Amtr- md Anzeigedlatt für den Gberamkbezirk Calw.
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ErfcheinunzStaze: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag. JnsertionSpreis n Big. pro Zeile für Stadtu. «ezirtsorte; außer BezirllL Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachungen der K. Zentralstelle.
Kurse für elektrische Installation.
Die Zentralstelle für Gewerbe und Handel beabsichtigt, folgende Karse für elektrische Installation abzuhalten:
s) für die Installation von Schwachstromanlagen vom 8 . bis 20. November l909; b) für die Installation von Starkstromanlagen vom 22 November bis 18. Dezember 1909.
Näheres stehe Gewerbeblatt Nr. 41. Calw, 14. Oktober 1909.
K. Oberamt. Amtmann Rippmann.
Tagesrrenigketteu.
Stuttgart 14. Okt. Die Landtagsersatzwahl für das Oberamt Herrenberg ist, wie der „Staatsanzeiger" meldet, nunmehr auf Samstag, 13. November, anberaumt.
Stuttgart 14. Okt. Unter dem Verdacht, bei dem Kaufmann'schen Juwelendiebstahl mitgewirkt zu haben, ist der Bruder des Haupttäters Rode, der von hier nach Altona entflohen war, dort verhaftet worden. Es steht sonach nur noch die Festnahme Gustav Rodes aus, der die Führung oer Einbrechergesellschaft übernommen hatte. .
Stuttgart 14. Okt. Wie wir erfahren, sind Schilli ng-Vallenta, bekannt aus dem Einbruch bei Juwelier Kaufmann, nicht ein und dieselbe Persönlichkeit, sondern zwei verschiedene Leute, aber beide an dem Einbruch beteiligt. Nachdem, wie bekannt, Schilling gestern in Frankfurt verhaftet worden ist, gelang es heute früh, dort auch den Vallenta dingfest zu machen. Beide sind geständig, und bleiben einstweilen in
Iceitag, -en 15. Oktober 1909.
Frankfurt in Gewahrsam. Der, wie berichtet, in Altona verhaftete Eugen Rode, ein Bruder des Haupttäters Gustav Rode, ist seines Zeichens dort Friseur. Er ist dringend der Mittäterschaft verdächtig. Er hat seit anfang des Monats eine längere Reise, unter anderem nach Kopenhagen, gemacht und ist erst am 9. Oktober von dort zurückgekehrt. Kopenhagen ist bekannt als Platz, wo gestohlene Juwelen vielfach untergebracht werden.
Friedrichshafen 14. Okt. (Vergleichsfahrten von Luftkreuz^n.) Wie die Kölnische Volkszeitung von zuständiger Stelle erfährt, wird das Militärluftschiff Groß H sich zu Vergleichsfahrten nach Köln begeben und zwar, wenn das Wetter günstig ist, auf dem Luftwege, bei ungünstiger Witterung per Bahn. Es sollen in Köln Vergleiche darüber angestellt werden, was die drei Typen Zeppelin II, Parseval II und Groß II unter gleichen Verhältnissen in gleicher Meereshöhe und bei gleicher Windstärke zu leisten imstande sind. Die Vergleichsfahrten sind auf den 25. Oktober festgesetzt. Von einem Anerbieten der Motorluftschiff-Studiengesellschaft an das Kriegsministerium, den Parseval III nach Köln zu beordern, ist bei den beteiligten Stellen nichts bekannt. Ob das Militärluftschiff dauernd in Köln verbleiben wird, oder nach Metz kommt, darüber ist an maßgebender Stelle noch keine Entscheidung getroffen. Es ist aber anzunehmen, daß der Groß II, wenn er einmal in Köln ist, auch dort bleibt. Die Versuche mit Funkentelegraphie im 2 III sind laut Frankfurter Zeitung abgeschlossen worden, nachdem festgestellt ist, daß sie ohne jede störende oder bedenkliche Erscheinung auch im metallischen Luftschiff vor sich gingen und daß eine Verständigung mit den zur Anwendung gelangten Apparaten über eine Strecke von etwa 500 Kilometer sich gut erzielen
BezuaSpr.t.d. Stadt>/«jLhrl.m.Triiaerl.Mk. 1.SS. PostbezugSpr. f. d. Orts- u. Nachbarortsverk. Vyahrl. Mk. I.so, im Fernverkehr Mk. I.so. Bestellg. in Württ. so Pfg.. in Bayern u. Reich 4L Pfg'
ließ. Nunmehr wird ein Apparat definitiv in das Fahrzeug eingebaut. Der III" erhält versuchsweise einen dritten Motor, mit dem dann in nächster Zeit weitere Uebungsfahrten gemacht werden.
München 14. Okt. Der Parseval- Ballon, der heüte vormittag 9.50 Uhr bei prächtigem Wetter in Augsburg aufgestiegen war, traf um ^ 4 11 Uhr in München ein. Er kreuzte in ziemlich großer Höhe eine halbe Stunde über der Stadt. Auf den Straßen und Plätzen hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, die Abgeordnetenkammer brach ihre Sitzung ab, die Schulen wurden geschlossen. Die Mitglieder des königlichen Hauses wurden benachrichtigt, um bei der Landung auf dem Oberwiesenfeld anwesend zu sein. Der Aufenthalt des Luftschiffes wird einige Stunden dauern.
München 14. Okt. Nachdem der Parseval-Ballon nach V-12 Uhr unter Musikklängen und dem Jubel der Volksmenge auf dem Oberwiesenfelde gelandet war, wurden die Ballon-Insassen Oberleutnant Stelling, Generalleutnant Graf Bothmer, der Regierungspräsident von Schwaben, der Oberbürgermeister von Augsburg und der Direktor der Augsburger Ballonfabrik vom zweiten Bürgermeister von München begrüßt. Nach ca. viertelstündiger Unterhaltung fuhren die Herren zur Stadt. In der Rathaus-Trinkstube fand ein Frühstück zu 24 Gedecke statt. Bürgermeister Dr. Brunn gab der Freude Ausdruck, daß das Luftschiff auch nach München gekommen sei. Oberleutnant Stelling dankte für die herzliche Aufnahme. Gegen 2 Uhr fuhren die Herren nach Oberwiesenfeld und um 2.12 Uhr erfolgte unter den Ovationen des Publikums wieder der Aufstieg. Das Luftschiff fuhr zunächst über die Stadt und schlug dann die Richtung nach Augsburg ein.
Im Klosterhof.
Roman von B. v. Lancken.
(Fortsetzung.)
„Lasten Sie nur das viele Danken, das ist ja gar nötig. Bedenken Sie nur, daß es für uns alle im Klosterhof stets eine Freude ist, wenn wir Gäste haben oder wenn sich unser Krsis durch eine liebe Hausgenossin vergrößert. Es ist eigentlich immer jemand bei-uns."
Ein Glockenzeichen rief die Kammerzofe, der Anna Hütchen und Paletot Inges übergab, dann zog sie sie neben sich auf das Sofa, und es entspann sich sehr rasch ein lebhaftes Gespräch zwischen beiden, bis draußen im Korridor ein leichter, elastischer Schritt hörbar wurde, und auf ein kurzes Klopfen, ohne einen Ruf abzuwarten, Armand Ferni eintrat.
„Ah, da bist Du, Armand! Gut, daß Du kommst, ich habe gehörigen Appetit," rief Anna vergnügt. „Liebes Fräulein v. Herrnstein, erlauben Sie, mein Bruder." Sofort als Armand Inge gegenübertrat, erinnerte er sich ihrer, und unwillkürlich mußte er im Innern über dieses Zusammentreffen lächeln; er dachte auch gleich an Markus. Schade, daß er schon abgereist war!
„Ich freue mich, gnädiges Fräulein, heute Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, sagte er, gesehen habe ich Sie gestern bereits, allerdings ohne zu ahnen, daß wir in kurzer Zeit Hausgenossen sein würden."
Inge sah überrascht auf.
„Gestern? Wo?"
„Freilich, Sie werden mich nicht bemerkt haben. Es war in der Nähe von Josty —"
„Ah so — gestern Nachmittag."
Nein, sie hatte ihn nicht gesehen, sie erinnerte sich wohl eines Herrn, besten Blick dem ihren begegnet, aber sie schwieg darüber.
Das Frühstück verlief, was die Geschwister Ferni anbetraf, sehr heiter; Inge konnte ein Gefühl des Fremdseins, ein Gefühl des Niedergedrücktseins aber nicht loswerden.
Armand Ferni erzählte seiner Schwester, daß er im Begriff stehe, seinen Rennstall durch eine sehr schöne, kostbare Acquisition zu bereichern.
„Fatme, die Siegerin beim letzten Rennen von Iffezheim. Ich werde ein kleines Vermögen mit ihr gewinnen," sagte er vergnügt.
Anna Ferni lächelte.
„Oder verlieren," ergänzte sie. Armand stieg das Blut in die Stirn, er warf mit einer raschen Bewegung, in der etwas wie Trotz lag, den Kopf zurück.
„Sei nicht immer so pessimistisch, Anna. Sie müssen nämlich misten, Fräulein v. Herrnstein, daß mein Schwesterchen des öfteren die Rolle der Kassandra übernimmt, aber ich besitze soviel Lebensfrohsinn und so viel Zuversicht, daß ich mich vor ihren Prophezeiungen nicht fürchte."
„Du fürchtest Dich weder vor meinen, noch vor anderer Leute Prophezeiungen, wenn sie derart sind, daß sie Dir die gute Laune verderben könnten," meinte Anna lächelnd.
Inge saß da, und ihre Augen glitten beobachtend über die Geschwister. Welche Gegensätze! Die Schwester gefiel ihr eigentlich besser, obgleich sie sich sagte, daß sie niemand gesehen, der mit einer eleganten Erscheinung so viel natürliche Liebenswürdigkeit verband, wie Armand. Er schien dazu geschaffen, das Leben zu genießen; aber sie hätte sich ihn nicht denken können im Kampf mit diesem Leben.
Nach einer kurzen Spazierfahrt durch den Tiergarten kehrten sie in den „Kaiserhof" zurück.
Armands Kammerdiener und Annas Jungfer erwarteten die Herrschaften neben den eleganten Koffern und Juchtentaschen, die fertig gepackt im Vestibül standen.
Der Diener überreichte Armand die bezahlte und quittierte Rechnung,
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