Amts- und Anzeigeblatt sür den OberanttsbeM Calw.
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Erscheinur^gärage: Montag. Dienstag. Mittwoch. Donnerstag. Freitag und Samstag. Jnsertionspreis Pfg. pro Zeile für Stadt u.Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Amtliche Bekanritmachurrge«.
Bekanntmachung
betr. dir Einrichtung und de» Betrieb von Bäckereien und solchen Konditoreien, in denen neben de» Konditorwaren anch BSSerware« hergestellt werben.
Unter Bezugnahme auf das oberamtliche Ausschreiben vom 19. April d. I Calwer Wochenbl. Nr. 90 ist dem Oberamt sofort die Zahl der obengenannten Betriebe in den einzelnen Gemeinden des Bezirks durch die Schultheißenämter anzuzeigen. Das Oberamt beabsichtigt, die in der Min.-Verf. vom 12. März 1909 ß 1b vorgeschriebenen Plakate einheitlich Herstellen zu lassen.
Calw, 27. Mai 1909.
K. Oberamt. Amtmann Rippmann.
Bekanntmachung.
Die K. Regierung des Schwarzwaldkreises hat am 25. Mat 1909 die Wahl des geprüften DelwaltuugSkandidaten Johannes Maulbet sch von Göttelfingen, Oberamts Freudenstadt, zur Zeit Assistent beim Einwohnermeldeamt in Heilbronn, zum Ortsvorsteher der Gemeinde Ostelsheim bestätigt.
Calw, 27. Mai 1909.
K. Oberamt. Voelter.
An die Kgl. Ortsschulinheklorale.
Der Bezirkszeichenkurs wird am Mittwoch, de» 2. Juni, vormittags 8 Uhr hier im Saal des Georgenänms beginnen. Es wird den Teilnehmern empfohlen, Zeichengeräte für Freihandzeichnen (Rahmen, Blöcke n. s. w.) mitzubringen.
Die K. Ortsschulinspektorate werden ersucht, hievon den Lehrern, die sich zum Kurs gemeldet haben, Mitteilung zu machen. Denjenigen, welche wegen zu großer Zahl von Meldungen Heuer nicht zugelassen werden können, wird besonderer Bescheid zugehen.
Calw, 27. Mai 1909.
K ev. BezirkschultnspKtorat: Schmid.
Freitag, den 28. Mai 1909.
Tagesnenigkeiteu.
Calw. Wie wir vernehmen, wird das Kinderfest zufolge Beschlusses des Festausschusses am Donnerstag, den 3. Juni, abgehalten werden.
Calw 28. Mai. Wie bereits durch Inserate bekannt, wird der Kaninchenzüchterverein für Calw und Umgebung über die Pfingstfeiertage in der Turnhalle eine Ausstellung veranstalten um Interessenten seine Neuzüchtungen zur Schau zu bringen und ihnen Gelegenheit zum Ankauf erstklassiger Tiere zu bieten. Mit der Ausstellung ist auch eine Prämierung und Gratisverlosung verbunden.
Leonberg 27. Mai. Keinath's Hundezüchterei dahier erhielt bei der Internationalen Hunde-Aus st ellung in Nürnberg (in Konkurrenz von 739 Hunden) einen ersten und 4 zweite Preise, hiezu noch Zusatzpreise. Gewiß ein beachtenswerter Erfolg.
Wangen-Stuttgart 27. Mai. Das mit starkem Sturm am Dienstag abend niedergegangene Gewitter hat, wie sich jetzt zeigt, bedeutenden Schaden an den Obstbäumen auf Obertürkheimer Markung angerichtet. Durch den Sturm wurden auf dem linken Neckarufer, ca. 800 m von hier entfernt, mehrere schöne Obstbäume entwurzelt und viele starke, zentnerschwere Aeste von den Bäumen gerissen und 20 bis 30 m weit fortgeschleudert. Bei einem am Güterweg stehenden massiven Unterstandshaus wurde das ganze Dach in die Höhe gehoben und ca. 50 ein verschoben, wobei ein Teil der Steinmauer einsiel; auch wurden an diesem Weg 5 Telegraphenstangen umgerissen.
Tuttlingen 27. Mai. Nicht alle Jahre blüht die Tanne; aber Heuer hat sie wieder ihren reichsten Blütenschmuck entfaltet. In fast unendlicher Zahl leuchten aus dem Dunkelgrün
BezugLpr.i.d. Stabt'/Pährl.m. Trägerl. Mk. 1.25. PostbezugSpr. s.d. Orts- u. Nachbarortsverk. '/.jährl. Mk. 1 . 20 , im Fernverkehr Mk. I.so. Bestellg. in WUrtt. so Psg., IN Bayern u. Reich 42 Bsg.
der Fichtenzweige die lieblichroten Blütenkerzen. Fährt ein Windstoß ' durch den Wald, entführt er ganze Wolken von Samenstaub. Und wer zur Zeit bei trockenem Wetter durch den Forst wandert, dem färben sich ob dem geregneten „Schwefel" die Schuhe völlig gelb. Interessant war auch, laut „Gränzboten", eine Erscheinung nach dem letzten Gewitterregen. Wo am Wege ein Wasser stand, war dessen Oberfläche gelb gefärbt. Diese Beobachtung konnte auch da gemacht werden, wo weit und breit kein Fichtenwald in der Nähe war, ein Beweis dafür, welche gewaltige Mengen von Samenstaub die blühende Tanne erzeugt und wie leicht dieser verweht werden kann.
Von der oberen Donau 27. Mai. Die Futterpreise haben in diesem Frühjahr eine seit Jahren nicht mehr dagewesene Höhe erreicht. Selbst Stroh hat in den letzten Wochen nochmals angezogen. Zu alledem ist Heu wie Stroh überall nur sehr schwer zu bekommen, da der Futterverkauf schon seit einigen Monaten andauert. Da und dort wird nun eben in den Wiesen, die leider noch wenig Gras haben, gemäht, um der Not einigermaßen zu steuern. Auf den Albhöhen ist die Not besonders groß, auch lassen hier die Wiesen sehr zu wünschen übrig. Das jetzt einsetzende Regenwetter kommt daher in letzter Stunde und hält hoffentlich einige Tage an.
68. Friedrichsh afen 27. Mai. Von der Luftschiffbau-Z epp elingesellschaft wird uns telegraphisch folgendes mitgeteilt: Zu dem am 5. Juni geplanten Besuch der Reichstagsabgeordneten werden vom Luftschiffbau- Zeppelin auch Vertreter der Presse eingeladen. Wegen Raummangels aus dem Dampfer kann nur eine beschränkte Anzahl weiterer Gäste zugezogen werden. Es ist geplant, an 9 Vertreter der Presse offizielle Einladungen ergehen zu lassen, darunter drei an die Redaktionen der
Regina.
Roman von I. Iob st.
(Fortsetzung.)
Bei diesen Worten hatte der alte Förster die junge Frau behutsam in den Wagen gehoben und ermahnte Anton noch, welchen Weg er fahren Zollte. „Der Weg durch den Krähengrund ist nach dem schweren Regen der letzten Wochen zu schlecht, Frau Baronin," setzte er noch erklärend hinzu und schritt dann grüßend davon.
Trotz dieser Unterredung beschloß Regina, den Förster Willert zu sich zu bescheiden, um ihn selber zu befragen. Doch verlief die Unterredung völlig resultatlos, denn der Beamte behauptete, wieder ganz hergestellt zu sein. So mußte denn die junge Frau den Dingen ihren Lauf lassen.
Als auf den Feldern der Roggen in goldenen Aehren stand und die Ernte begann, nahte Regina ihre schwere Stunde. Nie hatte sie sich verlassener gefühlt als zu dieser Zeit. Vor Sibylle empfand sie geradezu Furcht, wußte sie doch, daß diese den Sohn und Erben von ihr verlangte. Ihr Vater wiederum und Onkel Bernhard, der für einen längeren Aufenthalt in Groß-Ellern eingetroffen war, versuchten, ihr jetzt schon tröstend über die Enttäuschung wegzuhelfen, wenn sie einem Töchterchen das Leben schenken würde. Sie selber litt unsagbar unter der Oual der Erwartung und es gab Stunden, wo sie Gott um den Tod bat.
In den letzten Tagen zog sie sich ganz in ihre Räume zurück, sie wollte keinen Menschen sehen außer der fremden Pflegerin, die Dr. Gläser besorgt hatte und die ihr sehr sympathisch war. Man ließ ihr ihren Willen und harrte voller Aufregung des kommenden Ereignisses. Es sollte früher eintreten, als man erwartet hatte. Eines Morgens begrüßte zugleich mit
der aufwachenden Welt ein kleines Menschenkind die aufsteigende Sonne mit seinem ersten Schreien — Regina von Ellern hielt in seligem Glück ein dunkelhaariges Mädchen im Arm, dessen zarte Stirn sie mit Tränen der Freude netzte.
Es war so leicht und rasch vonstatten gegangen, daß die Schloßbewohner erst davon erfuhren, als alles vorüber war.
Der erste, der in das Zimmer schlich — es war rührend zu beobachten, wie er sich bemühte, aus leisen Sohlen zu gehen — war Onkel Bernhard. Ihm hatte Anton die Geburt des Kindes zuerst melden müssen, und er hatte aus freien Stücken hinzugesetzt: „Und da es nunmal kein Junker ist, Herr Baron, so freue ich mich, daß wir unfern Wolf Dietrich zum Herrn bekommen. Und wer weiß, wozu unser Herrgott es so gefügt hat! Unsere Frau Baronin ist so jung und schön, und sie und der junge Herr Baron haben sich immer gut leiden mögen. Sie wüßte ihn auch lieber hier als unter den Feuermenschen."
„Ja, ja, Anton, ich sehne mich auch nach Wolf Dietrich. Das Hin und Her wird meinem Alter zu sauer", unterbrach der alte Herr die gutgemeinte Indiskretion des treuen Dieners.
„Na, jetzt wird er doch zurückkommen, Herr Baron?"
„lieber ein Jahr wird es noch dauern, Alter."
Anton schüttelte den Kopf und ging dann weiter, um seine Meldung bei der alten Gnädigen und bei Herrn von Kraußneck abzustatten. In der Tür drehte er sich noch einmal um und meinte: „Für die alte Frau Baronin wird es keine Freudenbotschaft sein, die ich bringe. Ich wollte, ich könnte einen anderen zu ihr schicken."
„Na, den Kopf wird es nicht kosten, Anton."
„Weiß Gott, Herr Baron, ich wollt' lieber im Feuer stehen als unserer Gnädigen gegenüber, wenn ich ihr melden muß, daß es mit dem kleinen Junker nichts ist. Und daß sich unsere Gnädige über die kleine