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Du hast es erraten, Regina", gab Wolf Dietrich zu, auch ruhig das Du gebrauchend, das ihr in der Erregung entfahren war.Wir hielten es vor dir geheim, da dein Vater dir besser eine Weile fernbleibt. Er kann ohnehin jetzt hier nicht verkehren, weil Onkel so krank ist. Wozu solltest du unnötig in einen Zwiespalt gedrängt werden! Warum Wilhelm es dich hat wissen lassen, ist mir unverständlich."

Sagt mal, seit wann duzt ihr euch denn?" fragte dieser, ohne es für der Mühe wert zu halten, sich zu erklären.

Da Wolf Dietrich, wie mir dein Vater so oft erzählt hat, hier von jeher Sohnesrechte genoffen hat, wäre mir eine andere Anrede verletzend er­schienen," erklärte Regina stolz.Wenn ich gefehlt habe, so bitte ich, es mit meiner Nnerfahrenheit zu entschuldigen. Doch es wird Zeit, daß ich mich nach Mama umsehe. Auf Wiedersehen bei Tisch!"

Die Herren blieben allein zurück und rauchten schweigend ihre Zigarre, eine schwüle Stimmung herrschte zwischen ihnen, die ein Wort zur Entladung bringen konnte. Wilhelm war sehr unzufrieden mit sich, er hatte sich eine Blöße gegeben, und Wolf Dietrich schwieg, weil er der Zeiten gedachte, wo die Geliebte in all ihrem Stolz und in ihrer süßen Weiche sein eigen gewesen war. Er bedauerte den Mann da vor ihm. Was hals ihm all sein Reichtum, was seine Stellung! Er konnte sich damit nicht die Liebe des Weibes erkaufen, an der er mit eifersüchtiger, glühender Leidenschaft hing, wie Wolf Dietrich erkannt hatte.

Regina stand derweil im ihrem Zimmer und rang die Hände. Wie sollte sie ihr Geschick ertragen, das sie an den Mann fesselte, der ihrem großmütigen, hilfsbereiten Wolf Dietrich so unähnlich war. Wie lang war noch die Zeit, bis sein Urlaub zu Ende war, und er Klein-Ellern und damit auch ihr fernbleiben konnte.

Ihr armer Vater war dort, er war in guter Hut. Der treue Helfer wollte nicht genannt werden, das sah ihm ähnlich. Warum hatte er es getan? Das mußte sie ihn noch heute fragen, und keiner durfte die Antwort hören als nur sie allein. Mochte Wilhelm wieder eifersüchtig werden. Ob er etwas ahnte ? Sie war zu unvorsichtig ge­wesen, und Wolf Dietrichs Augen mahnten bei jedem Blick an die ver­gangenen Tage ihres kurzen Glückes. 'Rein, sie durften sich nicht mehr sehen, oder sie fand den Mut nicht, ihr Leben weiter zu leben. Sie segnete in diesem Augenblick die stille Zeit, die die schwere Erkrankung des alten Barons für Groß-Ellern heraufbeschworen hatte. Vor diesem Leid mußte das eigene zurückstehen, und es mußte dem Kranken der > Glaube erhalten bleiben, daß sie eine glückliche Braut war.

Als Wolf Dietrich am Abend schied, geleitete das junge Paar ihn noch hinaus. Sie gingen auf Reginas Wunsch eine Strecke Wegs mit ihm, während der Diener das Pferd nachführte. Es war eine herrliche Sommernacht, und das Sternenlicht so hell, daß man sich noch in die Augen sehen konnte. Reginas weißes Kleid aus leichter, glänzender Seide, floß in weichen Linien um die jungen Glieder zur Augenweide Wolf Dietrichs, der immer wieder verstohlen zu ihr hinblickte, wie sie so stolz neben ihrem Verlobten hinschritt. Rur die Blässe ihres Gesichts verriet ihm ihre innere Erregung, und als Wilhelm sich dem Reitknecht zuwandte, um ihn zu bedeuten, auf dem Fahrweg voranzugehen, nutzte Regina den kurzen Augenblick aus. Sie richtete ihre ernsten, schönen Augen auf den Geliebten und fragte ebenso leise wie eindringlich:Warum nahmst du meinen Vater zu dir?"

Damit dein Opfer nicht umsonst gebracht wird, Regina."

Ich habe es gewußt, Wolf Dietrich, und ich danke dir."

4. Kapitel.

Baron von Ellern fühlte, daß er keine Zeit zu verlieren hatte, wenn er seine Kinder noch vor dem Traualtar sehen wollte. Er berief 'Regina in einer stillen Stunde zu sich, als Wilhelm die Begleitung seiner Mutter zu einer längeren Spazierfahrt erbeten hatte.

Mein liebes Kind, willst du mir vor meinem Scheiden noch eine große Freude machen?"

Vater, wie kannst du also fragen. Sage, was ich tun soll."

So laß mich noch erleben, daß du Wilhelms Frau wirst. Warum soll euer Glück so weit hinausgeschoben werden. Wenn ich gestorben sein werde, so würdet ihr aus Rücksicht auf Mama euch eine neue Wartezeit auserlegen."

Regina war neben dem Krankensessel niedergesunken und brach in bittere Tränen aus. Nur nicht zeigen, wie furchtbar sie diese Beschleu­nigung des gefürchteten Tages ihrer Ehe erschütterte. Es hieß, die Rolle meiterspielen vor den Augen des gütigen Mannes, den sie mehr liebte als den eigenen Vater.

Du bist eine gute, liebevolle Tochter, du wirst Wilhelm eine gute Frau werden. Sei ihm eine treue Gehilfin bei seiner Arbeit, die Zeiten sind andere geworden. Neue Menschen werden unter seiner Herrschaft hier einziehen, Kinder der jetzigen Zeit; die alten, treuen Beamten werden scheiden. Wilhelm ist anders geartet wie ich, er wird ihnen ein gerechter, aber auch ein strenger Herr sein; mildere du, wo du kannst und darfst. Du bist klug, deine Jugend hast Du auf dem Lande verlebt, der Verkehr mit den Leuten ist dir vertraut. Sie lieben dich schon jetzt, da du, ohne deiner Stellung etwas zu vergeben, sie doch fühlen läßt, daß du ein Herz für sie hast. Du findest ein reiches Feld der Arbeit, Regina, bestelle es mit nie ermüdender Geduld und ohne auf Dank zu rechnen. Früchte wird deine Arbeit dennoch tragen. Und wenn euch Gott also segnet, daß du übers Jahr deinen Erstgeborenen und Erben an deiner Brust hältst, dann denke in dieser Stunde an mich und erziehe ihn zu einem tüchtigen Menschen."

_ (Fortsetzung folgt.) _

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