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ein Rührmichnichtan, aber es plötzlich zu beseitigen, würde die Landwirtschaft und den Getreidehandel, schwer treffen. Die ganze Materie müsse einmal die Budget-Kommission beraten. Abg. Dr. Suedekum führt aus, der Vorschlag auf Kommissionsberatung komme einer Verschleppung gleich. Das Volk werde ausgewuchert zu Gunsten, eines kleinen Teiles des Volkes. Abg. Graf Kanitz (kons.) gibt einen historischen Ueberbkick über das System der Einfuhrscheine. Es sei nicht richtig, daß die Getreidepreise so hoch sind, nur die Brotpreise seien von den Bäckern in die Höhe getrieben, weil sie ungeheure Profite einstecken wollen. Die ganze Einrichtung der Getreideeinfuhrscheine liege auf dem Wege des Freihandels, den die Linke doch auf ihre Fahne geschrieben habe. Er, Redner, verstehe daher nicht, wie die Freisinnigen ihre Resolution einbringen konnten. Seine Partei lehne sie ab. Abg. Webe r (natl.) empfiehlt seinen Aenderungs- antrag zum Anträge Ablaß. Soweit in der Begünstigung des Einfuhrscheinwesens dürfe man nicht gehen, daß man dieses auch auf Kaffee und Petroleumeinfuhr ausdehne und dadurch einer ungesunden Spekulation Vorschub leiste. Abg. Gothein (frs. Vg.): Das jetzige System schließe offenbare Ausfuhrprämien für Getreide in sich. Wohin wir mit solchen Ausfuhrprämien kommen, zeigt ja das Beispiel der Zuckerprämien. Mit diesen Ausfuhrprämien wird nur wieder der Getreidepreis im Inland gesteigert, nachdem sie der Landwirtschaft doch schon durch Zölle ein ! enormes Geschenk gemacht haben. Der Antrag z Weber ist unzureichend, es ist ein Scheinantrag j ohne jede Wirkung. Staatssekretär v. Beth- : mann-Hollweg erklärt, die erhöhte Ausfuhr ! von Roggen und Hafer sei eine Folge der - gesteigerten Produktion. Die Beobachtung müsse Klarheit darüber schaffen, ob dies eine dauernde oder nur eine vorübergehende Erscheinung sei. Erst dann könnten die verbündeten Regierungen zu der vorliegenden Sache Stellung nehmen. Abg. Freiherr v. Camp (freikons.) lehnt die freisinnige Resolution ab. Abg. Stolle (Soz.) tritt für sie ein. Dann geht die Resolution Ablaß an die Budget-Kommission. Morgen 2 Uhr erste Beratung der Strafgesetznovelle, zweite Beratung der Zivilgesetznovelle.
Schloß Achileion 22. April. Die Blajestäten machten heute morgen einen Spaziergang. Zur Frühstückstafel war die Kronprinzessin von Griechenland geladen. Heute nachmittag unternahmen die Majestäten mit der Kronprinzessin und dem Prinzen Oskar, sowie den Umgebungen einen Ausflug in Automobilen nach Palaecastrizza.
Wien 22. April. Wie die „Neue Freie Presse" wissen will, soll der deutsche Kaiser die Absicht haben, die Rückreise von Corsu nach Berlin über Wien anzutreten und Kaiser- Franz Joseph einen Besuch abstatten.
Konstantinopel 22. April. Die 1. Staffel der Komitee-Armee, deren Ankunft heute vor dem Uildiz erwartet wird, besteht aus 36 Bataillonen, 15 Schwadronen und 73 Geschützen. Die Umfassung Konstantinopels erfolgt aber nicht nur von der europäischen, sondern auch von der asiatischen Seite. Ferner bringt der Dampfer „Kythnos" der deutschen Levante-Linie 1050 Soldaten von den Dardanellen nach Smyrna. Alle Behörden sind angewiesen, die Sofias, die dem reaktionären Klub angehören, einzufangen, wenn sie nach Anatolien kommen. Die Bedingungen, die das Komitee der hiesigen Regierung stellt, enthalten folgende Punkte: Garantie durch den Sultan für die Konstitution, ferner eine Untersuchung darüber, welchen Grad der Schuld der Sultan an der Truppenerhebung trägt, drittens Abdankung und Bestrafung aller Schuldigen.
K onstan t inop e l 22. April. Die Unterhandlungen der Jungtürken mit dem Sultan dauern noch fort. Der Großwesir erklärte auf eine direkte Anfrage, der Sultan werde bleiben. Die Einigung zwischen dem Monarchen und dem Parlamentsheere werde ohne Vermittelung der Mächte erfolgen. Die Armee werde nach einigen Tagen zurückkehren. In einer geheimen Sitzung beschloß das Parlament die Absetzungssrage nochmals zu erörtern. Die flüchtigen Abgeordneten erklärten, erst in Begleitung des Heeres nach Konstantinopel zurückzukehren.
Konstantinopel 22. April. Die Liste der von den Jungtürken zu bestrafenden Personen enthält 543 Namen. Die Liste
befindet sich in den Händen des Generals Hues- znie Pascha, der jetzt im Hauptquartier von Halkali steht. Unter den 543 Leuten befinden sich 11 Palastbeamte, 22 Publizisten, davon 17 Redakteure von Zeitungen. Der Rest sind Militärs und Hodschas. Zahlreiche Hodschas verlassen zu Schiff, per Bahn und zu Fuß Konstantinopel, vor der Operations-Armee flüchtend.
London 21. April. In Belfast verbrannten eine halbe Million Gallonen Whisky in dem Lagerhaus der Firma Mac Connell. Der Branfi,entstand dadurch, daß 2 Arbeiter ein Fgß, Allen ließen, dieses durchschlug den Boden deF tl. Stockwerks und barst. Der Whisky geriet durch eine Gasflamme in Brand und das ganze Lagerhaus stand in einem Augenblick in Flammen. Arbeiter und Zollbeamte, die einen Löschversuch machten, mußten Hals über Kopf fliehen. Die herbeieilende Feuerwehr wurde durch die Dämpfe des brennenden Whiskys an erfolgreichem Einschreiten verhindert. Viele Feuerwehrleute mußten aus dem brennenden Gebäude getragen werden, weil die Dämpfe und der Rauch sie überwältigten. Auf den Straßen floß der ausströmende Whisky in feurigen Strömen. Die Flammen sprangen darauf auf die chemischen Werke über, was zu beständigen Explosionen führte. Die Höhe der Flammen war außerordentlich und ein schwarzer Rauch verhüllte von Zeit selbst das Sonnenlicht. Gegen 8 Uhr abends stürzte eine Mauer ein und verletzte 6 Zuschauer schwer. Auch zwei Feuerwehrleute liegen schwer verletzt im Hospital. Die Feuerwehr be- sckiränkte sich schließlich darauf, die der Brandstätte benachbarten Straßen vor den brennenden Whiskyströmen zu schützen. Der angerichtete Schaden wird auf wenigstens 5 Millionen Mark geschätzt. _
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Fortvtaz Wlserttoidia» Domini, 25. April. Vom Torrn 72. Kirchenchor: Jesu from er Menschenherden etc. Predigtlied: 357, Von dir will ich nicht weichen etc. 9ys Uhr- Vormittagspredigt, Vikar Köstlin. 1 Uhr: Christ, Mehre für die Söhne.
Donnerstag, 29. April. 8 Uhr abends: Bibelstunde im Vereinrhaus, Stadtpfarrer Schmid.
Keiertag Philippus und Jak öus, 1. Mai. 9^2 Uhr: Predigt in der Kirche, Vikar Köstlin.
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Danksagung.
Für die große tröstliche Teilnahme aus Anlaß des Todes meiner lieben Mutter, für das Geleite bei der Ueberführung in die Heimat, den Gesang des Kirchenchors und die zahlreichen Blumengrüße sage ich namens der Hinterbliebenen herzlichen Dank.
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Am Sonntag, den 28. April, findet die diesjährige
General-Versammlung
im Badischen Hof hier statt. Beginn präzis 4 Uhr.
Tagesordnung:
1. Rechenschafts- und Kassenbericht.
2. Rückblick auf das 60jährige Bestehen des Vereins.
3. Bekanntgabe über Genehmigung der Gesuche der ferneren Lehrliugshaltung.
4. Antrag auf Abänderung des 8 6 der Statuten.
5. Wahlen des Vorstandes und der Hälfte des Ausschusses.
6. Anträge und Wünsche.
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