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Hals, so daß er mehrfache Verletzungen erlitten hat. Der Verletzte wurde in einem Automobil ins Krankenhaus verbracht. Die Insassen Ober­bergrat Richter-Stuttgart und diel,. Kommerzienrat Th. Lichtenberger blieben unverletzt.

Schramberg 17. Mai. Am Samstag und Sonntag war unser Ort in der größten Aufregung über den mysteriösen Tod eines 3'/-jährigen Knaben des Fabrikarbeiters Fitsch, der unter eigentümlichen Umständen erfolgt ist. Die Polizei und der Landjäger nahmen sich so­fort der Sache an und die Leiche wurde in das Spital geschafft. Am Sonntag vormittag traf die Gerichtskommission von Rottweil ein, die zunächst eine Ortsbesichtigung und ein Verhör in der Wohnung des Fitsch vornahm. Hieraus fand im Spital die Gegenüberstellung der Eltern mit der Leiche statt. Der Sektionsbefund er­gab, daß das Kind in bestialischer Weise miß­handelt worden ist und die Mißhandlungen den Tod zur Folge hatten. Die Hauptschuld trifft den Vater des Kindes, dem allem Anschein nach das eigene voreheliche Kind, das er erst seit einigen Wochen bei sich hatte, im Wege war. Der Rabenvater wurde am Sonntag in das Gefängnis nach Rottweil eingeliefert. Die ganze Bevölkerung ist über die Untat des erst 24jähr. Mannes empört. Die Frau, die selbst viel zu leiden hatte, ist auf freiem Fuß belassen worden.

Ulm 17. Mai. Der vom oberschwäbischen Verein für Luftschifsahrt angeschaffte Ballon stieg gestern zum erstenmale auf. Vormittags wurde im Hofe der Grenadierkaserne die Füllung vorgenommen, die mit den übrigen Vorberei­tungen um 11 Uhr beendet war. Dann hielt Hauptmann Neuschler als Vorsitzender des Vereins eine Ansprache, worauf er nebst Kommerzienrat Wieland und Tochter Else, sowie Oberleutnant Schott als Führer in der mit Blumenflor ge­zierten Gondel Platz nahm. Frl. Wieland voll­zog dann die Taufe des BallonsUlm", der sich dann unter den Hochrufen der vielen Zu­schauer in die Lüfte erhob. Da fast Windstille herrschte, entfernte sich der Ballon äußerst langsam gegen Nordwesten, über eine Stunde lang blieb er von der Stadt aus sichtbar. Das Wetter war für einen Aufstieg sehr günstig.

Biberach 17. Mai. Eine Büberei ist in vergangener Nacht auf dem Gigelberg verübt worden. An den, auf der sog. Sckillerhöhe auf­gestellten Büsten der Dichter Schiller, Göthe, Uhland und Wieland wurden die Nasen ab­geschlagen.

Friedrichs Hasen 15. Mai. Gas­herstellung für die Luftschiffbau-Z.-G. Fabrikant Th. Böhm aus Offenbach a. M. und Geheimrat Prof. Dr. Dieffenbach brachten die seit längerer Zeit schwebenden Verhandlungen über die Versorgung der Luftschiffbau-Zeppelin- Gesellschast mit Wasserstoff durch einen Vertrag zum Abschluß. Mittelst ganz neuen Verfahrens wird Kohlenwasserstoff, insbesondere Acetylen, in chemisch reinen Wasserstoff und amorphen Kohlen­stoff zerlegt. Das betreffende Verfahren ist von Ingenieur Macht olf in Böblingen erfunden und in einer dort bestehenden größeren Versuchs­anlage während langer Zeit im großen unter Kontrolle des Geheimrats Dieffenbach praktisch erprobt. Die Fabrikanlage wird neben dem Gasbehälter auf dem Lustschiffgelände erstellt und so beschleunigt, daß bis Herbst mit der Gas­herstellung begonnen werden kann. Infolge der Verbilligung der Herstellung des Gases ist die neue Erfindung von großer Bedeutung für den Luftschiffbau.

Vom Bodensee 14. Mai. Der Verein der Gasthofbesitzer am Bodensee und Rhein hat in seiner in Dornbirn veranstalteten Jahres­versammlung den Grafen Zeppelin zum Ehren­mitglied ernannt. An der für nächstes Jahr geplanten Bodenseenummer der Leipziger Illu­strierten Zeitung wird sich der Verein der Gast­hofbesitzer mit einem Zuschuß von 2000 beteiligen. Die nächste Jahresversammlung wird in Rorschach stattfinden.

Metz 17. Mai. Gestern Mittag fand in Gegenwart einer nach vielen Tausenden zählenden Menschenmenge, unter der sich viele Franzosen

und auch französische Offiziere befanden, in An­wesenheit des Prinzen August Wilhelm als Vertreter des Kaisers die Enthüllung des Kaiser Friedrich-Denkmals statt. Ander Feier nahmen unter Anderem teil: Statthalter Graf Wedel, Staatssekretär Zorn von Bulach, sowie der deutsche Botschafter in Paris, Fürst Radolin mit Gemahlin und die Spitzen der Militär- und Zivilbehörden.

Das Eisenbahnunglück bei Her - li sh ei m. Bei dem Eisenbahnunglück in Her- lisheim sind nach den bisherigen amtlichen Feststellungen folgende Personen getötet worden: 1. Lokomotivführer Choulat, Straßburg,

2. Lokomotivheizer Strack, Straßburg, 3. Loko­motivführer Krantz, Straßburg, in Mühlhausen gestorben, 4. Lokomotivheizer Altewein, Straß­burg, 5 Oberpostschaffner Ludwig Roll, Straß­burg, 6. Regierungsrefendar von Bötticher, Düsseldorf. Verletzt sind 1. Bremser Lambert, Schiltigheim, 2. Zugführer Lange, Kronenburg,

3. Hilfsbremser Rappold, Hausbergen, 4. Fabrikant Karl Buchholz, Krefeld, 5. Seifenfabrikant Wil­helm Schmitz, Zürich. Außerdem sind wahrscheinlich mehrere Personen leicht verletzt, die sich aber nicht gemeldet haben. Als Ursache des Un­glücks wird Wassermangel im Kessel des Güter­zugs angenommen.

Berlin 17. Mai. Im Reichstage gab heute Präsident Graf Stolberg bekannt, daß Graf Zeppelin in einem Telegramm den Reichstag zu einer Besichtigung seines Luftschiffes und zur Teilnahme an einer Fahrt am 5. Juni vormittags 11 Uhr nach Friedrichshafen einladet.

Berlin 17. Mai. Der Stand der Ver­handlungen über eine Verständigung hinsichtlich der Reichsfinanzreform ist unverändert. Es wird hinter den Kulissen weiter gearbeitet ohne daß bisher etwas Positives erzielt worden wäre. Wahrscheinlich wird mit Zustimmung der Regierung in der Finanzkommission ein Antrag wegen der Erb an fallsteuer in ähnlicher Weise eingebracht werden wie es mit der Reform der Fahrkartensteuer geschehen soll. Hinsichtlich der Tabakbesteuerung werden neuerdings aus beachtenswerten Interessentenkreisen folgende Vorschläge gemacht: 1) die Jnlandsteuer aufzu­geben, 2» den Wertzoll auf 50 - // für 100 leg zu ermäßigen, 3> eine Wertsteuer, welche sämt­liche Tabak-Fabrikate dem Werte entsprechend trifft und an das Ende der Fabrikate zu legen ist, vom Fabrikat zu erheben. Hierdurch soll der an Zoll und Steuer ausfallende Betrag, sowie die jetzt von der Tabaksteuer in der Finanz- Kommission vorgesehene Mehrbelastung von etwa 100 Millionen Mark gedeckt werden. Es wird erklärt, daß mit dieser einfachen Umgestaltung der bisherigen verwickelten und vielseitigen Be­lastung des Tabaks den Tabakpflanzern und Händlern, den Fabrikanten, den Groß- und Klein­händlern mit Fabrikaten und vor Allem auch dem kaufenden Publikum gedient werden würde. Diese Vorschläge werden augenblicklich im Reichsschatzamt näher geprüft.

Berlin 17. Mai. lieber die Konferenzen, die der Reichskanzler am Sonnabend und Sonntag mit Herren der Blockparteien gehabt hat und die auch im Laufe des heutigen Montags fortgesetzt werden sollen die Abreise des Fürsten Bülow zum Kaiser erfolgt erst abends erfährt dasBerl. Tagebl." aus zuverlässiger Quelle: Zu den Besprechungen waren Vertreter aller Blockparteien eingeladen. Die Konferenzen fanden indessen gemeinsam statt. Fürst Bülow konferierte vielmehr in seinem Palais immer nur mit Vertretern einer Partei. Dabei soll nun der Kanzler zu den liberalen Parteivertretern ausdrücklich und wiederholt erklärt haben, daß er niemals mit Konservativen und Zentrum wegen der Finanzreform ver­handelt habe und daß er nach wie vor am Block festhalte und immer noch der festen Ueber- zeugung sei, daß aus nationalen Gründen die Blockparteien sich wieder zusammen­finden müßten. Der Reichskanzler betonte erneut, die Regierung bestehe darauf, daß die Finanzreform noch in diesem Sommer erledigt werde, schon um die Beamtenbesoldungsgesetze

endlich in Kraft treten lassen zu können. Der Reichskanzler vertrat auch die Ansicht, daß die Kommission baldigst ihre Beratungen beenden müsse, damit der Regierung Gelegenheit gegeben würde ihrerseits Stellung zu nehmen und die erforderlichen Ersatzsteuern einzubringen. Der Hauptzweck der Konferenzen war aber offenbar, sich mit den Blockparteien über die eventuellen Konzessionen zu verständigen, zu denen sich die Parteien der Linken auf dem Gebiete der indirekten, die Konservativen auf dem Gebiet der direkten Steuern herbeilassen wollen. Wie verlautet, will die Regierung eine Erklärung über ihre Haltung und Absichten demnächst in der Nord­deutschen Allgemeinen Zeitung publizieren. Neben diesen amtlichen Konferenzen scheinen aber auch noch halbamtliche einherzugehen, deren Mittels­mann Freiherr v. Camp ist. Wie verlautet, hat am Sonnabend bei diesem ein Frühstück stattgefunden, zu dem u. a. auch Reichstags­präsident Graf Stolberg, die Abg. Basser­mann und Wi einer erschienen waren. Auch eine Reihe von Regierungsvertretern, darunter Herr v. Bet h mann-Hollweg waren anwesend. In dieser Besprechung soll man zu der Ansicht gekommen sein, den Block nicht als gescheitert zu betrachten, sondern doch noch zu versuchen, die Finanzreform mit ihm zu machen. Die Aus­arbeitung eines Kompromisses dürfte in den nächsten Tagen erfolgen. Vor der Hand soll die Finanzkommission ihre Arbeiten beschleunigen. Man will für eine Vertagung des Plenums auf vier Wochen eintreten. Die Kommission soll erst am Donnerstag vor Pfingsten Ferien machen und bereits Mittwoch nach Pfingsten ihre Arbeit wieder aufnehmen.

Konstantinopel 17. Mai. Heute früh wurden vor dem Parlaments-Gebäude 5 Re­aktionäre gehenkt, die Leichen aber bereits um 10 Uhr wieder abgenommen und begraben. Die Hingerichteten waren 1 Artillerie-Hauptmann und 1 Leutnant aus der Selimi-Kaserne in Skutari, sowie 3 Polizei-Kommissare.

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