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-Zrschsinungstage.- Montag. Dienstag, Mirtwoch, DsnnerSrag, Freitag und Tamsrag. Jnsertionspceis 1 Ü Pfg. pro Zeile für Stadtu. Bezirksorte; außer Bezirk >.2 Pfg.
Mittwoch, den 9. Zum 1909.
Bezrrgspr. ij d. Stadt V«fährl. m. Trägerl. Mk. r.SS. Postbezugspr. f. d. Orts- u. Nachbarortsverk.'/.jährl. Mk. 1.20, i ^
Ptk. 1 . 30 . Bestellg. in Württ. 30 Pfg. ,
__ im Fernverkehr
in Bayern u. Reich 42 Pfg.
TssesssmgLeiteu.
" Calw 9. Juni. In einem auswärtigen Blatte lesen wir folgende Schilderung des Kind er- festes: „Der Festzug begann um 2 Uhr. Es nahmen 1200 Volksschüler und 1600 Schüler höherer Schulen nebst 500 Handelsschüler teil. Auch bekränzte Wagen waren im Zug u. s. w." Nach dieser Darstellung hätte Calw bei einer Einwohnerzahl von 5300 Personen 3300 Schüler, eine Zahl, die nur eine recht große Stadt aufweisen kann. Es ist lächerlich, wenn derartige Angaben, die in keiner Weise den Tatsachen entsprechen, in die Welt hinausposaunt werden. In Wirklichkeit zählen alle hiesigen Schulen und Lehranstalten zusammen nur etwa 1200 Schüler.
Weil der Stadt 6. Juni. Unsere evangelische Brenzkirche wird zur Zeit nach den Plänen der Architekten Böcklen u. Feil in Stuttgart einer baulichen Verbesserung unterzogen. Die von Professor Steinhardt 1889- fertiggestellte Kirche hatte ein undichtes Dach, durch das Schneewasser und Regen ein- dringen konnten. Infolge dessen waren die Wandmalereien zerstört und hat das Gebäude auch sonst noch gelitten. Von Kreuzblumen und Wasserspeiern am Turm waren auch etliche Stücke abgebröckelt. Die Heizungseinrichtung war ganz ungenügend und so war eine Renovation der sonst noch jungen und schönen Kirche nötig. Es wurde ferner auch elektrische Beleuchtung eingerichtet. Zu den Kosten steuert der Gustav Adolf-Verein nach Kräften bei und die Oberkirchenbehörde machte durch Darbietung eines größeren Anlehens die rasche Ausführung der Bauarbeiten möglich. Die Baukosten, die seither auf die Brenzkirche verwendet werden mußten, sind ganz beträchtliche und es ist der evangelischen
Gemeinde für die nächsten Jahre auch wieder eine Kirchenkollekte in Aussicht gestellt worden.
Stuttgart 8. Juni. Die Zweite Kammer begann heute die Beratung des Eisenbahnbaukreditgesetzes. In Art. 1 werden als weitere Raten für die im Bau begriffenen sieben staatlichen Nebenbahnen 8145 000 Mark bestimmt. Die Kommission beantragt Zustimmung. Für die Bahn Tübingen—Herrenberg werden als Schlußrate 1300 000 gefordert. Ministerpräsident v. Weizsäcker teilte mit, daß die Teilstrecke Herrenberg—Pfäffingen am 10. August eröffnet werden wird und bemerkte weiter auf einige Ausführungen Lieschings (Vp.): das Programm der Regierung sei rascher Ausbau der begonnenen Nebenbahnen, Verschiebung künftiger Bauten auf längere Perioden unter gleichzeitiger gesetzlicher Fixierung derjenigen Nebenbahnbauten, hinsichtlich deren bestimmte Zusicherungen bereits gegeben sind. Die Regierung denke grundsätzlich nicht daran, den Nebenbahnbau für die Zukunft einzustellen. Sie erkenne an, daß hier kräftig vorgegangen werden müsse. Die Forderung wurde genehmigt, ebenso nach kurzem Referat des Abg. Körner (B.K.) die von 1 Million als dritte Rate für die Bahn Schorndorf—Welzheim, weiterhin ohne Debatte 2 750000 ^ als 3. Rate für die Bahn Göppingen—Gmünd, 800000 ^ als 2. Rate für die Bahn Böblingen—Dettenhausen und 900000 als 2. Rate für die Bahn Balingen —Schömberg. M ai e r-Rottweil(Z-) empfahl den raschen Ausbau dieser Bahn, der vom Minister zugesagt wurde. Auf eine Anfragedes Abg. Haußmann (V.) teilte Direktor v. Stieler mit, daß die Bahn im Sommer 1911 eröffnet werden könne. Die Bahn Jsny-Seltmans, für die als 2. und letzte Rate 455 000 gefordert werden, wird im Oktober fertig sein. Als 2. und letzte Rate
wurden schließlich noch 940000 .,// für die Bahn Weikersheim—Rötlingen u. Bieberehren—Creg- lingen genehmigt. Art. 2: 150000 ^77 als erste Rate für den württ. Teil einer Bahn von Sontheim nach Gundelfingen wurde nach einem längeren Referat des Abg. Andre (Z.) und nachdem Graf (BK.) die Heranziehung des Bezirks Heidenheim zu den Grunderwerbungskosten bedauert hatte, angenommen. In Art. 3 werden als ferner zu bauende Bahnen aufgezählt: Buchau—Riedlingen, Breiten—Kürnbach, Maulbronn Bahnhof-Stadt, Biberach—Uttenweiler, Böblingen— Renningen und Spaichingen—Nusplingen. Auf das Referat des Abg. Rembold-Gmünd (Zentrum) sprach Minister v. Weizsäcker seine Freude darüber aus, daß in der volkswirtschaftlichen Kommission der Gedanke, weitere Bahnprojekte hier anzugliedern, zurückgestellt worden ist. Gröber (Z.) trat für die Bahn Riedlingen—Buchau ein, Rösler (D.P.) für die Bahn Breiten—Kürnbach. v. Balz (D.P.) beantragte den gleichzeitigen Ausbau der Strecke Kürnbach—Leonbronn. Bedauerlich sei allerdings die Schmalspurigkeit der Zabergäubahn. Sie sollte beseitigt werden. Durch Annahme seines Antrags werde einer alten Eisenbahntragödie ein Ende gemacht. Die Abgg. Körner und Dr. Rübling (BK.) beantragten, die Regierung möge den Bau der Strecke Kürnbach—Leonbronn erwägen. Eine solche Zusage habe Präsident v. Stieler bereits gemacht. Rembold-Gmünd (Z.) betonte, daß eine Fortsetzung der projektierten Linie ohne weitere Verhandlungen mit Baden nicht möglich sei. Hildenbrand (Soz.) stimmte dem Antrag Körner zu, der dann angenommen wurde. Dr. Mülberger (D.P.) empfahl die Bahn Biberach—Uttenweiler. Möge ihre Fortsetzung nach Munderkingen nicht allzulange auf
Regina.
Roman von I. I 0 b st.
(Fortsetzung.)
„Aber du kommst bestimmt auf der Rückfahrt hier vor."
„Wenn es nicht zu spät wird."
„Ich erwarte dich, Wolf Dietrich, und wenn es Mitternacht werden sollte."
„Ich glaube, du ängstigst dich um mich. — Da schon wieder Tränen! Das werde ich dir abgewöhnen müssen", scherzte Wolf Dietrich, als er mit ihr dem Wagen zuschritt. „Der gewaltsame Tod des armen Wilhelm läßt dich wohl überall Gespenster sehen."
„Wäre das ein Wunder?" verteidigte sie sich, nur zu froh, daß er dergleichen vermutete.
Der Wagen rollte davon, und die Wartezeit begann. Unstet wandelte sie umher, von einer Arbeit zur anderen, von einem Ort zum anderen. Wenn der Amtsrichter von ihrem Eid erzählte! Vielleicht scherzend Wolf Dietrich von der furchtbaren Anklage Sibylles sprach wie von Altweibergeschwätz! Oder waren die Akten geheim, und der Diensteid band die Zunge? Was hätte sie dafür gegeben, darüber Gewißheit zu erlangen!
Wie die Stunden schlichen! Erst Essenszeit, denn in Klein-Ellern wurde nach altmodischer Weise Punkt 12 Uhr mit den Leuten Mittag gemacht. Nach Tisch legte sich Regina mit unerträglichen Kopfschmerzen zu Bett. Sie griff zu einem Schlafpulver, um die kreisenden Gedanken zu betäuben. Nur für kurze Zeit Vergessenheit, Ruhe um jeden Preis.
Es mußte ohne die Hausfrau Vesper gehalten werden; als sie erwachte, war es schon 6 Uhr. Sie rechnete, um acht konnte er vielleicht zurück sein. Sie lief zum Klostersee und saß lange in dem Borkenhäuschen,
bis die Unruhe sie wieder sorttrieb. Vielleicht war Wolf Dietrich schon daheim und wartete auf sie.
Es wurde Nacht, noch immer wartete sie auf den Geliebten. Mit jeder Stunde wuchs ihre Not, die Augen tief in den Höhlen, das ohnehin meist so blasse Gesicht hatte eine kalkweiße Farbe angenommen, und das Herz klopfte in wilden Schlägen. Ob sie ihm entgegenging? Wodan konnte sie begleiten.
„Geh zur Ruhe, Kind, du siehst ja aus zum Erbarmen, schlug Kraußneck vor.
„Ich kann nicht schon wieder schlafen, Vater. Die Nachtluft tut mir gut. Geh nur ruhig zu Bett, ich wandere mit dem Hund noch ein wenig umher."
„Na, wenn du nicht willst. Aber ich werde dich doch nicht allein lassen."
„Dann laß dir doch einen Grog in Wolf Dietrichs Zimmer bringen und lies die Zeitung."
Dieser Vorschlag hatte so viel Verlockendes für den alten Herrn, daß er sich nicht zum zweitenmal bitten ließ. Regina atmete auf, nun störte sie nichts mehr in ihren Gedanken.
War es denn wirklich erst gestern abend gewesen, daß er ihr zurückgekommen war? — Es schien ihr, als sei seit dieser Stunde Unendliches geschehen. Machte diese Angst, die in ihr war, die Minuten zu Stunden? Würde diese Oual auch in ihrer Ehe fortdauern oder würde seine Nähe sie verjagen? — Ach nein, seine Gegenwart würde die Angst vor Entdeckung nur verdoppeln.
Wenn sie nur erst die Gewißheit gehabt hätte, daß der Untersuchungsrichter ihren Eid verschwieg, dann war vieles, wenn nicht alles gewonnen. Sibylle hatte geschwiegen, sie würde es nicht wagen, ihre wahnwitzigen Anklagen Wolf Dietrich ins Gesicht zu schleudern. Und damit war auch das Geheimnis des Eides bewahrt.