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drohte dem Angreifer erst mit Schießen, wenn er nicht aufhöre mit der Verfolgung und den Schlägen. Als diese Drohung nichts nützte, gab der Geschäftsmann zwei Schüsse ab und traf den Angreifer in die Schulter. Der Verletzte mußte ins Krankenhaus überführt werden. Der Angegriffene, der rein aus Notwehr handelte, stellte sich selbst der Polizei.

2 n auf -er Fahrt nach Köln.

Die Abfahrt von Frankfurt.

Frankfurt 2. Aug. Das Luftschiff fuhr zwischen 11 Uhr 10 und 14 Min. über Mainz, um 11 Uhr 15 Min. über Wiesbaden. In beiden Städten war der Jubel unbeschreiblich, der Empfang mit Böllerschüssen, Musik, Flaggen rc. nicht minder festlich als auf dem Wege am Samstag. Um 11 Uhr 28 Min. wurde das Luftschiff dann über Schierstein gemeldet. 11 Uhr 35 Min. wurde es oberhalb Bingen gesichtet und passierte 12 Uhr 15 Min. die Stadt Bingen. Um 12 Uhr 30 Min. fuhr es über Lorch a. Rh.

Koblenz 2. Aug. 2 II mußte hier, weil ein starkes Gewitter aufstieg, den Kurs westwärts nehmen. In einer Höhe von 300 m flog er über den Ort Mayen hinweg. Später nahm er den Kurs wieder dem Rhein zu und fliegt gegenwärtig über die Gegend Rolandseck- Bonn hinweg. Die Ankunft in Köln wird gegen 3°ft Uhr erwartet. Die Erregung der nach Zehntausenden zählenden, alle höheren Punkte besetzenden Menschenmenge ist aufs höchste gestiegen. Zeitweise fällt ein leichter Regen nieder. Hier herrscht Gewitterbildung.

Neuwied 2. Aug. (3.30 Uhr nachm.)

II schwebt seit l'/s Stunden über Neuwied und seiner Umgebung. Ein heftiger Gewitter­regen verzögert die Weiterfahrt. Augen­blicklich kreist das Luftschiff auf freiem Felde zwischen Andernach und Weißenturm. Rückfahrt imd wiederholte Landung auf dem Gelände derJla".

Köln a. Rh. 2. Aug. In der Neuwieder Gegend hat das Luftschiff schließlich gedreht und in sehr schneller Fahrt die Rückreise angetreten. Um 6^/4 Uhr überflog es in schnellster Fahrt Niederlahnstein bei Koblenz in der Richtung nach dem Taunus zu.

Frankfurt a. M. 2. Aug. Das Luft­schiff 2 II hat um 8.10 Uhr auf der Rückreise Wiesbaden passiert und hat um 8.15 Uhr die Kostheimer Schleuße in der Richtung auf Frank­furt überflogen. Die Ausstellungsleitung der Jla" hat umfangreiche Absperrungsmaßregeln getroffen, um eine sichere und glatte Landung des Luftschiffes sicher zu stellen.

Frankfurt a. M. 2. Aug. Ueber die Veranlassung der Umkehr des Luftschiffes

wird folgendes bekannt: Bis Remagen hatte das Schiff eine herrliche hochinteressante Fahrt. Dort aber kam es in ein südwärtsziehendes fürchter­liches Hagelwetter und! vermochte gegen die schweren Windböen nicht mehr aufzukommen. Graf Zeppelin beschloß daher umzukehren und den Landungsplatz in Frankfurt wieder aufzu­suchen. Die Rückfahrt erfolgte ohne Zwischenfall. Beide Motore arbeiteten bis zum Schluß tadellos. Ueber die neue Fahrt nach Köln ist noch nichts zu erfahren, doch sind die Mannschaften des Luftschifferbataillons auf morgen früh 4 Uhr bestellt.

S tu tt gart 2. Aug. Von Herrn Direktor Colsmann, der die Fahrt des 2 II mit­machte, ging dem Südd. Corr.-B. aus Frank­furt folgendes Telegramm zu: Nach besonders genußreicher und interessanter Fahrt bis gegen Remagen wurde das Luftschiff infolge starken Gegenwindes langsam bis Andernach zurückge­trieben, Dort wurde die Umkehr beschlossen, da das Eintreffen in Köln nach dem Abwarten des Abflauens des Windes voraussichtlich vor Mitternacht nicht möglich gewesen wäre. Die Landung auf der alten, vorbereiteten Stelle auf dem Gelände derJla" erfolgte sehr glatt.

Berlin 2. August. In der Nacht zum Sonntag ist im Kaiser-Friedrich-Museum ein ungewöhnlich raffinierter Einbruch-Dieb­stahl verübt worden. Die Diebe, die sich am Samstag ins Museum einschließen ließen, ent­wendeten eine große Anzahl Altertümer, die einen Liebhaberwert von etwa 15 000 haben. Eine Spur der Täter, die vielleicht Ausländer sind, konnte noch nicht gefunden werden. Auf ihre Ergreifung hat das Polizeipräsidium eine Beloh­nung von 500 ausgesetzt, die Museums-Ver- waltung für die Herbeischaffung der gestohlenen Gegenstände eine solche von 1000

Berlin 2. Aug. Zündhölzchen mit zwei Köpfchen werden die neueste Erscheinung im Handel fein als Folge der Zündholzsteuer. Durch die Steuer erhöht sich der Preis für ein Päckchen von 10 Schachteln auf etwa 30 A Um nun angesichts dieser Verteurung einigermaßen einen Ausgleich zu schaffen, sind die Zündholzsabriken daran gegangen, Streichhölzer mit Zündkuppen an beiden Enden anzufertigen. In mehreren großen Fabriken wird mit fieberhafter Tätigkeit daran gearbeitet, um möglichst bald einen großen Vorrat von solchen Zündhölzern auf den Markt bringen zu können. Die Steuer kann diesem Doppelzündholz nichts anhaben, da die Steuer­sätze nach der Zahl der in den Schachteln ent­haltenen Streichhölzer bestimmt sind und nicht nach der Zahl der Zündkuppen.

Stockholm 2. Aug. 30 Fachvereine haben gestern die Niederlegung der Arbeit

beschlossen. Zur Leitung des Streiks wurde ein Komitee von 25 Mitgliedern ernannt. Das Landessekretariat hat an die Nichtorganisierten Arbeiter eine Aufforderung zum Anschluß an die Organisation gerichtet. Jeder, der sich bis zum 15. Aug. in die Organisation aufnehmen läßt, soll alle moralischen und ökonomischen Unter­stützungen erhalten, die die Ausständigen zu be­anspruchen haben und die den Folgen Vorbeugen sollen, die diese große Kraftprobe mit sich bringen dürfte. Die von der Arbeitgebervereinigung ins Werk gesetzte Aussperrung, die bisher 50 000 Mann umfaßt, ist auch auf etwa 30000 Eisenhüttenarbeiter ausgedehnt worden.

London 2. Aug. (Entflohener Ballon.) Der englische Aeronaut Singer wollte gestern mit seinem Ballon eine Fahrt nach Solent unter­nehmen, um der Flottenrevue aus der Luft beizuwohnen. Der Ballon, der 16 000 Kubikfuß Gas faßt, war zu dreiviertel gefüllt, als sich ein heftiger Windstoß erhob, den Ballon von seinen Fesseln befreite und dieser entfloh.

Letzte Nachrichten.

Dresden 2. Aug. Die Dresdener Vogelwiese, die erst gestern eröffnet worden ist, steht seit heute Abend fts6 Uhr in Flammen. Durch die Unvorsichtigkeit eines Kellners ist in dem großen Bierzelt Lang ein Brand ent­standen, der sich mit rasender Schnelligkeit über die Zeltstadt ansbreitete nnd alles in Flammen setzte. Unter den etwa 20 000 Be­suchern, die sich auf der Festwiese bewegten, entstand eine große Panik. Etwa 10 Personen sind schwer und 60 leicht verletzt worden. Ab­gebrannt sind 60 Zelte, 10 Karussels rc.

Zürich 2. Aug. Seit gestern mittag 2 Uhr ist das gesamte gewaltige Gebirgsmassiv des Lischena-Gletschers im Unter-Engadin in ein ungeheures Flammenmeer eingehüllt. In der Höhe von 2000 Metern stehen die riesigen Kiefern- und Tannenwälder der Gemeinden Schuls und Sent in Flammen. Die Feuerwehr aller Gemeinden arbeiten erfolglos an der Be- wälti gung des Brandes. Der Schaden ist ungeheuer.

Landwirtschaftlicher Kkjirksvrrei« Lai».

Bekanrttmachimg.

Das landw. Hauptfest in Cannstatt findet Heuer am

Samstag, 25. Sept. vorm. 10'/- Uhr, statt. Die Bestimmungen über die Ausstellungen und Prämierungen sind im Landw. Wochenblatt Nr. 31 enthalten. Etwaige Anmeldungen wollen rechtzeitig gemacht werden.

Ueber die Preiswürdigkeit der angemeldeten Tiere muß ein Zeugnis vom Vereinsvorstand ein­geholt werden.

Calw, 2 August 1909.

Der Vereinsvorstand:

Regierungsrat Voelter.

Eroberung der Stadt war sein Heer zu klein, und alle Bemühungen, die Gemüter der Einwohner für sich zu gewinnen, schlugen zunächst fehl. Obwohl im August 1081 in Ochsenfurt seinen deutschen Feinden die Wahl eines Gegenkönigs in der Person Hermanns von Salm-Luxem­burg gelang, blieb Heinrich in den nächsten Jahren doch in Italien; denn der neue König war nicht gefährlich, brachte es nie zu Ansehen und kam bald bei seiner eigenen Partei in Mißachtung. Gregors Lage aber wurde immer schwieriger, selbst im Kardinalkollegium griff der Abfall von ihm um sich, und Heinrich konnte im Jahr 1084 in Rom einziehen, wo Clemens III ihn zum Kaiser krönte. Bald darauf mußte er aber vor den durch Gregor VII, der sich in der Engelsburg gehalten hatte, zur Hilfe herbeigerufenen Normannen weichen. Diese Befreier bereiteten aber der Stadt Rom ein so entsetzliches Schicksal, daß die Bevölkerung sich ganz von Gregor abwandte, und dieser mit den abziehenden Normannen südwärts weichen mußte. In Salerno, wo er von Unterstützungen des Abts Desiderius in Monte Casino lebte, starb er am 25. Mai 1085 mit den Worten:Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit gefaßt; darum sterbe ich in der Verbannung." Er war ein Märtyrer seiner Ueberzeugung, aber die Gerechtigkeit für die er kämpfte, war die päpstliche Allgewalt mit rücksichtsloser Hintansetzung alles geschichtlichen Rechts.

Nach Deutschland zurückgekehrt, traf Heinrich die Landschaften von wildem Kampfe durchtobt. Eine am 20. Januar 1085 zu Ger st ungen in Anwesenheit des päpstlichen Legaten Kardinalbischofs Otto von Ostia veranstaltete Verhandlung wegen des Friedens führte nur zu schärferer Erbitterung der Gemüter. Die Gregorianer wurden völlig aus der Fassung gebracht durch den aus der Vorrede der pseudoisidorischen Sammlung vorgebrachten Rechtsgrund der Spolieneinrede: ein seines Besitztums Be­raubter oder von seinem Sitze Vertriebener darf nicht angeklagt, vorgerufen und verurteilt werden, ehe ihm alles Entzogene wieder erstattet und er in

seinen Sitz wieder eingesetzt sei, also sei der König, der durch die Em­pörung der Sachsen und Schwaben eines großen Teils seines Reichs beraubt worden sei, widerrechtlich von Gregor VII verurteilt worden und damit sei die Ungiltigkeit des Bannes erwiesen. Die Versammlung war ratlos; nachher entdeckte der Legat, die betreffende Bestimmung gelte bloß zu gunsten der Bischöfe, finde aber keineswegs Anwendung auf einen Laien, dem etwas entzogen worden sei. Es folgten zwei Synoden, die der Päpstlichen in Quedlinburg, die der Kaiserlichen in Mainz, auf denen beide Teile einander gegenseitig verfluchten.

Nach bloß einjähriger Regierung des zum Nachfolger Gregors VII gewählten Viktors III, früheren Abts von Monte Casino, unter dem Aussicht zu einer Beilegung der Streitigkeiten sich eröffnet haben würde, erreichten unter Urban II die Gegensätze wieder ihre volle Schärfe. Dieser fand im Bischof Gebhard III in Konstanz einen einflußreichen Vor­kämpfer, der an die Spitze der süddeutschen Gegner Heinrichs IV trat, während in Sachsen der verräterische Markgraf Ekbert von Meißen den Kaiser hart bedrängte. Auch darin lag ein Hindernis zur Beseitigung der Zwietracht, daß Heinrich Ehren halber auf die Forderung, den in Brixen aufgestellten Papst fallen zu lasten, nicht eingehen konnte. In Italien, wohin sich der Kaiser im Jahr 1090 wieder begab, war haupt­sächlich die mächtige Markgräfin von Tuscien, Mathilde, zu bekämpfen. Im Frühjahr 1091 eroberte der Kaiser nach langer Belagerung Mantua, und Clemens III konnte sich für einige Zeit in Rom festsetzen.

Mitten unter diesen erbitterten Kämpfen in Deutschland und Italien schied Abt Wilhelm aus dem Leben. Noch länger als 30 Jahre dauerte das Würgen fort, bis endlich das von den Völkern heiß herbeigesehnte und doch für keine der beiden Parteien befriedigende Ende erreicht war.

(Fortsetzung folgt.)