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ressen entsprechen würde, weil dadurch die Preise der eigenen städtischen Grundstücke gedrückt würden. Er erklärte deshalb, daß er das Angebot zum Buchwert ablehne. Bezüglich der Person des Oberbürgermeisters sagte sich der BürgerauSschuß, er wolle es absolut vermeiden, den Stadtvorstand Vorwürfen auSzu- setzen, als habe er bei dem Verkauf einen bedeutenden Spekulationsgewinn gemacht. Andererseits glaubte er, daß mit Rücksicht auf die großen Verdienste und die langjährige Tätigkeit des Oberbürgermeisters in der Bodenpolitik, ferner auf die großen Werte, die er der Stadt schon verschafft hat und die nach Millionen zu berechnen find, und im Hinblick darauf, daß es unter der Würde der Stadt liegen würde, die unangenehme Situation des Stadtvorstandes auSzubeuten, aus der heraus er den Buchwert an- bot, ein höherer Kaufpreis als die Selbstkosten zu gewähren sei. Der Bürgerausschuß trug daher dem Wunsche des Oberbürgermeisters auf Reservierung eines Bauplatzes Rechnung und hielt eine Fläche von dreißig Ar für angemessen. Er setzte im übrigen den Kaufpreis für den Hof auf 125 000 fest, wobei die Mitte zwischen dem Buch- und Schätzungs­werte eingehalten wurde. Der Bürgerausschuß hatte nicht die Befürchtung, daß die Ehre des Stadt­vorstands in ein schiefes Licht kommen könnte, wenn er diesen Preis akzeptiere, meinte vielmehr, daß ihm niemand einen Vorwurf machen könne, da ja nicht der Oberbürgermeister es war, der diesen Betrag verlangte, da ihm vielmehr der Bürgerausschuß aus freien Stücken und ohne des Oberbürgermeisters Zutun den Preis einstimmig vorschlug. Niemand daher werde sagen können, der Oberbürgermeister habe spekuliert. Der Antrag des Bürgerausschusses ist dann beiden Kollegien zur Beschlußfassung vor­gelegt und gegen sechs Stimmen im Gemeinderat angenommen worden. Oberbürgermeister v. Wag­ner erklärte in der Folge nur dann sein Einver­ständnis mit dem Beschlüsse, wenn der Kaufpreis auf 105000 herabgesetzt werde. Dieser Preis wurde von den Kollegien acceptiert. Auf die Aus­führungen des Gemeinderats Mayer in der Sitzung, in der die Annahme dieses ermäßigten Preises be­raten wurde, erwiderte der Stadtvorstand mit der Erklärung, daß er für den Hof nur den Selbst­kostenpreis in Anspruch nehme. Maßgebend hiefür war die Entrüstung über die unverdienten Angriffe, die auf den Stadtvorstand gerichtet worden waren, sodaß das Zurückgehen auf den Buchwert nicht etwa als ein Zugeständnis etwa getanen Unrechts aufzu- fossen ist. Die Bürgerlichen Kollegien befaßten sich auch mit diesem neuen Angebot und entschlossen sich im Hinblick auf die Vorwürfe und Angriffe, die in der Sache auf die Kollegien und den Stadt­vorstand gerichtet wurden, zur Annahme des An­gebots zum Selbstkostenpreis. Bei vorurteilsloser Prüfung dieser den Tatsachen entsprechenden Vor­gänge wird man sagen müssen, daß sowohl die Kollegien, wie der Stadtvorstand die ganze heikle Frage nach allen Seiten hin reiflich erwogen haben, und daß es dem Stadtvorstand bei der ganzen Sache nicht im entferntesten darum zu tuu war, ein Spekulationsgeschäft zu machen. Wenn er dies gewollt hätte, wären ihm ganz andere Mittel und Wege zu Gebote gestanden, bei deren Ergreifung er gar nicht nötig gehabt hätte, seine Person und seinen Namen ins Spiel zu bringen?

Ulm 7. Mai. Auf Veranlassung der jungen Volkspartei findet hier am Samstag eine Volksversammlung statt, in der die an den Stadtvorstand gegebene Dotation von 50000 Mark als nichts anderes als die Gewinnüber­reichung vom Fürstenegger Hof erklärt und dem Oberbürgermeister nahegelegt werden soll, auf die Dotation zu verzichten, da sonst Ruhe und Frieden nicht wieder in der Gemeinde einkehre. Die bürgerlichen Kollegien erörterten gestern eine amtliche Beteiligung ihrerseits an dieser Versammlung und kamen, nachdem die großen Bedenken und die daraus sich ergebenden Kon­sequenzen angeführt worden waren, zu dem Be­schluß, im Interesse einer vollen Aufklärung der in der Oeffentlichkeit arg entstellten Sache, und um sich nicht dem Vorwurf feigen Auskneifens auszufetzen, möglichst vollzählig anzuwohnen und Gemeinderat Dr. Schefold und Bürgerausschuß­obmann Teichmann mit den amtlichen Referaten zu betrauen; außerdem ist das Sprechen jedem Mitglied freigestellt.

Pforzheim 7. Mai. Ter verstorbene Direktor der hiesigen Diskontobank, Max Groß, der auch Geschäftsführer des katholischen Vereins­hauses war, hat die Bank auf den Namen des Vereinshauses um 31000 . betrogen. Es kam zwischen der Bank und dem Vereinshaus ein Vergleich zustande. Darnach müssen die Aussichts-

ratsmitglieder des Vereinshauses der Bank eine Entschädigung von 21000 zahlen. Gestern wurde nun gegen 2 Mitglieder des Aufsichtsrats eine Zivilklage verhandelt, weil diese beiden ihrer Verpflichtung, je 2000 ^ zu zahlen, nicht nachkamen. Der eine, ein Steuerassistent G. wurde durch Versäumnisurteil verurteilt, weil er keinen Anwalt mitgenommen hatte. Gegen den andern, Goldschmied W-, wurde die Anklage für aus sich beruhend erklärt, weil er zahlen will, aber nicht kann.

München 7. Mai. Gras Zeppelin tras heute in München ein und bleibt hier bis zum 12. Mai. lieber die geplante Fernfahrt des ^ ll nach Berlin, erklärte Gras Zeppelin, diese Fahrt sei allerdings in Aussicht genommen, aber wann sie stattsinde und ob dies noch in diesem Monat möglich sei, hänge von so vielen Umständen ab, daß ein Zeitpunkt hiefür gar nicht festgesetzt werden könne.

Paris 7. Mai. Im ganzen sind zur Zeit 70 Postbeamte in Disziplinaruntersuchung. Grade diese Schärfe des Konfliktes läßt eine schnelle Entscheidung voraus sehen. Es wird darauf ankommen, auf welcher Seite die besten Vorkehrungen getroffen sind. Vorläufig spricht Alles dafür, daß die Regierung sich diesmal eine bessere Unterstützung gesichert hat, als ihre Gegner. Die Bewegung gewinnt in der Provinz an Ausdehnung. Ueberall halten die Postbeamten Versammlungen ab und erklären sich mit ihren Pariser Kollegen solidarisch.

Paris 7. Mai. Die Beamten des Te­legraphenamts haben sich in einer heute nacht abgehaltenen Versammlung im Grundsatz ebenfalls für den Generalstreik erklärt. Sie überlassen es dem Verbandsausschuß, den Zeit­punkt für den Beginn des Streiks zu bestimmen.

Paris 7. Mai. Die Fortdauer der alarmierenden Zustände in Klein asien erfüllt hier die politischen Kreise mit berechtigter Besorgnis. Tie Depeschen der Konsulate melden, daß die verübten Greuel förmlich ansteckend gewirkt haben. Tausend Armenier flehen in Merst na um Absyl, 3000 in Tarsus 800 in Alexandrette, 5000 in Latakich. Abdul Hamid, der Veranstalter der armenischen Metzeleien von 1900, ist auch der verantwortliche Urheber der jetzigen Greuel. Er hat, um eine Intervention der Mächte herbeizutuhren, die Kurden gegen die Christen gehetzt.

Wien 7. Mai. Wie das Fremdenblatt meldet, wird sich das deutsche Kaiserpaar, welches am 17. d. M. hier eintrifft, nur etwa 30 Stunden hier aufhalten. Während des Be­suches des deutschen Kaiserpaares wird auch der ungarische Ministerpräsident Wekerle, der ungarische Minister am kaiserlichen Hoslager, Graf Zichy, der Hofmarschall von Ungarn, Graf Apponyi, sowie der österreichisch-ungarische Bot­in Berlin, v. Szögyeny-Marich hier anwesend sein.

Lodz 7. Mai. In der vergangenen Nacht ist das polnische Theater, das unter der Leitung des Direktors Selwerowitsch steht, bis auf die Umfassungsmauern nieder gebrannt. Sämtliche Kostüme und Dekorationen wurden vernichtet. Das Gebäude war nicht versichert. Zwei im Theater schlafende Arbeiter erlitten schwere Brandwunden.

Vermischtes.

Aus Kreuznach wird eine Leichen­verwechslung gemeldet: Als der Krieger­verein den verstorbenen Veteranen Machemer mit klingendem Spiel zu Grabe geleiten wollte, wurde entdeckt, daß im Sarg statt der Leiche des Veteranen die eines jungen Mannes aus Waldböckelheim lag, während der Veteran nach dort transportiert und von den Angehörigen des jungen Mannes beerdigt worden war. Auf behördliche Anordnung wurde die Leiche wieder ausgegraben und nach Kreuznach gebracht wo die Auswechslung stattfand.

Meldungen über gewaltige Stürme, die am letzten Samstag in Amerika tobten und großen Schaden anrichteten, laufen aus ganz Amerika in New York ein. So wurden die atlantische Seeküste, sowie die zentralen Süd-

staaten und Küsten der großen Seen von einem Sturme heimgesucht, der 400 bis 500 Menschen das Leben kostete. Die Ernteaussichten sind in vielen Gebieten vollständig vernichtet. Auf den großen Seen gingen Schiffe zu Grunde, ohne daß man eine Spur von ihnen hat. Seit Jahren hat man einen derartigen Sturm in den Ver­einigten Staaten nicht erlebt. Der 1. Mai wird in Amerika zu Umzügen benützt, und der Sturm war so stark, daß große Möbelstücke ein­fach weggeblasen wurden. In manchen Fällen wurden die Pferde der Möbelwagen tatsächlich umgeworsen. Ein merkwürdiger Unfall war in Danville, Alabama, zu verzeichnen. Zwei Tele­phonangestellte kamen dadurch ums Leben, daß ein Blitz in den Leitungsapparat fuhr. In den Nordweststaaten tobte ein Schneesturm, der stark genug war, um selbst Eisenbahnzüge aufzuhalten. Im Mississippi-Tal war die angerichtete Ver­heerung außerordentlich. Man hält dort die ganze Ernte für vernichtet. Ganze Ortschaften wurden wie Kartenhäuser umgeblasen. Auch in Illinois, Tenessee, Alabama, Arkansas Georgia, Mississippi, Missouri und Pensylvanien herrschten Schneestürme. Auf den Weiden befindliches Vieh ging zu Grunde. Die Obstbäume in Süd­kanada erlitten großen Schaden. Nach einem Telegramm erlitt Chicago allein einen Schaden von 400 000 Pf. St. Die kanadische Nordwest- Eisenbahn liegt unter tiefem Schnee und ist unbefahrbar.

Standesamt Calw.

Geborene.

1. Mai. Helene Katarina, T. d. Ernst Louis

Wetzel, Zigarrenmachers.

2. Emil Ludwig, S. d. Elisabeth Bodamer,

led. Fabrikarbeiterin.

4. Emil Ludwig, S. d. Wilhelm Kolb,

Jacquardwebers.

Reklameteil.

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