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Mittwoch, den 13. Oktober 1909.
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Calw, 13. Okt. In verflossener Nacht zwischen 12 und 1 Uhr ist das Fabrikgebäude von Otto Krüger in Hirsau (frühere E. Horlacher'sche Ziegelei) total niedergebrannt. Das Kontorgebäude blieb unversehrt. Ueber die Brandursache ist noch nichts bekannt.
ü Deckenpfronn 12. Okt. Am letzten Sonntag hielt Referent Raser vom Bund der Landwirte im Gasthaus zumRößle hier einen Vortrag über Ziele, Bestrebungen und parlamentarische Tätigkeit des Bundes und seiner Führer. Raser entwickelte äußerst sachgemäß das Programm seiner Partei. Besonders eingehend wurde von ihm über die Zollfrage referiert und die Caprivi'schen Handelsverträge gestreift, welche den Hauptanlaß zur Gründung des Bauernbundes im Jahre 1893 bildeten. Nun ging er auf die Hauptfragen der Gegenwart „die Steuer- und Reichsfinanzreform" ein und begründete eingehend durch praktische Beispiele die Ablehnung der Erbschaftssteuer von seiten des Bauernbundes. Nachdem er noch die neuen Steuern und ihre Wirkungen auf die einzelnen Gesellschaftskreise darlegte, schloß er mit dem Wunsche, dem Bauernbund möge es nie an einer guten Organisation fehlen; gewiß werde ein solidarisches Zusammenhalten zum Wohl der gesamten deutschen Landwirtschaft dienen.
Stuttgart 12. Okt. Zum Einbruch beim Juwelier Kaufmann erfährt der „Schw. Merk.", daß es den Nachforschungen der Kriminalpolizei gelungen ist, den angeblich von Karlsruhe nach Basel expedierten Rohrplattenkoffer ausfindig zu machen. In Gablenberg wurde er bei einem gewissen Thomas Schreiber, dem Bruder des der Mittäterschaft und Hehlerei dringend verdächtigen, stellenlosen Kaufmanns Gg. Schreiber, aufgefunden. Der Koffer wurde geöffnet und man fand außer einer Menge silberner Bestecke eine Anzahl Uhren, Schmucksachen, Seidenzeuge usw., ferner eine umfangreiche Korrespondenz verdächtigen Inhalts, aus der hervorgeht, daß die flüchtigen Einbrecher Rode und Valenta (alig.8 Schilling) nicht nur mit hiesigen, sondern auch mit auswärtigen Verbrechern in Verbindung standen. Welch gefährlicher Art die Einbrecher sind, geht daraus hervor' daß bei einem in Stuttgart verübten Einbruch, und zwar in der Wohnung eines Rentiers in der Rotebühlstraße, der Wohnungsinhaber, als er Sonntag nachmittags heimkam, von dem überraschten Einbrecher mit dem Revolver bedroht wurde. Der Einbrecher — es war Rode — entfloh, und als der Wohnungsinhaber sich von seinem Schrecken erholt hatte und über den Korridor ging, entwich aus einem anderen Zimmer ein zweiter Einbrecher. Die Kriminalpolizei konnte Nachweisen, daß Rode und Valenta seit dem Tag ihrer Ankunft in Stuttgart von Anfang September bis Anfang Oktober fortgesetzt Einbrüche und zwar vornehmlich in großen Geschäften, verübten, so im SeiWngeschäft von Rieth, bei Privaten in der Chaüfottmstraße, der Moserstraße u. a. Ein großer Teil der gestohlenen Sachen konnte den Geschädigten schon zurückgegeben werden. Rode und Valenta gehören übrigens einer Bande von Einbrechern.av, die ihre Tätigkeit auch auf Hannover, BresM, Mag, Wien usw. ausdehnte.
Stuttgart 12. Okt. Die von den Kreisregierungen und Oberämtern fortgesetzten Erhebungen über Güterhandel und Güterzertrümmerungen in Württemberg haben für das Jahr 1908, laut Staatsanzg., ergeben, daß sich die Verhältnisse im allgemeinen gegen das Vorjahr wenig verändert haben. Die Zahl der in Württemberg wohnhaften Güterhändler betrug wiederum 210, die der gewerbsmäßigen Vermittlungsagenten für Verträge über ländliche Grundstücke ist dagegen von 387 auf 419 gestiegen. Die meisten Güterhändler (112) hat der Jagstkreis, die wenigsten (5) der Schwarzwaldkreis. Die meisten Vermittlungsagenten wohnen im Neckarkreis (216), aber auch im Donaukreis sind sie zahlreich (124) vertreten. Die Zahl der Güterzertrümmerungen ist 1908 von 234 des Vorjahres auf 227 zurückgegangen und verteilt sich auf 172 (185) Gemeinden. Dagegen hat sich die der Zertrümmerung unterworfene Fläche von 1737,29 auf 1985,26 und die durchschnittliche Größe eines zertrümmerten Anwesens von 7,42 auf 8,75 da. vergrößert. Am besten blüht die Güterschlächterei auch hinsichtlich der Zahl und Fläche der Anwesen im Jagstkreis, wo sie 115 Anwesen mit 1127,28 da Fläche ausmacht. Die Eigentümer waren zu reichlich drei Vierteln Landwirte. Von ihren Anwesen hatten 158 vor der Zertrümmerung einen Flächengehalt von 3 da und mehr, bei 87 erfolgte die Zertrümmerung gewerbsmäßig. Das Verbot der stückweisen Veräußerung von Grundstücken wird nach wie vor umgangen, teils indem die Güterhändler die erworbenen Grundstücke zunächst parzellenweise verpachten und gleichzeitig einen Eigentumsübergang mit dem Pächter nach drei Jahren zu einem bestimmten Preis vereinbaren, oder indem die Händler das Zertrümmerungsgeschäft in Wirklichkeit auf eigene Rechnung vornehmen, aber den bisherigen Eigentümer als Verkäufer der Grundstücke auftreten und die Kaufverträge abschließen lassen. Die Erhebungen lassen in einer recht ansehnlichen Zahl von Fällen darauf schließen, daß die Güterhändler außerordentlich hohe Gewinne erzielen, deren Höhe in gar keinem Verhältnis zu der durch das Geschäft verursachten Mühe und zu dem damit verbundenen Risiko steht. Auch im Jahr 1908, und zwar in fünf Fällen, haben sich Darlehenskassenvereine bei der Verdrängung gewerbsmäßiger Güterhändler er- -folgreich beteiligt. Der Grund für die Einleitung der Zertrümmerung war teils Ueber- schuldung (in 37 Fällen), Wegzug aus der Gemeinde (56), Ableben des Besitzers (38), hohes Alter oder Kränklichkeit (47) und sonstige Ursachen, darunter jauch Mangel an Arbeitskräften (49).
Stuttgart 12. Okt. Heute rückten die Rekruten der Infanterie und Artillerie bei ihren Truppenteilen ein. Von den hiesigen Regimentern wurden nach dem Hauptbahnhof Wachen und Empfangskommandos gestellt, um die Ordnung aufrecht zu erhalten, und die mit den Zügen ankommenden Rekruten in die Kaserne zu geleiten. Für die nach Ludwigsburg und Ulm abfahrenden Rekruten wurden besondere Begleitkommandos gestellt. Die für das Infanterie-Regiment Nr. 126 Ausgehobenen hatten sich in Stuttgart zu sammeln und wurden mit Sonderzug nach ihrem Garnisonsorte Straßburg verbracht.
Vom Lande 12. Okt. Nach schlimmen Erfahrungen aus der letzten Zeit ist es dringend geboten, Dienstboten, Kindermädchen, Erzieherinnen vor unüberlegtem Zuzug nach Paris ernstlich zu warnen. Auch bei den günstigsten Stellenangeboten lasse man sich unter keinen Umständen das Reisegeld vorher schicken, da ein Dienstbote in Frankreich von seiner Herrschaft nicht koskommt, bevor er das vorgeschossene Reisegeld zurückbezahlt hat. Ferner erkundige man sich vorher über die zukünftige Herrschaft beim deutschen Konsulat in Paris (Uns äs lülls 87 b), das zu jeder Auskunfterteilung gern bereit ist.
Feuerbach 12. Okt. Eingebrochen wurde in der Nacht auf Sonntag im Kontor der Württ. Eisenwerke hier. Die Diebe wurden von einem Wächter der Wach- und Schließgesellschaft überrascht, dem es gelang, einen der Burschen so lange einzuschließen, bis Eisenbahnbeamte zu Hilfe kamen unv ihn trotz heftiger Gegenwehr verhafteten.
Eßlingen 11. Okt. In der „Schwäb. Rundschau" veröffentlicht der 82jährige Schlosser Zimmermann-Denkendorf, den mehrere Zeitungen im Neckar bei Köngen hatten ertrinken lassen, folgende Nachricht: Denkendorf. Meinen vielen Bekannten und Freunden zur -Nachricht, daß ich, als mir die Mitteilung von meinem Ableben überbracht wurde, zu Hause gemütlich mein Pfeifchen rauchte. F. Zimmermann, Schlosser, sen. — Der Verunglückte ist der Kaufmann Wilhelm Krüger aus Kirchheim. Die Todesursache konnte nicht festgestellt werden, doch ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß er freiwillig in den Tod ging, man fand noch 32 bei ihm.
Reutlingen 12. Okt. In der Baumwollspinnerei an der Straße nach Eningen wurde in das Kontor eingebrochen. Mehrere Pulte sind geöffnet worden. Die Portokaffe in bar Geld und der Markenvorrat sind gestohlen, die festeren Behältnisse haben aber dem Dieb widerstanden.
Ellwangen 12. Okt. Das Schwurgericht hat den in Dettingen Oberamts Heidenheim wohnhaften verwitweten Landwirt Johannes Schlumpberger wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tod zu drei Jahren Gefängnis, auf die drei Monate Untersuchungshaft angerechnet werden, verurteilt. Er hatte am 3. Juli bei einer Auseinandersetzung mit seiner Frau und seinen Kindern erstere durch einen Messerstich in die linke Brustseile so schwer verletzt, daß sie daran verblutete. Die Geschworenen hatten die Frage nach mildernden Umständen verneint. Ferner hat das Schwurgericht den aus Pforzheim gebürtigen und in Heidenheim wohnhaften verheirateten Former Eugen Winz au er wegen Münzverbrechens zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt, wovon 4 Wochen Untersuchungshaft abgehen. Winzauer hatte, um dringende Schulden zu bezahlen, aus 15 zinnenen Kaffeelöffeln und etwas Blei 50 Zweimarkstücke geprägt, aber nur eines davon in den Verkehr gebracht.
Von der oberen Donau 12. Okt. Die meisten der hierzulande als Kreuzottern getöteten Tiere, sind keine Ottern, sondern glatte