in bizarre Formen zugestutzten Taxusstämmen, die im Dämmerlicht grotesk-unheimlichen Gestalten glichen; hie und da der weißschimmernde Leib einer olympischen Götterstatue. Ein fast betäubender Duft von Rosen, Reseda und Heliotrop erfüllte die Luft. Aus dem Rahmen des kleinen Parks, der das Schlößchen umgab, hob es sich in seiner zierlich koketten Bauart, scharfbegrenzt, wirkungsvoll ab, einige Fenster im Erdgeschoß waren erleuchtet, und ihr Schein fiel auf den weißen, festen Kies des Vorplatzes; gleich neben der Tür zwischen hohen Lorbeerbäumen und Palmen ein Etablissement von weißen Möbeln mit roten Seidenkissen belegt, ein bequemes Ruhebett und Sestel, ein Tischchen in der Mitte, auf dem eine Windlampe mit großer, rosiger Kuppel in Blumenform brannte.
Tante Carolin keuchte langsam hinter den beiden her, Armands Anerbieten, sie zu führen, lehnte sie ab, und ihm ist's nicht leid darum; er schreitet neben Evelin, trägt ihren Sonnenschirm und Hut und spricht seine Bewunderung über das Schlößchen und seine nächste Umgebung aus; ob er es gleich von seiner Kindheit Tagen her kennt, kommt es ihm ganz neu und eigenartig vor. Es liegt ein wunderbarer Zauber darüber, der Zauber eines linden, blumendurchdursteten Sommerabends; am Himmel taucht hie und da ein Sternlein auf, aus dem Schilf des Sees klingt das melancholisch einförmige Quaken der Frösche. Als sie oben vor dem Schlößchen anlangt sind, ladet Evelin Armand ein, einen Augenblick zu rasten; sie steht vor ihm wie ein holder Traum in der magischen Beleuchtung der rosigen Lampe, alles an ihr, hell und duftig und leuchtend, das Kleid, das zarte Gesicht, das goldblonde Haar, die blauen Augen, die so seltsam gefährlich zu ihm hinüberflimmern, der rote Mund, der so seltsam und — so gefährlich, lächelt —
„Ah — da ist man endlich oben," rief Baronin Carolin. „Herr v. Ferni, Ihr Wein war ein bißchen schwer, er hat mich ganz müde gemacht. Verzeihen Sie, ich bitte schön, wenn ich etwas sehr unhöflich bin."
Armand fährt zusammen, Evelin lacht laut und lustig auf, der gefährliche Zauber ist gebrochen; er empfiehlt sich den Damen und geht langsam den Weg durch die gespensterhaften Taxusgruppen und den betäubenden Blumenduft zum See hinunter.
Graf Callein hatte den Gedanken an eine baldige Abreise und ein neues Wanderleben aufgegeben, er fing an, sich auf der alten Stammburg seiner Familie häuslich einzurichten und einzuleben. Dieser Stammsitz führte weder den hochtönenden Beinamen „Schloß", noch den mittelalterlichen „Burg". Er hieß einfach Neudeck, repräsentierte aber ein richtiges Stück Mittelalter — mit Wällen und Burggraben und einer mächtigen Zugbrücke, die seit Jahren nicht mehr benutzt, sondern nur noch der Kuriosität halber instand gehalten wurde; auf den Burgwällen blühten im Frühling Unmengen von Veilchen, und im Wallgraben wucherte üppiges Buschwerk, schaukelten sich die Ranken wilder Rosen und Brombeeren im Sommerwind. (Forts, folgt.)
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Die Lungentuberkulose wird bekanntlich durch die Tuberkelbazillen verursacht. Zur Entfaltung dieser Bazillen gehört vor allem eine gewisse Disposition der Befallenen. Die Bazillen müssen einen günstigen Nährboden finden, sonst können sie sich nicht entwickeln und es kann auch keine Ansteckung erfolgen. Sobald man also den Gesamtorganismus eines tuberkulösen Pallenten so zu verändern vermag, daß die vorhandenen Tuberkelbazillen nicht mehr gedeihen können, keinen Lebensboden mehr vorfinden, so muß damit die Heilung des Erkrankten Hand in Hand gehen. Diesem längst erstrebten Ziel sind wir jetzt nahegekommen. Die medizinische Klinik der Universität Genua, wo an Tuberkulösen ausgedehnte Versuche mit dem in letzter Zeit so vielbesprochenen, von Herrn Dr. Fehrlin in Schaffhausen entdeckten Histosan gemacht wurden, veröffentlicht einen Bericht über die mit diesem Mittel gemachten Erfahrungen und schreibt u. a.: „Die prompte und außerordentliche Wirksamkeit des Hi st os ans beruht auf einer gründ lieh en S anierung desBlutes und der Gewebesäfte, wodurch der erkrankte Organismus schnell in einen Zustand versetzt wird, in welchem dann di eNatureing reifen und die völlige Genesung herbeiführen
kann." Und aus einem andern Ort des Südens, wo sich so viele Lungenkranke hinslüchten, aus dem berühmten Winterkurort Catania, kommt eine Nachricht, welche die in Genua erhaltenen Resultate nicht nur bestätigt, sondern noch weit glänzender charakterisiert. Das Institut für pathologische Anatomie der Königlichen Universität Catania hat nämlich einen Bericht über die mit dem Histosan gemachten Erfahrungen mit den Worten geschlossen: „Nach alledem gereicht es uns zum Vergnügen, Ihnen aufrichtig zu gratulieren, daßesJhnengelungenist,einsolchesHeil- mittel herzu st eilen, welches mit leichter Anwendbarkeit eine sichere und dauernde Wirkung vereinigt, Histosan darf mit ruhigem Gewissen, nach Ursache wie Wirkung, als das beste, wirksamste und geeignetste Mittel gegen die Lungentuberkulose bezeichnet werden."
Zahlreiche andere Untersuchungen in Krankenhäusern und Sanatorien des In- und Auslandes haben ebenfalls ergeben, daß das Histosan geradezu überraschende Resultate in Bezug auf Entfieberung, Aufhebung der katarrhalischen Erscheinungen, Kräftigung und Belebung des Organismus und Erhöhung des Körpergewichtes bewirkt. In den Sanatorien von Davos, Arosa, Leysin, auf dem St. Gotthard-Sanatorium, ferner in Bozen, Meran, Abbazia und in vielen Heilstätten des deutschen Reiches ist das Histosan in täglicher Verwendung, ebenso in Kinderspitälern und Krankenhäusern. Die wohltuende Wirkung des Histosans machte sich sehr bald geltend. Besonders merkwürdig
ist, wie gut es gegen die Hustenanfälle wirkt. Die Verabreichung von Codein und ähnlichen Nareotieis wird vollständig überflüssig. Deswegen wird es von vielen Aerzten auch bei gewöhnlichen, nicht tuberkulösen Erkrankungen der Atmungsorgane jetzt allen andern Mittele vorgezogen. Es liegen hierüber ausführliche medizinische Berichte vor. So berichtet z. B. die kttendallnlleilrtStte Melrungen vei Lsrrel. daß das Histosan bei nicht tuberkulösen brsnchitirche» 6k- krsnkungen sehr günstig wirke und zwar sowohl auf die subjektiven Beschwerden als auf den Krankheitsprozeß selbst, und bei Iseuchhusten, ffatarrll, ffeirerkeit gibt es entschieden kein Mittel, das auch nur annähernd so zuverlässig wirkt wie das Histosan.
Natürlich sind jetzt schon sogenannte Ersatzprodukte aufgetaucht und es sei deshalb hier Jedermann gewarnt, sich solche Mittel unter irgendwelchem Namen empfehlen zu lassen. Es gibt keinen Ersatz für H i st o s a n.
Das Histosan ist kein Geheimmittel, sondern eine Eiweißverbindung des Guajacols, welche in allen Kulturstaaten gesetzlich geschützt ist, während die sogenannten Ersatzprodukte keinen Patentschutz genießen, weil sie nur wertlose Nachahmungen des Histosans sind.
Es wird hergestellt in der Histosan-Fabrik in Singen am Hohentwiel. Ein direkter Verkauf des Histosans an das Privatpublikum findet seitens der Fabrik nicht statt: es wird von derselben nur an Großhändler und Apotheken verkauft. Wo das Histosan nicht in Apotheken erhältlich ist, bestelle man es bei der Stadtapotheke in Singen a. H. Eine Flasche kostet portofrei Mk. 3.20.
Lelefon Nr. S.
Druck und Verlag der A. <0 elschläger'schen Buchdruckeret. Verantwortlich: P. Adolfs in Calw.