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139.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Laim.

84. IahrMg.

Lrscheinungstüye: Monray, DienZraa, Tonverstag. Freitag-und SamSta^. JnsertionÄyreis tv Pfz. pro Zeile für Stadtu. Bezirksorte; außer Bezirk IS Psg.

Kreilay, den 18. Zuni 1909.

Bezuaspr.i. d. Stadt - Ziihrl. m. Trägerl. Mk. I.2S. Postbezugspr. f.d. Orts- u. Nachbarortsverk.' «jährl. Mk. 1.20.im Fernverkehr Mk. 1.80. Bestellg. in Württ. SV Pfg.. in Bayern u. Reich »2 Psg.

ÄrnMche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung

Die Straßensperre der Ortsstraßen Döffingen ist aufgehoben.

Böblingen, 17. Juni 1909.

K. Oberamt. Schlecht.

in

Tagesnenigkeiten.

Calw 17. Juni. Zu den diesjährigen Frühjahrs-Meisterprüfungen vor der Handwerkskammer Reutlingen haben sich insgesamt 219 Kandidaten gemeldet, von welchen 2 zur Prüfung nicht erschienen. 16 zurückgetreten bezw. auf einen späteren Termin zurückgestellt worden sind. Geprüft wurden 201 Kandidaten. Davon bestanden die Prüfung 189 und haben damit das Recht zur Führung des Meistertitels und zur Anleitung von Lehrlingen erworben Auf die einzelnen Berufe verteilen sich die bestandenen Prüflinge folgender­maßen: 30 Bäcker. 3 Bierbrauer, 1 Buchbinder, 1 Buchdrucker, 1 Dachdecker, 1 Feinmechaniker, 8 Flaschner, 2 Friseure, 6 Gipser, 2 Glaser, 1 Kamin­feger, 2 Kupferschmiede, S Kubier, 1 Küfer, 11 Maler, 14 Maurer, 1 Mechaniker, 36 Metzger,

1 Ofensetzer, 1 Photograph, 6 Sattler und Tape­ziere, 9 Schlosser, 8 Schmiede, 4 Schneider, 14 Schreiner, 4 Schuhmacher, 2 Seiler, 4 Steinhauer,

2 Uhrmacher, 5 Wagner und 5 Zimmerer. Unter den jungen Meistern befinden sich u. a.: Engen Kolb, Maler, Calw; Albert Wohlleber, Metzger, Liebenzell; Karl Beck, Schmied, Li.benzell; Albeit Dalkolmo, Schreiner, Calw; Eugen Schwenker, Schreiner, Calw; Otto Schrolh, Wagner, Liebrnzell; Jak. Niethammer, Bäcker, Stammheim; Karl Dongus, Flaschner, Deckenpfronn; Christ. Rühle, Sattler u. Tapezier, Ltebenzell.

Malmsheim OA. Leonberg 17. Juni. Eine Anzahl Nußbäume und Pappeln, die die Gemeinde dieses Frühjahr setzen ließ, wurden

unten am Boden durch starke Schnitte mutwilliger­weise beschädigt. Durch die Schnitte sollte eine Saftstockung eintreten. Auf die Ermittlung des Täters wurde eine Belohnung von 20 ausgesetzt.

Stuttgart 17. Juni. Dis Zweile Kammer begann heute die Beratung des Eisen­bahnetats. Zunächst erstattete Dr. v. Kiene ein zweistündiges Referat. Im Mittelpunkt seiner Erörterungen standen die schlechten Erträgnisse unserer Eisenbahnen und die Erwägungen über eine Er­höhung der Tarife, jedoch nur der Personentarife. Er sprach sich für eine mäßige Erhöhung des Tarife der 4. Klasse (2,3 H aus. Diese Erhöhung würde Ist- Millionen Mehreinnahmen zur Folge haben. Hoffentlich gelinge es der Regierung und den Ständ-n in gemeinsamer Verständigung, eine befriedigende Lösung dieser schwierigen Frage zu finden, unter Berücksichtigung der doppelten Aufgabe unserer Eisen­bahn, nämlich die erste Dienerin des Verkehrs und zugleich eine wirtschaftliche Erwerbsanstalt des Staates zu sein und zu bleiben. Abg. v. Balz (DP) gab namens der Führer sämtlicher Parteier eine Erklärung ab, wonach die Frage der Personen- tarisänderung erst erörtert werden soll, wenn sich das Haus über die Frage des Etatsdeftzites schlüssig zu machen haben wird. Minister v. Weizsäcker be­tonte, daß wenn man die Einnahmen verbessern werde und die 4. Klasse als zu billig erkenne, die Entschließung darüber unabhängig von der Fahr­kartensteuer erfolgen könne. Sobald die Frage zur Erörterung stehe, werde er in der Richtung einer Erhöhung des Tarifs auf 2,3 A seine Stellung einnehmen. Die weitere Erörterung galt der Güteiwagengemeinschast und einigen OrganisationL- fragen. Morgen Fortsetzung.

Stuttgart 17. Juni. Der Polizei­bericht schreibt: Am letzten Montag nachmittag wurde Ecke der Planie und Königstraße ein 78 Jahre alter Privatier von einem Fuhrwerk an­gefahren. Der Herr konnte allein weitergehen,

mußte aber am gleichen Tage noch ins Wilhelm- spital gebracht werden, wo er gestern früh ge­storben ist. Beim Aussteigen aus einem noch in der Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen trug gestern mittag 1?/« Uhr ein 63 Jahre alter Juwelier Ecke der Kanzlei- und Calwerstraße eine Knöchelverstauchung am rechten Fuß davon.

Gestern nachmittag 3',/r Uhr fuhr ein Last­automobil am Bahnübergang der Remstalbahn beim städtischen Krankenhaus in Cannstatt in­folge Versagens der Bremse an die wegen Her­annahens eines Zugs geschlossenen Schranken, welche beide zertrümmert wurden. Kurz darauf fuhr eine Maschine von Fellbach her über die Stelle. Personen wurden nicht verletzt. In, vergangener Nacht 12'/- Uhr ^nzurde in d ^ > ' » » ^ Hauptstätterstraße in der Näh«. 8er Christofstraße^^ , ein verheirateter Maurer voifi^mnem polizei^^^'-^. bekannten Burschen anläßlich ein^ Streits ein Frauenzimmer in den rechten Oberschenkel gestochen. Ker Vorletzte konnte nach Anlegung eines Notverbandes aus einer nahegelegenen Polizchvache aüEm. wMerstehenr>L- die Verletzung mchfi gesahrlH WW*^^ ^ " ^ " ^

Reutlingen. 'Die HandivarrkKkä-mmer hielt am 4. ds. Mts. eine Vorstandssitzunißach?M welcher zunächst die Gesellenprüfungsgebühr einenÄtfittettosep Lehrling erlassen wurde. Dem Gesuch'oeMüWier?

Innung Tübingen um Erteilung des Gesellenprüfungs­rechts konnte nicht entsprochen werden: dagegen wird , in Tübingen ein Prüfungsausschuß für das Wagner­gewerbe errichtet werden, für dessen Besetzung die Innung um Vorschläge angegangen werden soll.

Die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel bezeichnet« es als wünschenswert, daß auch weiterhin eine Ver­bindung der Schulprüfung mit der praktischen Gesellen­prüfung beibehalten werde, wo dies ohne Unzuträglich­keiten möglich sei und daß die Vorsitzenden der Gesellen­prüfungsausschüsse auch künftig noch die Lehrlinge, welche sich zur Gesellenprüfung melden, zur Teilnahme an der Prüfung der Gewerbelehrlinge in Schulfächern auf-

s Abt Wilhelm in Hirsau i 069 1091 .

2. Tas Anreliuskloster.

(Fortsetzung.)

Das Interesse für diese Gründungsgeschichte wurde aber völlig in den Hintergrund gedrängt durch eine andere Sage, die gegen das Ende des 12. Jahrhunderts bei Gottfried v. Viterbo erscheint, drei Jahrhunderte lang die Phantasie der Mönche beherrschte und zu mancherlei Veränderungen und Ausschmückungen reizte. War bisher die Gründung oder vielmehr angebliche Wiederherstellung des Klosters, um diesem die denkbar höchste Ehre zu erweisen, auf das persönliche Eingreifen des würdigen Papsts Leo IX zurückgeführt worden, so wurde jetzt Hirsau dadurch verherrlicht, daß es zum Geburtsort eines der kräftigsten deutschen Kaiser, Heinrichs III, erkoren wurde. Vor dem in dieser Gegend der Jagd obliegenden König Konrad I I flüchtete sich Graf Lupold von Calw in die Mühle bei Hirsau. Hier genas die Gräfin eines Knäbleins, dessen Geburt der König erfuhr nebst der Offenbarung, dieses Kind werde einst sein Tochtermann und Thronerbe werden. Der König gab darauf den Befehl, das Kind zu töten und ihm das Herz desselben zu bringen, zum Beweis, daß sein Wille vollzogen worden sei. Die Diener aber, von Mitleid ergriffen, können das Kind nicht töten und weisen dem König das Herz eines Hasen vor. Das ausgesetzte Kind aber wird von einem zufällig vorüberkommenden Herzog entdeckt und an Kindesstatt angenommen. Als es zum Jüngling herangewachsen war und dem König vorgestellt wurde, argwöhnt dieser bei seinem Anblick den ihm gespielten Betrug, sendet den Jüngling an die Königin mit einem Schreiben, das die Weisung enthält, denselben auf der Stelle ermorden zu lassen. Unterwegs liest ein Priester den Brief und setzt an die Stelle des Mordbefehls die Forderung, die Königin müsse dem Jüngling sofort die Tochter zur

Gemahlin geben. Das geschieht, und nun erkennt der König in der ganzen Fügung den göttlichen Willen, dem gegenüber der Mensch nichts vermag. Jedermann weiß, daß nicht ein Schwiegersohn, sondern ein Sohn Konrads ll Nachfolger wurde; als dessen Geburtsort aber ist Osterbeck in Geldern bekannt.

Länger dauerte es, bis die Erzählung von der Gründung des Aureliusklosters im Jahre 830 als Sage erkannt war. Denn diese wurde der Vergessenheit entrissen durch Abt Johann Tritheim von Spanheim und wurde durch die Erdichtung der Heilung eines Blindgeborenen bei einer Prozession mit den Gebeinen des heiligen Aurelius noch pikanter gemacht. Aber Trithemius, dieser größte aller Geschichtsfälscher, hat sich nicht entblödet, weil lediglich nichts über die Vergangenheit Hirsaus bekannt war, den ganzen Zeitraum zwischen der angeblichen ersten Gründung und der vermeintlichen Wiederherstellung mit einer vollkommen erfun­denen Geschichte des Klosters auszufüllen. Er beruft sich als auf seinen Zeugen auf einen gewissen Meginrad aus Fulda, der in seinem Geschichtswerk über das Kloster Fulda auch das von Fulda aus mit Mönchen versehene Kloster Hirsau berücksichtigt habe. Da bekommen wir eine von 830 bis 1003 fortlaufende Geschichte; die Namen, Geschicke und Taten der Aebte werden erzählt, eine Anzahl berühmter Lehrer und Schrift­steller mit den Titeln der von ihnen verfaßten Bücher werden namhaft gemacht. Nachdem durch eine Pest die meisten Mönche weggerafft waren, habe der Graf von Calw die übrigen fortgejagt und die Klostergüter an sich gerissen, das Kloster aber sei wüst dagelegen, bis Papst Leo aus Anlaß seines Besuchs in Calw den Grafen unter Androhung des Bannes zur Wiederherstellung des Klosters und Rückerstattung der geraubten Güter veranlaßt habe. Kein einziger von allen Aebten und kein einziger der genannten Schriftsteller hat je gelebt, auch der Zeuge Meginrad hat nirgends existiert als in der Phantasie des gewandten Trithemius, dem es gelungen ist, die Nachwelt bis über die Mitte des vorigen Jahrhunderts