Talmer Mmlimblatt.
Samstag
Beilage z« Nr. LlL.
15. Mai 1S0S.
Privat-Anzeigen.
Weilverftavt.
Die Erben der 1' Pauline Stanger, Bierbranercibesitzers Witwe in Weilderstadt bringen am nächsten
Mittwoch, de» 19. Mai 1999, nachmittags 1 Uhr,
gegen Barzahlung znm Verkauf:
30 Stück noch guterhaltene Lagerfaj; von 900-1500 Liter haltend,
6 Gärbottich und 1 Vierbonzenwage«.
Die Besichtigung kann am Sonntag erfolgen. Nähere Auskunft erteilt Albrecht Aldinger, Kaufmann in Fellbach.
Liebhaber sind eingeladen.
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Norddeutschen TLollkämmerei und Kammgarnspiimerei in Bahrcnfeld.
haben in den meisten Geschäften; wo nicht erhält- weist die Fabrik Grossisten u. Handlungen nach.
Liefert s yanstrinik
(Lchutzmarke.)
ist und bleibt der beste und billigste
—— Volkstrnnk. .—
Ueberatt eingeführt. Voller Ersatz für Obstmost und Rebwein. Gesund u. bekömmlich. Biele Anerkennungen. Einfachste Bereitung. Weinstoff für 100 Liter mit la. Weinrosinen nur 4.—, mit Malagatrauben 8.— (ohne Zucker franko Nachnahme mit Anweisung, la. Weinzucker auf Verlangen zum billigsten Preise. Zell-Harmersbacher Weinsubstanzen-Fabrik
Liefert. Zell a. H. Meu).
ist nur ciann ecstter Löninßser - Tabak, venn ckas Paket ckie blntersckrikt trä^t:
Arnold 6önin§er in OuiskurZs
am kliein.
klrbeitsvergebung.
Zum Neubau meines 2stockigen Wohnhauses habe ich folgende Arbeiten in Akkord zu vergeben: 1. Maurerarbeiten, 2. Flaschnerarbeiten, 3. Gipserarbeitcn, 4. Schreinerarbeiten, 5. Glaserarbeiten, 6. Anstricharbeiten, 7. Terrazzoarbeiten.
Pläne, Arbeitsbeschrieb und Bedingungen können bei mir eingesehen werden und erbitte mir Offerten in Prozenten des Voranschlags ausgedrückt bis längstens Montag, den 17. ds. Mts., nachmittags 3 Uhr, ins Gasthaus zur „Sonne" einzureichen.
Unterreichenbach, den 13. Mai 1909.
Lri»8l EtuiSarbeiter.
Regina.
Roman von I. I o b st.
(Fortsetzung.)
Im Kamin prasselten die flammenden Scheite, die vor kurzem noch hoch getürmt waren, in glühende Asche zusammen, ein Funkenregen stob zur Ocffnung hinaus. Er weckte die beiden stillen Menschen aus ihren schmerzlichen Gedanken, so mußte auch ihre Liebe zu Staub zerstieben.
„Leb wohl, Wolf Dietrich, mein Trautgesell!"
Regina ließ den Tränen ruhig ihren Lauf. Und Wolf Dietrich beugte sich tief über ihre zitternde Hand und preßte sie mit einem irren Laut an seine Lippen. Die Liebe fiel ihn an mit wütenden Schmerzen, daß er daran zu vergehen meinte. Doch sah er in ihr stolzes, stilles Gesicht, das ihn bezwang, er entsagte allem ungestümen Begehren.
„Leb wohl, Regina! Die Liebe, die du mir einstens gegeben, die kann mir niemand rauben. Ich werde dich nie vergessen und diese Stunde auch nicht. Du warst die stärkere und hast uns vor Schuld bewahrt. Werde so glücklich, wie du es verdienst. Leb wohl!"
Er ging, und sie blieb einsam wie zuvor.
Wie ein Traum erschien ihr sein Kommen, wie ein Traum sein Scheiden. Unbeweglich lag sie in ihrem Sessel, die Tränen versiegten, die wilde Sehnsucht zerflatterte, der Schmerz starb dahin, eine wohltätige Apathie bemächtigte sich ihrer — die Reaktion trat ein.
Der klingende Schlag der alten Standuhr, die auf dem Kamin stand und die zehnte Stunde kündete, entriß sie dem seelischen Schlaf. Wilhelm konnte jeden Augenblick eintreffen. Sie ging in ihr Schlafzimmer und badete ihre Augen, sie sah jammervoll aus. Sie überlegte, ob sie das weiße Gewand, das sie so geisterhaft aussehen ließ, mit einem lichtgrauen, das Wilhelm so liebte, vertauschen sollte, aber sie fühlte sich zu müde dazu.
Sie suchte ihr Zimmer wieder auf, ließ die hohe Stehlampe mit dem rotseidenen Schirm aufflammen. Die würde schon den nötigen Refler geben, dann erwartete sie mit großer Nervosität das Erscheinen ihres Gatten, der sie sicherlich sofort aufsuchen würde.
Sie sollte sich nicht geirrt haben, sie hörte den Wagen an der Steintreppe Vorfahren und bald darauf Wilhelms Schritte auf den schneelosen Fliesen der Terrasse, er hatte den kürzesten Weg eingeschlagen. Nun ! wußte sie auch, warum die Tür unverschlossen geblieben war, er wollte sie überraschen. Er sollte den Willen haben, sie schloß die Lider, mochte ! er denken, sie sei eingeschlafen. Es fiel ihr so namenlos schwer, ihm jetzt in die Augen sehen zu müssen, in die Augen, die von einer unbarmherzigen Schärfe sein konnten.
Jetzt stand er wohl vor ihrem Fenster still und versuchte, durch einen Spalt sie zu belauschen. Sie kannte ja seine mißtrauische Art. Unwillkürlich blinzelte sie zu den Vorhängen hin und entdeckte mit nachträglichem Schrecken, daß sie einen Teil der Scheiben unbedeckt ließen. Ob sie ein neugieriges Auge mit Wolf Dietrich belauscht hatte, so wie es jetzt der eigene Gatte tat? Ihre Spannung wuchs bis zum Unerträglichen, warum verweilte er dort so lange?
Ah, jetzt ging er weiter, nun öffnete sich mit kaum hörbarem Knarren die Glastür seines Zimmers, das sicherlich, wie üblich durch den Diener- taghell erleuchtet war. Wilhelm konnte dunkle Zimmer nicht leiden. Lauschend hob sich ihr dunkler Kopf höher aus dem Kissen, ihre Füße glitten von dem Ruhebett zur Erde, sie vermochte dieses Warten nicht mehr zu ertragen, sie wollte ihm lieber entgegengehen.
Schon hatte sie sich erhoben und zögernd einige Schritte gemacht, als eine grelle Detonation in ihrer unmittelbaren Nähe sie erbebend zusammenfahren ließ. Die unheimliche Stille, die darauf folgte, ängstigte sie namenlos.
Was war geschehen? Hatte Wilhelm eine Schußwaffe in der Hand getragen, die sich von selber entlud?
Regina lauschte und getraute sich nicht, einen Schritt weiter zu tun. Es mußten doch Menschen kommen, die den Knall gehört hatten. Warum blieb Wilhelm, der ihn verschuldet hatte, so still? Warum kam er nicht zu ihr, sie zu beruhigen?
Die junge Frau bedachte nicht, daß die Dienerschaft sich auf der anderen Seite des mächtigen Baues befand, wo man wohl kaum den Knall vernommen hatte, und daß hier niemand etwas zu suchen hatte, es sei denn, daß der Kammerdiener besohlen wurde. Und das war selten genug, denn ihr Gatte brauchte sehr wenig Bedienung.
Ein unerklärliches, scharrendes Geräusch drang aus ihres Mannes Zimmer, dem ein dumpfes Aufschlagen folgte, als ob ein schwerer Körper auf den Boden fiele. Dann dieselbe unheimliche Sfille wie zuvor.
Der Lauschenden gerann das Blut in den Adern zu Eis, und mit bebenden Gliedern tastete sie sich an den Möbeln entlang bis zur Tür, hinter der etwas Furchtbares geschehen sein mußte. Vielleicht einer der grausigen Zufälle, die eine Selbstentladung einer Waffe zu begleiten pflegen.
Die schwere Eisentür bewegte sich langsam, wie widerwillig in ihren