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eines Anteiles der Bundesstaates für das Reich ein Ertrag von 35 Millionen erwartet wird. Ueber die Besteuerung der F e u e r v e r s i ch e r u n g s- policen, wobei Versicherungen unter 5000-/A freigelassen werden sollen, wird mitgeteilt, daß eine Stempelabgabe von Quittungen über ge­zahlte Versicherungsprämien vorgeschlagen wird, welche in Höhe von jährlich V« pro Mille der Versicherungssumme erhoben, ein Steuer-Auf­kommen von etwa 35 Mill. erwarten läßt. Der vorgeschlagene Steuersatz sei nicht so hoch, daß er zu einer Einschränkung der Versicherung- nahme führe oder die Versicherung der Roh­stoffe und Erzeugnisse über Gebühr verteuern könnte. Der Effektenstempel soll in fol­gender Höhe erhoben werden: von inländischen Aktien l?/r°/°°, von ausländischen 3"/»°, von Kuxen 3°/»o, von Einzahlungen auf solche 2 '/ 2 °/ov von inländischen Privatrenten- und Schuldver­schreibungen, sowie solchen ausländischer Staaten und öffentlicher Verbände 1°/«°, von sonstigen ausländischen Obligationen 1?/s"/oo, von Renten und Schuldverschreibungen inländischer öffentlicher Verbände 3"/°°- Der Mehrertrag wird auf ca. 10 Mill. ^ veranschlagt. Der Stempel bei Grundstücksüberschreibungen soll bei einem Steuersatz von Vs°/o 20 Millionen er­bringen. Der Wechselstempel soll nur für solche Wechsel, die länger als 3 Monate lausen erhoben werden. Der Checkstempel soll 10 betragen. Beide letzteren Stempel zusammen sollen einen Ertrag von ca. 20 Mill. bringen.

Berlin 14. Juni. Die zweite Lesung der Finanzgesetze in Verbindung mit der ersten Lesung der Ersatzsteuer-Vorlage wird auf die Tagesordnung der Mittwochsitzung des Reichstages gesetzt werden. Die Steuer- Vorlagen sollen in einer Generaldebatte nochmals besprochen werden, da die Finanzkommission dem Plenum ganz neue Vorlagen mit geringen Aus­nahmen unterbreitet. Nach einer allgemeinen Debatte von 4 Tagen glaubt man die Einzel­diskussion für jede Vorlage auf etwa anderthalb Tage ansetzen zu können, sodaß die zweite Lesung aller Steuervorlagen, auch der neuen Ersatzsteuern, am 3. Juli erledigt sein und die dritte Lesung sich sofort anschließen könnte. Die Verabschiedung der Besoldungs-Vorlage dürfte in zwei bis drei Tagen zu erledigen sein, sodaß etwa am 10. Juli der Reichstag sich auf den Herbst vertagen könnte.

Berlin 14. Juni. Die in Berlin weilende türkische Sondergesandschaft wurde gestern mittag 12 Vs Uhr in Gegenwart des Staats­sekretärs v. Schön vom Kaiser in Audienz empfangen. Um 1 Uhr fand beim Kaiserpaar Frühstück statt, wozu die Herren der Sonder- Gesandtschaft geladen waren. Abends wohnte der Kaiser, der wegen einer leichten Erkältung am Nachmittage seine Teilnahme an der Grünauer Ruder-Regatta absagen ließ, der Vorstellung der Aida im kgl. Opernhause bei. In der großen Hofloge hatten auf Einladung des Kaisers die Mitglieder der türkischen Sondergesandschaft Platz genommen.

Berlin 14. Juni. Der mit der türki­schen Sondergesandtschast hier weilende Bauten­minister Moradunghian äußerte in einem Interview

seine Freude darüber, daß Freiherr von der Goltz die Ernennung zum Reorganisator der türkischen Armee angenommen hat und wahrscheinlich schon in nächster Zeit nach der Türkei abreisen werde.

Berlin 14. Juni. Im Oktober dürfte im Reichstagsgebäude eine große Französische Kunstausstellung stattfinden, die von dem deutsch-französischen Annäherungs-Komitee orga­nisiert wird. Der Präsident des Reichstages Graf Stolberg hat in einem Schreiben an das Komitee seine Zustimmung zur Hergabe der Reichstagsräume ausgesprochen.

Berlin 12. Juni. Die englischen Geistlichen unternahmen heute vormittag eine Rundfahrt durch die Stadt. Mittags ver­anstaltete die Stadt ihnen zu Ehren ein Früh­stück in den mit Blumen geschmückten Festräumen des Rathauses. Oberbürgermeister Kirschner brachte einen Toast auf die befreundeten Sou­veräne Kaiser Wilhelm und König Eduard aus. Er trank sodann auf das Wohl der Gäste und sagte, daß, wenn die Angehörigen des hohen Berufs der Geistlichen sich der Sache des Friedens zwischen beiden Völkern annehmen, ihm dies die Hoffnung gebe, daß alle Mißver­ständnisse endlich überwunden werden von der triumphierenden Macht der göttlichen Liebe. Staatsminister v. Studt sprach den Dank des Komitees an den Magistrat und die Stadtver­ordneten von Berlin aus und zitierte unter der jubelnden Zustimmung der Anwesenden in deutscher und englischer Sprache die Weihnachts­botschaft, deren Erfüllung so recht eigentlich die Aufgabe des Besuches sei:Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Men­schen ein Wohlgefallen!" Ferner tranken die Stadtverordnetenvorsteher Michelet und Reichs­tagsabgeordneter Schräder auf guten Erfolg der Besuche. Von englischer Seite gaben der Ober­bürgermeister von Glasgow, Sir William Bils- land, Bischof von Taylor, Smith, und I). Tar- penter dem Dank der Gäste Ausdruck. Die Stadt überreichte den Gästen zum Andenken eine wohlgefüllte juchtenlederne Zigarrentasche mit dem in Gold geprägten Stadtwappen.

Aus Vorarlberg 13. Juni. In Dornbirn und dessen Gemarkung wurde Heuer der Maikäferfang mit großem Eifer betrieben. Es wurden an das städtische Bauamt 30 000 Liter Maikäfer abgeliesert und dafür 3400 Kronen Fangprämien ausbezahlt.

Paris 14. Juni. Die Erdbeben- Katastrophe hat 60 Tote und über 200 Ver­letzte gefordert. Nicht weniger als 5 Dörfer sind größtenteils zerstört. Gestern früh entstand in Aix eine neue Panik. Um 5 Uhr 25 Min. wurde abermals eine Erderschütterung wahr­genommen, die unter der Bevölkerung großen Schrecken hervorrief. Zum Glück ist niemand verletzt worden. Die Hilfsaktion für die Ver­unglückten wurde sofort organisiert. Clemenceau sandte als Erster 1000 Francs aus eigener Tasche. Der Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern, Maujan, sowie der Deputierte Pelletan sind nach Südfrankreich abgereist, um die Hilfeleistung zu

organisieren. In allen Orten des Erdbeben­gebiets arbeiten Militär und Bevölkerung an der Freilegung der Trümmer, um die etwa noch darunter liegenden Toten und Verwundeten zu bergen. Inzwischen hat man bereits angefangen, die Opfer der Erdbeben-Katastrophe zu beerdigen. Unter der Beteiligung der Behörden und der gesamten Bevölkerung wurden gestern in Rognes 13 und in Lambesc 12 Personen in einer ge­meinsamen Gruft beerdigt.

Rom 14. Juni. In Giminna in der Provinz Palermo brachen Volkstumulte wegen unerträglicher und ungerechter Steuer­belastung aus. Der Bürgermeister wurde be­droht, gegen die Carabinieri wurde tätlich vor­gegangen, sodaß Militär einschreiten mußte.

London 14. Juni. Eine Aufsehen er­regende Affäre, die auch politische Folgen zeitigen kann, wird in Petersburger diplomatischen Kreisen auf das lebhafteste erörtert. Zwischen den dortigen Botschaftern Deutschlands und Eng­lands, dem Grafen Pourtales und Sir Arthur Nicolson, ist eine ernste Reibung ent­standen, die in folgendem Vorfall ihren Grund haben soll. Ein Botschaftsrat der englischen Botschaft tat in einem privaten Gespräch einige despektirliche Aeußerungen über die deutsche Politik. Der zufällig in derselben Gesellschaft anwesende bayrische Gesandte Graf Moy machte dem deutschen Botschafter von den Worten des englischen Diplomaten Mitteilung. Graf Pour­tales erstattete darüber offiziellen Bericht nach Berlin und das deutsche auswärtige Amt ließ in London gegen das Verhalten des Botschaftsrates Vorstellung erheben. Der Botschaftsrat wurde aus Petersburg abberufen, erhielt aber eine einflußreiche und hervorragende Stellung in der persönlichen Umgebung König Eduards. In der nächsten Zeit schon soll der so gemaßregelte Di­plomat wieder auf seinen Posten nach Peters­burg zurückkehren und es ist zu besorgen, daß die Affäre infolgedessen wieder auflebt und noch peinliche Situationen herbeiführt.

Vermischtes.

Ein neues Sprengmittel für die Armee. Wie der KorrespondenzHeer und Politik" von sachverständiger Seite mitgeteilt wird, sind seit längerer Zeit in Deutschland Versuche im Gange, die bezwecken, die Pikrin­säure durch einen anderen Sprengstoff zu ersetzen, der noch mehr Vorzüge aufweist als diese. Die letzten Resultate, die die entsprechenden Versuche ergeben haben, lassen es wahrscheinlich erscheinen, daß ein neues Sprengmittel mit dem ungemein komplizierten NamenTrinitroluol" an die Stelle der Pikrinsäure treten wird. Ein ganz wesent­licher Vorteil des neuen Zerstörungsmittels besteht darin, daß man keine besondere Umhüllung bei seiner Verwendung gebraucht. Papphülsen und dergleichen fallen also weg. Dadurch wird natürlich für Geschosse z. B. ein größerer Raum verfügbar, was für den Geschoßinstrukteur von Wichtigkeit ist. Man kann dasTrinitroluol" ohne weiteres in die Hülle einer Granate ein­gießen oder Hineinpressen.

Amtliche und Privatanzeigen.

Dampfwalzbetrieb.

Die Dampfstraßenwalze wird in der Zeit vom 16. Juni bis etwa 1. Juli ds. Js. die Staatsstraße Nr. 103, CalwNagold, zwischen Calw und Kentheim bearbeiten.

Wenn die von der Walze zu bearbeitende Straßenstrecke vorübergehend abgeschrankt ist, haben Reiter und Fuhrwerke vor den aufgestellten Schranken so lange anzuhalten, bis die Erlaubnis zum Durchgang gegeben wird, was in der Regel geschieht, sobald die Walze in die Nähe der Schranken kommt.

Calw, den 14. Juni 1909. N Stratzeubau-Juspektiou.

I. V.: Reg.-Baumstr. Bäumler.

K. Amtsgericht Calw.

In das Güterrechtsregister wurde heute unter der Aufschrift:

Robert Maurer, Schiffskoch aus Simmozheim und Pauline Mau­rer, geb. Schmidt, von da eingetragen:

Die Eheleute haben durch Vertrag vom 21. Mai 1909 die Güter­trennung des Bürgerlichen Gesetz­buchs vereinbart.

Den 14. Juni 1909.

Oberamtsrichter

H ö l d e r.

9 Uhr an, im öffentl. Ausstreich ver­kauft, wozu Liebhaber eingeladen werden. Zusammenkunft im Walkmühleweg. Calw, 15. Juni 1909.

Stadtpflege.

Dreher.

Würzbach.

Kremchlch Unkliilf.

21^d*

Gemeinde aus Wald- distrikt Becherebene

Abt. 2 und 3, Zimmer Abt. 4,^Klötz- berg Abt. 3 und 4:

88 Rm. Prügel,

317 Rm. Anbruch.

Den 14. Juni 1909.

Gemeinderat.

Donnerstag, 17. Juni, abends 8 Uhr,

V <» it iriK

im Vereinshaus von Pastor Wehr Han aus Genua über die dortige

Seemannsmission.

Das Opfer ist für dieses Werk bestimmt.

Du KirschMltM

von etwa 50 Bäumen am Walkmühle­weg und von einem Baum im ehemal. Metzger'schen Garten an der Panorama­straße wird am nächsten Donnerstag, den 17. ds. Mts., von vormittags