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Nachrichten lauten, hätte die Zarin einen starken nervösen Anfall mit Krämpfen gehabt, der schließlich in einen bewußtlosen Zustand überging. Wie ganz zuverlässig verlautet, ist infolge dieser ungünstigen Wendung im Befinden der Zarin die geplante Mittelmeerreise des Zaren definitiv fallen gelasten. Es verlautet, der Zustand der Zarin sei so ernst, daß der Hof wahrscheinlich den ganzen Winter in der Krim verbleiben wird.
Ce tti nje 1. Okt. Die Untersuchung des Komplotts ergab, daß es den Zweck hatte, die wegen der Bombenaffäre von 1907 zu Kerker verurteilten Personen zu befreien, den Prinzen Danilo zum Fürsten zu machen und die Minister zu töten. In das Komplott sind 20 Personen verwickelt, von denen 15 geflüchtet sind. Die Anstifter finden bei der Bevölkerung keine Unterstützung.
Vermischtes.
Ich halt' einen Kameraden . . . . Unter dieser Überschrift erzählt der „Nastautsche Bote" folgende wehmütige Geschichte aus dem Manöver auf dem Westerwald: Einem zu einer Reserveübung eingezogenen Dragoner, der sich auf einem Patrouillenritt dem Dorfe Weroth bei Wallmerod näherte, fiel plötzlich ein, daß ein alter Regimentskollege, mit dem er früher in Hagenau i. E. „beim Kommiß" Freud upd Leid getreulich geteilt hatte, in Weroth zu Hause sei und sich sicherlich freuen würde, plötzlich seinen alten Regimentskollegen wieder einmal in Uniform vor sich zu sehen. Gedacht, getan! Beim Durchreiten des Dorfes fragt unser Dragoner nach dem Hause seines Freundes. Kinder weisen ihn dorthin. Doch was ist da los? Vor jenem Hause formiert sich ja just ein Leichenzug! Auf Befragen wurde der Reitersmann nun zu seinem Schrecken gewahr, daß man sich soeben anschickte, den gesuchten Freund und Kameraden zur letzten Ruhe nach dem Kirchhof hinaus zu geleiten. Welch ein seltsames und erschütterndes Zusammentreffen! Der humane Schwadronschef des Dragoners, welcher von dem erschütternden Begebnis erfuhr, gab unserem Freunde gegen Abend Urlaub, auf daß er nach Weroth hinüberreite und seinem so früh dahingerafften Kameraden ein immergrünes Reis des Gedenkens auf den frischen Grabhügel lege . . .
Eine eigenartige Trauung wurde auf dem Standesamte zu Glückstadt vollzogen. Der von seiner Frau nach seiner Verurteilung geschiedene Kommerzienrat Möller aus Altona, der im Glückstadtcr Gefängnis seine Strafe verbüßt, ließ sich mit Fräulein Amanda Krüger, die mit der Bahn
eingetroffen war, standesamtlich trauen. Zu dem Akte hatte Möller einen sechsstündigen Gefängnisurlaub erhalten. Elegant gekleidet und von einem Gefängnisbeamten in Zivil begleitet, begab er sich zum Standesamt, wo die Braut bereits seiner harrte. Nach der Trauung begaben sich die Neuvermählten zur Ordnung ihrer Papiere und Verträge zum Amtsgerichte, und nach Erledigung der dortigen geschäftlichen Angelegenheiten kehrte Möller ins Gefängnis und seine Frau nach Altona zurück.
Der Zeppelin-Nußknacker. Aus dem Holze des Birnbaums zu Göppingen, an dem bekanntlich Zeppelins Luftschiff „211" Havarie erlitten hat, hat, wie bereits gemeldet, ein früherer Göppinger Fabrikant, der aus Liebhaberei kunstvolle Figuren schnitzt, eine Zeppelin- Karrikatur gefertigt, die den Grafen als Nußknacker darstellt. Die originelle Figur wurde dem Grafen Zeppelin als Andenken an Göppingen (31. Mai 1909) mit folgenden hübschen Begleit- versen überreicht:
Dem Helden, aller Deutschen Stolz,
Den jeder lieben muß,
Dem hat dies harte Birnenholz Bereitet viel Verdruß.
Doch ihm zu Nutz ward aufbewahrt Des Unglücksstammes Rest.
Sein Holz ist wie des Helden Art,
So starr und hart und fest.
Wo mancher schon umsonst geschwitzt. Dringt er doch durch zum Schluß;
Er ist aus hartem Holz geschnitzt.
Er knackt die härteste Nuß.
Graf Zeppelin sen. dankte dem Verfertiger wie dem Dichter für den „großartigen Spaß", den ihm das Geschenk bereitet habe.
Achtung vor dem Handwerk! Ein sehr hübsches und den Nagel auf den Kopf treffendes Gedicht hat kürzlich die „Hagener Zeitung" veröffentlicht. Wir zitieren nach einem Abdruck in Nr. 6 der Berliner Zeitschrift die „Handwerks-Zeitung":
Ein Handwerk soll der Bub nicht treiben Denn dazu ist er viel zu gut;
Er kann so wunderniedlich schreiben,
Ist ein so feines junges Blut!
Nur ja kein Handwerk! Gott bewahre!
Das gilt ja heute nicht für fein;
Und wenn ich's mir vom Munde spare,
Es muß schon „etwas Bess'res" sein! — Das ist der wunde Punkt der Zetten:
Ein jeder will auf's hohe Pferd;
Ein jeder will, sich nobel kleiden;
Doch niemand seinen Schneider ehrt.
Der Hände Arbeit geht zuschanden,
Der Arbeitsbluse schämt man sich.
Das rächt sich noch in deutschen Landen, Das rächt sich einmal bitterlich.
Das Handwerk hat noch gold'nen Boden, Hält es nur mit dem Zeitgeist Schritt, Folgt es den Künsten und den Moden Und bringt man Liebe zu ihm mit.
Wenn Bildung sich und Fleiß vermählen Und tut der Meister seine Pflicht,
Mögt ihr es zum Berufe wählen.
Es ist das schlechteste noch nicht!
Der Nachtwächter als Haberer- meister. In dem oberfränkischen Marktflecken Marktschorgast waltet noch ein Nachtwächter mit dem Tuthorn seines Amtes. Neulich sang er nach der alten Weise:
„Hört ihr Leute, laßt euch sagen,
Die Glock hat' zwölf geschlagen,
Die Damen tragen neue Hiet',
Aber 'zahlt sind se noch niet!
Lobet Gott den Herrn.
Daraufhin ist unter den Damen von: Marktschorgast eine solche Entrüstung entstanden, daß auf ihr Betreiben das schöne, alte Stundenblasen dort jetzt ganz abgeschafft werden soll, da der Nachtwächter aus der Rolle gefallen ist und so ein bißchen den Haberermeister gespielt hat.
Ein gefundenes Fressen. Ein Bäckermeister von Sulzburg (Schwarzw.) hatte für die am Behaghelfelsen mit dem Bau einer Straße beschäftigten Italiener 50 Stollen Roggenbrot abgeliefert, die jeweils vor der Unterkunftshütte auf einen Tisch gelegt wurden. Zwei Kühe des nahegelegenen Erholungsheims badischer Handwerker befanden sich auf der Weide. Offenbar durch den Dust des neugebackenen Brotes angelockt, machten sie sich an die Vertilgung dieses gefundenen Fressens. Fast 40 Stück der ansehnlichen Laibe wurden von den beiden Wiederkäuern verzehrt. Bald stellten sich jedoch üble Folgen ein und trotz aller angewandten Mittel wurden die Tiere so krank, daß sie geschlachtet werden mußten.
Standesamt Calw.
Geborene.
23. Sept. Helene Lina, T. d. Wilhelm Walz, Schreinergehilfen.
25. „ Theodor Albncht August, S. d. Karl
Friedrich Schwarzmaier, PostfekretärS. Gestorbene.
1. Okt. Wilhelm Widmann, led. Kaufmann von Merklingen OA. Leonberg, 20 Jahre 11 Monate alt.
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