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Amt;- und Anzeigeblatt für den GberamtsbeM Lalw.

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Lrscheinuugslage: Monrag, DieuStag. Mittwoch. Donnerstag. Freitag und Samsrag. Jnsertionsprei s 12 Psg. pro Zeus für Stadl u. Bezirksorte: außer Bezirk 12 Pfg .

Mittwoch, den 2. Zum 1909.

Bezugspr.i.d. Stadt ^«jährl.m. Trägerl. Mk. 1.25. PostbezugSpr. f.d. Orts- u. Nachbarortsverk.' ^jährl. Mk. 1 . 20 . im Fernverkehr Mt. 1.30. Bestcllg. in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich 42 Pfg.

Amtliche Bekauirtmach««ger».

Fande-ausStllsss vo« Fehrlittgsarbkite«.

Die Landesausstellung findet im Landes­gewerbemuseum statt und wird am 6. Juni eröffnet. Stuttgart, 26. Mai 1909.

Mosthaf.

Friedrichshafen 1. Juni. Die Luft­schiff ba ugesellscha ft teilt mit: In der Nacht als die Mitteilung in Berlin eintraf, daß Graf Zeppelin sich auf der Rückkehr befinde, sandte Kaiser Wilhelm ein Tele­gramm ab, in dem er seiner eigenen großen Enttäuschung, sowie der seiner Familie und der ganzen Einwohnerschaft Berlins Ausdruck gab über die unerklärliche Rückkehr des Grafen Zeppelin, nachdem dieser seine Ankunft gemeldet und das Luftschifferbataillon bestellt habe.Ich hatte gehofft", schließt das Telegramm,Sie als Gast in meinem Schlosse zu sehen, wo eine Wohnung für Sie bereit war. Ein Mahl mit Bowlen erwartete sie im Kasino, das wir gemeinsam mit ihnen einzunehmen hofften. Auf baldiges Wiedersehen in Berlin.'Ew. Ex­zellenz", heißt es in dem Telegramm weiter,ist es dem Berliner Publikum schuldig, das so freudig Ihnen entgegenkam, daß demselben für seine schwere Enttäuschung Genugtuung werde". Be­sonders hebt der Kaiser die Aufopferung hervor, mit der die Mannschaften der verschiedenen Re­gimenter trotz der Feiertage vom Urlaub herbei­geeilt waren, um bei der Absperrung mitzuwirken. Nachdem Graf Zeppelin nach der Landung in Göppingen nach 37stündiger Fahrt wenige Stunden geruht hatte, begab er sich nach dem Postamt in Geislingen, um ein Telegramm an

S. M. den Kaiser aufzugeben, in dem er dem Kaiser, der Kaiserin und der versammelt gewesenen kaiserlichen Familie, sowie der ganzen Bevölkerung Berlins und den wegen der mutmaß­lichen Luftschifflandung ausgerückten Truppen seinen Dank und sein tiefstes Bedauern ausspricht über die Enttäuschung, die er durch sein Nicht­erscheinen verursacht hat.Niemals", sagt Graf Zeppelin,habe ich die Absicht, Berlin zu be­suchen, noch dort zu landen ausgesprochen. Ich bitte Untersuchung zu veranlassen, wer das Tele­gramm an das Luftschifferbataillon, das so große Verwirrung hervorrief, gefälscht hat. Die Um­kehr wurde beschlossen, fährt Gras Zeppelin fort, weil bei Sturm und Regennacht sich die Fahrt verspätete und viel Benzin erforderte. Teilweise Irrfahrten in später, dunkler Nacht brachten weiteren unvorhergesehenen Benzinverlust. Starker Gegenwind ab Stuttgart machte eine kurze Landung zur Benzinaufnahme empfehlenswert. Navigations­verirrungen lenkten auf einen Baum. Hoffe in 6 Wochen mit dem hergestellten Luftschiff mich bei Ew. Majestät melden zu können!" An den Reichstag sandte Graf Zeppelin ein Tele­gramm, in dem er sein Bedauern ausspricht, daß wegen der Reparaturen an dem Luftschiff ein Aufschub der Einladung nötig wird. Das Luft­schiff, das mit 600 lex Ballast abfuhr, hat während der ganzen Fahrt trotz ungünstiger Verhältnisse, nicht einen einzigen Liter Ballast abgegeben. Es würde die Fahrt, wenn der Benzinvorrat gereicht hätte oder ergänzt worden wäre, ohne das un­glückliche Steuermanöver, das zur Katastrophe führte, einen überaus glänzenden Erfolg und einen erdrückenden Beweis für die Ueberlegenheit des starren Systems erbracht haben.

Friedrichshafen 1. Juni, lieber das Entstehen des Unfalls bei Jebenhausen äußerte sich Graf Zeppelin selber in folgender

Weise: Ter andauernde Gegenwind während der ganzen Fahrt hat außerordentlich viel Benzin erfordert. Kurz vor Stuttgart flaute sich der Wind ab. Das Luftschiff erhielt durch Einsetzen seiner ganzen motorischen Kraft eine flotte Fahrt so daß es bei rapider Geschwindigkeit mit dem noch vorhandenen Benzinvorrat und Wasserballast gut bis Friedrichshafen kommen konnte. Der Graf jedoch wünschte, auf dem Cannstatter Wasen, der besonders günstig zur Landung gewesen wäre, eine Landung auszuführen, um den Benzinvorrat und nötigen Wasserballast ergänzen zu können. Oberingenieur Dürr hielt es in Anbetracht der flotten Fahrt und des günstigen Kurses, sowie der noch geringen Entfernung nach Friedrichs­hafen besser, die Fahrt fortzusetzen. Am Steil­abfall der schwäbischen Alb bei Göppingen ver­stärkte sich der Gegenwind derart, daß die Geschwindigkeit des Schiffes kolossal vermindert wurde, und die Motors bei voller Kraftentwicklung den noch spärlichen Benzinvorrat aufbrauchten. Unbedingt mußte hier nun zu einer Landung geschritten werden. Dieselbe wurde dann auch bei dem böigem Wetter unter­nommen. Das Gelände muß als sehr ungünstig zur Landung bezeichnet werden; jedoch ist die Nähe der Jndustrieorte für eine Landung wert­voll, weil in diesen Benzinvorräte in größeren Mengen erhältlich sind. Der Graf vertraute auf seine schon so oft bewährten Steuerleute. Im letzten Momente bemerkte er aber, daß bei Einstellung der Seiten- und Höhensteuerung das Schiff unfehlbar mit dem einzigen im Gelände stehenden mächtigen Birn­baum in Kollision kommen mußte und er gab dementsprechend sein Kommando. Doch zu spät. Die Ballonspitze hatte sich in den starken Aesten des Baums verfangen, daß diese abgesägt werden mußten. Da das Schiff

Regina.

Roman von I. Iob st.

(Fortsetzung.)

Wie mochte er hier ruhelos umhergewandert sein, als er das Rechen­exempel lösen wollte, mit seiner Armut eine Familie zu gründen. Es folgte ihre Trennung, der Tag ihrer Hochzeit, an dem sie ihm für imme r verloren schien, der Abschied von seiner geliebten Heimat.

Und dieselben Stunden, die dem einen den Tod brachten, schenkten ihnen das neue Leben. Stand es nicht schon da, sie durch seine Pforten zu geleiten?

Der Mann, der eilenden Fußes durch den sinkenden Abend schritt, sah die selig lachende Frau am stillen Klostersee und der Glanz der ver­sunkenen Sonne lag noch in ihren dunklen Augen, die sie versonnen auf den späten Wanderer richtete, der sie zu dieser Stunde zu stören wagte. Der Hund gab kurzen Laut.

..Regina!"

>Wolf Dietrich!"

Ging es nicht durch die stillen Wasser, wie ein rauschendes Grüßen? Hüllte nicht aller Glanz des Himmels die beiden ein, die wieder in Liebe geeint waren?

Bis du endlich wieder daheim?"

Um nie wieder zu gehen."

Und hast mich so lieb wie einst?"

Viel, viel lieber. Mit jeder Träne, die mein Herz um dich geweint hat, wuchs meine Liebe."

Und ich kannte eine Zeit, in der ich zu Gott flehte, mir selbst untreu zu werden, damit ich dich vergäße."

Weil du dem Vater deines Kindes gegenüber ehrlich bleiben wolltest."

Es war eine schlimme Zeit, und alles Schöne und Herrliche das in mir war, wurde zur Sünde." Regina schmiegte ihren schönen Kopf innig an seine Brust, flüsternd sprach sie weiter:Wolf Dietrich, ich habe zu meinem Gott gefleht, daß er mir keinen Knaben schenke."

Was du auch tatest, es geschah aus Liebe zu mir, denn du wolltest mich als Herrn von Groß-Ellern sehen."

Ja, du mein starkes Leben, und aus deiner Hand will ich alles empfangen. Nicht ich wollte die Gebende sein, und wer weiß, ob du selbst deine bescheidene Heimat von mir angenommen hättest."

Es wäre mir nicht leicht geworden. Regina, denn damit hättest du alle Rechte auf Groß-Ellern verloren, und wir wären auf demselben Punkte angekommen wie damals. Doch warum wollen wir rückwärts sehen? Vorwärts, vorwärts ist die Losung."

Ja, wir wollen alles vergessen, Wolf Dietrich, was uns trennte."

'Nur das eine laß mich sagen. Ich muß dir danken, daß du in der Stunde, als ich vor meiner Abreise zu dir schlich, so fest bliebst. Ein Unsinniger war ich, von meiner Leidenschaft betört, denn wie durfte ich dich in die Gefahr bringen, bei einer heimlichen Zusammenkunft mit dem Manne deiner Liebe überrascht zu werden. Doch als der Zufall mir die Möglichkeit eines Wiedersehens bot, griff ich zu, ich vermochte nicht zu scheiden, ohne dir noch einmal in die Augen gesehen zu haben. Ich stürzte davon wie blind und toll, vielleicht dicht an dem lauernden Mord­buben vorüber. Er ist noch nicht entdeckt?"

Nein, Wolf Dietrich." Reginas Kopf drückte sich noch fester an seine Brust, damit er das tiefe Rot nicht sah, das ihr das wild klopfende Herz über das Antlitz jagte.Versprich mir, nie mehr mit mir über die Schreckensstunden, die deinem Abschied folgten, zu sprechen. Auch darf kein Mensch je erfahren, daß du in der Mordnacht bei mir warst."