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Wien 22. Okt. Die österreichischamerikanische Gummi-Fabrik A.-G. erwarb von der Parfeval-Gesellschaft das Recht, einen Lenkballon nach dem Parseval-System zu bauen. Ein Ballonmeister ist bereits von Bitterfeld nach Wien zur Montierung des Luftschiffes abgereist.
Paris 22. Okt. Auf seiner Rückkehr aus Racconigi wird der Zar an der italienischfranzösischen Grenze in Modane von Pichon begrüßt werden, der gestern Abend bereits die Reise angetreten hat. Pichon wird auch mit Jswolski eine Aussprache haben. Eine Begegnung zwischen dem Zaren und dem Präsidenten Fallieres findet nicht statt. Der Zar gedenkt auf seiner Rückreise einen mehrtägigen Aufenthalt in Darmstadt zu nehmen.
Paris 22. Okt. Aus Barcelona, wo die Demission des Kabinetts Maura besonders lebhaft begrüßt wurde, wird die Nachricht von der Ermordung des Staatsanwalts, der die Anklage gegen Ferrer leitete, kategorisch dementiert.
Neapel 22. Okt. Der Vesuv ist gestern Nachmittag in Tätigkeit getreten. Wisr aus Catania berichtet wird, wurden um 7 Uhr morgens in mehreren Ortschaften der Umgebung Heftige Erdstöße wahrgenommen. Mehrere Wohnhäuser weisen Risse auf. Die Bevölkerung verbrachte die Nacht im Freien. Gestern Abend 6 Uhr erfolgten neue Erdstöße, die bereits in weiteren Umkreisen verspürt wurden. Militär ist in den benachbarten Orten eingetroffen um der Bevölkerung Hilfe zu leisten.
Madrid 22. Okt. Als gestern die Demission des Kabinetts Maura bekannt wurde, gab sich allerwärts große Befriedigung kund. Die Straßen füllten sich mit Menschen, die lebhaft diskutierten und vielfach hörte man den gestrigen Tag als einen denkwürdigen in der spanischen politischen Geschichte bezeichnen, da er das Land vor einem klerikal-absolutistischen Regime bewahrt habe. Einzelne Häuser hatten geflaggt. Als im Kongreß die Mitteilung der Regierung verlesen wurde, daß sie demissioniert habe, kam es zu großen, nicht zu beschreibenden Freuden-Kundgebungen.
London 22. Okt. Bei den Uebungen mit Kriegsdrachen zu Aldershot wurde gestern nachmittag der Artillerie-Leutnant Eros bie von einem schweren Unfall betroffen. Er stieg in dem Korbe an dem Drahtseil des Drachens bis zu einer Höhe von 500 Fuß auf und ließ dann beim Abstieg die Klammer zu früh los, sodaß der Korb mit rasender Geschwindigkeit herabsauste und krachend unten auf dem Boden aufschlug. Der Leutnant wurde herausgeschleudert und erlitt schwere innere Verletzungen. Er liegt in bedenklichem Zustande darnieder.
Vermischtes.
Mark Twain über das Lügen. Mark Twain hielt jüngst in Hartford, Connecticut, in
einer Gesellschaft für Altertumskunde einen humoristischen Vortrag, in welchem er zu beweisen sucht, daß die Kunst, mit Anstand und Geschick zu lügen, im Niedergang begriffen sei. „Nur wenige," sagte er, „verstehen heutzutage mit Sachkenntnis zu lügen, und eine schlecht vorgebrachte, unwissenschaftliche Lüge ist hundertmal schädlicher als die Wahrheit. Das Lügen an sich ist kein Fehler, einen Fehler begeht man nur, wenn man täppisch, d. h. an unpassender Stelle lügt. Wir müssen uns daher in erster Linie bestreben, im Lügen geschickt zu sein. Wir alle sind ja, gestehen wir es nur ein, geradezu gezwungen, jeden Augenblick eine Lüge zu sagen. Wenn auch die Zunge nicht spricht — die Hände, die Füße, die Augen, die ganze Haltung suchen zu täuschen und haben den festen Vorsatz, dem Nebenmenschen etwas vorzulügen. Der Mann, der uns mit der Frage: „Wie geht es?" entgegenkommt, ist ein Lügner, weil er sich im Grunde für unseren Gesundheitszustand nicht gerade im geringsten
interessiert, wenn er Leiter eines.
Beerdigungsinstituts ist. Aber sind derartige Lügen wirklich schlimm? Wenn uns jemand einen Besuch macht und uns mitten in der Arbeit stört, sagen wir, indem wir ihm warm die Hand drücken: „Ich freue mich wirklich, daß Sie gekommen sind!" Wenn er dann geht, sagen wir bedauernd: „Wie! Sie wollen schon gehen?" und fügen noch ein herzliches „Auf Wiedersehen!" hinzu. Auf diese Weise verderben wir es mit keinem, während wir, wenn wir sagen würden, was wir wirklich empfinden, bald die ganze Welt zum Feinde hätten. Im Ernst gesprochen: es dünkt mich, als ob wir genau prüfen und überlegen müßten, welche Lügen für uns zu Vorteil sein könnten, und welche wir zu meiden haben; denn lügen müssen wir alle, und wir lügen ja auch tatsächlich alle. Ich empfehle ein gründliches Studium der Lügekunst, mit dem Zwecke, sie wissenschaftlich auszugestalten, hauptsächlich den Mitgliedern dieser hochachtbaren Versammlung, die ohne daß man ihnen zu schmeicheln braucht, als alte erfahrene Meister in der Kunst zu lügen bezeichnet werden können."
Herb sin achrichten.
Winnenden 21. Okt. Weitere Käufe zu 110, 112, 115, 125 ^ für 3 dl. Lese wird in dieser Woche zu Ende gehen. Immer noch einige Reste guter Qualität preiswert zu verkaufen.
Kleinaspach OA. Marbach 21. Okt. Heute Käufe zu 95 für 3 dl. Noch Vorrat.
Heilbronn 21. Okt. Die Lese von Trollinger und Weißriesling hat im allgemeinen erst heute begonnen, und die prächtige Witterung der letzten Tage kam also der Verbesserung der Qualität noch voll zu statten. Der Verkauf ging seither recht lebhaft bei Preisen von 125—130 ^ für Rotwein und 103—110 ^ für Weißwein.
Marktberichte.
Heilbronn 21. Okt. Schafmarkt. Zufuhr in 26 Herden 2921 Stück. Davon verkauft 1597 Stück mit einem Gesamtwert von 41 705 unverkauft blieben 1324 Stück. Bezahlt wurde für ein Paar Lämmer 32, 37, 40 und 42 Jährlings-Hämmel 47, 56, 57, 60 und 67 .^7, Göltschafe 50 und 61 Mutterschafe 49, 56 und 60 Der Handel war bei annehmbaren Preisen ein sehr lebhafter. Nächster Schafmarkt 18. November.
Standesamt Calw.
16. Okt. Johann Friedrich, S. d. Josef Martin Schwarz, Stationsdieners.
20. „ Waldemar, S. d. Karl Albert Pfizen-
mater, Amtsgerichtsschreibers.
Getraute.
21. Okt. Albert Karl Rudolf Köber, Kaufmann
von Stuttgart und Maria Frieda Seemann von hier.
Gestorbene.
18. Okt. Johann Wilhelm Friedrich Weik, Dreher, 70ft- Jahre alt.
21. , Margarete Rothermel, geb. Krauß, Heizers Witwe, 67 Jahre 3 Monate alt.
Neklarrreteil.
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K. Forstamt Hirsau.
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am SamStag, den 30. Oktober, vorm. 9 Uhr, auf der Forstamtskanzlei aus Staatswald Altburgerberg und Lützenhardt: 49 Eichen mit 21 Fm. IV. und V. Kl., 114 Rotbuchen mit 67 Fm. I,—V. Kl., 3 Weißbuchen mit 1 Fm. V. Kl., 1 Birke mit 0,5 Fm. VI. Kl. Aus Staatswald Weckenhardt 38 Tannen mit 26 Fm. III.—VI. Kl. normal und Ausschuß.
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Mörzheim,
Altstädterstraße Nr. 23.
Danksagung
Den verehrl. Feuerwehren von hier, Altbulach, Liebelsberg und Ober- haugstett, sage ich für ihre so aufopfernde Tätigkeit bei dem Brandunglück, das mich betroffen hat, herzlichen Dank; ebenso allen denen, von welchen ich Hilfe und liebreiche Teilnahme erfahren durfte.
Neubulach, 22. Oktober 1909. ^
Ulrich Lörcher, Mechaniker.
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