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Reichsschatzsekretärs Sydow täglich längere Konferenzen statt über die dem Reichstage bei seinem Zusammentritt vorzulegenden neuen Steuern. Erst nachdem die Konferenz der Finanzminister und der leitenden Minister der Bundesstaaten im Reichsschatzamte stattgefunden hat, dürften bestimmte Beschlüsse bezüglich der Einbringung der neuen Steuervorschläge gefaßt werden.
Berlin 5. Juni. Die „Nordd. Allgemeine Zeitung" schreibt in ihrem Wochenrückblick zur Reichsfi nanzreform: Die Kommission hat dem zur Regelung der formellen Finanzverhältnisse dienenden Gesetzentwurf betreffend Aenderung im Finanzwesen aus eigener Initiative eine Reihe von Steuern eingefügt. Es müsse zunächst schon als bedenklich bezeichnet werden, wenn von der Kommission in den Finanzentwurf neue materielle Steuervorschriften hineingearbeitet werden, die mit dem Vorschläge der Regierung nicht Zusammenhängen. Noch schwerer wiegen die sachlichen Bedenken, insbesondere gegen drei der eingefügten Steuerprojekte: die Steuer auf Wertpapiere, die Mühlenumsatzsteuer und den Kohlenausfuhrzoll. In erster Linie ist es die sog. Kotierungssteuer, welche für Handel und Industrie, wie überhaupt für die gesamte deutsche Volkswirtschaft verhängnisvolle Folgen haben würde. Diese Steuer ist ungerecht, denn sie trifft den Aktionär, auf den sie abgewälzt wird, nicht nach seiner Leistungsfähigkeit. Sie verstößt überdies gegen die anerkannte Notwendigkeit, den gesamten Besitz heranzuziehen und sie enthält einen Eingriff in die Rechte und Interessen der deutschen Einzelstaaten. Dieselben Erwägungen lassen den oft erörterten Kohlenausfuhrzoll nach wie vor als ungeeignetewirt- schaftliche Maßregel erscheinen. Man würde sich einer schweren Täuschung hingeben, wenn man glauben wollte, daß die Steuer von den Grubenbesitzern selbst getragen würde. Außerdem bestehe die Gefahr, daß wenn Deutschland mit Ausfuhrzöllen vorginge, das Ausland seinerseits dem Beispiele
folgen und Ausfuhrzölle auf Rohmaterial lege, auf deren Bezug die deutsche Industrie angewiesen ist. Die Finanzreform, die bereits erhebliche Lasten für alle Volkskreise bedeutet, darf nicht noch mit Bestrebungen befaßt werden, die, mögen sie auch zum Teil populären Ideen entspringen, doch bezüglich ihrer Wirkung viel bestritten und keinesfalls bereits völlig geklärt sind. Was Deutschland zur Zeit braucht, ist eine Finanzreform.
Berlin 6. Juni. Der Aufenthalt des Fürsten zu Eulenburg in Bad Gastein dürfte nicht von allzulanger Dauer sein. Das von der Staatsanwaltschaft eingeforderte Gutachten der wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen ist nunmehr eingegangen und bezeichnet den Fürsten als vernehmungsfähig. Dieses Urteil der wissenschaftlichen Deputation ist durch Recherchen der Oberstaatsanwaltschaft über die Lebensführung des Fürsten in Liebenberg bestätigt worden. Es ist daher zu erwarten, daß Fürst Eulenburg bald eine gerichtliche Aufforderung erhält, zur Wiederaufnahme des gegen ihn schwebenden Verfahrens nach Berlin zu kommen.
Innsbruck 5. Juni. Zwischen Triefen und Vaduz stürzte der Postwagen infolge Schcucns der Pferde einen Fels ab Hang hinab, Der Postillon und sämtliche Insassen erlitten mehr oder minder schwere Verletzungen.
Paris 5. Juni. Die in Casablanca fahnenflüchtig gewordenen Fremdenlegionäre befinden sich noch immer im Gefängnis. Sie sollen vor das Kriegsgericht gestellt werden, sobald das Haager Verdikt veröffentlicht sein wird.
Petersburg 5. Juni. Die Stadt Moskau ist von einer gewaltigen Brandkatastrophe heimgesucht worden. Seit gestern Nachmittag brennt der Güterbahnhof, die Waren-Niederlagen der Moskau—Kasan—Bahn, 20 große Speicher, viele Lokomotiven und 6 Güterzüge sind von dem Feuer erfaßt. Die gesamte Feuerwehr Moskaus arbeitete bisher
erfolglos am Löschen des Brandes. Die Verluste betragen viele Millionen.
London 5. Juni. Der englische Aeroklub hielt gestern seine erste Jahresversammlung ab. Kapitän Cave-Brown forderte, daß England die Vorherrschaft in der Luft an sich reißen müsse und machte den Vorschlag, ein Luftschiff nach dem Zeppelin-Typ zu bauen. Es werde dann den englischen Ingenieuren gewiß ein Leichtes sein, an der Hand dieses Modells ein noch besseres lenkbares Luftschiff herzustellen.
Vermischtes.
Der eiserne Graf. So nennt die „T. R." den Grafen Zeppelin. Und in der Tat — die Bewunderung für den herrlichen Erfolg des II" ist gewiß berechtigt. Aber
man kann im Zweifel sein, ob nicht größere Bewunderung noch der greise Graf selbst verdient, der, wie erst jetzt bekannt wird, während der gesamten Dauer der 38stündigen Fahrt nur ein einziges Mal auf eine halbe Stunde das Kommando abgab. Wenn man bedenkt, daß Graf Zeppelin jetzt 72 Jahre alt ist, so muß man sagen, daß die Leistung eine eiserne Energie bekundet, die der allerhöchsten Bewunderung
würdig ist. Damit noch nicht genug! Auch
nach dem bedauerlichen Zwischenfall von Göppingen, der wohl manchen entmutigt hätte,
dem eisernen Grafen aber in seinem geradezu jugendlichen Optimismus nichts anhaben konnte, war an Ruhe für ihn nicht zu denken. Rastlos sauste er im Kraftwagen zwischen Friedrichshasen und Göppingen hin und her, was doch gewiß nach diesen zwei Tagen und Nächten auch keine Erholung war. Zur Abfahrt des Luftschiffes auch wieder zur Stelle und dabei rmt genug Elastizität, auch noch eine Ansprache zu halten. Bis zum letzten Augenblick auf dem Posten, bis der Luftkreuzer in seiner Halle war. Und noch im letzten Augenblick sah der Graf, wie gemeldet wird, ! „außerordentlich frisch" aus! Ein eiserner Mann!
Amtliche und prwatcmzeigen.
K. Amtsgericht Gatw.
Friedrich Hörmann, Bäcker und Bauer in Breitenberg, ist durch Beschluß vom 1. Juni 1909 wegen Trunksucht entmündigt worden.
Ten 4. Juni 1909.
Amtsrichter (gez.) Eh mann. Veröffentlicht durch Gerichtsschreiber Siber.
Mohichausverkauf.
Paul Heugle, Tuchmachers Eheleute hier, bringen ihr Wohnhaus dir. 457 in der Bischoffstraße am
Mittwoch, den 9. Juni 1999, vormittags 11 Uhr,
auf hiesigem Rathaus zur freiwilligen öffentlichen Versteigerung, wozu Liebhaber eingeladen werden.
Calw, 4. Juni 1909. NatSfchreiber Dreher.
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LonntsZ, cken 6. ^uni 1909.
Iungliberaler Verein Lalw.
Am Dienstag, den 8. ds. Mts., abends 8 V- Uhr, findet im „Badischen Hof" eine Hauptversammlung mit der Tagesordnung: Statutenänderung statt.
Unsere Mitglieder werden gebeten, zahlreich zu erscheinen.
Der Vorstand.
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empfiehlt seine reichhaltige Auswahl in
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in crime und weiß.
Calw, 7. Juni 1909.
Todesanzeige.
Nach langjährigem schwerem, mitGeduldertragenem Leiden, verschied gestern vormittag 11' - Uhr unsere liebe Mutter
Katharina König Wwe., geb. FSHnle, im Alter von 72 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen die Kinder:
Wilhelm, Therese u. Bertha. Beerdigung Dienstag nachmittag 2 Uhr.
Calw, 6. Juni 1909.
Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht, daß unsere liebe treu besorgte Gattin, Mutter, Großmutter und Tante
Luise Dierlamm geb Wagner, nach längerer Krankheit im Alter von 76 Jahren sanft in dem Herrn entschlafen ist.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen der Gatte: Chr. Dierlamm.
Beerdigung Dienstag nachmittag 5 Uhr.
Ernstmühl.
Anffricharbeit.
Am Donnerstag, den 10. Juni d. I., vormittags 9 Uhr,
wird die Anstricharbeit der 18 m langen Nagoldbrücke unterhalb des Orts im hiesigen Rathaus verakkordiert, wozu tüchtige Unternehmer eingeladen werden.
Gemeinderat.
AI.
empfiehlt
ID. ttsunnl«»', Konditor, Bahnhofstraße.
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Ein kräftiger Junge findet sofort gute Lehrstelle bei
Georg Wurster, Bäcker.
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Handelsgärtner.
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Ott- Jäkle,
Kunstbaumwollfabrik Hirsau.