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Die gleichen Geschütze richteten große Verheerungen an den marokkanischen Schanzwerken an. Der Kapitän des Fesselballons machte den Artilleristen genaue Angaben über die Richtung, in der die Marokkaner flüchteten und es gelang den Spa­niern, einen großen Teil der Flüchtenden durch ihr Feuer zu erreichen.

Petersburg 13. Aug. Die Dar­danellenfrage scheint definitiv im Sinne der Oeffnung dieses Meeresarmes gelöst, nachdem England angeblich zugestimmt hat. Bereits in wenigen Tagen soll ein Teil des russischen Schwarzen Meergeschwaders die Dardanellen passieren und dann im Mittelmeer kreuzen, um den Zaren während seines Besuches in Italien zu erwarten und zu begleiten.

Stockholm 13. Aug. Bis zum heutigen neunten Streik tag ist die Ruhe nirgends ge­stört. Die Eisenbahnen, die Post, der Telegraph, die Gas- und Elektrizitätswerke, die Wasser­leitung und die Straßenreinigung fungieren aus­gezeichnet. Gegen 800 städtische Arbeiter Stock­holms arbeiten. 1700 befinden sich noch im Ausstand. Da die Leichenwagenkutscher aus­ständig sind, werden sie durch Mitglieder der Bürgerwehr ersetzt. In großen Betrieben in der Provinz, so in mehreren der größten Eisen­werke, Kohlengruben und Sägmühlen ist die Arbeit wieder ausgenommen worden. Andere Werke sind von der Bewegung überhaupt nicht berührt. Der Typographenstreik ist nicht wirksam. In Stockholm wie auch in der Provinz erscheinen die Zeitungen. Die Landwirtschaft ist von dem Streik völlig unberührt geblieben. Der Streik wird von keiner bürgerlichen Zeitung, von den konservativen bis zu den radikalen, gebilligt. Alle protestieren gegen die Versuche, der sozial­demokratischen Presse während der Streikdauer ein Monopol zu geben. Die Ordnung bei den Arbeitern ist mustergiltig.

London 13. Aug. Eine amtliche Er­klärung der chinesischen Regierung betreffend die Antung-Mukden Eisenbahn weist nach dem Reuter'schen Bureau darauf hin, daß die Erwägung der eigenen Sicherheit China ge­zwungen habe, die Frage einer Ueberwachung der Eisenbahnlinie zu erheben. Wenn auch die Eisenbahn eine nützliche Handelsstraße werden mag, so ist sie doch nicht weniger geeignet, mili­tärischen Zwecken zu dienen, wie früher Truppen­teile auf ihr befördert wurden, um die ganze Südmandschurei zu beherrschen. Infolgedessen muß China, wenn es in die Abänderung der Spurweite einwilligt, um die Eisenbahn zu ver­bessern, nicht zugeschrieben werden, daß es die Stationierung fremder Eisenbahnwachen längs der Linie genehmigt oder das Recht, die Eisen­bahn durch eigene Polizeitruppen zu bewachen, aufgegeben habe.

Konstantinopel 13. Aug. Im Laufe des gestrigen Abends hat eine weniger zuversicht­liche Auffassung der Kreta-Krise die Ober­hand gewonnen. Man fürchtet, die Regierung werde kaum im Stande sein, die Erregung des Landes zurückzuhalten. Aus den Provinzen laufen fortgesetzt Meldungen über Demonstra­tionen für Kreta ein. Schefket Pascha soll mit Demission gedroht haben, da die Erregung der Truppen und der Offiziere unmöglich zu besänf­

tigen sei. Auf den Botschaften der Schutzmächte hält man jedoch an der Hoffnung auf eine fried­liche Lösung der Krise fest.

Konstantinopel 13. Aug. Trotzdem der Großvesir dem griechischen Gesandten erklärt hat, daß die griechische Note unbefriedigend sei und die türkische Antwortnote, welche heute in Athen überreicht werden wird, in sehr scharfem Tone gehalten sein soll, gilt es doch in Kon- stantinopeler diplomatischen Kreisen als sicher, daß es zu keinen kriegerischen Verwickelungen kommen und daß die Kretafrage erst zu einem späteren Zeitpunkte auf diplomatischem Wege zur Lösung gelangen werde.

K o nstantinopel 13. Aug. Die türkische Antwortnote, die neue Forderungen an Griechenland erhebt, wird heute in Athen über­reicht werden. Die türkische Flotte hat Befehl erhalten, nach Karpathos, einer Insel nördlich von Kreta, abzufahren.

Konstantinopel 13. Aug. In seiner gestrigen Unterredung mit dem Minister des Aeußern erhob der griechische Gesandte Vor­stellungenwegendes Boykotts gegen die griechischen Schiffe und protestierte gegen die Beleidigung der Person des Königs der Hellenen durch die türkische Bevölkerung in Adalia, die das in den griechischen Läden ausgestellte Bild des Königs beschimpfte und zerriß. Der Minister des Aus­wärtigen sagte eine Untersuchung der Angelegen­heit zu.

Konstantinopel 13. Aug. Entgegen den gestrigen Dispositionen ist die neue türkische Note bereits heute mittag in Athen überreicht worden. Den Hauptgegenstand der Note bildet das Verlangen, daß die angeblich aus den Listen des griechischen Heeres gestrichenen Offiziere aus Kreta zurückgezogen werden. Die Note verlangt ferner eine bündige Versicherung, daß die griechischen Konsuln innerhalb der Grenzen des Ottomanischen Reiches sich künftig nicht an der großgriechischen Propaganda beteiligen. Die Antwort der griechischen Regierung wird in kürzester Frist erwartet.

Saloniki 13. Aug. Hier sind alle Maß­regeln getroffen, um den Boykott gegen griechische Schiffe und Waren von morgen ab in Kraft treten zu lassen, obgleich ein Befehl des Ministeriums vorliegt, daß die Behörde den Boykott verhindern soll.

Athen 13. Aug. Nach Meldungen aus Canea ist die dortige Bevölkerung entschlossen, auf keinen Fall in der Flaggenfrage nachzugeben und eventuell unter der Führung des Partei­führers Kunduros gegen ganz Europa zu kämpfen.

Vermischtes.

Zeppelin in Spanien. Ein im süd­lichen Spanien lebender deutscher Ingenieur sendet der Köln. Ztg. die Nummer 307 des in Malaga erscheinenden Blattes El Diario Mala- gueno (vom 7. August) und macht auf ein Tele­gramm darin aufmerksam, das, schreibt er,gewiß allen Zeppelinfreunden in der Heimat Spaß machen wird." Die Depesche lautet:Madrid, 7. Von Berlin meldet man uns, daß Zeppelin die Ueberfahrt von Frankfurt nach Köln mit dem

angekommen, nahm man ihn gefangen und ent­waffnet« ihn. Ein deutscher Soldat verwechselte ihn mit einem Landstreicher (meroätzaäor, eigent­lich Plünderer). Der Zwischenfall wird dem Haager Schiedsgericht unterbreitet werden."

(Ein moderner Robinson.) Der Nimrod", das zähe Schiff, das Leutnant Shack- leton in die Eismeere des Südpols führte, hat auf seiner Rückreise auf einer einsamen Insel fernab vom Schiffsverkehr einen modernen Ro­binson entdeckt. Im Mai passierte der Nimrod die 600 englische Meilen südwestlich von Neu­seeland liegende kleine Macquarie-Jnsel. Mt begreiflicher Verwunderung entdeckte Kapitän Davis dabei auf dem Eiland zwei Hütten, wäh­rend am Strand das Wrack eines Schiffes in der Sonne bleichte.Plötzlich sahen wir mit Erstaunen", so berichtet der Kapitän,wie aus der kleineren Hütte Rauch aufstieg. Da die Insel als unbewohnt bekannt war, wurden wir aufmerksam. Dann erkannten wir mit unseren Gläsern einen Mann in der Tür der Hütte. Wir warfen Anker und ein Boot fuhr ans Land. Der Mann kam uns zum Strand entgegen, von zwei kleinen Hunden begleitet. Es war eine schwere Brandung, aber unser Robinson zeigte uns eine günstige Landungsstelle und half uns das Boot an den Strand zu bringen. Der Name des Einsiedlers ist William McKibben; er war Mitglied einer Jagdgesellschaft, die in der ver­gangenen Saison Seehunde und Pinguine gejagt hatte. Als die Saison vorüber und die Oelfässer des Schiffes gefüllt waren, entschloß sich McKibben, allein auf der Insel zurückzubleiben, um ein Jahr lang Oel für die nächste Saison zu sammeln. In seiner Einsamkeit fühlte er sich sehr wohl." Während der Rückfahrt konnte derNimrod" feststellen, daß die in den englischen Admiralitäts­karten verzeichnten Inselgruppen, die Royal Society-Insel, nicht existieren. Bei der Aufnahme der letzteren Insel in die Karten hat man anscheinend einen Eisberg als festes Land betrachtet; der Eisberg ist inzwischen geschmolzen und verschwunden.

Standesamt Calw.

G estorbene.

- 9 Aug Marie Johanne Christiane Heermanu, ledige Pcivatiere, 64 Jahre alt.

Rcklameteil.

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Amtliche und Privatanzeigen.

Bekanntmachung,

betr. Baulinien am Rene« Weg, auf der Steinrinne, an der Stammheimer Steige und an der Stuttgarter Straße.

Die von den bürgerlichen Kollegien am 28. November 1907 und 28. Februar 1908 festgestellten Baulinien und Visiere haben in Berücksichtigung erhobener Einsprachen und des Ministerialerlasses vom 15. Januar 1909 Nro. 6114 durch Beschluß der Kollegien- vom 12. August 1909 erneute Abänderungen erfahren.

Die abgeänderten Pläne sind daher erneut vom 16. bis 28. August ds. Js. auf der Kanzlei des Stadtschultheißenamts zur öffentlichen Einsicht auf­gelegt. Einsprachen, welche die Interessenten gegen die jetzigen Pläne noch erheben wollten, find in dieser Ausschlußfrist schriftlich beim Stadtschultheißen­amt anzubringen.

Calw, den 13. August 1909.

Stadlschultheitzenamt.

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