Göppingen 23. Aug. Der ledige Arbeiter Dannemann von hier sollte am nächsten Dienstag einrücken. Er war angeblich in Geldverlegenheit und beschloß daher, seinen Nebenarbeiter zu berauben. Als letzterer am Samstag abend ahnungslos nach Hause ging, wurde er plötzlich von Dannemann, der sich in einem Gebüsch verborgen hielt, von hinten über­fallen, zu Boden geworfen und mit einem Stein so lange auf den Kopf geschlagen, bis er be­wußtlos war. Hierauf band Dannemann seinem Opfer ein Tuch um den Hals, schleppte es ca. 100 Meter weit in den Wald hinein und raubte es vollständig aus. Die Barschaft des Beraubten betrug etwa 37 Der Täter wurde gestern früh 4 Uhr hier verhaftet und ins hiesige Amts­gerichtsgefängnis eingeliefert. Bei der Vernehmung hat Dannemann die rohe Tat eingestanden.

Göppingen 23. Aug. Der bereits gemeldete Ueber fall des Arbeiters Dannemann betraf den 58 Jahre alten Arbeiter Allmen­dinger von Gammelshausen, der schon seit mehreren Jahren bei der Firma Bellino in Arbeit steht. Die Tat ereignete sich abends zwischen 7 und 8 Uhr. Dannemann, der Allmendinger hinter einem Gebüsch auflauerte, sprang hervor und suchte mit seinem Taschentuch Allmendinger zu erwürgen. Allmendinger setzte sich aber zur Wehr, woraus Dannemann mit einem scharf­kantigen Stein sein Opfer bearbeitete, das hier­durch erheblich verletzt wurde und bewußtlos liegen blieb, worauf der Täter annahm, er habe All­mendinger erschlagen. Als dieser jedoch später wieder zu sich kam, gab er an, daß er den Täter wohl wieder erkennen würde, nur wußte er dessen Namen nicht anzugeben. Landjäger Schlotterbeck ermittelte noch am gleichen Tage den Täter, so daß dieser gestern abend in Haft genommen werden konnte. Der Zustand des Verletzten ist nicht gut. Er fühlt sich sehr schwach, jedoch sind die erlittenen Verletzungen nicht lebensgefährlich. Er befindet sich in seiner Wohnung in Gqmmels- hausen.

Vom WelzheimerWald21. Aug. Die gute Witterung begünstigt die Fruchternte sehr. Die Winterfrucht ist größtenteils unter Dach. Bei Gerste und Haber hat die Ernte bereits auch begonnen, so daß bei anhaltend guter Witterung das ganze Erntegeschäft noch diesen Monat be­endigt werden kann. Die Körner- und Stroh­erträge können, soweit nicht der Hagelschlag verheerend gewirkt hat, als befriedigend bezeichnet werden; auch der Oehmdertrag verspricht gut zu werden. Die Brach- und Kleefelder stehen schön, nur die Kartoffeln haben durch die Nässe im Juni gelitten. Aepfel gibt es sehr wenig, dagegen etwas Birnen. Im allgemeinen sind die Obst-

aussickten zurückgegangen. Der Mostvorrat ist noch bedeutend, so daß wenig fremdes Obst ein­geführt zu werden braucht.

Ulm 23. Aug. Der Schranne waren 583 Ztr. Getreide zugeführt, die bis auf einen Rest von 80 Ztr. zu nachstehenden Mittelpreisen verkauft wurden: alte Kernen 12.20 neue 11.55 Roggen8.50 Sommergerste 9.50 Wintergerste 8.30 alter Haber 10.75 neuer Haber 9.35 .-//, Reps 13 Gegen den letzten Fruchtmarkt hat der Zentner Kernen um 89 Z aufgeschlagen.

Friedrichshafen 23. Aug. Graf Zeppelin hat heute das Krankenhaus in Konstanz verlassen und seinen Wohnsitz im Deutschen Haus hier wieder bezogen. Sein Befinden ist befriedigend. Der Zeitpunkt der Abfahrt des Luftschiffes 2 III steht noch nicht fest.

Friedrichshafen 23. Aug. Mit der Füllung des 2 lll wird erst am Mittwoch be­gonnen. Die Fahrt nach Berlin wird voraus­sichtlich in der Nacht zum Freitag erfolgen. Der Zweck der Landung des Luftschiffes in Bitterfeld, von wo Graf Zeppelin die Führung über­nimmt, ist bekanntlich der, daß das Luftschiff pünktlich zu der auf Sonnabend Nachmittag 5 Uhr festgesetzten Zeit in Berlin eintrifft. Dem Besuch der Reichstags-Abgeordneten beim Grafen Zeppelin in Friedrichshafen geht am 6. Sept. ein Besuch der Stadt Ulm voraus. Bis jetzt sind hundert Reichstagsabgeordnete angemeldet.

FriedrichsHafen. Ueber die Rund­fahrt des Kaisers Franz Josef auf dem Bodensee wurde folgendes Programm aus­gegeben: Die Abfahrt des Kaisers von Bregenz erfolgt am 31. August 'ft 10 Uhr vorm, mit dem SalondampferKaiserin Elisabeth". In Lindau wird der Kaiser vom Prinzen Ludwig von Bayern begrüßt und setzt nach kurzem Aufenthalt die Fahrt zum Besuche des Großherzogs von Baden nach Mainau fort. Bei der Rückfahrt hält der Dampfer 1 Uhr mittags in Friedrichshafen, wo der Kaiser vom König von Württemberg erwartet und ins Schloß geleitet wird. Auf der Rückfahrt nach Bregenz wird dem Kaiser in Manzell Graf Zeppelin und sein Neffe vorgestellt werden. Der Kaiser wird die Reichsballonhalle besichtigen und sich vom Grafen Zeppelin hier Aufklärungen über die Landung des Luftschiffs geben lassen. Auf der Fahrt von Manzell bis vor Bregenz wird Graf Zeppelin mit dem Luftschiff den Kaiser begleiten. In Bregenz trifft der Kaiser um ft« 6 Uhr abends ein und tritt um 6 Uhr die Rückreise nach Wien an. Für die Feierlich­keiten in Bregenz ist folgendes Programm entworfen: Kaiser Franz Josef wird am 30. August um 12 Uhr mittags mit großem Gefolge

in Bregenz eintreffen. Von Bludenz aus wird ihn der Landeshauptmann von Vorarlberg Rhom- berg geleiten. Am Bahnhof in Bregenz wird der Kaiser außer vom Landeshauptmann vom Bürgermeister Dr. Ferd. Kinz begrüßt werden. Sein Absteigequartier hat der Kaiser im Amts­gebäude der k. k. Bezirkshauptmannschaft hinter dem Museum. Auf dem Weg dorthin werden Schützen und Veteranen Spalier bilden. Die Ehrenwache für den Kaiser wird eine Schützen­kompagnie aus dem Bregenzerwald stellen. Nach Ankunft des Kaisers in seinem Absteigequartier werden abermals Huldigungs- und Begrüßungs­akte stattfinden. U. a. wirv Pfarter Josef Fink von Lingenau im Namen der Landesverteidiger von 1859 den Dank für die den noch lebenden 1859ern gestiftete Denkmünze aussprechen. Um 3 Uhr beginnt der Festzug. Um 6 Uhr ist Hof­tafel im kaiserlichen Quartier, um '/-8 Uhr Serenade des Vorarlberger Sängerbundes, von 8 Uhr an See- und Bergbeleuchtung für die bereits großartige Vorbereitungen getroffen sind, und der der Kaiser vom Leuchtturmmolo aus beiwohnen wird.

Vom Hohentwiel 23. Aug. Ein gräß­liches Unglück ereignete sich in der Fittings­fabrik in Singen nach Schluß der Arbeitszeit. Ein Arbeiter wollte sich warmes Wasser verschaffen und schüttete zu diesem Zweck flüssiges Eisen in einen mit kaltem Wasser, Zement und Mörtelsatz gefüllten Kübel. Es erfolgte eine furchtbare Explosion, der Kübel flog in tausend Stücke und die umstehenden Arbeiter Harder, Heine und und Sprenger erlitten am Arm, Finger, Unter- und Oberschenkel zum Teil sehr schwere, zum Glück aber nickt lebensgefährliche Verletzungen. Zwei Aerzte waren rasch zur Stelle und legten Notverbände an.

Frankfurt 21. Aug. Wie man der Frkf. Ztg. mitteilt, sind jetzt mehrere Schulknaben ermittelt, die den lljähr. Schüler Schnell aus Bornheim als denjenigen bezeichnen, der das Hebelwerk der Floßrinne bei Offenbach in Bewegung gesetzt und damit das schwere Unglück verschuldet hat. Schnell dagegen sucht die Schuld auf einen unbekannten jungen Menschen abzu­wälzen, den aber cinwandsfreie Zeugen nicht gesehen haben wollen. Gestern nachmittag fand eine photographische Aufnahme des Tatorts durch die Frankfurter Kriminalpolizei statt.

Frankfurt 23. Aug. Parseval 3, der unlängst auf dem Dache der Feuerwache landete, unternahm gestern eine einstündige Fahrt und kreuzte über der Stadt. Die Landung erfolgte glatt. Eine weitere Meldung lautet: Die Wieder­herstellung des Parsevalballons ist in kürzerer

Dieser Brief ist besonders deshalb von Bedeutung, weil die in demselben vollzogene Aufhebung einer päpstlichen Verfügung, als dem geltenden Kirchenrecht widersprechend, die Lehre von der Unfehlbarkeit des römischen Papstes zu gefährden scheint; jedenfalls ist der Brief denen willkommen, welche das nicht ohne Absicht sehr unbestimmt gelassene Gebiet, auf das der Anspruch der Unfehlbarkeit sich bezieht, möglichst einzuschränken das Interesse haben.

Zwei Jahre lang leitete Wilhelm zwei Klöster; weil ihm aber die Bürde zu schwer wurde, bestellte er einen der von Hirsau mitgenommenen Mönche mit Namen Siegfried zum Abt von Schaffhausen. Unter ihm erreichte dieses Kloster die höchste Blüte, sodaß sogar der Chronist Bernold von St. Blasien hieher übersiedelte, um hier seine Tage zu beschließen. Siegfried stiftete in Schaffhausen auch ein der heiligen Agnes gewidmetes Nonnenkloster, dessen Insassinnen bis zu ihrem Tode die Schwelle ihres Klosters nie mehr überschreiten durften.

Der andere Brief Gregors VII vom März 1081 versetzt uns mitten in die Bedrängnisse hinein, von denen die Gregorianer nach dem Tod des Gegenkönigs Rudolf umringt waren. Er ist an Bischof Alt mann von Passau, den ständigen Legaten des Papstes, und an Abt Wil­helm gemeinsam gerichtet. In jener Zeit, da die auf Seiten Gregors VII stehenden Bischöfe großenteils von ihren Sitzen vertrieben waren, wird Altmann wie andere Bischöfe, besonders der von der königstreuen Bürger­schaft verjagte Adalbert von Worms, in Hirsau ein Asyl gefunden und von hier aus in Gemeinschaft mit Wilhelm den Papst über die Stimmung seiner Getreuen und über ihre bedenkliche Lage unterrichtet haben. Der Papst wußte, daß Heinrich IV nicht abgeneigt gewesen wäre, ihm eut- gegenzukommen, daß die meisten seiner Anhänger zu diesem Entgegen­kommen rieten, daß es unmöglich sei, ihm von Deutschland aus zu Hilfe zu kommen, wenn der König den geplanten Heereszug nach Italien aus­führe, weil die Deutschen von den langen Kämpfen erschöpft sich nach

Frieden sehnen, daß in Oberitalien seine Feinde in der Mehrzahl waren, und die Markgräfin Mathilde sich auf ihre Vasallen nicht mehr verlassen konnte. So drohend sich auch die Wetterwolken um ihn zusammenzogen, wollte er doch von Frieden nichts wissen und bezeichnet es als das edlere Los, fortzukämpfen fürdie Freiheit der Kirche," als einer elenden Knechtschaft zu erliegen, und will lieber sterben als nachgeben. In der Tat hat es der Papst vorgezogen, die unzuverlässigen Normannenfürsten Unteritaliens, die ihn stets betrogen und Teile seines Gebiets raubten, zu Bundesgenossen zu gewinnen, als Heinrich IV gegenüber anders als in leeren Worten sich versöhnlich zu zeigen. Es galt, in dessen Person die Macht des deutschen Königtums zu vernichten und das deutsche Reich zu einem päpstlichen Vasallengebiet zu erniedrigen. Wohl wissend, daß Leute wie Herzog Welf für ideale Gesichtspunkte weniger zugänglich sind, sucht der Papst diesen mit wirksameren Mitteln für seinen Dienst zu gewinnen, indem er auffordert, demselben als Lohn die Markgrafschaft Este in Aussicht zu stellen. Mit der Wahl eines neuen Gegenkönigs in Deutschland soll ja nichts übereilt werden; es kommt ihm darauf an, daß ein der Kirche demütig ergebener Mann, ein treuer Soldat des heiligen Petrus und seines Nachfolgers, gewählt werde; er gibt sogar die Formel des Eides an, den der neu zu wählende König dem Papste zu schwören habe. Natürlich hätte der Papst als vornehmsten Gehorsamsbeweis dem künftigen Soldaten die Forderung gestellt, mit Heeresmacht nach Italien auszubrechen. Allein die Verhältnisse lagen so, daß niemand im Ernst daran denken konnte, diese Hilfe zu leisten.

Ein Abschnitt in diesem päpstlichen Schreiben zeigt, wie bedenklich doch auch der Papst die augenblickliche Lage in Deutschland ansieht. Da nur sehr wenige Priester vorhanden sind, die den kanonischen Vorschriften entsprechen, so empfiehlt der Papst, mit Rücksicht auf die obwaltenden Zeitverhältniffe die kirchliche Schärfe einstweilen zu mildern; wenn dann, wie zu hoffen ist, bald ruhigere Zeiten eintreten, kann die dem Kirchenrecht entsprechende Ordnung wieder strenger gehandhabt werden. Es handelte