176. Amts- und AnzeigMatt sür den GberamkbeM Calw. 81. MM,.

S^rscheiinrngStage: Montag, Dienßtag, Mittwoch, eonnerStag. Freitag und Samstag. JnsertionSpreis r. nro Zeile für Stadt n. Ne^irksorle: außer Bezirk 12 Pfg.

Samstag, de« 31. Juli 1909.

Bezugspr.i.d, Stadt'/ijährl.m.TrLgerl.Mk. I.2S. Postbezugspr k.d. OrtS- u. Nachbarortsverk. >.,jLhrl.Mk. 1 . 20 . im,Fernverkehr Mk. l.»o. Bestellg.in Württ. so Pfg., in Bayern u. Reich «2 Pfg.

Amtliche Bekantttmachnngs«.

Die Schultheitzeniimter

werden veranlaßt, bis spätestens 10. August d. I. zu erheben und dem Oberamt anzuzeigen, ob und welche der Aufsicht des Obsramts (81 Min.-Verf. vom 27. Juni 1901, Reg.-Bl. S. 151) unterstehende private VerficherungSunternehmuugeu im Sinne der M 53, 101, 103 des Gesetzes über die privaten Berficherungsunternehmungen (Reichs-Ges.-Äl. 1901, S. 139) in dem Gemeindebezirk ihren Sitz haben.

Es wird sich hauptsächlich um Viehver- ficherungsvereine, Sterbekassen. Krankenkassen 2 c. handeln; die Anzeige hat den Sitz und Namen des Vereins, das Gründungsjahr und die Mitgliederzahl zu enthalten.

Da die betr. Kassen der behördlichen Aufsicht unterstellt sind und die Rechnungen gelegentlich zur Prüfung einverlangt werden, sind die Vereinsvor­stände cnzuhalten, die Satzungen. Jahresrechnungen und Belege stets in Ordnung zu halten.

Calw, 29. Juli 1909.

K. Oberamt.

Amtmann Rippmann.

Ta-e8rremgkrttev.

Herrenborg 30. Juli. Der geflüchtete Darlehenskassier Lutz von Altingen soll sich seit­her in der Bodenseegegend aufgehalten haben und in Ravensburg verhaftet worden sein.

Stuttgart 30. Juli. In der heutigen Sitzung der Finanzkommission gab der Ministerpräsident die Erklärung ab, daß die Staats­regierung von ihrem seitherigen Standpunkt nicht abgehen könne, in diesem Etat keine Gehalts­aufbesserungen vorzunehmen und einen partiellen Einbruch in die Gehaltsordnung der Konsequenzen wegen und angesichts der in Aussicht gestellten generellen Gehaltsaufbesserung nicht zuzulassen. Von der Finanzkommission wurde mit allen gegen drei Stimmen auf Antrag des Vorsitzenden Dr. v. Kiene, beschlossen, die Frage der Gehaltsaufbesserung bis

nach der Beratung des Gesetzentwurfs über die Stenererhöhung zurückzustellen. Hierbei handelt es sich speziell um drei einzelne Kategorien, für die srüher von der Kommission die Frage einer Gehalts­aufbesserung zurückgestellt worden ist. Ferner wurde aus Antrag v. Kiene mit allen Stimmen gegen eine Enthaltung beschlossen, ohne besonderen Nachtrags­etat die Wirkung der Tariferhöhung bei der vierten Wagenklasse mit 330000 im ersten Jahr und mit 1120000 im zweiten Jahr in Einnahmetitel 1 des Kapitels 118 einzustellen, wovon der erste Bettag ganz, der zweite mit 36100 der laufenden Ver­

waltung, der Rest mit 1383600 dem neuzu­bildenden Reservefonds zufließen soll. Bei der weiter behandelten Frage der Steuererhöhung wurden vom Finanzminister die nach den neuesten Kommtsstons- beschlüsfen sich ergebenden Abschlußziffern gegeben, wonach der durch Steuern für beide Jahre zusammen zu deckende Desizittest auf 2 620169 ^ zusammen­geschmolzen ist. Eine durch alle Rubriken durch- gesührte Steuererhöhung um 5 > würde 2750500 ergeben, sodaß noch ein Ueberschuß von 157000 übrig bliebe. Bet Zugrundlegung dieser so be­schränkten Notwendigkeit einer Steuererhöhung sprach sich der Referent Dr. Linde mann für eine abgestufte und nicht eine gleichmäßige Erhöhung bei den einzelnen Steuerklassen ans und zwar unter Freilassung der Stufen bis zu 3050 Einkommen, die Frage einer Freilassung der Ertrag­steuern von der Steuererhöhung verneinte er. Von anderen Seiten wurde diese Freilassung befürwortet mit Ausnahme der Kapitalsteuern, da die Ertrag­steuern von den Gemeinden in den letzten Jahren erheblich erhöht und angespannt worden seien. Gegen die angeregte Abstufung bei der Einkommensteuer wandten sich angesichts der sehr niedrigen Erhöhung und des erheblichen Unterschieds des preußischen Vorgangs verschiedene Mitglieder und speziell der Finanzminister. Die Abgeordneten Körner und Kübel beantragten: im Finanzgesetz bei der Einkommen­steuer 106°/° statt 112°/° anzusetzen und für die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer den Steuersatz auf zwei Prozent statt 2,21°/°, für die Kapitalsteuer aus 2,12°/° des steuerbaren Jahresertrags zu bestimmen.

Dr. Lindemanu beantragte, die Einkommensteuer bei Einkommen bis 3050 ^ von physischen Personen mit 100°/° (ohne Steuererhöhung), bei Einkommen von 3050 bis 10000 mit 105°/°, bei Ein­kommen von 10000 bis 20000 mit 107,5°/°, bei Einkommen von mehr als 20000 mit 110°/°, von nichtphysischen Personen mit 107,5°/° der in Art. 18 des Einkommensteuergesetzes bestimmten Einheitssätze zu erheben. Der Abg. Liesching bean­tragte eine 5°/°ige Steuererhöhung durchgängig bei der Einkommensteuer, sowie bei der Grund-, Gewerbe- Gebäude- und Kapitalsteuer. Dieser Antrag wurde mit 12 gegen 3 Stimmen (Soz.) angenommen, nach­dem mit derselben Stimmenzahl abgelehnt waren der Antrag Lindemann (gestaffelte Einkommenssteuer­erhöhung) und der Antrag Kiene-Kübel (6°/° hei der Einkommens- und Kapitalsteuer, Freilassung der anderen Ertragssteuern). Ebenso wurde Art. 2 betr. die Verlängerung der Giltigkeitsdauer bis 1913 angenommen. Morgen: Beratung der abweichenden Beschlüsse der Ersten Kammer.

Gmünd 30. Juli. Auf dem hiesigen Bahnhof geriet, wie die Remsztg. meldet, auf nicht ganz aufgeklärte Weise ein Güterwagen > mit Briketts in Brand. Als das Feuer entdeckt wurde, war es allem Anschein nach schon ziemlich weit vorgeschritten. Alle Bemühungen, es mit den schnell herbeigeschafften Handspritzen zu löschen, waren vergeblich. Endlich aber wurde, als alles nichts helfen wollte, der Wagen mit seiner Ladung unter den für die Kesselfüllung der Lokomotiven aufgestellten Brunnen geschoben. Die Ladung wurde dort unter Wasser gesetzt, der Brand gelöscht und so der vollständigen Vernichtung der Briketts Einhalt getan.

Von der Jagst 30. Juli. Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Kunstmühlen durch die Riesenmühlen entwertet worden sind. Das zeigt wiederum der Verkauf der Kunstmühle in Ruchsen, die schon längere Zeit außer Betrieb gesetzt war. Das große Anwesen

Das Haus gegenüber.

Kriminal-Roman von E. Kent.

(Fortsetzung.)

Warum sagen Sie:Er war"?" fragte Merritt Fräulein Derwent.

Sie warf einen hastigen, beinahe ängstlichen Blick auf ihn; ohne Zweifel machte es sie betroffen, daß der Detektiv jedes ihrer Worte mit solcher Aufmerksamkeit prüfte. Dann murmelte sie:Wir wir gerieten in eine sehr ernstliche Meinungsverschiedenheit."

War diese Meinungsverschiedenheit so ernstlich, daß sie Ihrer Freundschaft ein Ende machte?" fragte der Beamte.

Ja!" erwiderte sie kurz angebunden, und dabei brach ein ärger­liches Aufleuchten aus ihren Augen.

Um welche Zeit verabschiedete der Herr sich von Ihnen?" wieder­holte der Coroner eine frühere Frage.

Es war schon spät ich glaube nach elf Uhr."

Und seitdem haben Sie ihn nicht wieder gesehen?"

Ganz gewiß nicht."

Warum führten Sie Ihre anfängliche Absicht, die Stadt am nächsten Morgen zu verlassen, nicht aus?"

Die junge Dame schien ein wenig verlegen zu sein, als sie ant­wortete:Ich Hattein jenem Augenblick keine Lust, auf Besuch zu reisen; außerdem hatte ich für die Fahrt, bis Bar Harbor nicht genug Geld bei mir. Den größten Teil meiner Barschaft hatte meine Jungfer bei sich; zuerst hatte ich die Absicht gehabt, mir etwas von meinem Besucher zu borgen. Dies wollte ich aber jetzt nicht mehr."

Entschuldigen Sie, wenn ich meine Fragen noch fortsetze," sagte der Cvroner mit einem bewundernden Blick auf das unter dem Verhör

augenscheinlich leidende, schöne, junge Mädchen,aber warum reisten Sie dann nicht nach Hause zurück?"

Das mochte ich nicht." In diesem Augenblick fing sie einen Blick von Meritt auf und setzte schnell hinzu:Ich war so aufgeregt über über das, was ich am Abend vorher erlebt hatte, und fühlte die Notwen­digkeit, einen Tag für mich allein zu haben. Außerdem hatte ich allerlei Einkäufe zu besorgen, und es schien mir eine gute Gelegenheit zu sein, dies gleich abzumachen. Ich reise heute früh nach Hause."

Ich danke Ihnen, Fräulein Derwent!" rief der Coroner in herz­lichem Ton.Ihre Erklärungen sind völlig befriedigend. Sie haben nur noch vergessen, uns den Namen des Herrn zu sagen."

Wozu brauchen Sie seinen Namen zu wissen?" rief sie leiden­schaftlich.Sie werden bald ausfindig machen, wer dieser unbekannte Tote ist. Es müssen hier in der Stadt Hunderte von Menschen sein, die ihn kennen. Warum sollte ich Ihnen den Namen meines Besuchers nennen? Diese Aussage verweigere ich!"

Fräulein Derwent hat vollkommen recht", fiel Merritt ein, und zwar in ganz unerwartet bestimmtem Tone.Sobald wir überzeugt sind, daß der Tote und des Fräuleins Bekannter nicht identisch sind, hat des letzteren Name für uns nicht die geringste Bedeutung mehr."

Sehr wohl, sehr wohl", stimmte der Coroner zu, aber in etwas verdrießlichem Ton.

Kann ich jetzt gehen?" fragte sie.

Gewiß!" antwortete der Coroner liebenswürdig.Guten Tag, Fräulein Derwent!"

Ich war gerade im Begriff, mich ihr als Begleiter anzubieten, da trat Herr Merritt ruhig vor und bemächtigte sich, ohne ein Wort zu sagen, ihrer Handtasche. Mit einer leichten Verbeugung, in die der Coroner und ich uns zu teilen hatten, verließ Fräulein Derwent das Zimmer.