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München 2. Sept. Die Staatsanwalt­schaft leitete gegen die Schankkellner von zwölf großen Restaurants das Verfahren wegen Betrugs ein, begangen durch schlechtes Einschänken..

Frankfurt 3. Sept. Aus Wiesbaden wird derFrkf. Ztg." gemeldet, daß der Parseval- Ballon, der um 3 Uhr 30 Min. mit insgesamt 9 Insassen aufgestiegen war, in ruhiger Fahrt über Wiesbaden in Sicht gekommen wäre. Er überflog das Wiesbadener Ausstellungsgelände und fuhr zum Exerzierplatz, wo er an der Vier­steiner Straße landete. Um 4 Uhr 10 Min. ging die Landung glatt von statten. Die städtischen und militärischen Behörden waren zum Empfang erschienen. Auckk die Königin-Witwe von Italien fand sich ein. Sie begrüßte den Führer des Ballons, v. Stelling, und unter­hielt sich längere Zeit mit ihm. Eine Einladung zur Mitfahrt lehnte sie jedoch lächelnd ab. Um 4 Uhr 50 Min. stieg der Ballon wieder auf. Für nächsten Sonntag ist eine Fahrt nach Mainz geplant.

Frankfurt a. M. 3. Sept. Der neue Rutenberg-Ballon machte heute seine erste Fahrt. Um 6 Uhr blieb er plötzlich über einem Wald stehen und schien schneller und schneller zu fallen. Er mußte wegen Propellerbruch landen, doch ist der Schaden nur unbedeutend.

Frankfurt a. M. 3. Sept. Vom Korb­platz derJla" stiegen gestern von 5Uhr ab 25 Freiballons auf. Der Start nahm ziemlich lange Zeit in Anspruch. Die letzten Ballons flogen erst gegen 7 Uhr davon. Auf dem Fluggelände wurden gestern wieder Flüge vorgenommen. August Euler blieb mit seinem Aeroplan 1'/« Minute in der Luft, während Baron de Caters Flug 7 Min. 15 Sek. dauerte.

Breslau 1. Sept. Zur Beschießung des BallonsTschudi". Wegen der am 12. August auf russischem Gebiet erfolgten Landung des Berliner BallonsTschudi" fand zwischen Vertretern der preußischen und russischen Behörden eine Konferenz an der Grenze Czeladz statt. Die russischen Vertreter stellten derSchles. Ztg." zufolge entschieden in Abrede, daß auf den Ballon geschossen worden sei. Die Schüsse seien lediglich als Signale abgegeben worden. Die Konferenz verlief infolgedessen resultatlos und es bleibt eine Entscheidung des Streitfalles den diplomatischen Unterhandlungen Vorbehalten, die demnächst eingeleitet werden sollen.

Kray (bei Essen a. d. R.) 3. Sept. Auf dem im Bau befindlichen SchachtJoachim I" der ZecheKönigin Elisabeth" ist gestern nachm, plötzlich ein schwerer Gebirgsflotz hereingebrochen. Das herabsallende Gestein riß eine Schacht­zimmerung mit. Die Arbeiter-Sicherungsbühnen wurden durchschlagen und es wurden hiebei von den dort befindlichen Schachtmaurern 6 in die Tiefe gerissen. Die Verunglückten find über 100 m tief abgestürzt; es ist sicher, daß sie sofort tot waren. Die Bergungsarbeiten sollen gleich nach der Sicherung des Schachtes beginnen. lieber das Unglück wird noch weiter berichtet: Der Schacht wurde umgebaut, weil er um ein Beträchtliches aus dem Lot gekommen war. Mit den Arbeiten war man bis auf 16 m unter die erste Tiefbausohle gekommen. Hier gab gestern abend gegen 9 Uhr das Gebirge nach und riß die Sicherheitsbühne mit in die Tiefe. Große Steine führten einen Teil der Schachtzimmerung mit sich. Die Aufräumungs­arbeiten werden mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Der Schachtbauer Vierkötter, der sich ebenfalls auf der Bühne befand, konnte sich retten.

Köln 3. Sept. Ein gestern Abend 7 V- Uhr ausgebrochenes Großfeuer äscherte den Pionier-Pontonschuppen in dem benachbarten Deutz ein. In dem Schuppen befand sich vor­nehmlich ein großer Kriegsbestand an Pontons. Ter Schuppen ist bis auf die Umfassungsmauern ausgebrannt. Die gesamte Feuerwehr von Köln war zur Stelle. Die Feuerwehr konnte sich nur darauf beschränken, die benachbarten Häuser zu schützen, von denen bereits einige vom Feuer er­griffen waren. Die Ursache des Brandes ist unbekannt, ebensowenig, ob Personen umgekommen sind. Um V-10 Uhr war das Feuer gelöscht. Der Schaden beläuft sich auf eine halbe Million.

Berlin 3. Sept. Der Magistrat von Berlin hat an den Grafen Zeppelin folgendes Telegramm gesandt:Zu glücklicher Heimkehr von schwieriger Fahrt und zu neuer bewunderungs­werter Leistung sendet Ihnen in dankbarer Er­innerung an den unvergeßlichen Tag herzlichen Glückwunsch der Magistrat von Berlin."

Berlin 3. Sept. Nach demBerliner Lokalanz." hat der Ehrenbürgerbrief der Stadt München für den Grafen Zeppelin, der ihm heute durch eine städtische Abordnung mit dem Oberbürgermeister an der Spitze in Friedrichshafen überreicht wurde, folgenden Wortlaut:

Sr. Exellenz Herrn General der Ka­vallerie Dr. ing. Graf Ferdinand v. Zeppelin, dem heldenmütigen und unverzagten Pionier des Fortschritts, der sich in größter Hingebung der Lösung eines die erleuchtetsten Geister aller Zeiten beschäftigenden Problems gewidmet hat und hierbei durch die Erfindung des lenk­baren Luftschiffes ungeahnte Erfolge erzielt hat, haben zur dauernden Erinnerung an seine ruhmreiche Fahrt nach München am 1. und 2. April 1909 in Würdigung seiner unver­gänglichen Verdienste um die Mehrung der kulturellen Güter der Menschheit wie um die Förderung des Ansehens und der nationalen Wohlfahrt des deutschen Volkes die beiden Gemeindekollegien in einstimmig gefaßten Be­schlüssen das Ehrenbürgerrecht verliehen."

Wien 3. Sept. Aus Steiermark, Kärnten, Tirol rc. wird starker Temperatursturz gemeldet. Die Berge sind überall bis tief herab mit Schnee bedeckt. Die Sommerfrischler treten fluchtartig die Rückreise an.

Wien 3. Sept. Der französische Aviatiker Bleriot wird am 24. Oktober in Wien einen Vortrag halten und Flüge unternehmen.

Paris 3. Sept. Das Luftschiff Uöpubligus", das an den Manövern teil­nehmen soll, hat um 9 Uhr früh Fontainebleau überflogen. Eine Zwischenlandung ist vorgesehen in Revers, von wo die Weiterfahrt angetreten werden soll. Das Luftschiff fliegt mit einer Schnelligkeit von 40 km in der Stunde'und in einer Höhe von 100 in.

Revers 3. Sept. Das Luftschiff pnbügvk-'- mußte heute zunächst bei Sollerre im Departement Loiret auf freiem Felde landen, da ein Tau sich in den Motor verwickelt hatte. Eine zweite Landung wurde wegen Motordefekts in Sepry Departement Cher notwendig. Um 3 Uhr kam das Luftschiff in Revers an, von wo cs morgen nach Lapalisse weiterfahren wird.

Skagen 3. Sept. Gegen Uhr nach­mittags kam der DampferHans Egade" mit Dr. Cook in Sicht des Lotsendampfers. Trotz hohen Seeganges gelang es dem Korrespondenten von Ritzau's Bureau an Bord zu kommen. Dr. Cook erklärte dem Korrespondenten, daß er von Grönland zunächst nach Westen, dann nach Norden vorwärts gegangen sei. Bei der Abreise von Grönland hätten ihn zehn Eskimos begleitet. Diese habe er paarweise umkehren lassen, sodaß zuletzt nur zwei Eskimos bei ihm gewesen seien. Am 22. April 1908, 7 Uhr morgens, habe er den Nordpol erreicht, was er mittags 12 Uhr durch Messungen festgestellt. Schon in i den letzten vierzehn Tagen vor der Erreichung ! des Nordpols und acht Tage nachher habe er ! Messungen vorgenommen. Er habe am Nord- > pol kein Land gefunden. Die Meerestiefe habe er nicht gemessen, da ihm die nötigen Instrumente gefehlt hätten. Die niedrigste Temperatur während der ganzen Reise habe 83 Grad betragen. Am Nordpol habe er die amerikanische Flagge auf­gepflanzt. Den Erfolg seiner Reise schiebt er dem Umstand zu, daß er die altbekannten Hilfs­mittel nämlich Eskimos und ihre Hunde ange­wandt habe und völlig als Eskimo gelebt habe. Die Expedition habe ungeheure Leiden und Ent­behrungen durchgemacht. Die Reise zum Nord­pol habe drei Monate, die Rückreise neun Monate ^ in Anspruch genommen.

Wichtig für jeden Erfinder. Jnter- nationles Preisausschreiben für Erfindungen rc.

auf dem Gebiete der praktischen Volks­wirtschaft. Die Handelskammer von Turin erläßt ein Preisausschreiben, für die­jenige Erfindung oder Entdeckung, die in irgend welcher Weise oder irgend welcher Hinsicht ver praktischen Volkswirtschaft zum Nutzen gereicht. Der ausgesetzte Preis beträgt 50,000 Lire. Die Bedingungen für den Preiswettbewerb können von der A. G. Invention Karlsruhe gratis be­zogen werden. '

Cool's Norüpolreise.

Newyork Herald veröffentlicht eine Zuschrift, die er von dem Forscher Cook über seine Nord­pol-Reise telegraphisch erhalten hat. Cook erklärt darin, daß er nach langen beschwerlichen Kämpfen gegen Hunger und Kälte den Nord­pol erreicht habe. Wir haben, so heißt es in dem Bericht, einen neuen Weg und ein sehr wildreiches Gebiet entdeckt, welches das Jagd­gebiet der Eskimos wie der Europäer erweitern wird. Wir entdeckten ein Land, auf welchem die Felsen ruhen, die den nördlichsten Teil der Erde bilden. Wir haben bereits 30 Quadratkilometer neues Land erobert. Weiter erzählt Cook:

Die Beobachtungen am 14. April 1908 ergaben, daß wir uns kaum 100 Meilen vom Nordpol entfernt befanden. Es herrschte eine Temperatur von minus 40 Grad. Alle Wasser­spalten zwischen den Eisfeldern waren zugefroren und erleichterten uns das weitere Vordringen. Obwohl die Temperatur noch sehr tief stand, benutzten wir zum erstenmal unsere Zelte aus Seide. Diese Abwechslung tat uns sehr wohl. Wir begannen Anzeichen von dem Vorhandensein von Land wahrzunehmen. Wenn die Sonne tief stand, bewegte sich unser Auge von anscheinend beweglichen Ebenen zu schwebenden Horizonten. Die Luftspiegelung kehrte nämlich alles von oberst zu unterst, stürzte Berge um und rief vor unseren Augen wunderbare Bilder und mysteriöse Land­schaften hervor. Doch dies alles war nur ein interessanter Zauber der Mitternachtssonne.

Langsam aber sicher näherten wir uns dem Endpunkt unserer Expedition. Am 21. April stellten wir eine Sonnenhöhe fest von 89 Grad 59 Minuten 46 Sekunden. Wir rückten die rest­lichen 14 Sekunden vor und stellten ergänzende Beobachtungen an. Auch bereiteten wir uns zu einem längeren Aufenthalt an dem Gipfelpunkt der Erde vor, um Beobachtungen anzustellen. Wir hatten den höchsten Gipfel der Erde erreicht und ich selbst zog die Flagge auf in den so lange ersehnten Luftströmungen des Nordpols. Das war am 21. April 1908. Die Sonne zeigte die Mittagsstunde. Aber diese Zeit­rechnung war nur ein negatives Problem, denn hier stießen alle Meridiane zusammen. Mit einem Schritt konnte man von der einen Seite der Erdkugel auf die an­dere hinübersetzen, von der Mitter­nachtsstunde zur Mittagsstunde. Die Höhe war 90 Grad, die Temperatur minus 38 Grad. Norden, Osten und Westen verschwanden, nach allen Richtungen war es nur Süden.

Allein so groß unsere Freude über unsere Entdeckung war, so begann doch unsere Gemüts­stimmung zu sinken, als wir am folgenden Tage Beobachtungen über die lokale Umgebung des Nordpols anstellten. Wir empfanden ein tiefes Gefühl der Einsamkeit. Mitten in dem uns umgebenden Horizont. Welch ein freudloser Fleck war doch dieser Punkt, der den Ehrgeiz so vieler menschlicher Generationen angeregt hat. Wir waren die einzigen lebenden Wesen inmitten dieser großen Eiswelt. Wie weit das Auge reichte, sahen wir nur roten Schnee; kein leben­des Wesen und kein Punkt, welcher die Monotonie des Eises irgendwie abänderte. Am 23. April 1908 kehrten wir dem Nordpol den Rücken und traten den Heimweg an. Dr. Cook schildert dann die Einzelheiten des Rückzugs, der sich ebenso schwierig wie gefahrvoll gestaltete, wie der Weg nach dem Nordpol.

In der Welt der Wissenschaft ist man geteilter Ansicht über Cooks Behauptung von der Erreichung des Nordpols. Der Südpolfahrer Nordens skiöld hält die Entdeckung für un­zweifelhaft; der Forscher Anderssen will da-

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