Calwer Ko^ieiMtt.

Samstag

Beilage z« Nr« SS4.

30. Oktober 1S0S.

Privatanzeigen.

Die IsnüisirtslksitlliSe I/Sillterslkiile in KeovSerg

wird am Montag, den 8. November ds. Js., vormittags 9'/- Uhr, wieder eröffnet werden und dauert pro 1909/10 etwa 4^/s Monate. Die Anmeldungen zur Aufnahme in diese Schule sind bei dem Unterzeichneten Schulvorstand einzureichen. Die Aufzunehmenden müssen das 15. Lebensjahr zurückgelegt haben und gut beleumundet sein. Der Anmeldung sind das letzte Schulzeugnis, ein Geburtsschein und die Einwilligung des Baters, bezw. des Pflegers beizuschließen. Aus besonderen Gründen kann, wenn der die Aufnahme Nachsuchende noch im Laufe des Kalenderjahres 1909 das 15. Lebensjahr zurücklegt, die Schulkommission Dispensation von dein Erfordernis des zurück­gelegten 15. Lebensjahres erteilen.

Die Schüler haben ein Schulgeld von 15 resp. 25 zu entrichten und die Kosten für Kost und Wohnung selber zu bestreiten. Der Unterzeichnete wird übrigens denselben bei der Beschaffung von Kost und Wohnung, welche hier billig erhältlich sind, mit Rat und Tat an die Hand gehen.

Der Prospekt der Schule, sowie Anmeldeformulare können von dem Unterzeichneten Schulvorstande bezogen werden.

Der Schulvorstand.

Landwirtschaftsinspektor Ströbele.

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von höchstem Fettgehalt, daher bestes und billigstes Wasch-und Reinigungsmittel der Neuzeit; spart Zeit, iGeld und Mühe.

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Keine Geschenke, sondern nur beste (Dualität.

(üvr. 8dilstt«r«r, SsiköMMUm, - -

Warum ahmt man immer Kathreiners Malzkaffee nach und niemals einen andern?

Antwort: Weil Kathreiners Malzkaffee der beste in der ganzen Welt ist

Kathreiners Malzkaffee ist nur echt in geschloffenen Paketen mit Bild des Pfarrers Kneipp.

Im Klosterhos.

Roman von B. v. Lancken.

(Fortsetzung.)

Das Schlößchen am See?" rief Inge.Wir sprachen noch auf der Herfahrt davon. An wen denn?"

An Evelin Horst. Ich weiß nicht recht, ob ich uns dazu gratulieren soll", entgegnete Gräfin Volgers, einen flüchtigen Seitenblick mit Mark und Armand tauschend, während sie langsam in ihrer Taffe rührte.

Callein blieb sehr ruhig, Armand nahm sich zum zweiten Mal Zucker in seinen Tee und bat seine Braut um den Fruchtkorb, obgleich er noch eine Traube und eine Pfirsich auf seinem Teller hatte.

Wer ist Evelin Horst?" rief Inge.

Evelin Horst", antwortete Gräfin Volgers lächelnd und mit den Augen zwinkernd,ist eine geborene Ausländerin, eine sehr schöne Frau, die überall in der Gesellschaft erscheint, überall empfangen wird, die über einen verstorbenen Gatten und eine lebende Tante, je nach Bedarf, verfügt, und die, so glaube ich, nicht abgeneigt sein würde, eine glänzende zweite Heirat zu schließen."

Halten Sie ihr Herz fest", bemerkte Inge zu Callein. Es war das erstemal, daß sie ihn mit einem Scherzwort anredete; ihre Augen ruhten dabei forschend auf seinem Gesicht.

Er lächelte.

Wem sagen Sie das, Cousine Inge? Ich kenne die Baronin Horst länger als die meisten Menschen in Berlin, ich kannte sie schon als Mädchen dann als Frau, nun als Witwe. Sie werden selbst sagen, daß es da mit demHerz festhalten" keine Gefahr mehr hat."

Kennst Du sie auch?" fragte sie ihren Verlobten.

Ja, natürlich!"

Er trank sehr hastig seinen heißen Tee. Daß ihm dabei die Hitze ins Gesicht stieg, konnte niemand auffallen, und daß er dann den Vor­schlag machte, seiner Braut den Garten zu zeigen, war ebenso natürlich, wie die Bereitlwilligkeit, mit der Gräfin Volgers darauf einging.

Die Dämmerung zog herauf, als Armand den Wagen befahl. Abendsonnenschein lag über dem alten Herrenhaus, über Hof und Garten, er lag auf den reifen, weiten Feldern, deren Aehren wie ein flammendes Meer hin- und herwogten, er lag auf dem weiten, regungslosen Wasser­spiegel des Sees, und er tauchte das weiße kokette Schlößchen in pur­purnen Glanz.

6.

Evelin v. Horst hatte das Rokoko-Schlößchen an dem See gemietet. Ihre Finanzen hatten sich nach dem Ostender Aufenthalt sehr gebessert, sie erzählte außerdem von der Erbschaft eines in Indien verstorbenen entfernten Verwandten, und man war so höflich und rücksichtvoll, der schönen Frau und das schöne Märchen anscheinend zu glauben. Das Schlößchen hießSolitüde" und Solitüde suchte gerade Evelin jetzt. Es langweilte sie, in den Fluten der großen Welt herumzuplätschern, es war ihr zu alltäglich geworden so mietete die Solitüde.Solitüde" in der Nachbarschaft desKlosterhofes."

Es war ein herrlicher Sommertag, als sie dort ihren Einzug hielt, mit ihrem zahmen, sprechenden Graupapagei, einem schwarzen Wachtelhund, der die angenehme Eigenschaft besaß, sich die bequemsten Sofaplätze aus­zusuchen und den, der ihn vertreiben wollte, in die Finger zu beißen, einer blassen, übernächtig aussehenden Kammerfrau und zehn haushohen Koffern, die die neuesten Wunderwerke von Worth, Paquin und Hertzog enthielten.

Langsam fuhr der Zug in den kleinen Bahnhof ein, und Evelin stand am Fenster und steckte den Kopf mit dem schlichten Reisehütchen heraus. Ihre blauen, dunkelbewimperten Augen blitzten neugierig und lustig zugleich durch den weißen Tüllschleier, der ihren berühmten Teint noch zarter und schöner erscheinen ließ. Evelin ging nie ohne Schleier ins Freie, sie haßte jede grelle Beleuchtung und ließ sich auch nicht dadurch beeinflussen, daß ihre Neiderinnen ihr nachsagten, ihre Schönheit sei doch nicht so tadellos, wie ihre Bewunderer behaupteten.

Der erste Mensch, den sie erblickte, war Armand Ferni. In seinem langen, modefarbenen Paletot und schwarzen Filzhut, auf seinen Stock ge­stützt, schlenderte er mit vornehmer Nachlässigkeit auf dem Perron auf und ab und sah erst auf den Zug hinüber, als er hielt; da begegneten seine Augen denen Evelins, sie lächelte und winkte ihm zu, wie einem guten Bekannten, und er erwiderte ihre Grüße mit der verbindlichen Galanterie des Weltmannes. Als der Zugführer die Tür öffnete, stand er vor ihr, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein, und als sie ihm die Hand reichte, beugte er sich darüber, sie an seine Lippen zu ziehen.

(Quelle olmnep, Sie zu treffen, Baronin!" rief er.Willkommen in unserer Gegend!" Als er erfahren, daß sie ohne die Tante gekommen, bot er ihr den Arm und führte sie durch das Empfangsgebäude, vor dem die Wagen warteten.