194.
Amts- und Anzeigeblatt für den Gberamkbezirk Calw.
84. Jahrgang.
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«rscheinungStage: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag, Jnsertionspreis v Bfg, pro Zeile für Stadtu, Bezirksorte; außer Bezirk ir Bfg,
Samstag, den 2 t. August 1909.
BezugSpr, i. d, Stadt >/<jährl. m, Trägerl, Mk. t.SS, PostbezugSpr s, d. Orts- u. Nachbarortsverk. >/niihrl, Mk, t.20, im Fernverkehr Mk. 1.SV. Bestellg. in Württ. so Pfg„ in Bayern u, Reich 42 Bfg
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.
Die Schultheißenämter der an die Schrvarz- waldwasserve^sorgrmg angeschlossenea Gemeinden werden beauftragt die bezirlspoltzelltchen Vor» schriften, wie solche in der oberamtlichen Bekanntmachung vom 30 März 1904, Wochenblatt Nr. 52, enthalten stad, wieder auf ortsübliche Weise zu ver- öffemlichen, der Wasservergeudung ernstlich ent- gegenzutrelen und hierüber Eintrag in das Schult- heißenamtSprotokoll zu fettigen.
Auf Grund dieser Vorschriften ist jeder Mißbrauch und jede Verschwendung des Masters untersagt.
Jnbesondere ist verboten:
das Flteßenlossen des Wassers auS Privatleitungen oder Brunnen zum Verschw-llen des Kübelgeschirrs, die Entnahme des Wassers zum Wässern der Gä ten und Wiesen, sowie zur Güllenberettung, das Offenlassen der Auslaufhahneu besonders im Winter zur Verhinderung des Einfrierens der Leitung und die Unterlassung der Reparatur undicht gewordener Hahnen und Röhren; desgleichen der Betrieb hydraulischer Motoren durch die Wasserleitung.
Die Benützung des Wassers für Küblapparate von Branntwein, Bier, Milch, Fleisch, für Entrahmungsapparate u. s. w, darf nur nach vorher eingeholtrr Erlaubnis des betreffenden Ortsvorstehers und mit äußerster Sparsamkeit geschehen.
Auch ist die Einrichtung von Wasserstrahlpumpen. die Erstellung von Eisgerüsten, der Betrieb von Luftventilatoren, Waschmaschinen u. dgl. durch die Wasserleitung für unzulässig erklärt.
Sollte für mißbräuchliche Verwendung oder Verschwendung des Wassers begründeter Verdacht vorliegen, so ist nach § 2 des Statuts für die Benützung der Schwarzwaldwasserversorgung vom 20. ,Okcober 1900 der betreffende Orisvorsteher berechtigt, durch Schließen des HaupthahnenS den Wasserbezug zeitweise zu entzicbrn
Calw, 20. August 1909.
K. Oberamt. Vo elter.
Tagesnerügkeitert.
— Se. Majestät der König haben am 19. August allergnädigst geruht: eine technische Eisenbahnsekretärstelle bei der Eisenbahnbauinspektion in Calw dem Bauwerkmeister Dann einann zu übertragen; den Oberbahnassistenten Steudle bei der Werkstätteninspektion Cannstatt zum Eisenbahnsekretür in Untertürkheim zu befördern: den Postsekretär Englcrt in Calw nach Nürtingen ans Ansuchen zu versetzen.
Das K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheilen, Berkehrsabteilnng, hat am 19. August eine Stationskassierstelle in Blanbenren dem Stationsverwalter Waibel in Teinach ans Ansuchen übertragen, ferner eine Kanzleiassiitontenitelle bei der Generaldirektion der Sraatseisenbahnen dem Stationsverwalter Walz in Weil der Stadt.
Die K. Gciieraldirektion der Staats- eise'nb'ahnen hat am 19. August eine Eisenbahn- assiffenstello in Teinach dem Eisenbahngehilfen Bür kor übertragen. .
-st Bad Teinach 20. Aug. Der Schwarzwaldbezirksverein Teinach veranstaltete sür die in laufender Saison überaus zahlreich hier anwesenden Kurgäste am Donnerstag abend eine eigenartige Ueberraschung. Bekanntlich ließ der Bezirfyy'wesi» .vor einigen Jahren dev St Georgsstollen des Bulacher Bergwerks wieder gangbar machen. Am genannten Abend wurde nun der etwa 150 m lange Stollen festlich beleuchtet. Bei dieser Gelegenheit vereinigten sich eine große Anzahl Kurgäste und Ortseinwohner um mit Lampions rc. dem Bergwerk zuzuwandern. Der lange Zug durch den dunklen Tannenwald bot einen wunderhübschen Anblick. Am Ziele wurden die Teilnehmer mit einer wohlgelungenen Rede über die Entstehung des Bergbaus rc. von Herrn l b . Grißlich empfangen, worauf die Besichtigung des Stollens abteilungsweise erfolgte. Der Heimweg wurde mangels Munk — da die Kurkapelle z. Zt. zu sehr in Anspruch genommen ist — mit frohem Gesang angetreten.
Stuttgart 20. Aug. Wie das Neue Tagblatt mitteilt, wird das Programm für die Kaiserparade morgen dem König in Friedrichshafen vorgelegt, um seine Genehmigung zu erhalten. Das Blatt ist in der Lage, einstweilen und vorbehaltlich der endgiltigen Programmfeststellung mitzuteilen, daß der kaiserliche Sonderzug am Montag den 6. September auf dem Bahnsteig 3 des Stuttgarter Hauptbahnhofs nachmittags kurz vor 3 Uhr eintrifft. Der erste Empfang findet im Fürstensalon des Wartesaals statt. Für den Abend ist eine Galavorstellung im Hoftheater mit dem Programm: „Die vier Puppen" und „Die Tanzbilder" vorgesehen. Der Hofzug, der den Kaiser, den König und die andern Fürstlichkeiten Dienstag den 7. Sept. vormittags nach dem Paradefeld bringt, wird den Hauptbahnhof voraussichtlich zwischen '/-8 und st-9 Uhr vormittags verlassen. Am gleichen Tage noch reist der Kaiser nach Mähren zu den östreichischen Manövern. Zum Ehrendienst beim Kaiser wird Kriegsminister General der Infanterie v. Marchthaler, beim Kronprinzen der General st Pst Mrst des" Königs, General der Kavallerie Graf v. Zeppelin kommandiert.
Stuttgarts. Aug. Kommenden Samstag sind hier zwei Ballonaufstiege geplant. Früh 6 Uhr wird der Ballon „Württemberg" unter der Führung von Dr. Liener aus Wiesbaden und mit Leutnant Justi und Bankdirektor Späth aus Wiesbaden als Passagiere, aufsteigen. Abends gegen 8 Uhr sodann unternimmt der Ballon „Stuttgart" eine Nachtfahrt mit Albert Hirth als Führer, sowie den Heilbronner Herrn Älfrev Cluß und Albert Schund-Schröder in der Gondel. Beide Aufstiege erfolgen von der Gasfabrik in Cannstatt. Dann kommen die dem Württembergischen Verein sür Luttschiffahrt ge-
Das Haus gegenüber.
Kriminal-Roman von E. K.en t.
(Fortsetzung.)
Der Detektive schien über meinen frühen Besuch nicht erstaunt zu sein und lud mich höflich, aber ohne viele Umstände ein, an seinem Mahl reilzunehmen. Da ich fortgerannt war, ohne .einen Bissen zu essen, so dachte ich bei mir selber, es könnte wohl besser sein, die Einladung anzunehmen, obwohl es mir eigentlich um die Zeit leid tat, die damit verloren gehen mußte, während doch so viel auf dem Spiel stand und jede Minute kostbar sein konnte.
„Sagen Sie doch, Herr Merritt," rief ich aus, was ist denn das für eine Räubergeschichte mit diesem Greywood? Wie ich in den Zeitungen lese, scheinen die Herren von der Polizei keinen großen Wert aus die Aussage der Wirtin zu legen."
„Wir wissen selber noch nicht recht, was wir davon halten sollen, und solange dieser Punkt auch nur im geringsten zweifelhaft ist, schien es mir besser zu sein, wenn wir die Herren von der Presse noch ein wenig länger ihren Mutmaßungen überlassen würden."
„Aber was halten denn Sie persönlich davon? Sie glauben doch ganz gewiß nicht, daß der Ermordete wirklich Maurice Greywood ist?" fragte ich.
„Lieber Herr Doktor — leider glaube ich das!"
„Wahrhaftig?"
„Ja."
„Aber als ich Freitag zum letztenmal mit Ihnen zusammen war, glaubten Sie ja doch fest an May Derwents Unschuld!"
„Ja — das war am Freitag! Uebrigens habe ich nicht gesagt, daß ich die junge Dame für schuldig halte. Ich sage nur, daß nach
meiner Meinung der Ermordete im Leben Maurice Greywood und nicht Allan Brown hieß."
„Aber dann müssen Sie doch glauben, daß Fräulein Derwent ihn getötet hat!"
„Das folgt nicht mit unbedingter Notwendigkeit aus meiner Annahme. Aber haben Sie niemals an die Möglichkeit gedacht, daß Allan Derwent — wir wollen einmal annehmen, daß er der Mattn war, den Sie in ihrer Wohnung sahen — der Mörder sein könnte?"
„Nein; auf diesen Gedanken war ich allerdings nicht gekommen."
„Sie hätten aber daran denken sollen! Denn von allen Theorien, deren Prüfung wir bis jetzt nähcrgetreten sind, ist dies bei weitem die wahrscheinlichste. Sie lassen leider Ihr Urteil beeinflussen, indem Sie es nicht über sich gewinnen können, die junge Dame, auch nur mittelbar, in Beziehungen zu einem Verbrechen zu bringen'"
„Das kann wohl sein", gab ich zu.
„Nun, ich muß Ihnen aber sagen, daß ich seit meiner letzten Unterredung mit Ihnen zu der Ueberzeugung gelangt bin, daß der Mord — mag Fräulein Derwent sich auch als unschuldig erweisen — in ihrem Salon und nirgendwo anders begangen worden ist."
Herr Merritt sprach dies in sehr ernstem Tone, indem er sich vorbeugte, um die Wirkung seiner Worte auf mich besser beobachten zu können.
„Ah!" ries ich zornig aus. „Dann haben Sie mich also hintergangen!"
„Sachte, sachte, mein lieber junger Herr! Ich hintergehe niemals einen Menschen. Ich sagte Ihnen, daß ich es gut mit der jungen Dame meine. So denke ich noch jetzt. Ich sagte Ihnen, daß ich an Fräulein Derwents Unschuld glaube. Ich tue es noch jetzt. Ich sagte Ihnen, daß die von Ihnen empfangenen Auskünfte mir für die Aufklärung des Geheimnisses sehr wertvoll sein würden. Und das war vollkommen richtig. Hätten Sie gewisse Tatsachen mir verschwiegen, so wäre es meine Pflicht