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nehmen. Zu diesem Zweck soll eine Aktiengesell­schaft gebildet werden. Gleichzeitig soll der Bau einer großen Luftschiffhalle und einer Fabrikanlage zur Konstruktion von Luftschiffen bei Crefeld in Angriff genommen werden.

Berlin 18. Aug. Sicherem Vernehmen nach werden der Kaiser und die ganze kaiser­liche Familie am 28. ds. nachmittags nach dem Tempelhofer Felde bei Berlin fahren, um im Offiziers-Kasino des Königin-Augusta-Grenadier- Regiments die Ankunft des Grafen Zeppelin zu erwarten.

Berlin 18. Aug. Die am Montag nach­mittag unternommenen Versuche mit drahtloser Telegraphie vom Militär-Ballon Groß ll haben ein gutes Resultat gezeitigt. Es wurden Verbindungen mit den Funkenspruchstationen Karlsruhe und Frankfurt a. M. sowie mit der auf dem Kasernement errichteten Station erzielt.

Berlin 18. Aug. Dem Rudolf Virchow- Krankenhause war, wie gemeldet, ein Mädchen unter Choleraverdacht zugeführt worden. Die gestern abgeschlossene bakteriologische Unter­suchung hat diesen Verdacht nicht bestätigt. Das Mädchen sowie alle mit ihr in Berührung l ge­kommenen Personen find nunmehr außer Ob­servation.

Berlin 18. Aug. Ein geheimnisvoller Fund, der noch der Aufklärung bedarf, würde gestern in einem Keller des Hauses Gabelsberger­straße 41 in Wilhelmsdorf gemacht. Man entdeckte dort am Dienstag eine große Kiste mit scharfer Munition, die vermutlich von einem Diebstahl in der Gewehrfabrik Spandau herrührt. )

Berlin 18. Aug. Unter der UebersKift Kreta" schreibt die Südd. Reichskorrespondmz: In der kretischen Frage hat eine irrtümliche Auslegung des letzten Schrittes der Pfort^in Athen vorübergehend neue Unruhen verursacht. Alan wollte diese türkische Note in der Presse als ein Ultimatum hinstellen; man wollte sie wie eine Friedensstörung behandelt wissen, die das sofortige Eingreifen aller Großmächte in Konstanti­nopel notwendig mache; zum mindesten sollte die Türkei moralisch isoliert werden. Diese Wünsche haben sich nicht verwirklichen lassen. Der euro­päische Druck am Bosporus ist unterblieben; Mil eine ruhige Prüfung des Wortlauts der Note es nicht angängig erscheinen läßt, der Pforte kriege­rische Absichten zuzuschreiben. Ueberdies liegen aus Konstantinopel ausdrückliche Erklärungen im friedlichen Sinne vor. Daß gerade jetzt, wo die Kretamächte sich anschicken, in der Flaggenftage den Standpunkt der Pforte zur Geltung > zu bringen, ein Versuch unternommen wurde, ^die Türkei vor der Welt ins Unrecht zu setzen, kann

nicht überraschen. Es fehlt aber der hinreichende Anlaß zu einer gegen die Türkei gerichteten Intervention.

Zürich 18. Aug. Die Russin Tatiana Leontieff, welche im Jahre 1906 in Jnter- laken den russischen Minister Durnowo ermorden wollte und statt dessen den Pariser Privatier Müller erschoß, ist als unheilbar wahnsinnig in die Irrenanstalt Münsingen gebracht worden.

Bern 18. Aug. Auf der Station Preglia, 4 Kilometer von Domodossola, ist gestern nach­mittag infolge falscher Weichenstellung der Sim- plonsschnellzug LausanneMailand entgleist. Mehrere Reisende wurden verletzt.

Paris 18. Aug. Der Matin meldet aus Canea: Die Kriegsschiffe der Mächte sind aus der Suda-Bei in Canea eingetroffen und landeten 150 Mann.

Wien 18. Aug. Kaiser Wilhelm trifft am 8. September Nachmittags in Jglau ein, wo ihn der Thronfolger und die Erzherzoge erwarten. Mit ihnen fährt der Kaiser sofort nach Groß-Meseritz zu Kaiser Franz Josef.

Stockholm 18 . Aug. Aus verschiedenen Teilendes Landes wird die Wiederaufnahme der Arbeit gemeldet. In der Umgebung von Göteborg haben tausend Streikende in sieben Fabriken die Arbeit wieder ausgenommen.

Stockholm 18. Aug. Die Leiter der Streikenden gaben in einer Unterredung ohne weiteres zu, daß die Reihen der Kämpfenden nicht mehr so unerschüttert wie in den ersten Tagen seien. Namentlich die Nichtorganisierten, die von der Begeisterung des ersten Anlaufs mitgerissen worden sind, nehmen in gewissem Umfang die Arbeit wieder auf.

Konstantinopel 18. Aug. In der Kollektivnote der Schutzmächte wird kurz erklärt, in der Kretafrage habe sich die Pforte nur an die Schutzmächte und nicht an Griechen­land zu wenden. Bei dem gestrigen diplomatischen Empfang sollen einige Botschafter den maßgeben­den Stellen der Pforte nahe gelegt haben, sie möchten die erste Antwort Griechenlands als einen Erfolg betrachten.

Konstantinopel 18. Aug. Die griechische Regierung hat die Pforte ersucht, die Be­antwortung der letzten türkischen Note bis Freitag aufschieben zu dürfen. Der Ministerrat hat sich damit einverstanden erklärt. Nach den bei der Pforte eingetroffenen Meldungen aus Canea beschränkte sich die Aktion der Matrosenkompagnie der Schutzmächte heute früh darauf, den Flaggen­mast der griechischen Flagge zu fällen, da diese selbst wegen der frühen Morgenstunde noch nicht

gehißt war. Durch das Vorgehen der Schutz­mächte ist die Pforte lebhaft befriedigt. Der Minister des Innern hat an sämtliche Valis den Befehl ergehen lassen, Maßregeln zur Aufhebung des Boykotts der griechischen Schiffe zu treffen.

Canea 18. Aug. Eine aus Matrosen der Schutzmächte zusammengesetzte Kompagnie landete heute Morgen um 6 Uhr und holte die auf der Festung am Eingänge des Hafens wehende Flagge herunter und beseitigte den Flaggenmast. Nach Zurücklassung einer inter­nationalen Schutzwache von 50 Mann auf der Bastion, wo die Fahne geweht hatte, kehrten die Truppen an Bord zurück. Kretische Gendarmerie hielt die Ordnung in der Stadt aufrecht.

Saloniki 18. Aug. Die Lage wird hier pessimistisch beurteilt. In militärischen Kreisen glaubt man, daß die Ordre für den Beginn des Vormarsches nach Thessalien unaus­bleiblich sei. Der Versuch griechischer Handels­schiffe, unter anderer Flagge türkische Häfen anzulaufen, wird vom Boykott-Komitee verhindert.

London 18. Aug. Nach Meldungen des Morning Leaders" ist der spanische General Martinez mit 40 Infanteristen von den Kabylen gefangen genommen worden. Der Oberstkom­mandierende Marina ließ anfragen, unter welchen Bedingungen die Gefangenen freigegeben würden. Der Kabylenhäuptling antwortete:Ihr kommt schon zu spät, wir haben Mangel an Lebensmitteln und müssen daher unsere Gefangenen erschießen."

Fez 18. Aug. Hier ist ein Eilbote mit der Meldung eingetroffen, daß der Roghi und Ben Chorfas mit seiner Umgebung gefangen genommen worden sind. Gleichzeitig mit dieser Bieldung traf der Kopf seines Kämmerers und einer Anzahl Gefangener ein. 20 Verwundete wurden enthauptet, andere Gefangene gemartert. Das Eintreffen des gefangenen Roghi in Fez wird für den 25. August erwartet.

Washington 18. Aug. Das Staats­departement wandte sich an die amerikanischen Korporationen mit der Aufforderung, sich um Telefon- und Bahnkonzessionen in der Türkei zu bemühen und wies in einer längeren Er­klärung auf die gegenwärtigen günstigen kom­merziellen Aussichten Amerikas in der Türkei hin.

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uhrzuge ein. Er ist von sehr ruhigem Wesen und scheint weder über die plötzliche Einladung noch über Mays Krankheit erstaunt zu sein. Auch scheint er es für ganz natürlich zu halten,» daß er in der Nachbarschaft bleibt, bis sie imstande ist, ihn zu empfangen. Er selber sieht ebenfalls durchaus nicht wohl aus und ist augenscheinlich in tödlicher Besorgnis um May. Den ganzen Abend war er aus, und ich habe ihn im Verdacht, daß er um seines Liebchens Haus herumgestrichen ist.

Nun sage mir: Was bedeutet nach deiner Meinung dies alles? Ist der Ermordete Maurice Greywood oder nicht? Wenn er's ist wer hat ihn getötet? Und warum? Wenn sie . . . aber das will ich nicht glauben, sie müßte denn einen Wahnsinnsanfall gehabt haben. Dies ist allerdings nicht ausgeschloffen, besonders wenn wir bedenken, in welchem Zustande von Nervenüberreizung sie sich noch jetzt befindet.

Aber wenn der Ermordete ihr wirklich fremd war, wie sie versichert warum versetzt dann die leiseste Erwähnung des Mordes sie in so ungeheure Aufregung? Warum wartet sie allem Anschein nach fortwährend auf irgend jemand? Warum rief sie im Schlaf:O! Er ist tot! Er ist tot!"? Auch dies läßt sich vernünftigerweise nur dadurch erklären, daß ihr Geist ein wenig gelitten hat. Und wenn dies der Fall ist welche Rolle spielt dann Norman in dieser Tragödie? Und warum verlangte sie so dringend, daß er telegraphisch eingeladen würde? Vor allen Dingen aber warum hält er es für ganz natürlich, daß sie ihn hat kommen lassen?

Kannst Du mir nun, nachdem ich Dir dies alles so ausführlich mit­geteilt habe, einen Rat geben, was ich tun soll, um dem armen Mädchen zu helfen?

Ich höre Norman eintreten und muß daher schnell schließen, obwohl ich noch eine Menge zu sagen hätte.

Mit herzlichem Gruß

9. Kapitel.

Während das in dem Brief meines Freundes Geschilderte sich in Beverley zutrug, war mein Sonntag in der Stadt beinahe ebenso er­eignisvoll gewesen.

Ich war nicht sonderlich überrascht gewesen, als ich am Abend vor­her in dem von Fred empfangenen Telegramm den Namen des jungen Künstlers las, Er hatte mir ja schon erzählt, daß Greywood für Mays bevorzugten Bewerber gelte. Und so wie ich May Derwent kannte, war ich von Anfang an überzeugt gewesen, daß sie für den Mann, dem sie erlaubt, sie an jenem Dienstag abend zu besuchen, sehr lebhafte Gefühle des Vertrauens und der Freundschaft wenn nicht mehr gehegt haben müßte. Daß der Mensch nicht so klug gewesen war, für den ihm bezeigten Vorzug höchst dankbar zu sein, erfüllte mich mit gemischen Gefühlen von Zorn und Freude. Hätte er nicht meine Göttin beleidigt, so würde ich selber nicht die geringsten Aussichten gehabt haben. Und trotzdem empfand ich ein brennendes Verlangen, ihn dafür zu bestrafen, daß er sich soweit vergessen hatte.

Aber um dies tun zu können, mußte ich ihn erst ausfindig machen. Sein Name stand weder imHandbuch der Gesellschaft" noch im Adreß­buch; ich war aber überzeugt, daß ich ihn schließlich doch finden würde, wenn ich der Reihe nach alle Häuser aufsuchte, in denen sich Künstler­ateliers befänden.

So stand ich denn am nächsten Morgen sehr zeitig auf, mit dem besten Vorsatz, meine Nachforschungen so tatkräftig wie möglich zu beginnen. Als ich mich hoffnungsvoll und mit gutem Appetit zum Frühstück nieder­setzte, hatte ich keine Ahnung, was für eine Bombe in den Zeitungen versteckt war, die unschuldig aussehend neben meinem Teller lagen.

Kaum hatte ich die entsetzliche Neuigkeit gelesen, so war ich schon auf der Straße und auf dem Wege zu Herrn Merritt. Glücklicherweise fand ich den Detektive in seiner Wohnung, wo er in aller Ruhe beim Frühstück saß. (Forts, folgt.)

Dein Fred.