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Die Halle hat eine Länge von 120 und eine Höhe von 20 m. Sie enthält eine Reparatur­werkstätte, sowie einen Raum für die Offiziere und Mannschaften. Zum Transport der 56 aus Mannesmannröhren hergestellten Masten und der übrigen Bestandteile der Halle waren über hundert Fuhren notwendig, ganz abgesehen von den Fuhren, die das Luftschifferbataillon mit eigenen Pferden ausführte.

Friedrichshafen 9. Sept. Der gestrige Ausstieg des Luftschiffes 2 III dauerte 1'/- Stunden. Der Versuch mit Funkentelegraphie ergab ein befriedigendes Resultat und wird in den nächsten Tagen fortgesetzt. König Friedrich August von Sachsen ist gestern abend 10.30 Uhr hier eingetroffen und auf dem Stadtbahnhof vom Grafen Zeppelin, dem Stadtschultheißen und verschiedenen Herren der Umgebung empfangen worden. Der König hat im Deutschen Haus Wohnung genommen. Heute früh nach 8 Uhr begab sich der König in Begleitung des Grafen und der Umgebung mit dem MotorbootWürt­temberg" nach der schwimmenden Reichshalle in Dianzell, von wo der König einen Aufstieg mit­machen wird, der um 10 Uhr beendigt sein soll, worauf eine Besichtigung des Geländes im Riedle­park und der Neuanlagen geplant ist.

Friedrichshafen 8. Sept. Das Luftschiff ist mit dem König von Sachsen undGefolge, sowie mit dem Grafen Zeppelin und der gewohnten Besatzung um 8.45 Uhr aufgestiegen und nach einer von prächtigem Wetter begünstigten Kreuzfahrt über den See um 9.40 Uhr wieder gelandet, worauf die Besichtigung der Werft­anlagen in der Bucht von Manzell und dann eine Wagenfahrt zu dem Gelände der Lustschiff­baugesellschaft im Riedlepark erfolgte. Um 11 Uhr vorm, soll ein nochmaliger Aufstieg unter Teilnahme des König stattfinden.

Friedrichshafen 9. Sept. Nachdem das Luftschiff 2 III um 11.45 Uhr zum 2. Male mit dem König von Sachsen und dessen Gefolge an Bord aufgestiegen war, nahm es um 1.15 Uhr in der Nähe des Deutschen Hauses auf dem See eine Zwischenlandung vor. Der König, Graf Zeppelin und das Gefolge des Königs wurden von dem MotorbootWürt­temberg" an Land gebracht, wo im Deutschen Haus ein kurzer Imbiß eingenommen wurde. Inzwischen war das Luftschiff wieder aufgestiegen, um nach der schwimmenden Halle in Manzell zu fliegen, wo die Landung um 1.35 Uhr erfolgte. Der König von Sachsen ist mit Gefolge um 1.50 Uhr von hier wieder abgereist.

Friedrichshafen 9. Sept. König Friedrich August von Sachsen hat sich beim Abschied heute Nachmittag außerordentlich be­

friedigt über den Verlauf der beiden Ausstiege und über die Besichtigung der Zeppelin-Anlagen geäußert. Der König sagte, dieser Tag sei der interessanteste seines Lebens gewesen. Dieser hohen Befriedigung gab der König durch zahlreiche Ordensauszeichnungen Ausdruck. Dem Grafen Zeppelin wurde der Hausorden der Rautenkrone verliehen. Direktor Cols- mann, die Ingenieure Dürr und Kober und Graf Zeppelin jun. erhielten das Ritterkreuz 1. Kl. des Albrechtsordens. Außerdem hat der König eine Reihe von Angestellten der Luftschiff­baugesellschaft durch die Verleihung von Orden ausgezeichnet.

Friedrichshafen 9. Sept. DieFahrt des Luftschiffes 2111 nach Frankfurt a. M. wird in der Nacht vom Freitag auf Sonn­abend angetreten. Die genaue Stunde ist je­doch noch nicht bestimmt und hängt von. den Witterungsverhältnissen ab. Ebenso ist die Route, die das Luftschiff wählen wird, noch nickt end- giltig festgesetzt. Nur soviel ist definitiv bestimmt, daß auf dem Wege nach Frankfurt Baden-Baden ausgesucht werden soll. Es wird aber durchaus von den Windverhältnissen abhängen, ob dabei der Weg durch das Rheintal über Basel oder quer durch Württemberg evtl, über UlmStutt­gartPforzheim gewählt wird. Bezüglich des von Frankfurt a. M. in das rheinisch-westfälische Jndustrierevier zu unternehmenden Ausflugs gibt die Luftschiffbaugesellschaft infolge zahlloser An­fragen folgendes bekannt: Auf die Zeitungs­meldung hin, daß 2 III von Frankfurt aus eine Fahrt nach Düsseldorf unternehmen und dabei das Jndustrierevier überfliegen wird, sind aus ungemein vielen Städten dieses Bezirks Anfragen und Wünsche an uns gerichtet worden, ob das Luftschiff nicht über diese seinen Flug nehmen oder gar dort vor Anker gehen werde. Wir teilen daraufhin mit, daß der 2 III wohl auf der Fahrt nach Düsseldorf einen Teil des betr. Gebiets berühren und womöglich einer großen Anzahl von Städten sichtbar werden wird, daß er aber infolge Zeitmangels nirgends als in Düsseldorf vor Anker gehen kann.

Vom Bodensee 9. Sept. Ein junger Mann, dem sein Motorrad den Gehorsam verweigerte, rannte vorgestern in Konstanz mit voller Wucht auf die Wirtschaft z. Träuble. Das Rad zerschellte und der junge Mann flog zum Erstaunen der Gäste durchs geschlossene Fenster in die Wirtschaft, wobei er sich ganz erhebliche Verletzungen am Kopfe zuzog.

B erlin 9. Sept. Orville Wright führte heute Vormittag vor dem Kronprinzenpaar zwei wohlgelungene Flüge aus.

Berlin 9. Sept. Vor vier Wochen ließ der Kaufmann Kubiak aus Posen in einem Omnibus.Schmucksachen und Wertpapiere im Betrage von 120000 ^ liegen. Etwa acht Tage später erschien in einem Geldinstitut des Westens ein elegant gekleideter junger Mann, um Papiere im Wert von 20 000 ^ zu lombar­dieren, auf die er 10 000 ^ erhielt. Kaum hatte er das Geschäftslokal verlassen, als der Kassier die Identität der beliehenen Papiere und der von Kubiak als verloren angemeldeten fest­stellte. Der Kriminalpolizei gelang die Ermitt­lung und Verhaftung des Lombardierers und seines Komplicen. Die verlorenen Wertsachen, abgesehen von den 20 000 wurden vorge­funden. Die beiden jungen Leute entstammen guten Berliner Familien, die den vollen Betrag sofort ersetzten.

Potsdam 9.,Sept. Der Kronprinz begibt sich heute Abend zur Teilnahme an der Parade des 14. Armeekorps nach Karlsruhe.

Groß-Meseritsch 9. Sept. Die beiden Kaiser haben sich heute Morgen */-10 Uhr ins Manövergelände begeben. Vorher ließen sie sich im Schloßhofe photographieren.

Paris 9. Sept. Wie aus St. Nazaire gemeldet wird, ist dort ein Luftballon, welcher verloren scheint in einer Entfernung von 2 bis 3 Meilen auf See gesichtet worden. Es wurden sofort Rettungsboote ausgesandt, um Nach­forschungen anzustellen, jedoch blieben diese bisher ohne Erfolg. Man hat von dem Ballon und seinen Insassen keine Spur und befürchtet, daß sie ertrunken sind.

Brescia 9. Sept. Der Leutnant Cal- deraria, welcher gestern einen Wright'sehen Flugapparat vorführte, stürzte bei dem Versuch ab, da der Apparat das Gleichgewicht verloren hatte. Calderaria erlitt nur unerhebliche Verletzungen. Der Flugapparat wurde vollständig zertrümmert.

Genf 9. Sept. Mehrere Wertbriefe, welche für Genf bestimmt waren, sind aus dem Postwagen entwendet worden. Genaue Einzelheiten fehlen noch. Es handelt sich u. a. um einen Wertbrief für die Bundesbank, welcher mit 2500 Fr. deklariert war, aber tatsächlich 150000 Fr. enthielt. Die Bank ist versichert, von dem Diebe fehlt jede Spur.

Bern 9. Sept. Auf dem Schlittkuchen- gletscher, oberhalb Bad Engelberg, ist der Luzerner Bergsteiger Stierli erfroren aufgefunden worden. Er war vor drei Tagen mit zwei Freunden zur Besteigung des Wallenstockes auf­gebrochen. Wegen schlechten Wetters kehrten die beiden Kameraden um, während er den Weg

Wilhelm hatte seinen Brief gegen Clemens III mit der Erklärung begonnen, er wolle keinen Gruß voranstellen in der Schrift, in der demjenigen zu antworten ist, dem kein Gruß zu sagen ist.Hüte dich, o Christ, Wilbert je mit Herz und Mund zu grüßen!" Wir haben an Bibelstellen wie Tit. 3, 10. 3. Joh. 9 zu denken, um diese Warnung zu verstehen, und müssen uns vergegenwärtigen, daß es nirgends strenger als in Hirsau mit dem Verbot genommen wurde, mit irgend einem in die mindeste Berührung zu kommen, der vom Papst gebannt war, daher auch die mit Abt Wilhelm eng verbundenen gregorianisch gesinnten Bischöfe lieber das Brot der Verbannung gegessen haben, als daß sie auf ihren Sitzen geblieben wären auf die Gefahr hin, den gebannten Kaiser sehen zu müssen. Dieses Meiden war ihnen Gewissens­pflicht, deren Erfüllung Ungemach mit sich brachte; es ist deshalb eine ungerechte Beschuldigung, daß Wilhelms Gegner diese Bischöfe mit den Mietlingen vergleicht, die fliehen.

Wilhelm sah in Wibert denjenigen, der die Hauptschuld trug an der Spaltung in der Kirche; diese Spaltung war aber in den Augen der Zeitgenossen das furchtbarste Verbrechen. Daher ist es begreiflich, daß er ihn als den Dieb beurteilt, der nicht zur Türe in den Schafstall kommt, sondern anderswo hineingestiegen ist.Wäre er kein Dieb und Ketzer, so hätte er keinesfalls zugestimmt, noch zu Lebzeiten Gregors an seine Stelle gesetzt zu werden." Wilhelm war überzeugt, daß er und die Seinigen katholisch seien und die Einheit der Kirche festhalten. Seiner Versicherung:Weil man von Herzen glaubt zur Gerechtigkeit und mit dem Munde bekennt 'zur Seligkeit, glauben wir auch, darum reden wir auch, der apostolische Herr Gregor sei in Lehre und Wandel katholisch," konnte der Gegner bloß seine entgegengesetzte Ueberzeugung gegenüber­stellen, daß vielmehr sie, die zu Papst Clemens III und zu Kaiser Heinrich IV halten, im Ganzen der Kirche geblieben seien, während Gregor VII bloß über einen Teil geherrscht habe. Wilhelm hatte M Grund seiner Kenntnis der sächsischen Zustände und besonders dW

Gesinnung der zum größten Teil unwürdigen sächsischen Bischöfe, die rein von politischen Gesichtspunkten sich leiten ließen und damals gerade aus Politik mit dem bisher in mörderischen Schlachten bekämpften Kaiser sich ausgesöhnt hatten, alles Recht zu seiner Erklärung:Die Gönner Wiberts und Heinrichs tun das nur mit Rücksicht auf zeitlichen Vorteil oder im Hinblick auf menschlichen Ruhm, wir aber, die wir die Partei des von Gott aufgenommenen Gregor verteidigen, suchen nicht einem Menschen sondern Gott zu gefallen." Daß auch, Bischof Walram, der über diese Aeußerung Wilhelms höchst entrüstet war, persönlich sich der jeweiligen politischen Lage anzupassen verstand, bewies er dadurch, daß er selber schließlich seinen Uebertritt zur gregorianischen Partei vollzog. Vielleicht ist dieser Wechsel der Partei der Grund gewesen, warum er für gut fand, seine Streitschrift nicht weiter zu verbreiten.

Wenn Wilhelm weiterhin beschuldigt wird, er billige die Wut der Verfolgung, und wenn überhaupt die Gregorianer einseitig verantwortlich gemacht werden für das langjährige Blutvergießen, so sind der­artige Beschuldigungen überaus befremdend von einer Seite her, auf der gerade die Bischöfe noch viel eifriger als die weltlichen Herren zum Aufruhr gegen den König gehetzt und selber die Waffen ergriffen haben. Der Gegner muß selber die Einschränkung machen, daß er hervorhebt, die Hirsauer haben die Kirche mit dem Schwert der Zunge noch herber geschädigt, als das Schwert der Tötung dieselbe geschädigt habe. Wenn er den richtigen Grundsatz aufstellt, die Kirche habe kein anderes Schwert zu führen als das Schwert des Geistes, nämlich das Wort Gottes, so hätte er diesen Gedanken zu allererst an die Adresse jener Bischöfe richten sollen, die in 13 Aufständen gegen den König im Felde und an der Spitze gestanden sind. Allerdings hat auch Gregor Vl I so wenig sich des Schwertes enthalten, daß er häufig das alttestamentliche Prophetenwort im Munde führte:Verflucht sei, wer sein Schwert aufhält, daß er nicht Blut vergieße" (Jer. 48, 10)! Wilhelm aber hat seine Mönche mit keinen andern Waffen auszurüsten gesucht als mit geistigen. (Forts, folgt.)