tigung der fortschrittlichen Slovenen durch die slovenischklerikale Mehrheit des Landtages bei der Agnoszierung zweier protestierter Wahlen. Es wurde mit Lärminstrumenten gearbeitet, geblasen, getrommelt und geschrieen. Aber noch ein bisher nur in der Olmützer Handelskammer von den Tschechen angewendetes Mittel kam zur Anwendung: das Werfen mit Stinkbomben, deren pestilenzialischer Gestank die Abgeordneten zwang, den Saal zu verlassen. Ein atembeklemmender Gestank verbreitete sich im Saale. Dem Landtagsstenographen Kremencic flog eine der Bomben an den Kopf. Es wird penetrant riechender Schwefelwasser st off ausgegossen. Zwischen den Abgeordneten der slovenischen Volkspartei und den Slovenischliberalen kommt es wiederholt zu Zusammenstößen. Abgeordneter Began, der sich zu Boden bückt und eine Stinkbombe in die Hand nimmt, die er Miene machte, gegen den Abg. Turk zu schleudern, wird von letzterem in heftigster Weise beschimpft. Dem Abg. Turk, der von Beruf Fuhrwerksbesitzer ist, wird zugerufen: Sie sind ja gewohnt, sich auf dem Misthaufen zu bewegen. Da ein unerträglicher Gestank im Saale herrscht, verlassen viele Besucher den Saal. Die Saaldiener wollen die Fenster öffnen, um den Saal zu lüften. Abg. Turk protestiert unter Berufung auf sein Gichtleiden in heftiger Weise dagegen. Die Slovenischliberalen rufen: Wenn der Disziplinarausschuß die Abgg. Turk und Supancic ausschließt, werden wir schießen! Abg. Tavcar nimmt an der Obstruktion seiner Genossen durch heftiges Schreien und Lärmen ebenfalls teil. Der Disziplinarausschuß beschloß entsprechend der Geschäftsordnung, die Abgg. Turk und Supancic von den nächsten drei Sitzungen auszuschließen. Als Landeshauptmann Schuklje die Sitzung wieder aufnahm und den Beschluß des Disziplinarausschusses mitteilte, erhob sich bei den Slovenischliberalen ein ohrenbetäubender Lärm. Die liberalen Slowenen ratschen und trompeten. Abg. Turk schreit in den Saal: „Keine Macht der Erde ist imstande, mich aus dem Saale zu entfernen!" (Er sollte von Dienern hinausgeführt werden.) Bei dem heftigen Herumschlagen hat sich Abg. Turk an der Hand verletzt und blutet. Einige Mitglieder der slovenischen Volkspariei rufen vom Korridor in den Sitzungssaal: „Der Turk ist besoffen!" Turk antwortet erregt: „Schämt euch!"
nicht dem Verkäufer in die Tasche sondern dem Schmuser oder einer ganzen Schar derselben. Letztere sind es, welche sich wie Vampire an die Handelnden anklammern und mittels Helfershelfern durch List, Schmeichelei und Drohung bald diesen, bald jenen, meist aber beide Teile schröpfen, sich selbst jedoch dabei verleugnen. Es ist dabei zeitgemäß und nur zu billigen, daß das „Württembergische Wochenblatt für Landwirtschaft" ganz energisch gegen das Schmuserschmarotzerwesen Front macht, indem es in Nummer 41 vom 9. Oktober dieses Jahres schreibt: „Da dieses auch in unmoralischer Hinsicht höchst schädliche Gebühren sich immer mehr einbürgert und zu vielfachen Klagen und Beschwerden schon Anlaß gegeben hat, so scheint es angezeigt, auch in der Presse einmal dagegen Stellung zu nehmen. Käufer wie Verkäufer sollten sich weigern, solche Blutsauger im Handel Mitwirken zu lassen, da es ihrem Charakter durchaus keine Ehre bringt. Geradezu beschämend aber ist es, wenn Kommissionen von Gemeinden mit solchen Schmusern in Handel treten, da sie sich dadurch das Zeugnis entweder der Unfähigkeit oder der Unehrlichkeit nusstellen. Unehrlich sind sie, wenn auch nicht ihrer Gemeinde, so doch mindestens ihren Berufsgenosscn gegenüber, indem sie mithelsen, dieselben über den wirklichen Wert eines Tieres zu täuschen. Unfähig sind sie, wenn sie zu zweit oder zu dritt nicht imstande sind, einen ihnen passenden Farren herauszusuchen, und zu bewerten, sondern dazu einen Schmuser benötigen, dem das Wichtigste nicht das Wohl der Gemeinde, sondern sein eigenes Ich ist und der sich deshalb regelmäßig auf die Seite stellt, von der er am meisten oder am öftesten etwas bekommt, und das ist eben nicht die Kommission, sondern der mehr oder weniger professionsmäßige Farrenhändler, so kommt es dabei vor, daß Kommissionen oft geringwertige Tiere zu verhältnismäßig Hohem Preise nach Hause bringen, weil sie sich eben durch die Redegewandtheit eines Schmusers im Verein mit einem betreffs Ehrlichkeit meist gleich zweifelhaften Händlers blenden ließen. Um dieser Gefahr zu entgehen, sollten die Kommissionen deshalb grundsätzlich kein Tier kaufen, bei dem ungebetene -Schmuser im Spiele sind. Zum mindesten sollte aber jeder, welcher von solch einer aufgezwungenen Hilfe weiß, der Steuerbehörde über den jeweiligen „Verdienst" des Blutsaugers Anzeige erstatten, damit er wenigstens zur richtigen Steuer herangezogen werden kann." Diese gutgemeinten Ausführungen sind leider nur zu berechtigt. Mögen sie bei unseren Landwirten und auch von den Gemeindeverwaltungen gebührende Beachtung finden.
Herbstrrachrichten.
— Kleingartach 13. Okt. DieWein- lese hat mit dem Frühgewächs begonnen und schließt sich die allgemeine Lese an. Die notwendige sorgfältige Lese wird durch herrliches Wetter begünstigt und die ohnehin gute Qualität der hier vorherrschenden Berglagen hiedurch gesteigert und dürfte sich deshalb auch der Preis entsprechend besessen. Anfangs nächster Woche kann hier gefaßt werden.
Augsburg 14. Okt. Als Parseval III gegen °/»5Uhr auf dem Landungsplatz Reitwiese zu landen versuchte, wurde er von einem heftigen Sturmwind erfaßt und in der Richtung gegen Friedberg—Mering weitergetrieben. Kurz vor V-6 Uhr wurde der Ballon in westlicher Richtung von Augsburg gesichtet.
Augsburg 14. Okt. Parseval III ist um 5°/i Uhr glatt gelandet.
Heilbronn 14. Okt. Der Führer des Parseval-Ballons hat dem Vorsitzenden der hiesigen Ortsgruppe des württembergischen Luftschiffervereins mitgeteilt, daß die für gestern auf der Rückfahrt von Augsburg nach "Frankfurt in Heilbronn geplante Landung wegen des unvorhergesehenen Aufenthalts in Nürnberg erst heute wird erfolgen können. Die Landung, die auf den Böckinger Wiesen am Neckar erfolgen soll, wird durch die finanzielle Unterstützung des hiesigen Luftschiffervereins, des Automobilklubs und sonstiger Sportkreise ermöglicht.
Stuttgart 14. Okt. Das Parseval- 'sche Luftschiff wird morgen voraussichtlich auf seiner Fahrt von Augsburg nach Frankfurt nicht nur in Heilbronn, sondern auch in Stuttgart eine Zwischenlandung vornehmen.
Straß bürg i. E. 14. Okt. Zu dem Hauseinsturz wird berichtet, daß der Unternehmer Kern, der das eingestürzte Haus baute, verhaftet worden ist. Der Zustand der im Spital liegenden schwerverletzien Arbeiter ist zum Teil sehr bedenklich.
Kiel 14. Okt. Eine sehr interessante Aufklärung hat der Diebstahl der Untersuchungsakten in der Kieler Werft-Affäre gefunden, der seit Ende August die betreffenden Justizbehörden beschäftigt und großes Aussehen hervorgerufen hat. Wie sich jetzt herausstellt, hat niemand anders den Diebstahl begangen als der Hauptbeschuldigte in der Werft-Affäre, der Kieler Millionär Frankenthal und zwar hat er die Akten im Untersuchungsgefängnis selbst während seiner Untersuchungshaft gestohlen. Frankenthal bekam auf sein Ansuchen mehrmals auf kurze Zeit Akten, da man annahm, daß im Gefängnis damit keine Gefahr verbunden sei. Frankenthal hat aber die Gelegenheit benutzt, um nach und nach nicht weniger als 45 Dokumente, die ihn schwer belasten, aus den Akten zu entfernen und spurlos verschwinden zu lassen, ohne daß das Gericht das geringste gemerkt hätte.
Laibach 9. Okt. Der Krainer Landtag ssaal war heute der Schauplatz großer Skandale, wie solche selbst in dieser an die schärfsten Ausbrüche politischer und nationaler Erbitterung gewöhnten Landstube noch nicht vorgekommen sind. Den Anlaß bot die Vergewal-
Schädttche Auswüchse beim Biet,Handel.
Gar oft hört man unsere Landwirte darüber klagen, daß sich bei den Viehmärkten fast überall das Schmuserschmarotzerwesen unliebsam breit macht. Hauptsächlich beim Farrenhandel wird eine große Anzahl von Kaufsabschlüssen gerade von diesen Schmusern vermittelt und dies ist im Interesse der Landwirte und der Gemeinden weder notwendig noch nützlich. Der Käufer muß oft 50—100 ^ mehr bezahlen, als ohne Schmuser, aber diese Summe fällt
Gottesdienste.
19. S»«»1aa »ach Hrtnlt», 17. Okt. Kirchweihe. Vom Turm: 208 Kirchenchor Tut mir auf die schöne Pforte re. Predigtlied: 204, Ich lobe dich, wein Auge schauet rc. Uhr- Vorwitt. Predigt, Dekan Wurm. 1 Uhr: Christenlehre für die Söhne. S Uhr: Bibelslunde im VereinShauS, Stadtpfarrer Schmid
§»««er»tag, 21. Okt. 8 Uhr abends: Bibelstuude im Vereinshau», Stadtpsarrer Schmid.
Armand warf kaum einen flüchtigen Blick auf die Totalsumme und schob das Blatt achtlos in die Tasche.
Eine Stunde später reisten sie ab. Als Inge in dem Wagenabteil erster Klaffe neben Anna am Fenster stand und der Schaffner die Tür schloß, hatte sie ein ganz eigentümliches, befremdliches Empfinden. Es war ihr, als sei sie plötzlich eine Gefangene; als höre die Welt, die sie hier zurückließ, für sie auf zu existieren, als werde sie einem unabwendbaren Geschick entgegen geführt, in Verhältnisse hinein, aus denen sie nie wieder frei werden würde, als höre sie von Stund an auf, sich selbst zu gehören.
Eine schreckliche Angst packte sie, sie wurde ganz blaß und zitterte am ganzen Körper. Um diese seltsame Erregung vor den Geschwistern zu verbergen, setzte sie sich und ließ den dichten Schleier herab. Anna nahm ihr gerade gegenüber Platz; neben seiner Schwester saß Armand. Es war ganz natürlich, daß seine Blicke während der Fahrt häufiger auf Inge ruhten. Er fand sie sehr anmutig und die Aussicht, daß sie Hausgenossin in der Familie würde, war ihm angenehm. Wenn er geahnt hätte, welche eigene Gedanken hinter der weißen, von dunklen Löckchen umbauschten Stirn sich bargen!
3.
Der „Klosterhof", das Besitztum der Fernis, lag in einem von welligen Höhenzügen umgebenen Tale. Herrliche Forsten, saftgrüne Wiesen, Kornfelder im Schmuck wogender Aehren bildeten die reizvolle Umgebung, aber die Perle des köstlichen Besitzes war der große, meilenlange See, der bis an den Park heranreichte. Dem Park gegenüber, nicht weit von den Ufern des Sees, lag das einstige Kloster, dem „Heiligen Benedikt" geweiht und seit alten Zeiten von Nonnen bewohnt. Die hohe Geistlichkeit hatte ja immer einen geübten Blick dafür, sich für ihre Niederlassungen die schönsten und gesegnetsten Plätzchen auf des lieben Herr-
i gotts Erde auszusuchen; fischreiche Seen und Forsten mit starkem Wildbestand durften in der Umgebung nicht fehlen. Auch die frommen Nonnen führten zur Zeit des Krummstabes ein gar beschauliches und behäbiges Leben in dem schönen Kloster, bis der Wind, den der Wittenberger Mönch mit seiner neuen Lehre erregt hatte, zum Sturm anwuchs, über die deutschen Lande brauste, die Klöster in ihren Grundfesten erschütterte und Mönche und Nonnen hier- und dorthin verwehte. So wars auch denen von Sankt Benedikt ergangen, und seit jenen Tagen hatte das Kloster manche Wandlungen erfahren. Die Schrecken des dreißigjährigen Krieges hatten an seinen Mauern gerüttelt und die Jahrhunderte nach und nach seine Pracht zerstört. Von der ganzen einstigen Herrlichkeit war nicht viel mehr als der wunderschöne Kreuzgang übrig geblieben. Allerlei alte Gänge, Treppen, Türen und Winkelchen geben dem Ganzen noch erster; eraenartigest geheimnisvollen Reiz. In einer epheuumrankten Nische plätschert seit Jahrhunderten ein Brünnlein, dessen Wasser eine heilkräftige Wirkung zugesprochen wird. Im Nebenflügel sind noch die Zellen der Nonnen erhalten; eines neben dem andern gehen die kleinen vergitterten Fenster nach dem See hinaus. Von der Einrichtung ist nichts mehr erhalten, nur in der ersten Zelle, die etwas größer als die andern, findet sich noch am Fenster ein Erker und ein altes, wurmstichiges Betpult mit einem schlichten Kreuz darüber; die Gestalt des Heilandes, die einst daran befestigt, ist längst abgesallen, vermodert, zerfallen. Diese Zelle war zweifellos die der jedesmaligen Aebtissin.
Nachdem die Nonnen das Kloster verlassen, wurden See, Forsten und Ländereien zu einer Herrschaft vereinigt und damit zur Zeit des Kaisers Leopold 1. das berühmte Geschlecht der Ritter von Kranich belehnt, von denen dann der Besitz hoch verschuldet in die Hände des alten Ritters Krusemark überging.
(Fortsetzung folgt.)