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bahn. Die Beratung wurde sodann mit Rücksicht auf das im Cannstatter Kursaal stattfindende parlamentarische Essen um V-1 Uhr abgebrochen. Morgen Fortsetzung.
Stuttgart t2. Mai. Heute mittag gegen 2 Uhr erfolgte auf dem Schloßplatz ein Zusammenstoß zweier Straßenbahnwagen, wodurch der Perron des einen Wagens zerstört wurde. Trotz des riesigen Verkehrs zu dieser Zeit wurde niemand verletzt. Der demolierte Wagen wurde auf ein Nebengleis gebracht.
Stuttgart 12. Mai. Die an der Automobil-Lastwa gen-K onkurrenz beteiligten Wagen sind heute in allen ihren Gattungen vom kleinen Geschäftswagen herauf bis zum vollständigen Lastzüge hier eingetroffen. Sie werden morgen auf dem Gewcrbehalleplatz ausgestellt bleiben und von Generalstabsosfizieren, württembergischen wie bayrischen und preußischen, besichtigt werden. Das Publikum wird erst um 11 Uhr zugelassen. Die Fahrt hierher von Berlin hat 17 Tage gedauert; je 2 Offiziere hatten eine Kolonne von je 9 Automobilen unter sich und übten unterwegs die Kontrolle aus. Tie Leistungsfähigkeit der Wagen wurde fast durchgehend hoch erprobt. Insbesondere fallen die 17 Lastzüge der Verkehrstruppen auf, die wohlbehalten anlangten. Die Preisrichter brauchen bis zu ihrer Entscheidung noch einige Tage Zeit. Die meisten Wagen werden aber bereits am Freitag früh wieder abfahren.j
Zuffenhausen 12. Mai. In der Stuhlfabrik der Firma Karl HafnerL Sohn brach gestern nacht im Maschinensaal neben dem Kesselhaus Feuer aus und verbreitete sich rasch vom Parterre in das obere Stockwerk. Innerhalb einer Stunde gelang es der Feuerwehr, den Brand zu bewältigen. Die Jnnenräume sind aber fast ganz ausgebrannt. Der Materialschaden ist bedeutend: Als Ursache wird Selbstentzündung angenommen.
Eßlingen 12. Mai. Heute nacht wurde in Nellingen versucht, die Wirtschaft zum „Herzog Karl" anzuzünden. Der Brandstifter hatte das Feuer unter der Treppe im Erdgeschoß angelegt. Ein großes Unglück hätte entstehen können, wenn das Feuer voll zum Ausbruch gekommen wäre und den das Haus bewohnenden 20 Personen der Weg ins Freie über die Treppe abgeschnitten gewesen wäre. Heimkehrende Leute entdeckten das Feuer noch rechtzeitig und löschten cs.
Horb 12. Mai. Der Müllerverband für Württemberg und Hohenzollern hielt am Sonntag eine Generalversammlung im Gasthaus zum „Lindenhof" in Horb a. N. ab. Die Versammlung war von ca. 120 Kollegen besucht. I. Blank-Kanzach berichtete über die Verbandstätigkeit und die Lage des Mühlengewerbes. In eingehenden Ausführungen besprach Redner die bekannten Forderungen des Mühlengewerbes, Umsatzsteuer, Tariffrage, Identitätsnachweis, Einfuhrscheine u. s. w. Da die Regierungen den berechtigten Forderungen des Mittelstandes kein Wohlwollen entgegenbringen, müsse man auf die Abgeordneten einwirken und zu diesem Zweck müßten die gewerblichen Verbände Politik treiben, andernfalls komme man nicht zum Ziel. Der Glaube, daß die Regierung den Mittelstand vor den Aufreibungen durch das Großkapital schützen wollen, sei trügerisch gewesen. Der Bürgerstand müsse sich deshalb zusammenschließen, um die liberale, das Großkapital begünstigende Gesetzgebung zu bekämpfen. Gegen die keineswegs unaufhaltsame großkapitalistische Entwicklung müsse gemeinsam Front gemacht werden. Die Erhaltung eines selbständigen Mittelstandes liege im Interesse des des Staates. (Stürmischer Beifall). Verbandssekretär Hiller - Stuttgart berichtete sodann über die Tätigkeit des Verbandes in den die Kundenmühlen betreffenden Fragen. An dieses Referat knüpfte sich eine lebhafte Debatte. Fr. Schäfer- Dettingen beantragte die Annahme folgender Resolution: „Die Generalversammlung des Württ. Müllerverbandes hält die Aufhebung des K 100g der Gewerbeordnung im Interesse des Mittelstandsgewerbes gelegen und bittet die Regierung
und die Stände in dieser Richtung Schritte zu tun". Diese Resolution wurde unter lebhaftem Beifall angenommen. Hiller-Stuttgart berichtete darauf über die Aenderung der Verbandssatzungen. Die Nutereinteilung nach den politischen Kreisen soll ersetzt werden durch die Einteilung nach Handwerkskammerbezirken. Damit erklärt sich die Versammlung einverstanden. Die Wahlen ergaben die Wiederwahl der seitherigen Ausschußmitglieder. Erster Vorsitzender bleibt Blank- Kanzach, zweiter Heller-Hall. Keim-Reutlingen spricht unter lebhaftem Beifall dem Vorsitzenden Blank den Dank für seine energische Bemühung zur Hebung des Müllerverbandes aus.
Friedrichshafen 12. Mai. Graf Zeppelin ist wieder, von Stuttgart kommend, hier eingetroffen, ferner sind Geheimrat Professor Hergesell, Geheimer Legationsrat Lewald, Freiherr v. Soden und Gradenwitz hier angekommen. Das Luftschiff / II wird voraussichtlich heute nach der Reichsballonhalle verbracht, wo es bis zu seiner Fertigstellung bleiben wird, die in etwa 14 Tagen zu erwarten ist. — Das neue württembergische Salondampsboot „Friedrichshafen" unternahm gestern nachmittag seine erste Probefahrt, die sich bis Ueberlingen—Konstanz ausdehnte.
Pforzheim 12. Mai. Das Drama in der Parkstraße 3 hier, wo infolge Feueralarms sich eine Frau aus dem 4. Stock hinab auf die Straße stürzte, hat ein zweites Menschenleben gekostet. Der 4jährige Knabe Karl, des Goldschmieds Blau ist an den erlittenen schweren Brandverletzungen gestern im Krankenhaus gestorben. Die beiden Männer, die durch ihr mißverständliches Eindringen in den 4. Stock veranlassen, daß die Frau Bischofs aus Furcht vor Einbrecher in den Hof hinabstürzte, find über die unbeabsichtigten Folgen ihres Hilfeversuchs trostlos.
München 12. Mai. (Blutiges Drama.) Aus Braunau am Inn wird gemeldet: Gestern traf der Metzger Schallinger, dessen Frau vorgestern in Wien gestorben war, mit einem Koffer ein, den er als Passagiergut mit sich genommen hatte. In Braunau stieg er in einem Gasthofe ab und packte in Gegenwart eines Dienstmädchens den Koffer aus. Es stellte sich heraus, daß in den einzelnen von Papier umwickelten Packeten sich die Leichenteile seiner in Wien verstorbenen Frau befanden. Dann schloß er sein Zimmer ab und begab sich zu seinen Schwiegereltern, bei denen er sein 8jähr.
, Töchterchen untergebracht hatte. Er nahm das Kind mit in den Gasthöf, wo er es vergiftete. Darauf entfernte er sich. Heute früh wurde er mit durchschnittener Kehle auf einer Wiese tot aufgefunden. In einem (unterlassenen Briefe teilt Schallinger mit, daß er aus Not gehandelt habe.
— In München wurden bei einem fremden Amerikaner, der sich in der Theresienstraße eingemietet hatte, nachdem er den Besuch eines sich rasch wieder entfernenden Mannes erhalten hatte, Vergiftungserscheinungen bemerkt. Er starb im Krankenhaus. Seine von der Polizei beschlagnahmten Koffer enthielten eine große Menge Geld, goldene Uhren und Einbrecherwerkzeug. Auf einem der Koffer befand sich der Stempel: Windsor-Hotel in Philadelphia.
Paris 12. Mai. Allem Anscheine nach scheint die Ausstandsbewegung ins Wasser zu fallen, denn es streiken nicht ein Zehntel der Postbeamten und Unterbeamten. Der Betrieb ist fast überall ohne Störung weiter geführt worden und bis jetzt hat sich die Streikbewegung kaum fühlbar gemacht. — In der Provinz, speziell Marseille, Lyon und Bordeaux wickelt sich der Verkehr bis jetzt in normaler Weise ab. Nichtsdestoweniger erklärt das Streik-Komitee mit dem bisherigen Resultat zufrieden zu sein und kündigt innerhalb der nächsten 48 Stunden vollständige Lahmlegung des ganzen Betriebes an. Das Komitee rechnet besonders auf die Provinz.
Wien 12. Mai. Aus Wien wird gemeldet: Die in München verhaftete Juwelendiebin Baronin Rotgy ist das einzige Kind des Präsidenten der böhmischen Statthalterei,
Sektionschef Freiherrn v. Rotgy. Vor sieben Jahren trat sie in den Dienst der Baronin Zcegau und erwarb deren Vertrauen so vollständig, daß sie die ganze Geldverwaltung und die Verwahrung der Juwelen in Händen hatte. Auch als Malerin, deren Bilder im Künstlerhaus wiederholt ausgestellt waren, hat sie sich einen Namen gemacht. Die Ausrede, sie habe durch ihre Diebstähle Sorgen im Alter verhüten wollen, ist widersinnig, da sie ein Vermögen besitzt. Baronin Zcegau hatte auch ihre Zukunft sicher gestellt. Die Affäre erregt im Wiener Beamtenadel großes Aufsehen.
Brindisi 12. Mai. Der Kaiser und die Kaiserin sind heute Nachmittag hier eingetroffen und empfingen alsbald an Bord der Hohenzollern den Besuch des italienischen Königspaares. Der Kaiser nahm die Meldungen des Botschafters in Rom, v. Jagow, sowie des dortigen deutschen Militär- und des Marineataches entgegen; ferner empfing er die Spitzen der italienischen Marine-, Militär- und Zivilbchörden. Um 12 Uhr fand ein Frühstück beim König und der Königin von Italien auf dem Vittorio Emanuele statt. Bei diesem tranken die beiden Souveräne auf ihr gegenseitiges Wohl, auf das ihrer Häuser und ihrer durch den Dreibund geeinigten Länder, deren Bündnis drei Jahrzehnte hindurch sich als Friedenshort erwiesen habe. Der Kaiser gedachte nochmals besonders des schweren Unglücks, das Sizilien betroffen und gab der Bewunderung für die aufopfernde Tätigkeit Ausdruck, die der König und die Königin bei dieser Gelegenheit an den Tag gelegt hätten. Um 4 Uhr gaben die Majestäten an Bord der Hohenzollern den Tee, zu dem der König und die Königin mit Gefolge geladen waren. Um 5 Uhr erfolgte die Abfahrt nach Pola.
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