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mitteilt, heute morgen in Degerloch gegen 10'/- der Steinhauer Friedrich Ruck im Reuteweg von einem Blutsturz befallen, der seinen sofortigen Tod herbeiführte. Allgemeine Aufregung herrschte über die Art des Transports der Leiche von der Unfallstelle. Auf einen Pritschenwagen wurden einige Bretter gelegt, auf die die Leiche gebettet wurde. Der hinten herunterhängende Kopf mußte besonders getragen werden. Es war also nicht einmal eine ordentliche Tragbahre, geschweige denn ein Sanitätswagen vorhanden. Das ist ein einer Großstadt ganz gewiß nicht würdiger Zustand.

Eßlingen 21. Aug. Von einem Neubau in der Moltkestraße fiel eine Stange herunter und schlug einem Gipser aus Neuhauscn ein Loch in den Kopf. Die Sache lief noch gnädig ab. Der Verletzte konnte sich allein nach Hause begeben. Der Hauptmann von Köpenick übernachtete heute, von Ulm her kommend, hier und läßt sich nun imNeuen Ritter" sehen. Es gibt tatsächlich Leute, die dem Menschen nachlaufen und ihm sogar ihr Geld nachwerfen.

Von der Jagst 22. Aug. Kommt da letzter Tage ein Handwerksbursche zu einem Bauern und bettelt. Es war ein kräftiger Kerl, dem man ansah, daß er schaffen konnte. So einen brauchte der Bauer gerade nötig, denn man war in der Ernte.Kannst mir aufbinden Helsen, ich zahl' Dir's gut," sagte der Bauer. Aufbinden schon, aber Dir einen Bären. Deine Garben bind' selber Bauer," antwortet Bruder Straubinger und bringt sich geschwind außer Armweite.

Frankfurt a. M. 21. Aug. In den nächsten Tagen wird an weitere Kreise eine Einladung zur Bildung einer deutschen Luft- linien-Aktiengesellsckiaft ergehen, die sich die Veranstaltung von Ziel- und Rundfahrten mit Luftschiffen zur Aufgabe macht. Der Aufruf ist unterzeichnet von einer großen Anzahl von bekannten und hervorragenden Persönlichkeiten aus den Kreisen der Verwaltung, der Industrie und Finanz. Was man plant, ist lt.Frkf. Ztg." vorererst eine Station mit Rundhalle in Frank­furt a. M., von wo aus zunächst mit zwei Luft­schiffen Fahrten unternommen werden sollen. Wenn die Erfahrungen, die man hier macht, dazu ermutigen, dann erst will man an einen weiteren Ausbau von Luftschifflinien herantreten. Die Gesellschaft soll mit einem Kapital von 3 Millionen Mark ins Leben treten. Die jähr­lichen Ausgaben für Fahrten mit ^-Schiffen werden vom Luftschiffbau Zeppelin mit 892000-^ eingesetzt, die Einnahmen an 150 fahrbaren Tagen mit je einer Fahrt an jedem dieser Tage mit

1050 000 Dabei ist das Fahrgeld pro Person mit 175 ^ berechnet. Die Zeppelin- Gesellschaft wird sich selbst mit einer halben Million beteiligen.

Frankfurt a. M. 21. Aug. Baron de Caters erlitt bei seinem gestrigen Aufstieg mit seinem Apparat einen Kurbelwellenbruch. Trotzdem ging die Landung gut von statten. Die Flüge des Apparates müssen, da die Ersatz­teile aus Paris bezogen werden, einige Tage ausgesetzt werden.

Wilhelmshöhe 22. Aug. Der Kaiser und die Kaiserin, Prinz Oskar, sowie die Kronprinzessin von Griechenland mit den Prinzen Alexander und Georg von Griechenland sind heute nachmittag von Cronberg kommend hier eingetroffen und begaben sich nach Schloß Wilhelmshöhe.

München 21. Aug. Im Schwarzach-Tale, einem Seitentale des Zillertales, ist der bekannte Innsbrucker Zahnarzt Dr. Jos. Egger beim Edelweißpflücken ab gestürzt. Sein Begleiter fand ihn als Leiche auf.

Berlin 22. Aug. Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg begibt sich zum Land­aufenthalt nach Hohen-Finow. Zur Dienstleistung beim Reichskanzler während dieser Zeit ist der Gesandte v. Flotow bestimmt. Außerdem werden in Hohen-Finow mehrere Bureaubeamte zur Ver­fügung des Reichskanzlers sein.

Berlin 21. Aug. Der2III" wird, wie jetzt feststeht, am Freitag, 27. August, abends von Friedrichshafen abfahren. Die Ankunft in Bitterfeld soll am Samstag, 28. August, 1 Uhr mittags erfolgen, wo Graf Zeppelin an Bord des Luftschiffes gehen wird. Die Ab­fahrt von Bitterfeld ist auf 2*Uhr festgesetzt. Die Landung auf dem Tegeler Schießplatz soll um 5 Uhr nachmittags erfolgen. Gegen 4 Uhr wird Graf Zeppelin über dem Tempelhofer Felde erscheine«, wo er vom Kaiser, der Kaiserin und der Familie des Kaisers erwartet wird. Der gesamte Hofstaat, sämtliche in Berlin anwesenden Fürstlichkeiten, Minister und Generäle werden sich im Gefolge des Kaisers befinden. Graf Zeppelin wird über dem Tempelhofer Felde dem Kaiser und seinen Gästen mehrere Manöver vor­führen. Das Tempelhofer Feld wird nicht ab­gesperrt werden, sondern steht für das Publikum zur Verfügung. Sobald Graf Zeppelin seine Kreuz- und Höhenfahrten auf dem Tempelhofer Felde beendet hat, erfolgt die große Schleifen­fahrt kreuz und quer über die Reichshauptstadt. Die Landung auf dem Tegeler Militärübungs­platz erfolgt etwa um 5 Uhr. Der eigentliche Landungsplatz wird von mehreren Regimentern

für das Publikum vollständig abgefperrt. Graf Zeppelin wird während der ganzen Zeit seiner Anwesenheit in Berlin als Gast des Kaisers im Kgl. Schlosse Wohnung nehmen.

Berlin 21. Aug. Eine Begrüßung des Grafen Zeppelin anläßlich seines Besuches in Berlin ist städtischerseits geplant. In­wieweit sich dieser Plan wird verwirklichen lasten, hängt von den Dispositionen ab, die vom Kaiser und auch vom Grafen Zeppelin persönlich für seinen Aufenthalt in der Reichshauptstadt ge­troffen werden dürften.

Berlin 21. Aug. Die Uebungsfahrten des Groß II sind gestern beendet worden. Das Luftschiff ist bereits abgetakelt und geht in diesen Tagen nach Hall zu den Kaiser-Manövern. Das Gas wird heute früh aus einige Frei-Ballons übergedrückt, die heute mittag aufsteigen.

Berlin 21. Aug. Die Hülle des Ballons Tschudi" wurde gestern darauf untersucht, ob sie von den Kugeln der russischen Grenzsoldaten tatsächlich durchbohrt worden ist. Unterhalb des Aequators rechts neben der Reißhahn wurde der Einschuß eines 79 mm-Geschosses erkannt, des­gleichen darüber auf der entgegengesetzten Seite eine entsprechende Ausschußöffnung. Daraus ergibt sich, daß die Russen den Ballon getroffen haben, während er noch voll war und sich über deutschem Boden befand. Bei dieser Untersuchung waren militärische Sachverständige zugegen.

Zürich 21. Aug. Gestern nachmittag legte der verhaftete Fiumer Bankräuber Orlow das Geständnis ab, daß er der Mörder des Bankdirektors in Fiume sei. Da ein Schlüssel bei ihm gefunden wurde, veranstaltete die Polizei eine Untersuchung des sämtlichen Gepäcks im Hauptbahnhofe, worunter auch der Koffer Orlows entdeckt wurde, in dem sich noch 12 000 Kronen befanden. Den Gepäckschein hatte der Räuber aber vernichtet und geglaubt, dadurch sich und das Geld retten zu können.

Paris 22. Aug. Der Korrespondent des Temps" in Tanger meldet: Eine dem Maghzen in Fez zugegangene Meldung bestätigt, daß der Roghi die Berge von Bcni Messara hat er­reichen können, wodurch seine baldige Ergreifung weniger wahrscheinlich geworden ist. Der Sultan ist sehr erzürnt über die Führung der Mahalla, die sich im Kampfe am 11. ds. Alts, des Roghi hat bemächtigen sollen. Der Sultan hegt die begründete Ueberzeugung, daß der Prätendent nicht hätte entfliehen können, wenn die Truppen des Maghzen diszipliniert gewesen wären und mehr auf die Ergreifung des Roghi als auf die Plünderung seines Lagers bedacht gewesen wären. Mulai Hafid hat die Absicht kund gegeben, dem

Umstand, für dessen Richtigkeit ich mich verbürgen kann: daß nämlich der Ermordete in völlig oder größtenteils bewußtlosem Zustand seinen Tod fand."

Merritt machte eine leichte Bewegung der Ueberraschung, und seine Gesichtszüge verdüsterten sich.

Inzwischen hat doch wohl die Sektion stattgefunden?" fragte ich. Hat der Arzt Spuren von Alkohol oder von einem Betäubungsmittel gefunden?"

Allerdings. Es wurde festgestellt, daß der Tote große Mengen Alkohol zu sich genommen hatte."

Nun hatte aber doch Greywood in aller Ruhe mit einer Dame zusammen gespeist. Es ist wohl ganz ausgeschloffen, daß er sich dabei betrinken konnte. Sollte er aber doch betrunken gewesen sein, so hätte sie dies unbedingt bemerken müssen, und dann hätte sie ihm selbstverständlich nicht erlaubt, sie in ihre Wohnung zu begleiten."

Das ist sehr richtig gedacht!" rief der Beamte.

Außerdem weist der Körper des Toten sehr deutliche Merkmale auf, daß dieser seit Jahren einen ausschweifenden Lebenswandel geführt haben muß. Niemand hat aber von Greywood je behauptet, daß er ge­trunken habe."

Nein; immerhin hätte er trotzdem ein Trinker gewesen sein können."

Nicht in dem Umfange, wie aus dem Leichenbefund hervorgeht! Das hätte er unmöglich vor seinen Bekannten verbergen können. Der Tote muß ein Gewohnheitstrinker gewesen sein dies dürfen Sie nicht außer acht lasten! Das aber ist der junge Maler ganz gewiß nicht ge­wesen. Neiit' Wenn" Sie dabei bleiben, der Ermordete sei Maurice Greywood, so können Aie auch nichts anderes annehmen, als daß Fräulein Derwent ihn ^ in " betrunkenem und fast, wenn nicht gar völlig hilflosem Zustande in ihre Wohnung gelockt und ihn dort entweder selbst ermordet hat oder von ihrem Bruder hat ermorden lasten. Und wenn wir den letzten Fall annehmen erscheint Ihnen nicht eine Damenhutnadel als eine recht schwache Waffe? Glauben Sie, daß ein heißblütiger junger

Mensch eine solche wählen würde? Und daß man diese Bezeichnung auf Allan Derwent anwenden kann, das geht aus allem hervor, was ich über ihn gehört habe. Wenn wir nun andererseits einen Augenblick die Möglichkeit ins Auge fasten, daß der Ermordete der ebenfalls spurlos verschwundene Allan Brown sei was finden wir da? Als er zuletzt gesehen wurde, war er bereits beträchtlich angetrunken; ist es nun nicht ganz wahrscheinlich, daß die Tochter eines Kneipwirts sich nichts daraus machte, ihn sich noch mehr betrinken zu lassen? Und dann noch eins! Sie sagten mir selber, Frau AtkinS habe den größeren Teil ihres Lebens in recht leichtlebiger Gesellschaft verbracht; es ist daher nicht im geringsten auffällig, unter ihren Bekannten einen Menschen von den Lebensgewohn­heiten des Ermordeten zu finden. Was aber ist wahrscheinlicher, als daß ein junges Mädchen von der Bildung einer May Derwent auf solche Abwege gerät und einen derartigen Mann sich zum Freunde wählt! Ferner erinnern Sie sich, bitte, wie verschieden die beiden Damen sich benahmen, als sie vor die Leiche geführt wurden: Fräulein Derwent trat ruhig ein und schlug ohne Zaudern ihren dichten Schleier zurück, hinter welchem sie doch leicht ihr Mienenspiel vor uns hätte verbergen können. Sieht das nach Schuldbewußtsein aus? Was tat aber Frau Atkins? Sie zeigte die größte Angst und Aufregung. Damit will ich durchaus nicht die Behauptung aussprechen, daß sie den Mann ermordet habe; ich sage aber: so viel wird dadurch bewiesen, daß der Mann ihr kein Fremder war. Und nun komme ich zu der Hutnadel! Weil Sie etwas gefunden haben, und weil ich gesehen hatte, daß in der Derwentschen Wohnung etwas gesucht wurde, so nehmen Sie ohne weiteres an, jener Mann habe nach dem von Ihnen gefundenen Hutnadelgriff gesucht. Diese Annahme paßt allerdings sehr gut zu der von Ihnen aufgestellten Theorie. Aber welchen Grund könnten Sie für ihre Richtigkeit anführen? Keinen. Sie können Fräulein Derwent nicht den Besitz eines solchen Schmuckstückes Nachweisen. Oder können Sie das?"

Der Detektive schüttelte den Kopf.