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nicht gerade feierlichen Eindruck. Das neue Schuljahr beginnt am 7. September.
Herrenberg 31. Juli. Der flüchtig gegangene Darlehenskassier Wilhelm Lutz von Aldingen ist gestern früh hier verhaftet worden. Er gab an, daß er seit seiner Flucht in der Nähe Ravenburgs gewesen sei und daß, als er bemerkt habe, daß er steckbrieflich verfolgt werde, sich habe selbst stellen wollen. So kam er, zu übernachten, am Mittwoch abend spät noch in das Gasthaus zur Rose hier, wo er dann am andern Morgen verhaftet. Die Summe der unterschlagenen Gelder beträgt nun 15 500 doch ist noch nicht sicher festgestellt ob nicht noch weitere Unterschlagungen dazu kommen. Die von den Bürgern unterschriebene Kaution beträgt 3000 Die Güter und das Anwesen des Lutz, die sich in sehr gutem Zustande befinden, werden auf etwa 25 000 geschätzt, sind aber ziemlich belastet, dazu kommt, daß die Frau des Lutz ihr Vermögensbeibringen von etwa 10000 als Forderung zum Konkurs angemeldet hat. Lutz, Vater von fünf Kindern, war seit 1900 Rechner der Darlehenskasse. Die Unterschlagungen dürften seit etwa vier Jahre herrühren. Er hat die Entdeckung der Unter- schagungen durch falsche Einträge, Anfertigung von Schuldscheinen, Fälschung von Unterschriften und anderen Manipulationen bisher zu verhindern gewußt.
Herrenberg 31. Juli. Aus den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt 280 Milchschweine, Erlös pro Paar 34—50 92 Läuferschweine, Erlös pro Paar 60—95 Verkauf
schwach.
Feuerbach 31. Juli. (Straßenbahneröffnung). Heute vormittag wurde die Vorortsstraßenbahn eröffnet. Um 11 Uhr durchfuhr der erste Wagen, festlich dekoriert, die Stadt. Am Warteraum an der Rosenstraße empfingen die bürgerlichen Kollegien die auswärtigen Gäste. Die hiesige Musikkapelle konzertierte ebenfalls auf diesem Platze. Stadtschultheiß Geiger hielt die Begrüßungsrede, in der er, wie die Feuerb. Ztg. schreibt, die Vertreter des Aufsichtsrats der Straßenbahngesellschaft, sowie Ministerialdirektor Mezger als Vertreter des Ministeriums des Aeußern und Oberamtmann Knapp als Referent des Ministeriums, sowie Oberbürgermeister v. Gauß und Stadtrat Dr. Matt es-Stuttgart herzlich willkommen hieß. Er wies u. a. auch auf die wirtschaftlichen Vorteile hin, die Feuerbach durch die Eröffnung der Vorortbahn erhalten werde. Wenn in den Bestrebungen, eine Vorortsbahn zu gründen, auch anfänglich wenig Fortschritte gemacht wurden, so sei dies in den vielen Widerwärtigkeiten zu suchen, die diesem
Plan entgegengestellt worden seien. Die Rede schloß mit einem Hoch auf die Straßenbahngesellschaft, das begeistert ausgenommen wurde. Hierauf ergriff Ministerialdirektor Mezger das Wort. Er beglückwünschte die Stadtgemeinde zu dieser neuen Errungenschaft und wünschte, daß die Hoffnungen, die die Stadt auf die Vorortbahnen gesetzt habe, in reichem Maße sich erfüllen mögen. Die anwesenden Gäste begaben sich in das neue Rathaus. — Ein kleiner Unglücksfall ereignete sich auf dem Nordbahnhof. Beim zweiten Wagen brach, wie verlautet, eine Achse und waren dadurch die anderen Wagen verhindert, weiter zu fahren. Der erste Wagen holte die Gäste teilweise an der Unfallstelle ab. Gegen 12 Uhr waren vollends sämtliche Wagen mit den Gästen hier eingetroffen. — Nach der Besichtigung des neuen Rathauses ging die Fahrt nach Cannstatt weiter, wo im Kursaal ein Festessen stattfand.
Ludwigsburg 31. Juli. Trotzdem sich die Stadtverwaltung schon seit Jahren alle erdenkliche Mühe gibt, neue Industrien hierher zu ziehen, und sich zu diesem Zweck ein sehr umfangreiches Baugelände gesichert hat, sind diese Bestrebungen nur von sehr langsamem Erfolg begleitet. So ist neuerdings ein Areal von 11 Ar an der Wernerstraße von der Chirurgischen Jnstrumentenfabrik Santaria in Feuerbach erworben worden, die darauf ein zweistöckiges Fabrikgebäude errichten und im nächsten Jahr den Betrieb mit vorerst 50 Arbeitern aufnehmen will. An Entgegenkommen läßt es die Stadt nicht fehlen und sie sorgt für sofortige Leitung von Gas und Wasser, für Kanalisierung und Zufahrrswege, obwohl ihr dadurch sehr beträchtliche Kosten erwachsen. Erfreulicherweise entwickeln sich einige der in den letzten Jahren hierher übergesiedelten Fabrikbetriebe recht günstig und beispielsweise die Trikotkleiderfabrik von Wilh. Bleyle, schickt sich bereits an, einen stattlichen Erweiterungsbau auszuführen. Andererseits sind freilich auch in unserer Industrie fühlbare Lücken gerissen worden, so durch das Aufhören zweier Metallwarenfabriken, einer Papierwarenfabrik u. a.
H eilbronn 1. August. Zum 38. Kreisturnfest hatte die Stadt festliches Gewand angelegt, besonders das Rathaus. Im Laufe des Nachmittags trafen in Cxtrazügcn die Turner ein und bezogen ihre Quartiere, die zum Teil als Massenquartiere in den Schulen, der Kaserne usw. hergerichtet waren. Abends fand auf dem Festplatz die Eröffnungsfeier statt, die durch Musik- und Liedervorträge eingeleitet wurde. Sodann begrüßte G.-R. Rosengart die Festversammlung namens der Stadtverwaltung und gab
einen Rückblick über die Turngeschichte Heilbronns, insbesondere die Anteilnahme der Heilbronner Turnerschaft an der Freiheitsbewegung von 1848. Er hob dann die Bedeutung der Turnerei für Körper und Geist hervor und schloß mit einem „Gut Heil" auf die schwäbische Turnerschaft. Rechtsanwalt Göhrum hieß die Gäste namens der Heilbronner Turnerschaft willkommen. Dann erfolgte die Uebergabe der Bundesfahne an die Stadt Heilbronn, deren Vertreter, Rechtsanwalt Rosen gart, sie mit dem Gelöbnis, sie in treuer Obhut zu behalten, entgegennahm. Hierauf wurden eine Reihe von Verleihungen von Ehrenurkunden seitens des Kreises an verdiente Turner bekannt gegeben. Zu Ehrenmitglieder wurden ernannt: Kommerzienrat Rich. Bürk-Schwenningen, Matth. Aug-Ulm, Heinrich Hermes-Tübingen, Turnlehrer Rettenmaier-Stuttgart, Fried. Nägele- Stuttgart, Jak. Mann-Cannstatt, Ernst Schwarz- Eßlingen, Ed. Rau-Göppingen. Im Namen der Geehrten dankte Schwarz-Eßlingen und schloß mit einem „Gut Heil" auf das Vaterland.
Truchtelfingen OA. Balingen 31. Juli. Diebe statteten heute nacht dem hies. Stationsgebäude einen Besuch ab. Auf ganz raffinierte Weise drangen sie in das Gebäude ein und schleppten einen Schrank ins Freie, aus dem sie etwa zwei Mark und einige Briefmarken, die wertlos sind, entwendeten. Im Innern wurde manches demoliert. Von den Tätern hat man noch keine Spur.
2 ll arrf dtt Fahrt nach Köln.
Wir konnten in der Samstagsausgabe noch die Ankunst des Luftschiffes in Heidelberg melden und später durch Anschlag am Hause das Eintreffen desselben in Frankfurt kundgeben. lieber den weiteren Verlauf der Fahrt von Heidelberg ab bis zur Landung in Frankfurt a. M. liegen folgende Nachrichten vor:
Darmstadt 31. Juli. 2 II wurde hier
1 Uhr 25 Min. gesichtet, er kam aus südwestlicher Richtung und fuhr direkt nördlich weiter über Darmstadt auf Frankfurt zu mit sehr großer Geschwindigkeit, die Spitze etwas nach abwärts geneigt. In den Straßen herrschte ungeheurer Jubel. Das Luftschiff war etwa in 100 Dieter Höhe. Graf Zeppelin erwiderte die Begrüßungen liebenswürdig durch Schwenken seiner weißen Mütze.
Frankfurt a. M. 31. Juli. Kurz nach
2 Uhr kam das Reichsluftschiff hier in Sicht. Es fuhr zunächst über die Stadt, wo es längere Zeit manöverierte und zog dann nach dem Ausstellungsplatz, über dem es ebenfalls mehrere Manöver ausführte. Die Landung an der für das Luftschiff bestimmten Stelle auf dem Aus-
Offenbar hatte sie an diese Möglichkeit bisher nicht gedacht; sie sah sich um, als wenn sie einen Ausweg suchte, um sofort entfliehen zu können.
„Frau Atkins", sagte der Detektive in ernstem Ton, „ich glaube, Sie sind sich gewisser Tatsachen nicht genügend bewußt. Es ist ein Mann ermordet worden, in dem man, sei es mit Recht, sei es mit Unrecht, Ihren Besucher erkannt hat. Kein Mensch hat Ihren Freund das Haus verlassen sehen, und es ist daher unsere Aufgabe, uns zu vergewissern, ob er dies getan hat oder nicht. Können Sie uns sagen, was aus ihm geworden ist?"
Ihre Augen blickten wie die eines gehetzten Wildes, aber sie antwortete mit fester Stimme: „Mein Freund verließ mich kurz nach elf Uhr; er beabsichtigte, mit dem Mitternachtszuge nach Boston zu fahren." Sie zauderte einen Augenblick. „Er heißt Allan Brown — so, nun wissen Sie's!"
„Besten Dank, Frau Atkins. Und wie ist Herrn Browns Adresse in Boston?"
„Das weiß ich nicht."
„Wo wohnte er in New-Dork?"
„Auch das weiß ich wirklich nicht."
„War er Geschäftsmann?"
„Ich weiß es nicht", antwortete sie mürrisch, mit einem schnellen Blick nach der Tür.
„Frau Atkins, Sie scheinen merkwürdig wenig von den Verhältnissen Ihres Freundes — Ihres alten Freundes zu wissen!"
„Nun, ich hatte ihn seit etlichen Jahren nicht mehr gesehen. Er wohnt nicht hier."
„Wo ist er denn zu Hause?"
„Das weiß ich nicht", antwortete sie ungeduldig.
„Sind Sie selber aus New-Aork, Frau Atkins?" fragte der Detektive.
„Nein."
„O! Das dachte ich mir. Und woher sind Sie denn?"
„Aus Chicago."
„Chicago! Ah so! Da bin auch ich her", fuhr Merritt in leichtem Gesprächston fort. „Nettes Städtchen. Wie lange sind Sie schon von Chicago fort?"
„Seit sechs Monaten", antwortete sie kurz.
„Dann kannten Sie wohl Ihren Freund von Chicago her?"
„Ja", antwortete sie mit einem leisen Zusammenfahren.
„Und Sie wissen gewiß, daß der Herr nicht in Chicago zu Hause war?"
„Jawohl, das weiß ich. Aber hören Sie: warum fragen Sie mich so viel nach dem Herrn? Ich habe Ihnen gesagt, wie er heißt und wohin er gereist ist. Ihn ausfindig zu machen, ist Ihre Sache."
„Wenn wir nicht imstande wären, ihn ausfindig zu machen, so würden die Folgen viel ernstlicher für Sie als für mich sein", antwortete Merritt.
„Nun, Frau Atkins", begann der Coroner wieder, „können Sie sagen, wodurch Herr Brown sich von dem Toten hier äußerlich besonders unterscheidet?"
„O, sie sehen sich recht ähnlich", antwortete sie, ohne zu stocken — ich bemerkte jedoch, daß sie dabei die Leiche nicht ansah — „nur ist Herr Brown jünger und nicht so stark, auch ist seine Nase anders. Indessen hat der Mann eine ganz überraschende Aehnlichkeit mit Herrn Brown. Ich bekam wirklich einen Schreck, als ich ihn zuerst sah."
Den Schreck hatte sie ganz gewiß bekommen; ich fragte mich nur, ob auch wohl ihre Erklärung die richtige sei.
„Bitte, sagen Sie uns, was Sie gestern getan haben."
„Ich ging frühmorgens aus und kam ungefähr um halb sechs zurück."
„Was haben Sie während dieser ganzen Zeit gemacht?"
„O, verschiedenes! Ich besuchte mehrere Freundinnen und machte allerlei Besorgungen."
»Ihr Herr Gemahl ist, wie ich höre, verreist gewesen?"
»Ja."
„Wann reiste er fort?"
„Dienstag morgen." (Forts, folgt.)