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Angeln, doch solange es auch dauerte, jetzt gab sie den Einblick in den blendend hell erleuchteten Raum frei.
Reginas Augen fielen gleich auf die weit offenstehende Glastür, auf deren Schwelle ein Mer Mann lag, es war Wilhelm noch im Reisepelz, wie er den Schlitten verlassen hatte. Er lag auf dem Gesicht, die Arme weit vorgestreckt.
Ein irrer Schrei entrang sich Reginas Brust, er verklang dumpf im weiten Gemach, dann zog es sie zu der stillen Gestalt — sie wußte es genau, es war ein Toter, neben dem sie niederkniete, und dennoch rief sie seinen Namen.
„Wilhelm!" Wie erstickt würgte es sich aus ihrer Kehle: „Wilhelm, du bist nicht tot! Du willst mich nur erschrecken. So blicke doch auf, sage ein Wort. Wie hat das geschehen können?"
Sie versuchte, den leblosen Körper zu heben, ihre Kräfte wuchsen durch die Todesangst. Sie schleppte ihn ins Zimmer und bettete ihn, da sie ihn nicht aufzurichten vermochte, auf dem dicken Teppich, ein Lederkiffen schob sie unter seinen Kopf. Wie furchtbar die Augen des Erschossenen zur Decke starrten! Sie hatte ihn vom Pelz befreit und betastete sein Gesicht, seine Hände, sie legte ihren Kopf an seine Brust, um zu hören, ob noch Odem darinnen sei. Dann suchte sie nach der Waffe, sie blickte überall auf der vom Mondlicht taghell beleuchteten Terrasse umher vielleicht war sie ihm schon dort entglitten, und er hatte noch die wenigen Schritte gehen können bis zur Tür, wo er zusammengebrochen war.
Wie von Sinnen blickte sie um sich, nichts war zu finden. Sie lief zum Waffenschrank — der Revolver, den sie suchte, hing an seinem Platz, er war nicht auf die Reise mitgenommen worden. Nun kam ihr ein entsetzlicher Gedanke, sie eilte zu dem Toten zurück und suchte nach der Wunde. Sie streifte den Rock zurück, kein Loch war zu entdecken, kein Blutgerinnsel verriet die Stelle, in die die Kugel gedrungen war. Sie hob den Kopf, um das Haar an den Schläfen zurückzustreifen, da traf ihre Hand eine Stelle am Hinterkopf, wo der Lebenssaft in dicken Tropfen heraussickerte. Sie holte die Jagdmütze herbei, dort war das Loch — es klebten Haare und Blut daran.
„Ermordet! — Wolf Dietrich!"
Sie streckte mit einem Wehlaut die Arme von sich, als ob sie ein neues Schreckensbild sähe, dann brach sie bewußtlos zusammen.
Lange lag sie so. Kein Helfer kam, man glaubte das Ehepaar- längst zur Ruhe gegangen. Die große Standuhr im Herrenzimmer schlug Mitternacht, da bewegte sich Regina. Sie strich sich über die Stirn, sie blickte verstört umher. Dann fiel ihr Auge auf den leblosen Mann. Wie ein Hexensabbat kreisten die wilden Gedanken hinter ihrer bleichen Stirn.
Wieder war ihr erster Gedanke Wolf Dietrich, obwohl es ein Aberwitz war, ihn eines solchen Verbrechens zu zeihen.
Ihr Gatte war niedergeschossen worden aus einem Hinterhalt, ein feiger, wohl überlegter Mord. Aber wo war der Mörder? Es mußte ihn einer aufgelauert haben, er mußte mit den Gewohnheiten des Ermordeten genau vertraut sein. Vielleicht hatte er ihn durch das Fenster erschießen wollen, durch die Terrasse war es ihm ja bequem genug gemacht, sich heranzuschleichen. Aber so war er ihm noch besser vor die Büchse gekommen, wie auf dem Anstand war das edle Wild an ihm vorbeigezogen, und er hatte es niedergeknallt.
Wer ist's gewesen?
Beliebt war er nicht, er hatte es verstanden, sich in der kurzen Zeit seiner Herrschaft gefürchtet zu machen. Viele waren entlassen worden. Aber unter den alten Getreuen war keiner, der die Waffe gegen den Herrn erhob.
Ihr Blick fiel auf die Uhr. So spät schon, so lange war sie bewußtlos gewesen. Sie mußte Hilfe haben, aber wen?
„Der Vater!" — Daß sie nicht gleich an ihn dachte. Er war ein erfahrener Mann, er würde wissen, was zunächst geschehen mußte. Das Gericht mußte benachrichtigt werden. Mein Gott, mein Gott, die Mutter! Regina packte wieder das Grausen, und sie stürzte wie sinnlos die langen, einsamen Gänge entlang eine Kurbel nach der anderen aufdrehend bis alles taghell erleuchtet war. Sie mußte in jeden Winkel blicken können, überall sah sie den Mörder.
„Vater, Vater, wach auf! Es ist ein furchtbares Unglück geschehen," so rief sie an der Tür und rüttelte an dem Schloß, bis der schon etwas Schwerhörige aus seinem festen Schlaf erwachte.
„Ich komme, Regina. Was ist's, was mit Wilhelm? Er war doch so vergnügt auf der Fahrt. Ich selber habe ihn ja abgeholt, und er ließ den Wagen an der Terrasse halten, er wollte, er wollte dich überfallen wie der Dieb in der Nacht. — Ich komme schon. Ist er krank geworden, der Wilhelm? Er hat sich vielleicht in Berlin etwas übernommen. Ich kenne das, und Jugend hat keine Tugend."
Während der Alte so vor sich hinmurmelte, stand Regina, am ganzen Körper bebend, vor der Tür. Sie getraute sich nicht, allein zurückzugehen.
„Nun liebes Töchterchen was hat dich so erschreckt? Soll ich den Arzt holen? Wie du aussiehst! Das ist nicht gut, daß du dich so aufregst. Du mußt dich schonen, Regina, Wilhelm hat es mir auch ans Herz gelegt."
„Wilhelm ist tot."
„Was — was sagst du? Wilhelm tot — er war doch noch so munter und erzählte mir so gute Geschichten. Kind, es ist nicht wahr, es ist vielleicht eine Ohnmacht."
Er zog Regina, die ihn auf den kommenden Anblick vorbereitete, im Sturm mit sich fort.
(Fortsetzung folgt.) _
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