6 Personen in den Flammen umgekommen seien, bestätigt sich nicht, doch wurden bis zum späten Nachmittag 6 junge Mädchen vermißt, die wahr­scheinlich über eine Nottreppe entkommen waren, von denen es aber hieß, sie befänden sich noch in den brennenden Räumen. Die Löschung des Großfeuers zog sich bis zum späten Abend hin.

Paris 2. Nov. DasJournal de Meziäres" veröffentlicht eine Unterredung seines Korre­spondenten mit dem König von Spanien. Der König erklärte, er sei ergriffen und traurig, festgestellt zu haben, daß Frankreich die Ereignisse in Barcelona in so falscher Weise auffaßt. Ich wende mich nicht an die Menge, sagte der König, die durch einige Zeitungsartikel irre geführt werden kann, aber was ich nicht begreife, ist der Umstand, daß sich unter den Kundgebern Namen von Leuten befinden, die an der Spitze der Intellektuellen Frankreichs marschieren, Männer der Wissenschaft, welche diese Stellung nicht ein­genommen haben würden, wenn sie über die Vorgänge volle Klarheit besäßen.

Wiener-Neustadt 2. Nov. Ein Wiener Tourist ist gestern von der Hohen Wand ab­gestürzt und war sofort tot.

London 2. Nov. In Madrid geht das Gerücht, daß eine Gruppe von Generalen, darunter ein solcher in hoher Stellung^ sich in der Wohnung eines bekannten Politikers und Senatoren zusammengefunden haben^. Der Chronicle-Korrespondent," der diesen Vorgang seinem Blatte meldet, versichert, verschiedene Personen hätten ihm gesagt, der Zweck der Versammlung sei die Beratung eines Staats­streichs gewesen, durch den das konstitutionelle Regime über den Haufen geworfen, und durch die Einsetzung einer militärischen Regierung, mit dem König als absolutem Oberhaupt, hätte ersetzt werden sollen. Aller Gewohnheit ent­gegen hätten sich die Minister gestern geweigert, Journalisten zu empfangen.

London 2. Nov. Der Aviatiker Paul- Han legte gestern in drei Stunden 159 km in einer Höhe von 5060 m zurück. Kurz nach diesem Fluge unternahm Paulhan noch einen Aufstieg, welchem Lord Roberts beiwohnte, wobei er Höhen bis zu 275 m erreichte.

Madrid 2. Nov. Der Ministerpräsident erklärte in einer Unterredung mit Vertretern der Presse, die Haltung der Risleute lasse einen nahen Friedensschluß erwarten. Spanien werde seine Stellungen behaupten, die ihm Melilla, Marchica und Kap Tres Forcas sicherten.

Athen 2. Nov. Nach den jüngsten Nachrichten erscheint es nicht ausgeschlossen, daß Typaldos mit seinen Anhängern in der Nähe Athens sich aufhält und von Freunden versteckt gehalten wird. Die Polizei sucht die Umgebung Athens unaufhörlich ab.

Saloniki 2. Nov. Unbekannte ^käter erbrachen im jungtürkischen Klub den eisernen Kafsenschrank und entwendeten angeblich alle wichtigen geheimen Schriftstücke. Unter den Mitgliedern des Komites herrscht infolgedessen große Erregung.

Vermischtes.

Ueber die zwei mohammedanischen Theologen, von deren Taufe in Potsdam die Zeitungen kürzlich berichtet haben, gibt jetzt Dr. Lepsius, der Direktor der Deutschen Orientmission, nähere Auskunft. Sie sind ge­bürtig aus Paschmakli in Mazedonien und ge­noffen in ihrer Heimat den Ruf großer Gelehr­samkeit und Heiligkeit. Ahmed Keschaf war Scheich eines DerwischklosterS und hatte in der Askese und mohammedanischen Mystik die höchsten Grade erreicht. Nessimi Efendi war- derris, d. h. Professor der Theologie, und hatte sich als Koranausleger und als Lehrer in allen Zweigen der mohammedanischen Wissenschaft einen Namen gemacht. Beide waren ohneVerkehr mit Christen durch Vergleichung der Bibel mit dem Koran zur Erkenntnis der Wahrheit des Christentums gekommen. Durch mohamme­

danische Streitschriften gegen die Christen waren sie veranlaßt worden, das heilige Buch der Christen selbst zu studieren, und nun erkannten sie, daß alles, was der Islam und der mohammedanische Gottesdienst als Wahrheit enthält, aus dem Alten und dem Neuen Testament geschöpft ist, und daß die Wahrheit des Islam erst im Evangelium ihren göttlichen Grund und ihre ewige Vollen­dung findet. Sie begannen auch sofort die neu­gewonnene Erkenntnis zu verkündigen, zuerst in ihrer Heimat und dann auf einer zweijährigen Studienreise in den großen Moscheen und Hoch­schulen des türkischen Reichs. Unter dem Schutz ihrer Würde als gelehrte und heilige Ulema predigten sie überall mit großem Freimut und verursachten eine nicht geringe Aufregung unter den Gelehrten. So wurde auch Pastor Ave- taranian, ein zum Christentum übergetretener Mohammedaner, mit ihnen bekannt. Der Wider­spruch gegen ihre neue Lehre schlug in dem Augenblick in fanatischen Haß um, als bekannt wurde, daß die beiden Ulema die Taufe an­nehmen wollen. Ihre Artikel in Avetaranians WochenschriftGünesch" (Sonne) steigerten die Erbitterung der fanatischen Mohammedaner bis zu dem Grade, daß in Philippopel, wo sie sich zuletzt aushielten, der Plan gefaßt wurde, sie zu töten, und sie sich dort trotz der bulgarischen Herrschaft nicht mehr sicher fühlten. Sie kamen deshalb mit Avetaranian nach Deutschland, um von Potsdam aus ihr literarisches Missionswerk fortzusetzen. Sie versichern, daß sie bei ihren Disputationen und Predigten in den Moscheen neben vielem Widerspruch auch weit mehr Zu­stimmung gefunden haben, als man bis jetzt in christlichen Ländern erwartet hatte. In Potsdam ist nun ein mohammedanisches Seminar eröffnet worden, in welchem neben einigen deut­schen Gelehrten auch die drei übergetretenen Mohammedaner Vorlesungen halten und den Missionaren, welche unter Mohammedanern wir­ken möchten, neben den sprachlichen Kenntnissen auch einen genaueren Einblick in das eigentüm­liche Wesen des Islam verschaffen wollen. Dort sollen auch die von Avetaranian begründeten türkischen Zeitschriften redigiert und in den Orient versendet werden.

Hat sich dasWetter gegen früher geändert? Man hört häufig in der Gegen­wart die Befürchtung aussprechen, daß das Klima sich gegen früher geändert habe, zumal dann werden solche Stimmen laut, wenn besonders regelwidrige Witterungsverhältniffe auftreten. Solche Erscheinungen machen auf den Durch­schnittsbeobachter den Eindruck von meteorologi­schen Abweichungen, aber das Gedächtnis des Durchschnittsbeobachters ist kurz, deshalb wendet man sich am besten an den Beobachter der Durch­schnitte, um Antwort auf die vorliegende Frage zu erhalten. Kürzlich veröffentlichte einer dieser, Sir John Moore, in einer englischen medizini­schen Zeitschrift eine Arbeit, in der auf Grund sorgfältig zusammengestellter Wetterberichte alle ängstlichen Sorgen über drohende klimatische Katastrophen in der nächsten Zukunft niederge­schlagen werden. Mit einem Wort, unser Klima ändert sich nicht. Es besteht gegenwärtig dieselbe Durchschnittswetterlage wie in den letzten 600 Jahren und nichts berechtigt dazu, eine Aende- rung hierin für die nächste Zeit zu prophezeien. Gestützt auf Angaben in Evelyns Tagebuch, welches den großen Teil des 17. Jahrhunderts betrifft, kann man sagen, daß das Wetter damals ebenso veränderlich war wie heute. Moore zeigt in seiner Abhandlung, daß die Schrullen des einen Jahres kompensiert werden durch außergewöhnliche Gleichmäßigkeit im anderen, und daß die Durch­schnitte von fünf Jahren nur ganz geringe Ab­weichungen von denen eines anderen Jahrfünfts zeigen. Was Temperatur, Barometerdruck, Regen­menge oder Sonnenschein anlangt, so scheinen die überreichlichen Zumeffungen die Mängel vom anderen Jahr selbst auszugleichen. Die Durch­schnitte für längere Perioden als in fünf 'Jahren zeigten ganz ähnliche Werte, so daß man an­nehmen kann, daß das Klima nach wie vor das­selbe bleiben wird.

(Polizeihund und Wilderer.) Gegen Wilderer hat der Berliner Kriminaldiensthund

Bolko" wieder einmal mit gutem Erfolg ge­arbeitet. Im Grimnitzer Forst bei Joachimstal stand, wie dieTgl. Rundschau" berichtet, seit längerer Zeit ein starker Vierzehnender, den der Forstmeister für den Forstrat zum Abschuß aufgehoben hatte. Eines Tages war der Hirsch aus dem Revier verschwunden und kam nicht mehr zum Vorschein. Als alle Nachforschungen erfolglos blieben, holte manBolko" von Berlin. Man entdeckte nun auf dem Gelände eines Domänenpächters einen frischen Anschuß.Bolko" wurde dorthin gebracht, nahm Witterung und lief dann in einem großen Bogen nach einem Stoppelfeld. Hier kratzte er solange, bis er das Gescheide zweier Hirsche zutage brachte. Dann ging er weiter nach der Kolonie Grimnitz, um das Dorf herum und nach der Behausung des Kolonisten Wrink. Hier fand er ein Beil, an dem sich noch frischer Schweiß zeigte. Dann gingBolko" in den Keller hinein und kratzte ohnö Unterbrechung an einem Kartoffelhaufen. Der Kriminalbeamte, sein Führer, räumte die Kartoffeln weg und fand darunter einen zuge­deckten großen Bottich mit Wildbret. Nach dieser Entdeckung gestand der Wrink, daß er ge­wildert habe.Bolko" aber war nicht zufrieden. Er ging weiter zu Wrinks Nachbar, zu dem Kolonisten Kalberla. Auch bei diesem fand er unter einer Mulde wieder Hirschfleisch. Kalberla konnte ebenfalls nicht mehr leugnen. Die beiden Kolonisten, die auf der Domäne beschäftigt waren, hatten gemeinsam gewildert und auch den Vier - zehnender abgeschossen. Auf dem Felde hätten sie die beiden Tiere aufgebrochen und das Gescheide vergraben. Am nächsten Tage war der Pflug durch die Stoppeln gegangen, und nun glaubten die Wilderer, daß sie jede Spur ihres Treibens verwischt hätten.Bolko" zeigte wiederholt seine vorzügliche Nase und fand auch noch in der Scheune die Flinte des Kalberla. Ein anderer Fall. In Grüna stieß ein Fabrikant aus der Sebastianstraße morgens auf einem Pirschgang auf zwei Wilderer, von denen der eine erlegtes Wild in seinen Rucksack packte, während der andere mit geladenem Gewehr neben ihm stand. In dieser Lage konnte der Jagd­pächter allein gegen die beiden Wilderer nichts ausrichten und mußte sie entkommen lasten. Auch hier wurdeBolko" auf die Fährte gesetzt. Er verfolgte die Spur nach dem Dorfe und ging auf das Gehöft eines alten Mannes, bei dem sich vor einiger Zeit ein Schlafbursche eingemietet hatte, ein aus Berlin stammender Arbeiter. Dieser hatte gehört, daß ein Kriminaldiensthund kommen sollte, und ist seitdem verschwunden. Ohne Zweifel war er der eine der beiden Wilderer.

(Eingesandt.)

November ist's geworden. Näher kommt der Winter und mit ihm auch die Winter- freuden. Heutzutage sitzt man nicht mehr hjyter Hern warmen Ofen; nein, hinaus geht'S in Gotik s herrliche Natur! Sei es dann mit Schneeschuhen oder Rodeln den Bergen zustrebend oder mit Schlittschuhen dem Eise zueilend.

Und auch diejenigen, die keinen derartige« Sport treiben, gehen nicht leer aus. Welch frohes Leben auf der blanken Eisbahn, wie viele strahlende Gesichter auf den in sausender Fahrt daherkommenden Schlitten! Ist es nicht eine Freude in sonniger Winterlandschaft diesem fröh­lichen Treiben zuzusehen? Aber nicht immer scheint die Sonne und nicht immer ist das Eis blank!! Letzteres mußten wir Schlittschuhläufer ver­gangenen Winter leider zur Genüge erfahren und auch auf der Altburgersteige scheint nicht immer Sonne oder Mond. Wie wohltuend wäre eine Beleuchtung, wie viel weniger gefährlich der Endpunkt!

Dasselbe gilt von der Eisbahn. Es wäre dadurch allen Denjenigen geholfen, die durch ihren Beruf und die große Entfernung der Eis­bahn tagsüber verhindert sind, diesem schönen, gesunden Sport zu huldigen. Wie in andern Städten müssen sich drum auch hier die Sp orts- freunde alle zusammenfinden. Nur mit vereinten Kräften werden wir eine Besserung erreichen und wohl vorbereitet können wir dann all den Winterfreuden entgegensetzen. (S. Ins.)