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Hamburg 10. Sept. Bei der Wörmann- Linie sind Drahtmeldungen aus Swakopmund eingegangen, wonach der Dampfer „Eduard Bohlen" während eines Nebels bei Conception- Bai auf Strand gelaufen ist. Abschleppungsversuche des Dampfers „Otavi" sind erfolglos geblieben. Post und Passagiere des aufgelaufenen Dampfers, dessen Trossen gebrochen sind, sind durch den „Otavi" in Swakopmund gelandet worden. Nach Aussage der beiden Kapitäne sind die Aussichten auf eine Abbringung des „Eduard Bohlen" sehr zweifelhaft.
Berlin 10. Sept. Die italienische Presse faßt die Absage des Zarenbesuchs als eine diplomatische Niederlage Italiens auf, da sie an eine ernste Erkrankung der Zarin nicht glauben will. „Corriere della Sera", sowie „Giornale d'Jtalia" meinen, die Krankheit der Zarin sei nur ein Vorwand, jedenfalls könnten aber die sozialistischen Agitationen nicht für die Absage den Grund hergeben, da ja die Entrevue auf dem Meere stattfinden sollte. „Giornale d'Jtalia" j fragt, ob die Regierung diese diplomatische Niederlage nicht habe ersparen können, und ob sie der russischen Regierung nicht alle gewünschten Garantien für den Besuch habe geben können.
Berlin 10. Sept. Orville Wright unternahm gestern auf dem Tempelhoser Felde abends zwei Flüge. Erst kurz nach 6 Uhr erhob sich der Aeroplan, in dem neben Wright ein Passagier Platz genommen hatte, zu einem etwa 12 Minuten dauernden Fluge, wobei er in geringer Höhe das Flugfeld umkreiste. Anscheinend wegen eines Defektes mußte Wright vorzeitig landen. Nach 20 Minuten stieg er nochmals allein auf, aber auch der zweite Flug währte nur 10 Minuten und war wie der erste ein Mißerfolg. Die nach vielen Tausenden zählenden Zuschauer verließen enttäuscht das Flugfeld.
Jglau 10. Sept. In allen Ortschaften, die das Automobil Kaiser Wilhelms auf der Fahrt von Groß-Meseritsch hieher passierte, jubelte die Bevölkerung dem Kaiser zu und der Abschiedsgruß der Einwohnerschaft Jglaus für den Verbündeten Kaiser Franz Joseph gestaltete sich ebenso herzlich wie-der Empfang. Auf dem Hauptplatz steigerte sich der Abschied zu einer imposanten Kundgebung für den Monarchen, der sichtlich erfreut dankte. Auf dem Bahnhof verabschiedete sich der Kaiser huldvoll von dem Botschafter v. Tschirschky und dem Statthalter Frhrn. v. Udyoski, dem er schon vorher seine Anerkennung und Befriedigung über seinen Aufenthalt in Mihren ausgesprochen hatte. Der Kaiser verblieb bis zum Abgang des Zuges mit
dem Erzherzog Friedrich im Gespräch und verabschiedete sich in herzlichster Weise. Um 5Uhr verließ der Zug den Bahnhof.
Vermischtes.
Was Dr. Cook mit seiner Nordpolentdeckung verdient? Selten hat bei einem großen Ereignis ein solcher Kampf der Presse und der Verleger stattgefunden, wie bei der Ankunft des Dr. Cook in Kopenhagen. Wie man aus dieser Stadt der „Inf." mitteilt, hat der plötzlich zur Weltberühmtheit gelangte Mann keine ruhige Stunde. Ein Interviewer löst den andern ab und jeder will mehr erfahren, als sein Vorgänger, jeder aus dem Forscher alles herausholen, was dieser zu sagen hat — es ist schwer, einem solchen Anstürme standzuhalten, allein Dr. Cook wird es wohl zustande bringen, denn er darf plaudern — aber nur bis zu einem gewissen Maße: Dr. Cook hat sich nämlich mit Leib und Seele verkauft. Natürlich hat Amerika j den Vogel abgeschossen. Dem „New-Aork Herald" mußte sich der Forscher verpflichten, bei seiner Ankunft aus antarktischen Zonen die erste Nachricht zu übermitteln und tatsächlich war auch dieses Blatt das erste, welches die Kunde von der Entdeckung des Nordpols der Welt übermittelte. Die erste ausführliche Schilderung der Reise wird gleichfalls im „New-Aork Herald" publiziert werden und für diese Leistung erhält Dr. Cook den niedrigen Betrag von 1 Million Mark. Das Buch, welches eine wissenschaftliche und vollkommen detaillierte Beschreibung der Reise bringt und mit den von Dr. Cook aufgenommenen Photographien illustriert wird, hat dem Nordpolfahrer bereits jetzt, ehe er noch eine Zeile geschrieben hat, 1600 000 ^ eingebracht, eine Summe, die der Verleger als Vorschuß gewährt hat, nur damit er sich den Autor auf alle Fälle sichere. Natürlich ist auch diese Verlegerfirma eine amerikanische. Außerdem wird Dr. Cook von den verschiedensten Impresarios und Managers bestürmt, mit ihnen einen Vertrag für eine Vortragstournee abzuschließen. Das erste Angebot, das er erhielt, betrug für eine Rundreise durch die Vereinigten Staaten eine Viertelmillion Dollars. Seither sind schon an Dr. Cook eine Reihe weit höherer Angebote gerichtet worden. Das höchste ist bisher das Offert des bekannten New-Dorker Impresario Bootmaker, welcher eine Vortragsreise über die ganze zivilisierte Welt mit Dr. Cook veranstalten will und diesem die runde Summe von 6 Mill. Mark, volle Verpflegung und Reisespesen für ein Jahr, bietet. Der Forscher wird jedenfalls in kurzer Zeit ein reicher Mann sein, obgleich er natürlich
nicht den hundertsten Teil aller jener Angebote, die an ihn gerichtet werden, annehmen kann, aus dem einfachen Grunde, weil er sich mindestens verzehnfachen müßte, um diese Unmenge Arbeit leisten zu können. Sein Sinn steht überhaupt nicht nach den großen finanziellen Erfolgen, Dr. Cook ist in erster Linie Gelehrter, und trotzdem er als Amerikaner ein guter Geschäftsmann sein sollte, wird er sicherlich seine große Entdeckung finanziell nicht so ausbeuten können, wie es möglich wäre, irgend ein smarter Dankee wird ihn schon mit Beschlag belegen und durch ihn reich werden.
Standesamt Calw.
Geborene.
30. Aug. Albert Waller, S. d Christian Friedrich Nüßle, Bauwerkmcisters.
G estorbene.
10. Sept. Christine Barbara Schwarz aeb. Kusterer, Küfers Ehefrau von Obersontheim, 24 Jahre 2 Monate alt.
10. „ Karl Friedrich Grünenmai, Sattler
meister, 64'/« Jahre alt.
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abgehalten und ergeht hiemit freundliche Einladung zum Besuch desselben. Nach dem Wettlauf der verheirateten und ledigen Schäfer (I Preis je 1 Hammel) findet der Wettlauf der Schäferinnen statt; diesem schließen sich an: Hürdenrennen, Wassertragen, Sacklaufen, Mastklettern. Zum Wetllauf zugelassen werden nur solche, die sich am Festzug beteiligt und in früheren Jahren den ersten Preis nicht erhalten haben. Die Aufstellung des Festzugs erfolgt um 12 Uhr vor dem Rathaus. Nachmittags findet sodann im Rathaussaal die Ziehung der Schäferlauflotterie statt, bei der neben 5 Stück Schafen eine Anzahl land- und hauswirtschaftlicher Gegenstände zur Ausspielung gelangen.
wird am Montag, den 20. September, nachmittags 6 Uhr, und die aller übrigen Standplätze am Dienstag, den 21. September, morgens 8 Uhr,
beim Rathaus vorgenommen, wozu Liebhaber eingeladen werden.
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