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^ 97 . Amts- und AnzeigeblaLL für den Oberamtsbezirk Calw. 84 . Jahrgang

Erscheinungstage: Montag, Dienstag, Mittrvock. ronnerZlag, Freilag und Samstag. JnserlionEvreis

Mittwoch, den 28. April 1909

0 BezugSpr.i. d. Sradt^ ^.jährl.m. Trägerl. Mk. r.25. Pvstbezugsvr. j! f. d. Lrr4- u. Nachbarortsverk.' ^jährl. Mk. i. 20 . im Fernverkehr !! Mk. I.SO. DcfteUg. in Württ. 30 Pfg.. in Bayern u. Reich 42 Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekauntmachnug.

Am 12. Mai ds. Js. wird auf der Sraars- straßenffrecke Unterreichenbach, Liebenzell, Hirsau, Calw, 'Althengstett, Ostelsheim von einer vom Kais. Automodilklub veransraltelen inte nationalen Wcitbewerbssahrt für Nutz- und Lastwagen und von einer Uebungsfahrt der Lcrsnchsabteilung der Verkehrstruppen berührt werden.

An der Weltbcwerbsfahn werden 27 Fahr­zeuge (6 Omnibusse, 4 leichte Liefernngswagcn, 9 Lastwagen und 8 Lastzüge), an der mililärifchen Uebungsfahrt etwa 20 leichte Armeelastzügc nebst zugehörigen Begleitwagen teilnehmen.

Für die Wettbewerbsfahrt sind folgende Vorschriften erteilt worden, die für die militärische Ucbungsfahrr, soweit sie sich im Anschluß an die Wettbcwerbsfahrt vollzieht, sinngemäße Anwendung finden:

!) Bei der Fahrt sind die allgemeinen straßen­polizeilichen Vorschriften und die besonderen Vorschriften über den Verkehr mit Kraftfahr­zeugen einzuhalten, soweit nicht im Nachstehen­den weitergehende Vorschriften gegeben sind.

2) Die Fahrgeschwindigkeit darf innerhalb der Ortschaften sowie auf belebten Straßen außer­halb derselben 12 km in der Stunde nicht überschreiten.

3) Das Nebcneinandcrfahren ist verboten, ebenso innerhalb der Ortschaften jedes Ilebcrholen fahrender Kraftfahrzeuge.

4» Die Veranstalter der Fahrt haben für jeden durch die Fahrt selbst oder ihre Vorbereitung am Straßenkörper und seinen Zubehörden ent­standenen Schaden vollen Ersatz zu leisten.

5) Die Kosten für alle von den zuständigen Be­hörden veranlaßten Maßnahmen zum Schnee des Verkehrs, des Publikums, des Straßen­körpers u. s. w. anläßlich der Fahrt und ihrer Vorbereitung sind auf Anfordern von den Veranstaltern der Fahrt zu tragen.

Tic endgültig fcstgcstcllle Fahrordnung wird später gekannt gemacht werden.

Die Ortsbehörden werden hievon jetzt schon in Kenntnis gesetzt, damit etwaige Hindernisse inner­halb und außerhalb der Orte beseitigt und Aus­grabungen in den Straßen für die Zeit der Fahrt vermieden werden können.

Ealw, 28. April 1909.

K. Oberamt.

V o c l t e r.

Tsgesneuigkeite«.

" Calw 28. April. Aus dem Rathause fand gestern mit dein Bezirksrat, den bürgerlichen Kollegien von Calw und dem Vorstand des Evangelischen Vereins eine Besprechung über den Anschluß an die Wanderarbeitsstätte n- Organisation und die Einrichtung einer Wanderarbeitsstätte in der Oberamtsstadt statt. Der Ministerialreferent Amtmann Dr. Haußmann und Stadtpfarrer Wüterich in Stuttgart er­stattete Referat über diese neugeplante Ein­richtung. Eine endgültige Beschlußfassung wird durch die bürgerlichen Kollegiert in Calw und durch die Amtsversammlung noch zu treffen sein.

Calw. Am 12. Mai. wird (laut oberamtl. Bekanntmachung im heut. Blatte) eine vom Kais. Automobilklub veranstaltete Wettbewerbs­sah rt für Nutz- und Lastwagen bezw. eine Uebungsfahrt der Versuchsabteilung der Verkehrs­truppen in unserer Gegend stattsinden und ist dazu die Staatsstraßenstrecke Unterreichenbach, Liebenzell, Hirsau, Calw, Althengstett, Ostelsheim ausersehen. An der Wett- bewerbsfahrt werden 27 Fahrzeuge < 6 Omni­busse, 4 leichte Lieferungswagen, 9 Lastwagen und 8 Lastzüge), an der militärischen Uebungs­sahrt 20 leichte Armeetastzüge nebst zugehörigen

Begleitwagen teilnehmen. Die Fahrordnung wird später bekannt gemacht werden.

Calw. Wie wir vernehmen ist der Badische Hof" l Besitzer Hr. D. Schmid) ver­kauft und geht mit dem I. Juni in den Besitz von einem Fachmann, Herrn Fr. Braun in Kniebis, über. Die Kaufsumme beträgt 8500(U77.

Leonberg 27. April. Die Amtsver­sammlung hat die Einrichtung einer Wander­arbeitsstätte in Leonberg beschlossen. Dem Bezirkswohltätigkeitsverein wurde ein jährlicher Beitrag von 400 ..// zur Verfügung gestellt, ferner wurden der landwirtschaftlichen Winter­schule, dem Bezirksgewerbeverein, sowie der Württ.- Hohenzoll. Vereinigung für Fremdenverkehr jähr­liche Beiträge verwilligt.

Tübingen 26. April. In der heutigen Amtsversammlung wurde u. a. Bauwerkmeister Neutschler ausOberhaugstett, OA. Calw, zum Oberamtsbaumeister und Oberfeuerschauer gewählt.

Lustnau27. April. Der frühere Straßen- wart Helbe fiel über das Geländer die Stege hinunter und verletzte sich lebensgefährlich. In bewußtlosem Zustand brachte man ihn in die chirurgische Klinik nach Tübingen. Die Kosten des Rath aus um bau es betrugen insgesamt 160 000 ./7 mit Inneneinrichtung. Dafür ist hervorragendes geleistet worden.

Vaihingen a. F.27. April. Eine große freudige Ueberraschung war vier hiesigen Arbeitern beschieden, als sie vernahmen, daß ihr gemeinsam gekauftes Los mit dem 1. Gewinn, 40000 ../7, gezogen sei. Den Leuten, von denen jeder eine größere Familie zu ernähren hat, ist dieser unverhoffte Gewinn zu gönnen.

Heilbronn 27. April. Seit einigen

Aegina.

Roman von I. I o b n.

I. Kapitel.

lieber dem Flußtal lag dämmernd die kommende Nacht. Noch stand das leuchtende Tor am Westhimmel, durch das die Sonne wie ein Held geschritten war, der glorreiche Taten vollbracht hat. Hatte sie nicht heute der Menschheit einen Tag geschenkt, so voll von ihrer Wärme, so über­quellend von glühendem, blühendem Leben, daß eine jegliche Kreatur ihre Kräfte wachsen fühlte, und alle Herzen jauchzend spürten, wie das Dunkle weit, weit da hinten lag, und es nun vorwärts ging dein Lichte entgegen.

Leise verklang das Vogellied in den Wäldern, die die grün goldene Pracht ihrer zarten Blätter trugen wie ein köstliches Geschmeide, so hoch und stolz ragten die vielverzweigten Kronen himmelan. Nur wie ein weiches Schlummerlied Harste der Abendwind seine Weise und von den Wiesen her, wo die weißen Nebelfrauen ihren Reigen begannen, zog ein süßer Tust, er füllte das Tal mit seinem berauschenden Atem.

Der Strom floß schwer und träge seine Bahn, als habe er keine Eile, keine geschwätzige Welle störte sein gleichmäßig tiefes Rauschen, lieber den stillen, tiefen Wassern zog ein einziges Boot seine Bahn, es fuhr pfeilschnell mit der Strömung. Die Ruder, die es vorwärts trieben, hielten ein paar kräftige Fäuste umspannt, und der Körper des Fahrenden machte selbst im Sitzen den Eindruck einer mächtigen, auffallend großen Gestalt. Als das Boot an einem schmalen Steg landete, der inmitten eines Weidengehölzes weit ins Wasser gebaut war, schwang sich der Mann mit einem Sprung auf die unter seinem Gewicht ächzenden Bretter, die Kette des Fahrzeuges um einen Pflock schlagend. Er lüftete die bequem sitzende Jagdmütze von dem blondem Haar und wischte sich die heiße Stirn, die in ihrer auffallenden Höhe und Breite zu der außergewöhnlichen Er­

scheinung gut paßte. Die scharfen hellblauen Augen blickten spähend umher, es war, als ob sie einen Lauscher fürchteten, dann schritt Wolf Dietrich von Ellern durch die sich hier als schmales Band am Fluß entlang ziehende Wiese zum nahen Wald hin, der den Höhenrücken bis zum Fluß des steilen Ufers krönte. Man konnte diese den Strom begleitenden Höhen kaum Berge nennen, und doch wirkten sie als solche in der Landschaft, die sich von diesem Puntke aus in eine weite Tiefebene verlor.

Ein schmaler, steiler Pfad führte direkt empor, und durch das dunkelnde Waldinnere stieg Wolf Dietrich so eilig bergan, als liefe der Weg im ebenen Tal. Beneidenswerte Lungen mußte die breite Brust bergen, denn der Atem war um nichts beschleunigt, nur die Flügel der scharf vorspringenden Nase vibrierten, verrieten aber wohl dadurch mehr eine innere Aufregung Die Lippen waren fest geschlossen, und das wohl geformte Kinn ein wenig vorgeschoben eine Energie verratend, die aus jeder Gebärde und aus jedem Zuge des anziehenden Gesichtes sprach.

Nun stand er droben, der Pfad lief in einen breiten Fahrweg aus, den er voller Ungeduld verfolgte, als er die Bank unter einer Riesen­buche zu seinem Erstaunen leer fand. Noch einige Minuten, und er bog in einen schmalen Weg ein, der bei einem Pavillon endete. Wolf Dietrich schien am Ziel, denn er trat ein, sich mit ungestümer Bewegung, die seine Ungeduld nur zu deutlich verriet, aus einem der Korbsessel niederlassend, die sich um einen runden Tisch zwanglos gruppierten. Auch hier sänd er niemand seiner wartend.

Die Fenster des alten Gemäuers gaben den Blick in die Tiefe frei. Es stand auf einer vorspringenden Spitze des Höhenrückens, eine breite Schneise war von hier aus durch den Hochwald geschlagen, so daß das Auge weit hinausschweisen konnte. Es war ein schönes Stückchen Erde, das sich da drunten ausbreitete und sich in dämmerndes Licht hüllte. Noch sah man das leuchtende Grün der Wiesen und die Silberbahn des Stromes. In der Ferne, wo die Schalten dunkler wurden, tauchten die