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gewesen und hatte dort gehört, daß Baron von Ellern seine Drohung wahrgemacht hatte, nicht mich, sondern einen anderen Förster zu Groß­vaters Nachfolger zu bestimmen. Die Ernennung war ausgeschrieben und brauchte nach der Rückkehr des Barons aus Berlin nur unterschrieben zu werden. Es war das erste, was ich davon hörte, und ich war wie vor den Kopf geschlagen, glaubte ich doch meiner Anstellung ganz sicher sein zu dürfen. So schwer mich die Sache auch traf, denn ich hatte den königlichen Dienst schon verlassen, so nahm ich mich doch zusammen, weil ich sah, wie es den Großvater traf. Er sollte im Frühjahr das Haus verlassen, in dem schon der Urgroßvater gewohnt hatte, dazu hatte ich keinen Dienst, aber Frau und Kind. Da brach der Zorn aus ihm heraus, so daß er allen Respekt vor dem Herrn vergaß und rief:Das ist die Rache dafür, daß ich damals seine Liebelei mit der Else seinem Vater anzeigte. Aber sollte ich warten, bis er das Mädchen zugrunde richtete, wie so viele andere? Von der Stunde an Hab' ich's verspürt, der Herr hat mir's nicht vergessen." Ich war schon immer voller Eifersucht gewesen, aber zu der Stunde packte sie mich, daß ich wie von Sinnen war. Der Großvater merkte es nicht, weil er genug mit sich selbst zu tun hatte. Ich fragte noch so gleichgültig wie möglich, wann das gewesen sei.Im Sommer habe ich es erst gemerkt," erzählte der Großvater,und dann hat sich der Herr gleich verlobt, und die Else nahm dich, da ist alles wieder in Ordnung gekommen."Eine schöne Ordnung," dachte ich bei mir und verließ die Stube. Ich ging zu meiner Frau, der ich ihre Lieb­schaft mit dem Baron auf den Kopf zusagte, und daß der Bub auch von ihm sei. In der ersten Ueberraschung verriet sie sich so, daß auch kein späteres Leugnen mehr half. Nachdem ich mich ausgetobt hatte, nahm ich die Büchse und ging ins Revier, ich erstickte im Haus. Ich lief herum wie ein Verrückter. Rache mußte ich nehmen an dem Verführer. Auge um Auge, Zahn um Zahn", heißt es bei uns im Kampf mit dem Wilderer, es liegt uns im Blut. Und nun, als ich erfuhr, daß meine Frau das Liebchen des Barons gewesen war, eine von den vielen, würgte mir was in der Kehle. Ich hatte nur die Erbschaft von ihm angetreten, ich war gut genug gewesen, um die Schande zuzudecken, die er über meine Frau gebracht hatte. In meinem Kopf hämmerte und klopfte es, es mag schon das Fieber gewesen sein, das noch in derselben Nacht bei mir ausbrach. Immer dachte ich nur das eine :Auge um Auge, Zahn um Zahn." Mir ist so, als hätte ich's ein paarmal laut herausgeschrieen."

Willert schwieg eine Weile, als ob er darauf lauschte, diesen Schrei der wilden Eifersucht wieder zu hören. Der Amtsrichter blickte aus das bleiche, stille Gesicht, in dem nur die Augen unheimliches Leben zeigten. Keiner der Männer wagte, ein Wort zu sagen, sie vermieden sogar, einander anzusehen, als ob ein jeder fürchtete, der andere könne den furchtbaren Verdacht lesen, der bei der Aussage Willerts bei ihnen immer mehr Boden gewann. Eckardt gab dem Erschöpften nach Vorschrift des Arztes aus dem Glase zu trinken, das neben dem Bett auf einem Tischchen stand.

Die Sonne war noch tiefer gesunken und warf einen lichten Streifen auf die Wand zu Häupten des Bettes, in den Ecken nistete schon die Dunkelheit. Nun begann wieder die Stimme zu reden, sie klang leiser als zuvor, langsamer, als fühle Willert, wie jedes Wort bleichschmer in die Ohren der atemlos lauschenden Zeugen fiel.

Es wurde dunkel und mir fiel ein, daß es Zeit sei, zum Schloß zu gehen, wollte ich den Baron noch heute sprechen. Ich mußte ihm sagen, was für ein Lump er sei, wenn ich nicht an meinem Haß ersticken sollte. Ich wußte, wann der Eilzug von Berlin ankam, und konnte berechnen, wann der Wagen am Schloß eintreffen würde. Die Nacht war taghell, ich schlich mich durch den Park heran, jede Deckung benutzend, bis ich endlich in einem dichten Taxusgebüsch an der Seiten­treppe Aufstellung nahm. Es war noch früh, neun Uhr. Eine Stunde mußte ich noch warten, bis der Baron kam. Als ich so dastand und mir mein Sprüchlein aufsagte, wohl an die hundertmal, sehe ich auf einmal einen Mann auf die Treppe zukommen. Im ersten Augenblick dachte ich, es sei der Herr, doch als er näher kam, erkannte ich, daß es unser jetziger Herr war."

Sie sahen Baron Wolf Dietrich von Ellern in der Mordnacht?" fragte Below erregt.

Ja, Herr Richter, er hatte einen Reisepelz an und war wohl ge­kommen, um unserer Baronin vor der großen Reise Adieu zu sagen. Nach kurzer Zeit kam er sehr eilig zurück und ging seines Weges."

Willert hatte das alles erzählt, wie etwas völlig Nebensächliches, denn was bedeutete für ihn Wolf Dietrich. Er hatte es ja mit einem Anderen zu tun.

Sie haben den Herm genau erkannt, Willert?" fragte Below noch einmal eindringlich.

Natürlich, Herr Richter, er streifte mich fast, als er wieder herunter­kam. Ich dachte schon, er hätte mich gesehen. Es wäre besser gewesen, er wäre gleich auf seinem Erbe geblieben."

Eckardt stöhnte plötzlich laut auf. Willert, der den Kopf nicht zu drehen vermochte, suchte ihn mit den Augen zu erreichen und sprach das weitere wie zu ihm:Großvater, ich konnte es nicht ändern, ich mußte es tun, es war stärker als ich. Warum hatte ich auch die Büchse bei mir! Das Bohren und Klopfen in meinem Kopf begann wieder, bis ich wie betäubt war. Ich spürte die Kälte nicht; das Feuer, das in mir brannte, war stärker. Plötzlich war der Wagen da, aber er hielt nicht am Portal, sondern am Seiteneingang. Und Baron Wilhelm sprang die Treppe hinauf, er hatte es eilig, zu seiner schönen Frau zu kommen."

(Fortsetzung folgt.)

§

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Einem geehrten Publikum von Unterreichenbach und Umgebung zur gefl. Kenntnisnahme, daß ich seit einiger Zeit sämtliche Artikel der vom Kgl. Oberamt freigegebenen

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