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Amts- und Anzeigedlatt sür den Oberamtsbezirk Calw.
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84. Zahrgasz.
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TrscheinungSlage: Montag, Dienstag. Mittwocb. Donnerstag, Freitag und Tamsrag. Jnsertronspreis !ü Pfg. pro Zelle sür Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk IS Pfg.
ontag, den 16. August 1909.
BezugSpr.i.d. Stadt Vijährl.m. Trägerl. Mk. 1.25. PostbezugSpr. d. Orts- u. Nachbarortsverk. H^jährl. Mk. 1 . 20 , im Fernverkehr k. 1.30. Benellg. in Württ. SO Pfg., in Bayern u. Reich 42 Vfg
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Amtliche Bekanntmachung««
Bekanntmachung
betreffend das Tabakstenergesetz vom 15. Juli 1S0S «nd die Nachverzollnng nnd Nachversteuerung von Tabakblätter« «nd ausländischen Zigarren.
1. Nach 8 5 Abs. 1 des Tabaksteuecgesetzes vom 15. Juli 1909, hat, wer mit ausländischen Tabakblättern Handel treib.m oder Tabakerzeugnisse Herstellen will, dies der Steuerbehörde seines Bezirks schriftlich anzumelden. Steuerbehörde im Sinne dieser Bestimmung ist das Hauptzollamt Stuttgart, an welches seitens der bestehenden Betriebe die Vetrie-Sanmelsung, soweit dies nicht bereits geschehen, alsbald cinzusenden ist.
2. Diejenigen, die am 15. August d. Js. bereits verzollte oder versteuerte Tabakblätter, ebenso Händler, die an dem genannten Tage bereits verzollte ausländische Zigarren über 1000 Stück im Einkaufspreise von mehr als 100 für 1000 Stück im Besitze oder Gewahrsam haben, sind auf Grund des Tabakfteuergesetzes vom 15 Juli 1909 und der hiezu vom Reichskanzler erlassenen Ordnung für die Nachverzollung und Nachversteuerung von Tabakblättern und ausländischen Zigarren verpflichtet, ihre Vorräte bis zum 21. August zur Nachverzollung oder Nachversteuerung anzumelden. Zur Anmeldung find Vordrucke zu verwenden, die von den Zollstellen unentgeltlich geliefert werden. Aus der in den Vordrucken enthaltenen Anleitung ist zugleich zu ersehen, welche Waren von der Anmeldung befreit sind. Die Anmeldungen sind, wenn die Hauptniederlassung des Anmeldepflichtigen sich in Calw befindet, beim Zollamt Calw, im übrigen beim Zollamt Stuttgart ab- zugeben.
Stuttgart, 13 August 1909.
K. Hauptzollamt.
Haller.
Tagesuenigkeiteu.
Stuttgart 14. Aug. In ihrer Abendsitzung erledigte die Zweite Kammer noch zwei Eingaben, darunter eine solche des Schuhmachers und Bauers Gottfried Schilling in Ochsenhöfle (Gaildorf) betr. die Erzwingung eines Ueber- fahrtsrechtes durch den Forstsiskus. Storz (V.) befürwortete den Kommissionstrag, die Eingabe Schilling der Regierung zur Berücksichtigung dahin zu empfehlen, daß der Fiskus seine auf 89 60 Z festgesetzten Prozeßkosten auf sich
leidet event. den Betrag dem Petenten zurückerstattet und ihm einen dem Wert einer servitutfreien Fläche entsprechenden Kaufpreis für das Wegareal bietet. Schock (V.) trat für die Eingabe ein, worauf der Kommissionsantrag angenommen wurde. Sodann wurde eine Note des Staalsministeriums verlesen, wodurch die Ständeversammlung bis auf weiteres vertagt wird. Im Anschluß hieran gab Präsident v. Paper die übliche Geschäftsübersicht. In den letzten 2 Jahren wurden 156 Sitzungen abgehalten. Die Tagung hat alle früheren an zeitlicher Ausdehnung überragt. Der Präsident gab einen einen Ueberblick über die erledigten und noch zu erledigenden Arbeiten. Die neue Geschäftsordnung wird von heute ab in Gültigkeit treten. Aus der vorgetragenen Statistik ergibt sich, daß wir mit Gründlichkeit ein reichliches Arbeitspensum bewältigt haben, aber auch, daß noch manche, wenn auch kleinere Aufgaben ihrer Lösung in der nächsten Zeit harren. Der Stoff wird von Jahr zu Jahr größer, die Behandlung wird nicht einfacher. Der Präsident dankte sodann den Berichterstattern und den Kommissionen, besonders den Vorständen der Bauordnungs- und der Finanzkommission, sowie den Herren Vizepräsidenten und Schriftführern und schließlich dem
ganzen Hause. Nach achtmonatiger Tagung dürfen wir mit Befriedigung auf unsere Arbeiten zurückblicken und sagen, daß wir jetzt eine Ausspannung reichlich verdient haben. Mögen sich die Herren gründlich erholen und mögen wir uns alle frisch und wohlbehalten wieder treffen! (Bravo.) Alterspräsident Bantleon führte aus: Wir stehen am Ende einer außergewöhnlichen Tagung und sind alle einig in dem Wunsche, daß unsere gesamte Tätigkeit dem Lande und der Bevölkerung zum Wohle gereichen möge. Der Redner dankte dann dem Präsidenten aufs wärmste dafür, daß er mit gewohnter Umsicht, unparteiisch und gerecht, seine Aufgabe erfüllt und mit seiner großen Erfahrung in der Geschäftsführung die Arbeiten stets gefördert hat. (Bravo.) Er schloß gleichfalls mit den besten Wünschen für angenehme und bekömmliche Ferien. Präsident v. Payer erwiderte dankend: Er freue sich über die Anerkennung, die das Haus seinem guten Willen gezollt habe. Hierauf schloß er die Sitzung mit dem Wunsche auf Wiedersehen.
Stuttgart 15. Aug. Eine sozialdemokratische Parteiversammlung hat nach einem Referat des Redakteurs Westmeyer von der Schwäbischen Tagwacht und nach lebhafter Diskussion folgende gegen die sieben Hofgänger gerichtete Resolution angenommen: „Der Ausflug der Stände nach Friedrichshafen bedeutete in seiner Verbindung mit dem Besuch beim König eine Demonstration zugunsten einer Staatseinrichtung, deren Bekämpfung grundsätzliche Pflicht der Sozialdemokratie ist. Die Teilnahme sozialdemokratischer Abgeordneter ist daher ein Verstoß gegen die Grundsätze der Partei. Die Mitwirkung an Veranstaltungen dieses Charakters überschreitet den Nahmen des Auftrags, der Parteigenossen durch die Uebertragung
Das Haus gegenüber.
Kriminal-Roman von E. Kent.
(Fortsetzung.)
Einige Minuten saß ich ganz still auf meinem Stuhl. Mir war zu jämmerlich zumute, als daß ich zusammenhängend hätte denken können. Ach! Meine Befürchtungen waren also nicht grundlos gewesen! Das arme Mädchen befand sich in noch schlimmerer Bedrängnis, als ich vermutet hatte! Ich hielt den Detektiv für einen anständigen Mann, der den Mund halten würde — aber fürchterlich war der Gedanke, daß ihr guter Ruf lediglich von der Diskretion eines dritten abhinge! Wenn es bekannt wurde, daß sie einen jungen Mann allein in einer leeren Wohnung empfangen hatte, daß ein anderer Mann um drei Uhr morgens in dieser Wohnung gesehen worden war, so bedeutete das für sie gesellschaftlichen Tod. O, hätte ich doch das Recht gehabt, ihr meinen Schutz, meine Dienste anzubieten.
Natürlich war es nunmehr durchaus notwendig, den Mann aufzuspüren, der den Dienstagabend mit ihr verbracht hatte; es mußte in unanfechtbarer Weise nachgewiesen werden, daß er noch am Leben war. Ich wünschte, daß dies ohne ihr Wissen geschehen könnte, um ihr den Schreck zu ersparen, den sie zweifellos bekommen würde, wenn sie sähe, daß sie im Verdacht stände, ein Verbrechen begangen zu habeen.
Wiederum dachte ich an Fred und sandte ihm ein paar Zeilen mit der Bitte, mir mitzuteilen, ob er oder seine Schwester einen Bekannten oder Anbeter Fräulein Derwents kennten, der der beigelegten Beschreibung entspräche. Wenn dies der Fall wäre, sollte er mir sofort den Namen und womöglich die Adresse des betreffenden telegraphieren. Gründe für meine Fragen gab ich nicht an, bat aber nochmals um die strengste Diskretion.
8. Kapitel.
Telegramm: Dr. Charles Rowland, Madison Avenue, Newyork City.
Sonnabend, 12. August.
Maurice Greywood. Adresse mir unbekannt. Vielleicht im Adreßbuch. Frederic Cooper.
Ausschnitt aus der New-Aorker „Trompete" vom Sonntag, den 13. August:
Hauswirtin rekognosziert Leiche des Rosemere-Opfers als ihren verschwundenen Mieter, Künstler Greywood. Polizei bleibt skeptisch.
Herr Maurice Greywood, der talentvolle Künstler, der zu Beginn des vorigen Winters von Paris zurückkehrte, ist verschwunden, und man hegt ernstliche Besorgnisse um ihn. Zuletzt wurde er in seinem Atelier, Washington Square 188, früh am Dienstag, dem 8. August, von seiner Wirtin Frau Kate Mulroy gesehen. Frau Mulroy hat seine Aufwartung besorgt, seitdem der junge Künstler in jenem Hause eingezogen war; infolge eines Streites jedoch, der am Dienstag zwischen ihnen stattfand, hatte sie sich seit jenem Tage nicht mehr um seine Wohnung bekümmert. Gestern abend las nun Frau Mulroy die „Trompete" vom vorhergehenden Tag und sah bei dieser Gelegenheit das Bild des unbekannten Ermordeten, der unter sehr geheimnisvollen Umständen in einer leer stehenden Wohnung des Rosemere-Hotels aufgefunden wurde. Sofort fiel ihr eine große Aehnlichkeit mit ihrem Mieter auf. Im hohen Grade beunruhigt, beschloß sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Nachdem sie ohne eine Antwort zu empfangen, mehrere Male an Herrn Greywoods Tür geklopft hatte, öffnete sie diese mittels eines Hauptschlüssels. Atelier und Schlafzimmer waren in der größten Unordnung, und da alle Gegenstände von dichtem Staub bedeckt waren, so konnte sie den Schluß ziehen, daß die Räumlichkeiten etliche Tage hindurch nicht betreten worden waren. Da sie in dieser Weise ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt fand, so eilte sie