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184. Amts- Md Anzeigtblatt für den VberamtrbeM Calw. 84. rchgmg.

^krscheinungSrage: Montag, Dienstag, Mittwoch, VsnnerSraa. Freitag und Tains tag. JnsertionSpreis 0 yfg.vroZeile sürGtadtu.Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

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o.u. Calw 9. Aug. DerSchwarz- waldverein" unternahm am letzten Sonntag einen Ausflug nach Simmersfeld unter Führung des Ausschußmitgliedes Karl Eberhard, und es wird derselbe von allen Teilnehmern als der gelungenste in diesem Jahre bezeichnet. 16 Teil­nehmer, darunter auffallenderweise nur eine Ver­treterin des schönen Geschlechts, hatten sich um 7 Uhr am Georgenäum eingefunden, und in an­genehmem Marschtempo ging es über Speßhardt, Rötenbach, den sog. Beckenkorb, Oberkollwangen nach Neuweiler, wo im Lamm Rast gehalten wurde. Die Stimmung war eine ausgezeichnete und besonders durch die Kirchweihmusik der Haus­kapelle (Herren Frey und Rößler, diesmal verstärkt durch Herrn Carl Beißer) eine außer­ordentlich gehobene. Von Neuweiler aus wurde der Marsch über Hofstetr, Aichhalden, Oberweiler nach Simmersfeld fortgesetzt, anfänglich in ziemlich geschlossener Marschordnung, die sich aber durch die vielen Kirschbäume am Wege, an deren ein­ladenden Früchten der oder jener Teilnehmer nicht vorübergehen konnte, bald in einzelne Gruppen trennte. So kam es, daß sich die Gesellschaft hinter Hofstett in 4 Partien auflöste, von denen jede auf einem besonderen Wege das Ziel, den Hirsch in Simmersfeld, erreichte. All­gemeine Heiterkeit erregte der Umstand, daß den Führer, Herrn Eberhard, seine sonst so bewährte Ortskenntnis im Stiche gelassen zu haben scheint, indem er als Letzter und auf großem Umwege, das gastliche Haus erreichte. Die Hitze war teilweise drückend, wurde jedoch von allen Teil­nehmern guten Mutes ertragen. Aber der Durst, der sich gegen Ende des Weges entwickelte! Nach wirklich vorzüglicher und preiswürdiger Verpflegung im Hirsch und nachdem einige Pho­

Bienstag, den 10. August 1909.

tographien ausgenommen worden waren, benützte ein kleiner Teil der Teilnehmer eine sich bietende Fahrgelegenheit auf einem Leiterwagen nach Altensteig, während die Mehrzahl, darunter auch die bereits erwähnte Vertreterin der holden Weib­lichkeit, auch den Rest der Tour unter den Klängen der Hauskapelle zu Fuß zurücklegte. Der große Durst verursachte bei diesen noch einen kleinen Aufenthalt im Grünen Baum in Ettmanns- weiler. Um '/s6 Uhr war die ganze Gesellschaft wieder im Grünen Baum in Altensteig versammelt und um 7 Uhr wurde die Rückfahrt in bester Stimmung und zum allgemeinen Gaudium in einemadaptierten" Güterwagen angetreten. Man sang gemeinschaftlich das schöne und so vorzüglich passende LiedAuf de schwäbische Eisebahna", und alle waren einig, selten einen so gelungenen und vergnügten Ausflug gemacht zu haben.

Gerlingen OA. Leonberg 9. Aug. Gestern wurde der verheiratete Metzger Christian Lauten- schlager verhaftet. Er ist dringend verdächtig, sich an dem Postdiebstahl in Besigheim beteiligt zu haben. Lautenschlager ist schon öfters wegen Diebstahls vorbestraft.

Stuttgart 9. Aug. Die Zweite Kammer beriet heute zunächst den Antrag der Finanzkom­mission, der von der Regierung in Aussicht ge­nommenen Tariferhöhung für die 4. Wagenklasse auf 2,3 ^ für den Kilometer zuzustimmen. Durch diese Tariferhöhung, die am 1. Dez. 1909 in Kraft treten soll, vermehren sich die Einnahmen für das Etatsjahr 1909 um 330000 -^5, für 1910 um 1420000 Dr. v. Kiene (Ztr.) begründete den Antrag, der dem Pflichtgefühl entsprungen sei, der finanziellen Lage des Landes Rechnung zu tragen. Hildenbrand (Soz.) vertrat den ablehnenden Standpunkt seiner Partei

BezugLpr.i.d. Stadt V^jährl. in. Träger!. Mk. 1.2S. PostbezugSpr. s.d. Orts- u. Nachbarortsverk. r/zjährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Beftellg. in Württ. 30 Pfg.. in Bayern u. Reich 42 Pfg.

gegenüber dem Anträge, der einen Verkehrs - rückgang zur Folge haben werde, zumal wenn man, wie sicher zu erwarten, die Fahrkartensteuer auch noch auf die 4. Klasse ausdehne. Betz (V.) bezweifelte, daß die Tariferhöhung eine Mehr­einnahme bringe, und befürwortete die Wieder­einführung der Landeskarten. Kübel (DP.) stimmte dem Kommissionsantrag zu. Minister­präsident v. Weizsäcker bedauerte die kurze Dauer des Zweipfennigtarifs. Entscheidend für die Erhöhung sei die Notwendigkeit, den Reservefonds zu stärken und die Eisenbahnfinanzen zu sanieren. Daß für die Arbeiter besonders gesorgt wird, indem die Preise für die Wochen­karten dieselben bleiben, sollte auch die Sozial­demokratie anerkennen. Auf die Frage der Landes­karten könne er nicht eingehen. Liesching (V.) verlangte, daß die Monatskarten, die doch dem Lokalverkehr dienen, nicht zur Benützung aller Schnellzüge gelten sollen. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker erwiderte, die Verwaltung werde untersuchen, ob der Ausschluß von gewissen Zügen noch verstärkt werden könne. Körner (BK.) erklärte die Zustimmung seiner Freunde zu der Tariferhöhung. Dr. v. Kiene (Ztr.) erinnerte Hildenbrand daran, daß er früher gesagt hat: wer mit der Eisenbahn fahren will, soll es auch zahlen. Hildenbrand (Soz.) gab diese Aeußerung zu. Man sollte aber nicht bloß den Tarif der 4. Klaffe erhöhen, sondern alle Klaffen verteuern, wenn man schon den Tarif der 4. Klasse hinaufsetzen wolle. Die Besteuerung dieser Klasse allein, sei eine Ungerechtigkeit. Hieraufwurde der Kommissionsantrag mit 56 gegen 13 Stimmen der Sozialdemokraten und des Abg. Betz angenom­men. Das Haus begann sodann mit der Beratung des Biersteuergesetzes, das folgende Sätze für die innerhalb eines Rechnungsjahres steuerpflichtig

2° Abt Wilhelm in Hirsau i 0691091.

9. Hirsauer Klostergäste im Jahr 1077.

(Fortsetzung.)

Ein anderer Gast, dessen wiederholter Besuch im Laufe des Jahrs 1077 Wilhelm große Freude bereitete und die mit Cluny bereits an­geknüpften Fäden befestigen mußte, war sein Jugendfreund und Studien- genofse von St. Emmeram her, Ulrich von Zell. Als dem Sohne eines vornehmen Geschlechts, dem die Grafen von Dillingen entstammten, und als einem nahen Verwandten des im Jahr 973 als Bischof von Augs­burg verstorbenen heiligen Ulrich hatte sich ihm eine glänzende Laufbahn eröffnet. Er kam als Kaplan an den königlichen Hof und wurde ein besonderer Günstling der Kaiserin Agnes. Durch das am Hof herrschende leichtfertige Treiben verletzt, begab er sich zu seinem Oheim, Bischof Nizo in Freising, der ihn zum Archidiakonus machte. Doch sein Sinn war auf das Kloster gerichtet. Nachdem er mit Gerald, dem Vorsteher der Regensburger Domschule, eine Wallfahrt ins gelobte Land gemacht hatte, traten beide als Mönche im Kloster Cluny ein. Als Deutscher fühlte sich Ulrich unter den Franzosen nicht ganz heimisch; dennoch genoß er wegen seiner Gewissenhaftigkeit in Beobachtung der Regel und wegen, seiner Beliebtheit als Seelsorger großes Vertrauen. Um die in Cluny gepflegte strenge Lebensweise in Deutschland zu verbreiten, hatte Ulrich vor 5 Jahren auf Wunsch seines Abts Hugo ein kleines Kloster in Grüningen gegründet, das er später, um größere Stille zu bekommen, nach Zell im Tale der Wiese verlegte. Jetzt war er nach Hirsau gekommen, auf einer Reise an den Hof König Heinrichs IV begriffen, wo er einen Auftrag Abt Hugos auszurichten hatte, der als des Königs Taufpate stets in Verbindung mit ihm blieb. Vermutlich handelte es sich um die Forderung, daß der König den gefangenen päpstlichen Legaten frei gebe.

Nur vorübergehend wollte Ulrich in Hirsau einkehren, aber Wilhelm, den er seinen zweiten Kleophas nennt so heißt einer der beiden Emmausjünger nach Luk. 24, 18, nötigte ihn zu längerem Verweilen und leistete ihm während seiner Anwesenheit ununterbrochen Gesellschaft, indem er sich mit ihm über die Einrichtungen des Klosters Cluny unterhielt. Ulrich entschuldigt sich zwar, daß er nicht genügend unter­richtet sei, weil er bis zum 30. Lebensjahr sich nur um weltliche An­gelegenheiten bekümmert habe, auch aus der Verschiedenheit der Sprache für ihn Schwierigkeiten sich ergeben, über Wilhelm bittet ihn, mit seinen Belehrungen fortzufahren. Denn wenn sie in Hirsau auf jene frommen Gebräuche ihre Aufmerksamkeit hinrichten, werden sie nicht daran denken, zu den Fleischtöpfen Egyptens zurückzukehren; mit Freuden kann Wilhelm vor Ulrich, der die große Mäßigkeit der Hirsauer Mönche lobend anerkennt, bezeugen, daß sie fortwährend erfahren dürfen, wie viel sie in Christi Namen ausrichten gegen den gefährlichen Feind, der täglich seine Anläufe macht und täglich reizt, nämlich gegen das Wohlleben in Speise und Trank. Gleichwie der vom Geist erleuchtete Werkmeister Bezaleel nach 2. Mose 31, 25 die Bundeslade ausgeschmückt hat mit Gold, Silber, Erz und köstlichen Steinen, so kann Ulrich durch seine Mitteilungen den Herzens­schrein der Hirsauer ausfüllen mit allerlei Schmuck der Ordenszucht. An einem der folgenden Tage bittet Wilhelm um Belehrung über die Er­ziehung der Novizen, d. h. der ins Kloster neu Eintretenden, die ein Probejahr bestehen müssen, bevor sie als Mönche in den Orden ausge­nommen werden. Ulrich gibt die gewünschte Auskunft, doch mit der Entschuldigung, daß seine Belehrung ungenügend sei, weil er selber nie als Präzeptor der Novizen auf dem Katheder gesessen sei.

Vor seiner Abreise mußte Ulrich auf Wilhelms inständiges Bitten versprechen, nach vollbrachtem Auftrag auf dem Rückweg nochmals einzu­kehren. So kommt er zu einem zweiten Besuch, bei dem er sich von erlittenen Entbehrungen unter Wilhelm treuer Pflege erholen kann. Denn